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Literaturwissenschaft und Gegenwartsliteratur. In: Merkur 68 (2014) H. 1, S. 15–24.
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Probleme der Wertung 11 teile von qualifizierten Vorkostern, die einen unterschiedlichen Geschmack haben. Es kommt auf die Perspektive an, nach welcher man die deutschsprachige Gegenwartsliteratur beurteilt. Die Dimension der Wertung ist jedoch auch eine Chance. Wir können mit der Kategorie "Gegenwartsliteratur" die klassischen Ordnungsgrößen von Autor und Werk, von Raum und Zeit, von Wertung, Ästhetik, Sprache, Kanon und Vermittlung überprüfen. Das geschieht, wenn wir zunächst nicht nach einer überzeitlichen Realdefinition fragen, sondern danach, wie der Begriff in der Wissenschaft und in der Literatur gebraucht wird. ■ Autor: Ernst Jünger (1895-1998) war in den 1990er Jahren ein vieldiskutierter Autor der Gegenwartsliteratur, seine Werke aus der Weimarer Republik und der "Inneren Emigration" bis 1945 gehören jedoch mit Gewissheit nicht zur Gegenwartsliteratur. ■ Werk: 1959 erschien Die Blechtrommel von Günter Grass (*1927). Was ist das Gegenwärtige dieses Romans, der sozusagen die Lokomotive war, "die nach dem Krieg die deutsche Literatur an die Welt wieder herangeführt hat"? 5 ■ Raum: Die deutsche Gegenwartsliteratur ist nicht auf Deutschland beschränkt. Paul Celan (1920-1970) wurde in Czernowitz geboren, lebte zeitweise in Wien, am längsten in Paris, aber nie in Deutschland, W.G. Sebald (1944-2001) lebte fast ausschließlich in England, Patrick Roth lebt und schreibt seit 1976 in Los Angeles. ■ Zeit: Die kniffligste Frage ist, wann die Gegenwart beginnt, wie lange sie dauert, und welche "Epoche" vor der Gegenwartsliteratur war. 6 ■ Wertung: Viele würden sich schwer tun, die Autobiographie des Unterhaltungsstars Dieter Bohlen zur Gegenwartsliteratur zu zählen. 7 ■ Definition von Literatur: Ein erweiterter Begriff von "Literatur als Medium" (Oliver Jahraus) umfasst auch den Film, z. B. Tom Tykwers Adaption von Patrick Süskinds Roman Das Parfum (2005). ■ Sprache: Auch die siebenbändige Harry-Potter-Reihe der britischen Autorin Joanne K. Rowling, die in der deutschen Übersetzung (1998-2007) einen außerordentlichen Erfolg nicht nur bei Jugendlichen hatte, gehört zur Gegenwartsliteratur in Deutschland. 8 ■ Kanon: Niemand kann genau sagen, welche zeitgenössischen Autoren und welche ihrer aktuellen Werke im nächsten Buchjahr von Bedeutung sein werden. Wirkung und Einfluss eines aktuellen Buches lassen sich kaum allein mit Kritikerlob, Bestsellerliste und Verkaufserfolg bemessen. ■ Literaturvermittlung: Wer bestimmt, mit welchen Kriterien der Einfluss der Literatur auf die Jetztzeit gemessen werden kann, das ist Nominaldefinition von Gegenwartsliteratur Nominaldefinition von Gegenwartsliteratur Keine Realdefinitionen in den Lexika Keine Realdefinitionen in den Lexika Was ist "Literatur"? Was ist "Literatur"? Was ist Gegenwartsliteratur? geklammert. Der Berliner Germanistikprofessor Erich Schmidt pflegte immerhin Kontakte zu zeitgenössischen Autoren und zählte im ersten Band seiner Charakteristiken (1888) Theodor Fontane, Gustav Freytag, Gottfried Keller und Theodor Storm zu den namhaften Autoren der Gegenwart. Diese Einschätzung hat sich im Kanon des literarischen Realismus bis heute gehalten. Hingegen sind von den 17 Prosa-Autoren, die das Gegenwartskapitel von Alfred Soergels Literaturgeschichte Dichtung und Dichter der Zeit (1912) aufführt, nur ein Drittel im Kanon geblieben (Heinrich und Thomas Mann, Hermann Hesse, Ricarda Huch). Dieser Unsicherheitsfaktor beim Beschreiben der literarischen Gegenwart betrifft auch die erfolgreiche Literaturgeschichte Deutsche Dichtung der Gegenwart von Adolf Bartels, die 1897 erschien und bis 1921 zehn Auflagen erlebte. Hier reicht der Bereich der Gegenwartsliteratur etwa fünfzig Jahre zurück. Viele Namen, die Bartels aus der Literatur um 1900 nennt, sind heute vergessen. Und neben zutreffenden Urteilen etwa über Fontane finden sich in der 8. Auflage von 1910 auch verkürzende Aussagen -Gerhart Hauptmann sei als Naturalist "kein großer Poet" (298) -und latent antisemitische Fehlurteile; so wird Thomas Mann der ,jüdischen Dekadenz' zugeschlagen (307f.) In Gefolge solcher Gegenwartsliteraturforschung hat sich die Germanistik unter dem Hakenkreuz mit dem Versuch, von der germanischen Heldenepik bis zur völkischen Dichtung der Gegenwart eine Kontinuität herzustellen, blamiert. Eine der letzten Dissertationen während der NS-Zeit war dem in Hitlers "Gottbegnadetenliste" aufgenommenen provölkischen Dichter Eugen Kolbenheyer gewidmet. Sie wurde am 20.4.1945 an der Berliner Universität verteidigt. Die Doktorandin war Ingeborg Neubert, die später unter ihrem Familiennamen Drewitz eine erfolgreiche Autorin der deutschen Nachkriegsliteratur werden sollte. Roland Barthes hat die akademische Konzentration auf einen Club der toten Dichter in den 1960er Jahren kritisiert: "man verlangt von uns zu warten, bis der Schriftsteller tot sei, um ihm mit ,Objektivität' begegnen zu können". 29 Das hat sich inzwischen geändert. Heute, vierzig Jahre später, kann sich wohl keine Universitätsgermanistik ohne Lehrveranstaltungen über Gegenwartsliteratur, ohne Poetikdozenturen oder Autorenlesungen sehen lassen. Namhafte Literaturwissenschaftler besprechen zeitgenössische Literatur in Tages-und Wochenzeitungen und widerlegen Heideggers Ansicht, dass, wer über seine Gegenwart schreibt, "begabter für den Journalismus als für das Denken ist". 30 Das Jahrbuch Gegenwartsliteratur, die bei weitem umsichtigste Orientierungshilfe, die das Fach (seit 2002) anzubie-Gegenwartsliteraturforschung im 20. Jahrhundert
Gegenwartsliteratur als Herausforderung des Literarischen. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 97 (2023) H. 4, S. 857–864
B. Kaiser/H. Schmiedl-Neuburg (Hg.): Philosophie und Literatur, libri nigri, Band 77, 2019
Inwiefern ist Philosophie auch Literatur, und inwieweit ist Literatur auch Philosophie? Wie verhalten sich systematisch diese beiden grundlegenden Formen menschlicher Selbstverständigung zueinander und wie haben sie sich historisch gegen-, neben- und miteinander entwickelt? Was bedeutet es, philosophische Texte mit literarischen und mit literaturwissenschaftlichen Augen zu lesen, und was heißt es, invers dazu, literarische Texte philosophisch zu betrachten und zu deuten? Diese facettenreichen und vielfältigen Beziehungen zwischen Philosophie und Literatur zu untersuchen und auszuleuchten, ist das Ziel dieses Sammelbandes Philosophie und Literatur. Hierbei nimmt sich der Band sowohl grundsätzlicher systematischer Fragen des Verhältnisses von Philosophie und Literatur an, als auch exemplarischer Lektüren philosophischer Texte aus literarisch-literaturwissenschaftlicher und literarischer Texte aus philosophischer Perspektive, wobei die ausgewählten Lektürestücke philosophisches und literarisches Schreiben aus verschiedenen historischen Epochen,Genres und kulturellen Kontexten repräsentieren. Nach einer, Einführung zu einigen systematischen und historischen Grundlinien des Verhältnisses von Philosophie und Literatur, widmet sich der erste Teil grundsätzlichen systematischen Fragen des philosophisch-literarischen Verhältnisses, während der zweite Teil sich, historisch geordnet, exemplarischen Einzelanalysen literarischer und philosophischer Texte aus der jeweiligen philosophischen oder literarisch-literaturwissenschaftlichen Gegenperspektive zuwendet.
2021
Didaktik Deutsch : Halbjahresschrift fur die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur 26 (2021) 50, S. 12-14 Padagogische Teildisziplin: Fachdidaktik/Sprache und Literatur; Sonstige;
Eva Geulen, Steffen Martus und Carlos Spoerhase: Die Praxis der Literaturtheorie. Gespräch. In: Journal of Literary Theory 18 (2024) H. 2, S, 121–147.
JLT Talks offers a new format for discussing current topics in the field of literary theory. It was inspired by the focus of this special issue, which foregrounds the practice of literary theory. Although the amount of praxeological work has increased in recent years, there are only a few studies that deal specifically with literary theory. The participants in the discussion-Eva Geulen, Steffen Martus, and Carlos Spoerhase-explore the challenges facing a practical analysis of literary theory. They discuss what it might mean to move from the concept of theory to the concept of theorizing, and where the expected advantages and possible deficits of a praxeological approach and reconstruction of theorizing might lie. One focus is put on the questions of how theorizing can be conceptualized, which indicators are to be assumed, to what extent it differs from other practices in literary studies, and which forms and norms of theorizing should be analysed praxeologically. The discussion outlines a spectrum of theorizing practices, ranging from the establishment and implementation of ›grand theories‹ and the theoretical reflection of conceptual foundations to smaller-scale practices, such as abstraction and generalization. In addition, the analytical view of the activities and claims associated with ›theory‹ is distinguished from literary theorists' self-reflection (self-understanding). Various features are discussed which indicate practices of theorizing, including abstracting, generalizing, explaining and disciplining scientific exchange. In addition, the discussants consider to what extent there are different ›degrees‹ of theorizing, and emphasize the need to distinguish between theory as a result and theory as an activity or process. As proposed, theorizing can be understood as an activity that shapes processes of literary research as a whole and is determined by the subject matter. It becomes clear that practices of theorizing should not be viewed in isolation, but rather in their interplay with other practices, especially practices of interpretation. Further questions that are addressed include the following: What do ›grand theories‹ with general explanatory claims such as deconstruction or systems theory achieve, and to what extent have they changed literary studies? How can theorizing be better conveyed in university teaching? The ›standard‹ approach-reading Kontaktperson: Eva Geulen: Leibniz-Zentrum für Literatur-und Kulturforschung Berlin;
In: Stefan Geyer/Johannes F. Lehmann (Hg.): Aktualität. Zur Geschichte literarischer Gegenwartsbezüge vom 17. bis zum 21. Jahrhundert. Hannover: Wehrhahn 2018, S. 37-60
schule verantworten | führungskultur_innovation_autonomie
Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes, 2020
>Gegenwart<, so heißt es im Grimmschen Wörterbuch, ist ein »vielfach merk-würdiges wort« (Grimm 1897, Sp. 2282) und, wenn man erstmal darüber nach-denkt, ist es auch eine recht merkwürdige Sache. Versteht man unter >Gegen-wart<, wie seit Ende des 18. Jahrhunderts zunehmend üblich, eine abkürzende Bezeichnung für >die Zeit der Gegenwart<‚ dann ist dies wiederum eine meto-nymische Abkürzung für all das, was in oder zu dieser Zeit >da< und >los< ist, was in veränderlicher Weise anwesend und wirksam ist.1 >Gegenwart< ist ein Contai-nerbegriff, der auf einen zeitlich veränderbaren Inhalt verweist, von dem man nicht weiß, wie er jeweils und immer anders beschaffen ist. Analog ist der be-griffsgeschichtliche Befund im Englischen: Das Substantiv »The present«, das in englischen Wörterbüchern erstmals 1755 verzeichnet ist, wird dort als »an elliptical expression for the present time« (Johnson 1755, 382) eingeführt. Wozu braucht man aber einen solchen Begriff, für welche Sprachspiele ist er notwendig und seit wann werden sie gespielt? Und was ist, wenn schon >Gegenwart< in diesem Sinne eine merkwürdige Sache ist, dann erst die >Gegenwartsliteratur<? Redeweisen konstituieren Gegenstände, und so kann man zunächst nach der Konstitutionsgeschichte von >Gegenwart< in Diskursen und begrifflichen Üb-lichkeiten fragen. Die neuere Forschung hat hierzu-im Zuge eines allgemeinen Trends der Problematisierung und Historisierung von Zeitbegriffen und gerade auch Gegenwartsbegriffen2-gezeigt, dass der substantivische Begriff von >Ge-genwart< im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts entsteht. Erst seither wird das Sprachspiel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der uns vertrauten Weise gespielt.3 Die Semantik des substantivischen Begriffs lässt sich doppelt 1 Damit wird in den neuen Zeitbegriff >Gegenwart<, wie er sich seit Ende des 18. Jahrhundertsausbildet, die alte Bedeutungvon Gegenwart im Sinne »eines feindli-chen entgegenstehens« (Grimm 1897, Sp. 2285) bzw. wirksamer, räumlicher Anwesen-heit mit aufgenommen, aber temporalisiert. Siehe hierzu: Krauthausen/Kammer(2016).
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Almut Hille/ Oliver Völkel (Hg.): Was zu beginnen nicht aufhört Facetten von Gegenwartsliteratur in der internationalen Germanistik und im Fach Deutsch als Fremdsprache, 2020
DIMAG - Digitales Magazin der Germanisitk, 2024
W. Fink eBooks, 2005
Steffen Martus und Carlos Spoerhase (Hg.): Gelesene Literatur: Populäre Lektüre im Medienwandel. [Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur, Sonderband]. München 2018.
J.B. Metzler eBooks, 2007
Trajektorien der österreichischen Gegenwartsliteratur, 2023
Literatur und Selbstreflexion auf der Oberstufe - In: Bömmel,H.v./Christ,H./Wendt,M.(Hg.): Lernen und Lehren fremder Sprachen. Tübingen.130-146. , 1992
Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 2013
In: Elias Kreuzmair/Eckhard Schumacher (Hg.): Literatur nach der Digitalisierung. Zeitkonzepte und Gegenwartsdiagnosen. Berlin: De Gruyter, 2021
Arbitrium, 2010
2015
Böhlau Verlag eBooks, 2021