Papers by Michael Wutzler

Die Entwicklung der Geschlechterverhaltnisse zeigt zugleich eine zunehmende Gleichstellung und ei... more Die Entwicklung der Geschlechterverhaltnisse zeigt zugleich eine zunehmende Gleichstellung und eine Persistenz mannlicher Dominanz. Der staatlichen Ehe werden hierbei perpetuierende Effekte zugeschrieben, da sie zwischen Offentlichem und Privatem vermittelt. Am Beispiel der Bestimmung des Ehenamens kann dem Zusammenspiel von patriarchalen Strukturen und individuellen Handlungsmustern nachgegangen werden. Die Bestimmung des Ehenamens ist weder ausschlieslich eine Frage burokratischer Ordnung noch ist sie als rein personlicher Entschluss zu verstehen. Nicht nur wurden restriktive Regelungen aufgebrochen, zugleich erwuchs die egalitare Beziehungsfuhrung zu einem Leitbild. Doch Gleichberechtigung setzt sich nicht umfassend durch: In Deutschland bestimmen ca. 75% der heiratenden Paare ausschlieslich den Nachnamen des Mannes zum Ehenamen. Im Artikel wird anhand von narrativen Paarinterviews der Frage nachgegangen, wie die Kontinuitat dieses Ungleichgewichts zu erklaren ist. Dafur wurden s...

Development and realization of parenthood depend on the historically specific problematization of... more Development and realization of parenthood depend on the historically specific problematization of child welfare/well-being. The practices of youth welfare service and modern parenthood are primary orientated towards the collective protection and strengthening of the child’s autonomy. According to Foucault, family could be understood as a disciplining architecture and simultaneously as a biopolitical regime of the child’s body. In this regard, the second step would be to discuss the main regulative effects of the judicial concept child welfare/well-being (Kindeswohl) and the major transformational processes of the German youth welfare service. Historically, the regulations of family and socialization were based explicitly on rigid gender norms (traditional family framework). However this article intends to examine how these rigid norms are getting replaced by a decentralized manifold networking and screening of socialization. Instead of a disciplining architecture with a relatively c...

In der paar- und familiensoziologischen Forschung wird die Eheschliesung vor allem als fur sich s... more In der paar- und familiensoziologischen Forschung wird die Eheschliesung vor allem als fur sich stehendes paarbiografisches Ereignis behandelt. Zentral ist dabei die Debatte daruber, inwieweit die Eheschliesung als rite de passage oder rite de confirmation verstanden werden sollte. Infolge gesellschaftlicher Individualisierungs- sowie De-Institutionalisierungsprozesse wird argumentiert, dass die Eheschliesung ihre Bedeutung als Statuspassage eingebust hat. Die Grundung und Entwicklung von Paarbeziehungen, die Anerkennung als reife Person sowie die Rechte und Pflichten als Erwachsene*r sind seit langem unabhangig davon, ob Paare ihre Partnerschaft staatlich legitimieren lassen. Auch hinsichtlich des Wechsels oder der Verknupfung familialer Zugehorigkeit sowie der Entwicklung von Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen wird der Trauung meist nur noch ein formaler Charakter zugesprochen. So wird argumentiert, dass der Statuswechsel von einem nicht- zu einem verheirateten Paar sich nur...

Zeitschrift für Rechtssoziologie
Zusammenfassung Emotionalisierung und Rationalisierung sind elementare Prozesse westlich-moderner... more Zusammenfassung Emotionalisierung und Rationalisierung sind elementare Prozesse westlich-moderner Gesellschaften. Eindrücklich lässt sich dies anhand von Paarbeziehungen nachzeichnen, deren Transformation im Übergang in die Moderne zugleich von der Autonomisierung der emotionalen Bindungen und der Verrechtlichung dieser Bindungen gekennzeichnet ist. Die den Paarbeziehungen zugrundeliegende emotionalen Bindungen folgen einer anderen Logik als die Formalisierung des Rechts und zugleich unterliegt jede intime Beziehung rechtlichen Rahmenbedingungen. Die individuelle emotionale Vergemeinschaftung über Höchstrelevanz und Nicht-Austauschbarkeit steht der Sachlichkeit, Vertragsförmigkeit und Austauschbarkeit des Rechts gegenüber. Die Individualisierung und Deinstitutionalisierung intimer Beziehungen haben die rechtliche Normierung des Intimen nicht aufgelöst. Rechtliche Regulierungen üben nicht nur Zwang aus, sondern geben auch die Möglichkeit, intime Beziehung zu gestalten. Es obliegt den...
Sozialer Sinn
Zusammenfassungist ein umkämpfter Begriff. In der Literatur zur Kinder- und Jugendhilfe zeigt sic... more Zusammenfassungist ein umkämpfter Begriff. In der Literatur zur Kinder- und Jugendhilfe zeigt sich, dass der Offenheit des Begriffs insbesondere mit den Versuchen begegnet wird, Kindeswohl (multi-)perspektiv, über bloße Konturen hinaus zu definieren und professionelle Verfahrensstandards zu erarbeiten. Andererseits wird die Kontingenz fallorientierter Praxis hervorgehoben. Jedoch wird kaum thematisiert, welche Bedeutung die

Österreichische Zeitschrift für Soziologie
ZusammenfassungAnhand von 34 leitfadengestützten Interviews mit heterosexuellen Paaren aus Deutsc... more ZusammenfassungAnhand von 34 leitfadengestützten Interviews mit heterosexuellen Paaren aus Deutschland, die kurz vor ihrer Eheschließung stehen, untersuchen wir die Rolle des Kinderwunsches bei der Heiratsentscheidung. Damit präzisieren und erweitern wir die bisherigen familiensoziologischen Annahmen zum Zusammenhang von Familiengründung und Heirat. Während die These der kindorientierten Eheschließung den Kinderwunsch im Sinne einer Statuspassage als das Hauptmotiv zur Eheschließung betrachtet, versteht die These der Entkopplung von Familiengründung und Eheschließung den Kinderwunsch – mit Blick auf Eheschließungs- und Geburtsstatistiken, Änderungen im Ehe- und Sorgerecht sowie den gesellschaftlichen Wertewandel – nur noch als ein Heiratsmotiv unter vielen. Unsere Ergebnisse zeigen zunächst, dass der Kinderwunsch weiterhin für die Heiratsentscheidung vieler der von uns befragten Paare relevant ist. Dabei beziehen sich Paare bei ihrer Entscheidung für die Ehe in unterschiedlicher Wei...

FQS 21(3), 2020
Die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse zeigt zugleich eine zunehmende Gleichstellung und ei... more Die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse zeigt zugleich eine zunehmende Gleichstellung und eine Persistenz männlicher Dominanz. Der staatlichen Ehe werden hierbei perpetuierende Effekte zugeschrieben, da sie zwischen Öffentlichem und Privatem vermittelt. Am Beispiel der Bestimmung des Ehenamens kann dem Zusammenspiel von patriarchalen Strukturen und individuellen Handlungsmustern nachgegangen werden. Die Bestimmung des Ehenamens ist weder ausschließlich eine Frage bürokratischer Ordnung noch ist sie als rein persönlicher Entschluss zu verstehen. Nicht nur wurden restriktive Regelungen aufgebrochen, zugleich erwuchs die egalitäre Beziehungsführung zu einem Leitbild. Doch Gleichberechtigung setzt sich nicht umfassend durch: In Deutschland bestimmen ca. 75% der heiratenden Paare ausschließlich den Nachnamen des Mannes zum Ehenamen. Im Artikel wird anhand von narrativen Paarinterviews der Frage nachgegangen, wie die Kontinuität dieses Ungleichgewichts zu erklären ist. Dafür wurden sequenzanalytisch und orientiert am Kodierverfahren der Grounded-Theory-Methodologie Aushandlungsmuster von Paaren und die zugrundeliegenden Argumentationslinien rekonstruiert. Zwar kann ein Wandel ausgemacht werden, gleichwohl werden die Dominanz hegemonial-männliche Praktiken deutlich. Für einen Großteil der Paare zeigte sich ein Spannungsverhältnis, in dem ungeachtet der rechtlichen Offenheit die Paarwirklichkeit von Geschlossenheit bezüglich der Bestimmung des Ehenamens geprägt war. Dabei unterlagen die Frauen einem höheren Rechtfertigungsdruck und die Herausforderung, die identitätsverändernden Effekte eines Namenswechsels zu bewältigen, wird von Männern nicht gleichermaßen erwartet.
Im Vortrag haben wir den Zusammenhang zwischen der Eheschließung und dem familiären Umfeld der In... more Im Vortrag haben wir den Zusammenhang zwischen der Eheschließung und dem familiären Umfeld der Individuen-im-Paar genauer in den Blick genommen, indem wir die Lebensphase in den Fokus rückten, in der die Ehe geschlossen wird. Über Ergebnisse aus einer Längsschnittuntersuchung zeigten wir auf, wie sich die Beziehung der Individuen-im-Paar zueinander vor und nach der standesamtlichen Eheschließung entwickelt und in welchem Zusammenhang diese Entwicklung mit Transformationsprozessen der Verwandtschaftsbeziehungen oder Ablösungsprozessen von den jeweiligen Herkunftsfamilien steht. Damit wurde verdeutlicht, wie das Paar beim Übergang in die Ehe in ihr familiäres Umfeld integriert ist.
Im Beitrag werden anhand zweier Fälle die Verflechtungen der Ablösungsprozesse von den Herkunftsf... more Im Beitrag werden anhand zweier Fälle die Verflechtungen der Ablösungsprozesse von den Herkunftsfamilien mit der Entwicklung der Paarbeziehung vor und nach der standesamtlichen Trauung nachgezeichnet. Damit wird nicht nur die Situierung des Paars in dessen sozialem Umfeld sichtbar, sondern auch die begrenzte Reichweite und Aussagekraft der Konzepte rite de passage und rite de confirmation. Im Längsschnitt ist es möglich, paarspezifische Entwicklungen in der Lebensphase der Eheschließung aufzuarbeiten, die keinem eindimensionalem ‚Vorher und Nachher‘ oder einer
einseitigen Bekräftigung entsprechen, sondern unterschiedliche Aspekte betreffend teils inkohärent, zeitlich gedehnt und teils diachron sowie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen.
Aufbauend auf Rosas Resonanztheorie zeigt Michael Wutzler zunächst auf, dass Resonanzbeziehungen ... more Aufbauend auf Rosas Resonanztheorie zeigt Michael Wutzler zunächst auf, dass Resonanzbeziehungen alternative Selbst- und Weltverhältnisse beschreiben, erläutert sodann die Begriffe Resonanz und Entfremdung und arbeitet heraus, wie Sorge hinsichtlich der Herausbildung von Resonanzsensibilität gestaltet werden sollte. Resümierend wird aufgezeigt, welche gesellschaftlichen Pflichten sich für Sorgende daraus ergeben.

Der konstitutive moderne Nexus von öffentlicher und privater Sorge hat sich in den letzten Jahrze... more Der konstitutive moderne Nexus von öffentlicher und privater Sorge hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Infolge politischer Reformen verschiebt sich das Verhältnis der Institutionen der Kindheit zunehmend. Der 14. Kinder- und Jugendbericht (2013) macht deutlich, dass es zwingend notwendig ist, verschiedenste Handlungslogiken für das Wohl des Kindes von Anfang an zusammenzubringen, um ein gelingendes Aufwachsen garantieren zu können. Familialität und Verhältnisse von öffentlicher und privater Verantwortung müssen in verschiedenen Arenen immer wieder neu ausgehandelt werden. Zentral sind dabei die Aushandlungen zwischen Familien und den professionellen Akteur*innen der Kinder- und Jugendhilfe in Kinderschutzfällen. Wie sich das dynamische Verhältnis von öffentlicher und privater Sorge in konkreten Fällen etabliert, muss fallspezifisch rekonstruiert werden. Dies wurde bisher nicht dezidiert untersucht. Der Artikel geht auf die sich in der konflikthaften Praxis von Kinderschutzfällen fallspezifisch konstituierenden Verhältnisse von öffentlicher und privater Verantwortung für die Sorge um Kinder ein. Sich etablierte Verhältnisse zeigen die spezifischen Gestaltungsmöglichkeiten von involvierten Akteur*innen und Institutionen. Dabei ergeben sich unterschiedliche Intensitäten und Mischverhältnisse von passiver oder aktiver, direkter oder indirekter, temporärer oder dauerhafter Verantwortung. Im Anschluss kann danach gefragt werden, wie sich konkrete Arbeitsbündnis entwickeln oder welche Auswirkung sich aus diesen fallspezifischen Verhältnissen für die Einschätzung von Kindeswohlgefährdung ergeben. Mithilfe dieser Faktoren können konkrete Hilfekonstellationen analysiert und für die Praxis aufgearbeitet werden.
Im Zentrum der Ausführungen steht die Einführung und Etablierung des analytischen Begriffs der Ko... more Im Zentrum der Ausführungen steht die Einführung und Etablierung des analytischen Begriffs der Kooperationsfamilie. Zunächst wird die Bedeutung von Familienbildern und Orientierungsmustern der Fachkräfte aufgearbeitet, um den Begriff der Kooperationsfamilie konzeptionell abgrenzen zu können. Dabei kann zugleich gezeigt werden, wie Familien(leit)bilder von Fachkräften zugunsten konkreter Kooperationsbündnisse an Bedeutung verlieren. Anschließend wird anhand der Analyse eines Falls beispielhaft auf Kooperationsfamilien eingegangen sowie das analytische Potenzial des Begriffs Kooperationsfamilie aufgezeigt und veranschaulicht.

Elternschaft hängt in ihrer modernen Verfassung wesentlich davon ab, wie das Kindeswohl problemat... more Elternschaft hängt in ihrer modernen Verfassung wesentlich davon ab, wie das Kindeswohl problematisiert wird. In der Rekonstruktion der Entwicklung moderner Familialität und der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe zeigt sich, dass insbesondere die kindliche Autonomie zum zentralen Element aufsteigt. Im Rückgriff auf Foucault wird Familie als disziplinierende Architektur (Disziplin) und zugleich als eine Instanz der biopolitischen Verwaltung des Kinderkörpers skizziert. Anschließend wird auf die regulativen Effekte der zunehmenden Bedeutung des Kindeswohls und die daraus folgenden wesentlichen Transformationsprozesse der Kinder- und Jugendhilfe eingegangen. Der Zugriff auf die Familie und Sozialisation über die klaren und starren (Geschlechter‑) Normen des traditionellen Familienbildes, wird abgelöst von einer vielfältigen, dezentralen Vernetzung und Durchleuchtung von Sozialisation. An die Stelle eines disziplinierenden Gefüges der relativ geschlossenen, affektiven, heteronormativen, familialen Privatheit (um den Vater), rückt ein relativ offenes, vernetztes und präventives Engagement (um das Kind).

Im Artikel werden soziologische Bestimmungen von Natur und Sozialem diskutiert. Mit Rückgriff auf... more Im Artikel werden soziologische Bestimmungen von Natur und Sozialem diskutiert. Mit Rückgriff auf den soziologiehistorischen Wandel, der Unterscheidung von Realismus, (Sozial-)Konstruktivismus sowie dialektischen Konzepten und anhand neuerer Denkungsarten, werden Konturen postessentieller Perspektiven herausgearbeitet, welche jenseits der Gegenüberstellung von Natur und Sozialem liegen und eine alternative Herangehensweise bieten, um die ökologisch-gesellschaftlichen Verwicklungen des 21. Jahrhunderts angemessen fassen zu können. Im Artikel wird die These vertreten, dass ein postessentielles Naturverständnis das Verhältnis von Natur und Sozialem dahingehend verschiebt, dass das, was als natürlich oder sozial verstanden werden kann, erst aus den Verwicklungen heterogener Elemente heraus rekonstruierbar ist. Praxis, Wandel, Assoziationen, Versammeln, Mangeln, Bewegungen oder Übersetzungen werden zentral und gegenüber Deutung, Interpretation, Auslegung oder Verstehen hervorgehoben. Differenzen werden dabei nicht verleugnet, sondern sie sind aus ihrer ständigen performativen und prozesshaften Entwicklung heraus erst beschreibbar. Über eine dogmatische Gegenüberstellung von Natur und Sozialem hinauszugehen, ermöglicht es, starre Polarisierungen zu umgehen und Kritik an herkömmlichen Gegenüberstellungen zu üben, ohne damit Besonderheiten soziologischen (sowie daran anknüpfenden) Denkens aufgeben zu müssen.
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einseitigen Bekräftigung entsprechen, sondern unterschiedliche Aspekte betreffend teils inkohärent, zeitlich gedehnt und teils diachron sowie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen.
einseitigen Bekräftigung entsprechen, sondern unterschiedliche Aspekte betreffend teils inkohärent, zeitlich gedehnt und teils diachron sowie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen.