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2021, Engadiner Gedankengänge
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An das Ideal. Wen liebt ich so wie dich, geliebter Schatten! Ich zog dich an mich, in mich-und seitdem Ward ich beinah zum Schatten, du zum Leibe. Nur daß mein Auge unbelehrbar ist, Gewöhnt, die Dinge außer sich zu sehen: Ihm bleibst du stets das ew'ge »Außer-mir«. Ach, dieses Auge bringt mich außer mich! (N 1882, 1[103]) 105 Schatten-Dialoge bei Andersen, Fechner und Nietzsche Peter Schlemihl, 7 der seinen Schatten verkaufte, 8 wären genauso zu prüfen wie die auf unbekanntere Texte, vor allem auf Hans Christian Andersens Märchen über den Schatten, Skyggen, 9 das Chamissos Schlemihl auf originelle Weise adaptierte, 10 aber auch auf heute vergessene mögliche Vorbilder wie ein kleiner Text Gustav Theodor Fechners, der einen ›Dialog mit einem Schat-ten‹ (s. u.) enthält, den Nietzsche seiner Bibliothek einverleibte. Womöglich hat man diesen Motivstrang deshalb vernachlässigt, weil Nietzsche in seiner späteren Vorrede zu MA II im Jahr 1886 WS als Frucht einer fortgesetzten »antiromantischen Selbstbehandlung« bezeichnet hatte, die er nun, nach »sechs Jahren der Genesung«, mit den anderen Schriften vereine (MA II, Vorrede, 2). Man kann daraus allerdings folgern, daß er zum Zeitpunkt des Erscheinens von WS seine »zeitweilige Erkrankung an der gefährlichsten Form der Romantik« (ebd.) noch nicht überwunden hatte. Doch je stärker er mit seinen später verfaßten Vorreden seine früheren Schriften umdeutet, desto
Kommentar zu Nietzsches "Der Wanderer und sein Schatten" / Sebastian Kaufmann. -Berlin [u.a.] : De Gruyter, 2024. -XVII, 625 S. ; 24 cm. -(Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken ; 2,3).
Der Dialog als philosophische Form bei Nietzsche, in: Nietzsche-Studien. Internationales Jahrbuch für die Nietzsche-Forschung , 2016
Unter den verschiedenen Formen der philosophischen Schriftstellerei Nietzsches finden sich überraschend viele Dialoge, deren Form und Funktion bislang kaum untersucht wurden. Der Beitrag gibt einen ersten Überblick über Nietzsches Einsatz von Dialogen, analysiert ihre formalen Strukturen und zeigt einige ihrer philosophischen Implikationen auf. Viele Dialoge erweisen sich hierbei als erstaunlich modern, insofern sie traditionelle Erwartungen unterlaufen und gerade nicht darauf angelegt sind, Gesprächspartner zu überzeugen oder zu überreden. Auf dieser Basis werden auch Ansätze zu einer Philosophie des Gesprächs bei Nietzsche skizziert.
Nietzscheforschung, 2017
Nicht nur der Klassizismus, auch die Klassizismuskritik hat Tradition. Wir kennen sie, vielleicht am besten, von Friedrich Nietzsche.1 Sein Leiden "an den ‚klassischen' Begriffen" (NL 8[62], KSA 9, 396), seine Ansicht, dass das "‚Hellenische' seit Winckelmann" auf eine "stärkste Verflachung" (NL 3[76], KSA 7, 81) hinauslaufe und schließlich die radikale Polemik, die "Winckelmannsche ‚hohe Einfalt'" sei eine "niaiserie allemande" (NL 24[1], KSA 13, 626) inklusive der Überzeugung, den eigentlichen "Zugang zum Alterthum" NL 34[4], KSA 11, 424) habe er, Nietzsche, freigelegt und nicht Winckelmann, der "von dorther nichts gerochen" (ebd.) hätte. Aber wir kennen die Klassizismuskritik auch, weit weniger gut, von einigen prominenten Nietzschelesern, die ihre Kritik am klassischen Ideal jedoch getarnt und gewissermaßen ‚aus dem Schützengraben' äußerten-ein Bild, das weniger metaphorisch ist, als es zunächst den Anschein hat. Denn die Klassizismuskritik und der Bruch mit dem klassischen Ideal, die in direkter Nachfolge Nietzsches in der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen geäußert werden, sind ebenso direkte Effekte des ersten großen Krieges-bei Walter Benjamin und dessen Jugendfreund Ernst Hessel, beide verbürgte Nietzscheleser ebenso wie Kritiker des klassischen Ideals. Bei Benjamin beispielsweise war die Klassik mitsamt ihrer klassischen Archäologie schon nicht mehr zitierenswert genug, um an irgendeiner Stelle seiner "Urgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts", des Passagen-Werks, darauf hinzuweisen, dass sein Großonkel, der Curtius-Schüler Gustav Hirschfeld (1847-1895), immerhin noch in Olympia gegraben hatte.2 Doch die an Nietzsche geschulte Diskontinuität zur Tradition kam nicht nur als Motiv einer Zerschlagung der Ursprünge zum Tragen; sie erscheint auch als eine Zerstörung der Tradition, die sich sowohl esoterisch in der Unterschlagung eines Großonkels markierte als auch exoterisch in Benjamins "Archäologie der Moderne" aus
In: A. Blödorn, D. Langer, M. Scheffel (Hgg.). Stimmen im Text: Narratologische Positions-bestimmungen. Berlin, New York: de Gruyter, S. 267-296., 2006
Apart from sharing central thematic and structural analogies Knut Hamsun's Pan (N 1894), Johannes V. Jensen's Skovene (DK 1904), Joseph Conrad's Heart of Darkness (GB 1911) and Robert Müllers Tropen (D 1915) each tell us about 'tropical' river journeys of Northern European characters. The narrative model of the journey that coincides with a fundamental experience of strangeness is used to convey different values and ideologies, so that the texts can be read as constructs and counterconstructs. But decisive for the interpretation is that the texts call the narrator and his 'personal voice' into question, so that diegesis disappears in order to maintain the act of speaking as the last presence. The comparative analysis shows that the texts that have often been treated as examples of the literary exotism of early modernism are in fact metatexts. As metatexts, they disavow exotism and in the end want 'Tropen' ('tropes'/'tropics') to be interpreted in a rhetorical sense: talking about the journey turns out to be talking indirectly about cultural narrative patterns.
Coincidentia, 2016
bis Ende August 1877 hält sich Friedrich Nietzsche in Rosenlauibad im Berner Oberland auf. 1 In einem Brief an Erwin Rohde schreibt er am 28. August:
2013
Der Held aus Dostoevskijs "Zapiski iz podpol'ja" charakterisiert seine Lebensphilosophie in einem Satz. Er sagt: "у меня была благородная лазейка на все" (Dostoevskij PSS 5, 133; "Ich hatte mir für alles eine edle Hintertür zugelegt") 1. Lazejka bezeichnet im Russischen eine Ausflucht, eine Öffnung, ein Schlupfloch, beispielsweise ein Loch im Zaun, durch das man verschwinden kann, oder eine Hintertür, die man offen lässt. Im übertragenen Sinn steht lazejka auch für eine Art Kulturtechnik, nämlich das Finden einer Finte oder eines Tricks für den Ausweg aus einer verfahrenen Situation. In der Antike wird diese Kulturtechnik durch die Göttin Mētis (Μῆτις) charakterisiert, Mētis bedeutet für die Griechen Scharfsinn, geistige Wendigkeit, Finten, Findigkeit in Situationen, in denen es noch keine festgelegten Regeln oder Methoden gibt. Dostoevskijs Kellerlochmensch jedoch geht nicht nur durch die Hintertür, wenn er in eine verfahrene Situation gerät, sein Denken, Sprechen und Handeln ist vielmehr von Beginn an eines mit Hintertür, mit der Möglichkeit zur Flucht und zum Ausweg. Zudem ist diese immer offene Hintertür "edel", sie ist, wie er selbst formuliert, aus dem Bereich des "Schönen und Erhabenen" ("прекрасное и высокое", Dostoevskij PSS 5, 132), ist gewissermaßen das literarische, phantastische, träumerische Element, die pure Möglichkeit in seinem Leben. Die spezifische Hintertürphilosophie des Menschen aus dem Kellerloch haben zwei unterschiedliche Philosophen bzw. Philologen, und zwar Friedrich Nietzsche und Michail Bachtin, implizit und explizit zum Thema eigener Überlegungen gemacht. Nietzsche liest die "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" im Winter 1886/87 zur Zeit der Niederschrift der "Genealogie der Moral". Das Hintertürverhalten ist in Nietzsches "Genealogie" Kennzeichen des reaktiven Verhaltens des Menschen mit Ressentiment. Bei Bachtin ist die Hintertür, genauer gesagt das Wort und das Bewusstsein mit Hintertür, ein Charakteristikum des Möglichkeiten erzeugenden dialogischen Prinzips der Rede, das er in seiner 1929 veröffentlichten Studie zur Poetik Dostoevskijs beschreibt. Nietzsches und Bachtins Lektüren von Dostoevskijs Text sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, sie führen den einen, Nietzsche, zur Reaktivität, den ande
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken, Bd. 6/1, 2012
Die Schriften aus Nietzsches letzter Schaffensphase, die das Jahr 1888 und die ersten Tage des Jahres 1889 umfasst, lassen weit hinter sich, was man als moralisch-weltanschaulichen Konsens des christlichen Abendlandes bezeichnen könnte. Der denkerische Extremismus in diesen Schriften fasziniert und schockiert bis heute die Leser gleichermaßen. Nietzsches anhaltende Popularität, die ihn so sehr von anderen Denkern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterscheidet, resultiert daraus, dass er aussprach, was niemand sonst zu sagen oder zu schreiben sich traute -z. B. über die Moral, über die Notwendigkeit von sozialer Selektion und von starken, sich anderer nur als Mittel bedienender Individuen, über die Verderblichkeit von Christentum und Demokratie. Über alle politischen und historischen Brüche hinweg kann man sich unter dem Schutz einer einhundertjährigen, affirmativen Rezeption auf Nietzsche beziehen, ohne sich zu seinen extremsten Äußerungen bekennen zu müssen. Man kann Nietzsche als Vorwand, als Maske benutzen, ohne seine eigenen Überzeugungen offenzulegen. Zwar will gegenwärtig niemand lauthals Positionen vertreten, wie Nietzsche sie 1888/89 zumindest experimentell artikulierte, aber ihr Reiz und ihre Versuchungskraft bleiben -gerade auch gegen den herrschenden moralisch-weltanschaulichen Konsens, der beispielsweise die Gleichheit und Würde aller Menschen gegen jegliche Kritik immunisieren soll. Nietzsche hilft also da, wo man selbst nicht weiterzudenken wagt. Nietzsche dient als Mut-Ersatz. Bei näherem Hinsehen besteht freilich Nietzsches Originalität häufig weniger in seinen Ideen als solchen, sondern in deren Zuspitzung. Nietzsche hat in der intellektuellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts eine katalytische Funktion: Er radikalisiert das Denken, aber auch die Sehnsüchte und Widersprüche einer ganzen Epoche. Das macht ihn für heutige Leser, die partiell noch an dieser Epoche, an ihren Sehnsüchten und Widersprüchen teilhaben, sowohl anziehend als auch abstoßend: Sie fühlen sich von Nietzsche befremdet und zugleich mit ihm vertraut. Nietzsches letzte Werke zeigen, dass er danach strebte, die Deutungshoheit über sein eigenes Denken zu behalten. In Ecce homo versuchte er mit der Retraktation seiner eigenen Schriften eine autoritative Interpretation vorzugeben. Auch aus früheren Äußerungen geht hervor, dass Nietzsche noch postum kontrollieren zu können hoffte, wie man über ihn zu denken und was man über ihn zu wissen habe. Josef Paneth berichtete seiner Braut Sofie Schwab am 15. Februar 1884 von einem am selben Tag mit Nietzsche geführten Gespräch: "Dann sprachen wir vom Briefstil und wie man Briefe nicht herausgeben sollte, er würde alle seine Freunde verpflichten, nichts von ihm nach Vorwort zu NK 6/1 und 6/2 seinem Tode herauszugeben als was er selbst für die Publication bestimmt und fertig gestellt hätte; denn wenn man sich sein ganzes Leben geplagt hätte, nur Ausgearbeitetes und Ganzes vor das Volk zu bringen, möchte man doch nicht dann im Hauskleid erscheinen" (Krummel 1988, 488 f.). Nietzsches Wunsch, seine Selbstdeutungen als autoritativ anerkannt zu sehen und "nur Ausgearbeitetes und Ganzes vor das Volk zu bringen", kann der vorliegende Kommentar nicht erfüllen: Er dringt zu den Unter-und Hintergründen von Nietzsches Denken vor, er fördert Quellen zutage und bettet in Kontexte ein. Er zeigt Inkonsistenzen auf und versucht die Genese von Gedanken zu enträtseln. Quellenforschung gilt spätestens seit Barthold Georg Niebuhr als Fundament seriöser historischer Forschung. Allerdings leugnete Goethe gegenüber Eckermann am 16. Dezember 1828 ihren Wert: "‚Etwas Aehnliches', sagte ich [sc. Eckermann], ‚kommt in der literarischen Welt häufig vor, indem man z. B. an dieses oder jenes berühmten Mannes Originalität zweifelt und die Quellen auszuspüren sucht, woher er seine Cultur hat.' / ‚Das ist sehr lächerlich!' sagte Goethe; ‚man könnte ebenso gut einen wohlgenährten Mann nach den Ochsen, Schafen und Schweinen fragen, die er gegessen und die ihm Kräfte gegeben. Wir bringen wohl Fähigkeiten mit, aber unsere Entwickelung verdanken wir tausend Einwirkungen einer großen Welt, aus der wir uns aneignen, was wir können und was uns gemäß ist.'" (Eckermann 1868, 2, 29) Die Tatsache dieser "tausend Einwirkungen" ist freilich noch kein Argument, das es verböte oder zumindest unplausibel machte, nach ihnen zu fragen. Im Gegenteil scheint zu gelten, dass erst, wer "Einwirkungen" erschlossen hat, zu verstehen beginnt, was das-oder derjenige ist, auf das oder den eingewirkt wurde. Nichts lässt sich verstehen, was nicht als vielfach Bedingtes verstanden wird. Nietzsche verschleierte namentlich in seinen letzten Werken die "Einwirkungen", an denen er sich abarbeitete, indem er sie entweder totschwieg (z. B. im Fall von Julius Wellhausen) oder sich lautstark polemisch von ihnen abwandte (z. B. im Fall von Ernest Renan). Im Umgang mit seinen Lektüren verfuhr er exakt so, wie er es im zweiten Teil von Menschliches, Allzumenschliches einige Jahre früher beschrieben hatte: "Die schlechtesten Leser sind die, welche wie plündernde Soldaten verfahren: sie nehmen sich Einiges, was sie brauchen können, heraus, beschmutzen und verwirren das Uebrige und lästern auf das Ganze." (MA II VM 137, KSA 2, 436) Bekanntlich hat Nietzsche für seine eigenen Schriften ein ganz anderes Lektüreverhalten eingefordert, nämlich "Lesen als Kunst", als "W i e d e r k ä u e n" (GM Vorrede 8, KSA 5, 256). Wenn sich der vorliegende Kommentar -zumal in Ermangelung des noch immer ausstehenden philologischen Nachberichts zu den Schriften von 1888/89 in der KGW -auf die Suche nach den "Ochsen, Schafen und Schweinen" macht, die Der Aufbau des Kommentars zu jeder einzelnen Schrift ist gleich: Ein Überblickskommentar klärt grundlegende Fragen zur Entstehung, zu den Quellen, zu Konzeption und Struktur des jeweiligen Werkes und zu seiner Wirkungsgeschichte. Der Stellenkommentar ist lemmatisiert und beginnt mit der Seiten-und Zeilenangabe der jeweils zu kommentierenden Stelle nach dem entsprechenden Band der Kritischen Studienausgabe (KSA), darauf folgt das Text-Zitat in Kursivschrift und dann der Kommentar. Die KSA-Bandnummer entspricht der Bandnummer des Kommentars. Nietzsches Name wird mit N. abgekürzt. Querverweise innerhalb eines Werk-Kommentars werden mit dem Kürzel NK (für Nietzsche-Kommentar) ohne Bandangabe angezeigt. Den Querverweisen auf andere Kommentare ist die jeweilige Bandnummer der KSA beigefügt, dann folgen wie bei den Verweisen innerhalb eines Kommentars die KSA-Seiten-und Zeilenangaben. Nietzsches Werke werden ebenso wie andere häufig zitierte Quellen nach dem jedem Band beigegebenen Siglenverzeichnis gekennzeichnet. Notate aus dem Nachlass sind mit der in KGW / KSA fixierten Nummer versehen, nach dem Schema:
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Zwischenwelt. Literatur / Widerstand / Exil, 2020
„…eine so gespannte Seele wie Nietzsche“. Zu Hugo von Hofmannsthals Nietzsche-Rezeption. In: Jahrbuch der ungarischen Germanistik 2006, S. 69–93., 2006
"Nicht als sein Gegensatz, sondern – als seine Verfeinerung!". Nietzsches ›subtiles‹ Schreiben in »Jenseits von Gut und Böse«, 2013
Prosa: Theorie, Exegese, Geschichte
Nietzsches Antike. Beiträge zur Altphilologie und Musik, 2020
Stimme(n) im Text: Narratologische Positionsbestimmungen, 2008
Nietzscheforschung, 2017
Nietzscheforschung, 2017
Nietzscheforschung Band 5/6, 2000
Philosophischer Literaturanzeiger , 2018
Lebendige Seelsorge, 2020
Heideggers Weg in die Moderne, 2017