Wie stellt sich die Institutionalisierung von Herrschaft und Religion in den archäologischen Quellen des 10./11. Jahrhunderts in Polen dar? Hier bedarf es aus Sicht des Archäologen, der sich als Historiker versteht, welcher zusätzlich mit...
moreWie stellt sich die Institutionalisierung von Herrschaft und Religion in den archäologischen Quellen des 10./11. Jahrhunderts in Polen dar? Hier bedarf es aus Sicht des Archäologen, der sich als Historiker versteht, welcher zusätzlich mit Sachquellen umgeht, zunächst der Klärung verschiedener Grundfragen: Was wissen wir über Polen in dieser Zeit, wer herrscht und monumentalisiert somit seine Ansprüche, und was sind und wie äußern sich die religiösen Vorstellungen? Das eine geht dabei mit dem anderen einher. Die Christianisierung ist-nicht nur im Polen dieser Zeit-häufig ein Mittel, um Herrschaft zu konsolidieren oder zu begründen, so wie es 200 Jahre zuvor Karl der Große in Sachsen durchgesetzt hatte. Karl war dabei von einem-in einem lang andauernden und nicht stringent verlaufenden Prozess-‚altchristianisierten' Gebiet ausgegangen, in dem er mit dem neuen Zentrum Aachen seine Herrschaft geordnet, militärisch gefestigt und um das Jahr 800 auch eindrucksvoll monumentalisiert hatte. Die Christianisierung der Sachsen erfolgte dabei in einem Zug und wurde mit dem Fortschreiten der militärischen Dominanz ganzheitlich und auf einen Schlag durchgeführt. Erkennbar wird sie nicht primär an einem Wechsel der Grabsitten oder in archäologisch messbarem Maßstab an veränderten Grabinventaren, etwa solchen mit christlichen Bildern, Zeichen oder Inschriften, sondern im Bereich der archäologischen Befunde. Bilder, Symbole und vor allem aber Architektur zählen zu den häufigsten und am leichtesten differenzierbaren Äußerungen von Herrschaft und Religion, die archäologisch erfasst werden können. Die Archäologie bleibt dabei, in Abgrenzung zur Kunstgeschichte, in der Regel bei den Bodenfunden oder widmet ihnen zumindest das Gros der Aufmerksamkeit. Die Aussagekraft von Kleinfunden ist meist nur sehr relativ, da diese bewegt werden können und nicht immer-so sie beispielsweise aus dem komplett erhaltenen Fundkomplex eines Grabes stammen-mit über die Einzelbeschreibung hinausgehenden Theorien über ihre Bedeutung für den ehemaligen Besitzer versehen werden können. Aufgrund solcher Funde ist es schwer, beispielsweise etwas über die ‚Christianisierung' von Regionen auszusagen. Hier sind gegenüber den archäologischen Quellen die schriftlichen meist weitaus ergiebiger. Um jedoch deren Aussagen zu prüfen und anhand der archäologischen Quellen zu verifizieren, bedarf es einer methodisch sauberen Interpretation der Baubefunde. Diese ortsfesten Denkmäler können anhand ihrer Verbreitung und jeweili