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Integrationsdiskurs und migrantische Biographie

2017, Sozialer Sinn

Abstract

ZusammenfassungDer Artikel lehnt sich an ein relationales Konzept von Diskurs an, das die Interpretationsleistung des rezipierenden Subjekts als konstitutives Element des Diskurses versteht, und überprüft die Idee der Artikulation von Diskurs und Subjekt am empirischen Material und im Kontext von biographietheoretischen Überlegungen. Der Fokus richtet sich auf die Bedeutung der Prozessstrukturen des Lebensablaufs und insbesondere der Prozessstruktur der Wandlung zum Verständnis von Artikulation, De-Artikulation und Re-Artikulation von Diskurs und Subjekt. Am Fallbeispiel eines freigestellten migrantischen Betriebsrates wird die Erfahrung und Verarbeitung der neueren öffentlichen Integrationsdebatte 2009-2010 analysiert; ebenso die Positionierung des Subjekts gegenüber dem Integrationsdiskurs und dem gesellschaftlichen Ganzen als biographische und normative Arbeit, die den Prozess von Artikulation von Diskurs und Subjekt prägt

Key takeaways

  • Am Beispiel des Interviews mit einem migrantischen Betriebsrat wird im Folgenden die Bedeutung des Integrationsdiskurses für die Selbstpositionierung von MigrantInnen exemplarisch diskutiert.
  • Der Fokus der biographieanalytischen Forschung über das Verhältnis zwischen Diskurs und Biographie liegt jedoch bis jetzt auf der Funktion von Diskursen für die Gestaltung des biographischen Selbstverständnisses im Sinne der "Nutzung" des Diskurses durch die ErzählerInnen, um sich selbst Erfahrungen verständlich und vertretbar und Anderen gegenüber kommunizierbar und sinnvoll zu gestalten.
  • Die autobiographische Erzählung wird ferner den Integrationsprozess in handlungs-und biographietheoretischer Hinsicht sichtbar machen, da Handlungsschemata, Handlungsstrategien und der Umgang mit krisenhaften Situationen und Phasen -in der Terminologie von F. Schütze (1981) Die Erwartung war, dass das Thema "öffentliche Integrationsdebatte", die 2009-2010 geführt wurde, die Öffentlichkeit dominierte und Emotionen hervorgerufen hat, entweder in der Haupterzählung als relevante Erfahrung auftauchen würde, oder im Nachfrageteil im Anschluss an narrativen Nachfragen über das diskursive Ereignis und seine Bedeutung für das Selbstverständnis entwickelt werden könnte.
  • Er versteht Integration nicht nur als Anerkennung der Integrationsbereitschaft der MigrantInnen, sondern auch als Interaktion der MigrantInnen mit den Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft, wobei insbesondere kollektive Akteure eine wichtige Rolle für ihn spielen.
  • Am Beispiel des autobiographischnarrativen Interviews mit Hasan K. sollte die Frage erhellt werden, wie bei den durch die innerbetrieblichen Interessenvertretungsstrukturen sozial aufgestiegenen MigrantInnen Integrationsdiskurs und Biographie miteinander artikulieren, d. liche Verletzung wird schnell abgewehrt und der Fokus wird auf die Bedeutung der Integrationsdebatte als Störung für die politische Integrationsarbeit in der ethnischen Community gerichtet.