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Phantasmagorien des Untergangs_Richard Wagner, Lars von Trier

Abstract

Sophie Wennerscheid Phantasmagorien des Untergangs bei Richard Wagner und Lars von Trier [A]m Horizont die Schleierfähre stygische Blüten, Schlaf und Mohn die Träne wühlt sich in die Meere dir, thalassale Regression. 1 Obwohl Slavoj Žižek bislang nicht durch einen Hang zur Mäßigung aufgefallen ist, sondern im Gegenteil immer wieder die exzessive, sich selbst überschreitende Dimension menschlichen Lebens hervorgehoben und mit seiner eigenen Person performativ in Szene gesetzt hat, problematisiert er in seiner 2001 erschienenen und sich vornehmlich mit Wagner auseinandersetzenden Schrift Der zweite Tod der Oper die übereilte Verklärung transgressiven Erlebens. Er mahnt: »Brecht folgend, sollte man -heute mehr denn je -die verführerische Verherrlichung des ekstatischen Überschreitungserlebnisses, des Erlebnisses, an die Grenzen (und darüber hinaus) zu gehen, als höchste, authentische menschliche Erfahrung zurückweisen.« 2 Dass Žižek diese Mahnung im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit Wagner ausspricht, kann kaum verwundern. Wird Wagner doch durch die Jahrhunderte hinweg immer wieder neu mit der Begeisterung für ein rauschhaftes Überschreitungserlebnis und mit einer passionierten Todesverklärung in Verbindung gebracht.