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2019, Naturalismen
Analyomen 2, Vol 3: Philosophy of Mind, Practical Philosophy, Miscellanea
2001
Vorwort Das vorliegende Buch ist eine Überarbeitung meiner von der Universität Düsseldorf angenommenen Habilitationsschrift "‚Vernunft' und ‚Verstand' in der Analytischen Philosophie -eine Problemgeschichte". Das Thema dieser Arbeit hört sich an, wie Michael Müller einmal bemerkte, wie "die indische Eröffnung im Fußball". Irgendwann werden wohl auch die Inder einmal an einer WM teilnehmen. Jedenfalls üben sie sicher schon fleißig. Entsprechendes gilt hier. Die Anregung, eine Reihe von Untersuchungen in Richtung auf das Thema hin zu vertiefen und zusammen zu bringen, stammt aus einer diesbezüglichen Nachfrage Tilman Borsches bezüglich des entsprechenden Artikels im Historischen Wörterbuch der Philosophie. Das daraus entstandene Projekt hat zunächst Ulrich Claesges, wie schon einige meiner Projekte zuvor, unterstützt; die Deutsche Forschungsgemeinschaft nicht. An der Universität Düsseldorf hat sich Dieter Birnbacher des Projektes angenommen. Verbesserungen zu Vorgängerversionen ergaben sich durch die Kommentare von Dieter Birnbacher, Axel Bühler, Ulrich Claesges und Ulrich Pardey. Die Zahl derer, die weder einen Entwurf gelesen haben noch diese Endfassung lesen, steigt ständig. Beate Bartlewski hat eine Version Korrektur gelesen. Axel Bühler perhorreszierte die Begrifflichkeit philosophischer Diskurse (die Untersuchung greift bei der Diskussion einiger Positionen deren Terminologie auf). Die Qualität des Endproduktes lässt bedauerlicherweise trotz all dieser Verbesserungshinweise zu wünschen übrig. Allerdings kommt dieser Mangel ja dem Meisten zu, das unter dem Titel "Philosophie" so veröffentlicht wird. Die Leser mögen das verzeihen. Die Kürzungen betreffen einen Anhang zur Grundbegrifflichkeit der Entscheidungstheorie sowie längere darstellende Passagen; an diesen Stellen verweise ich auf die Sekundärliteratur oder die Originaltexte. Der Zusammenhang der thematischen Entwicklung bleibt jedoch gewahrt. Die m.E. größte bestehen bleibende Lücke ergibt sich aus einer Konzentration auf die theoretische Philosophie. VIII. Literaturverzeichnis 235
Die wichtigsten Achsen der vorliegenden Arbeit sind: (1) Das Auflegen der Sprache auf die Lebenswelt des späten Wittgenstein, soweit auch bei Quine und der analytischen Philosophie, aber auch bei Brandom die Grundlage, das Verhältnis von Sprache und Semantik vorzustellen, wurde von mir andernorts bereits als unzureichend kritisiert, zumindest den Unterschied zwischen wissenschaftlichen Denken und dem Denken der Alltagspragmatik hinsichtlich der Liberalität des Gebrauches des principium contradictionis in den Konzepten und hinsichtlich der Liberalität der Distribution der Merkmale zu treffen. Im Rahmen einer radikalen Kommunikationstheorie, die zwischen Kommunikationsabsicht und der Verständigkeit der Beobachtung einer Handlung im ersten Schritt keine Unterscheidung trifft, soll anhand der Unterscheidung in Institutionen der Sprache und in Institutionen sozialer Organisation die in der Wahrheitsfrage entscheidende Differenz unabhängig von deren Verschiedenheit des Bezuges auf physikalischen Objekte wie auf sozialen Institutionen wieder eingeholt werden. In meiner Aufstellung, welche Kommunikationstheorie und Wahrheitstheorie als disparat setzt, obwohl die Wahrheitstheorie als ein Teil der Kommunikationstheorie behandelt werden kann, bleibt die Diskussion der Unterscheidung in belief und justified knowledge von der Kommunikationstheorie als Medium der Soziologie unberührt, denn es muß auch jede Kommunikationstheorie als Teil einer jeden vollständigen Wahrheitstheorie behandelt werden können. (2) Eine soziologische Machttheorie, die nach dem Vorbild von Comtes Einteilung in eine mythische Epoche der Sippengesellschaft, in eine Epoche der politischen Theologie und den Reichsgründungen und in die Epoche der Vernunft und den Wissenschaften, die Entwicklung zur ökonomischen Gesellschaft als Ergebnis der Anwendung der theoretischen Vernunft auf die Organisation der Gesellschaft vorstellt. Vom einfachen Modell der Machtzentren der theologischen, politischen und ökonomischen Macht und deren Veränderungen ausgehend werden andere Faktoren wie der Kolonialismus und der Fortschritt der Naturwissenschaften in einer historischen Skizze der Umgestaltung des Reiches zum Zentralstaat im Achzehnten Jahrhundert als Ursachen eingespielt. (3) Die historischen Aspekte der Darstellung dient zur Skizzierung der Varianz des bürgerlichen Liberalismus. Doch habe ich nicht beabsichtigt, eine historische Arbeit zu schreiben, vielmehr ist es auch ein Zweck dieser Arbeit zu zeigen, daß es unsere gattungsmäßige Spontaneität ist, welche im Wesentlichen die gesellschaftliche Entwicklung ab der Neuzeit verursacht hat. Deshalb versuche ich die Entwicklung der Öffentlichkeit mit dem Problem der Kollektivität der Semantik unserer Sprachen in dem Moment zu verbinden, in welchem die theologische und die politische Macht nicht mehr ausschließlich die Öffentlichkeit strukturiert und inhaltlich besetzt. Schließlich präsentiert die Öffentlichkeit den Anschein von Wissen und gewinnt eine eigenständige Dynamik, deren Selektionswirkung nicht im Sinne politischer und ökonomischer Rationalität, und auch nicht im wissenschaftlichen Sinn vernünftig sein muß.
Analyse & Kritik, 2002
The predicate "natural" is often used in a normative fashion, espedally in Bioethics. But that something is natural does not alone suffice to explain its value. In this essay, 1 want to fulfil mainly two tasks: Firstly, to differentiate between several usages of the concept of naturalness and scrutinize whether they may serve a function in ethics; secondly, to argue for the (eudaimonistic, not moral) value of naturalness in certain respects. The value of the natural lies firstly in its significance for human wellbeing: spedfic natural functions form necessary elements and conditions of the ability to lead a good life. Secondly, the very feature of the natural, its being purposeless, which implies that we cannot read our aims out of nature, serves as the basis of its eudaimonistic value.
Schloßberger, Matthias (2021), Die Wirklichkeit der Natur - Versuch über die Möglichkeit, die Entfremdung von der Natur zu überwinden, S. 47-60, 2021
Versuch über die Möglichkeit, die Entfremdung von der Natur zu überwinden Wir erleben gegenwärtig in der Philosophie und anderen Kulturwissenschaften eine Konjunktur von realistischen Positionen. Nicht alle firmieren unter dem Etikett Realismus, und mit den Strömungen, die seit ein paar Jahren unter den Schlagworten "Neuer Realismus" oder "Spekulativer Realismus" auftreten, sind durchaus sehr unterschiedliche Projekte angezeigt. Das ist nichts Neues. Schon immer sind mit den unterschiedlichen Gegenüberstellungen von Realismus auf der einen und Idealismus, Antirealismus und Konstruktivismus auf der anderen Seite ganz unterschiedliche Probleme angesprochen gewesen. Die Problemlagen haben sich jedoch verschoben. Zwar gibt es in der analytischen Philosophie immer noch Diskussionen darüber, was für die mögliche Bewusstseinsunabhängigkeit der Welt spricht und wie sie zu begründen ist, aber die Rede von einem "mentalen Zugang zur Welt" mutet zunehmend antiquiert an. Das Thema der Gegenwart sind die antirealistischen Konsequenzen von Positionen, für die alles Interpretation oder kulturelle Konstruktion ist. Für viele Philosophinnen und Philosophen ist das Problem lange Zeit v. a. ein rein erkenntnistheoretisches gewesen. In den letzten Jahren scheint eine Problemverlagerung stattzufinden: Der Antirealismus wird zunehmend (auch) als ein lebensweltliches Problem wahrgenommen. Diese Diagnose artikuliert sich in unterschiedlichen Begriffen. Interessanterweise hat man dort, wo sich ein größeres Publikum findet als in der Philosophie, offensichtlich Schwierigkeiten mit den Begriffen Realismus und Wirklichkeit und bedient sich eines anderen Vokabulars. Die Diagnosen aber sind ähnlich. Dem Literaturwissenschaftler Hans-Ulrich Gumbrecht mangelt es an Präsenz, dem Soziologen Hartmut Rosa an Resonanz, dem Psychiater und Philosophen Thomas Fuchs an Partizipation (Gumbrecht 2004, Rosa 2016, Fuchs 2002). Das lebensweltliche Problem lässt sich in etwa so beschreiben: Wenn es Menschen in ihrer alltäglichen Erfahrung an als direkt und unmittelbar erlebten Kontakten mit der Welt fehlt, dann stellen sich Entfremdungssymptome ein, die sich als ein Leiden am Fehlen von Begegnungen beschreiben lassen: Begegnungen mit der Welt überhaupt, mit den Anderen, mit der Natur etc. Worin diese Entfremdung gründet, will ich im Folgenden an einem Beispiel, nämlich an der Entfremdung von der Natur erläutern: Wenn die lebendige Natur nicht den Charakter von etwas objektiv Gegebenem hat, weil man davon überzeugt ist, dass alle Vorstellungen der Natur sozial und historisch konstruiert sind, dann prägt diese Ontologie das Verhältnis zur Natur. Wenn alle Erfahrung in der Natur von einem tief verankerten Bewusstsein begleitet wird, dass alles, was man in der Natur erfährt, nur Projektion oder Interpretation ist, dann nimmt man die Natur am Ende auch so wahr:
… Rundschau: Uberblick über die …, 2001
Dass das Phänomen der Innerlichkeit des qualitativen Erlebens (der sog. Qualia) ein fundamentales Problem der Psychologie und nicht nur der Philosophie ist, erkennen Windmann &Durstewitz an und begründen warum die bislang vorhandenen Lösungen des "schwierigen" Problems des Bewußtseins keine Lösungen sind. Sie stellen nachvollziehbar das Rätsel der Subjektivität oder der Innerlichkeit im Erleben und Verhalten dar, als ein empirisches Datum im real-existierenden naturwissenschaftlichen Naturzusammenhang, das darin besteht, dass jeder Mensch ein subjektives Erleben hat, z.B. von dem Geruch frischen Brotes, das immer an eine chemisch-morphologische Ordnung der Materie gebunden ist. Und doch bleibt es in einem fundamentalen Sinne völlig unverständlich und ist auch derzeit naturwissenschaftlich nicht erklärbar, (1) wie dieses menschliche subjektive Erleben aus der Materie hervorgeht ( ein "reiner Geist" ohne Gehirn ist keine menschliche Erfahrung) , (2) wie es mit der Materie unzertrennlich verbunden ist ( ein subjektives Erleben ohne Körper ist unvorstellbar) und wie (3) es auf die Materie einwirkt (Erleben wirkt kraftvoll auf neuronale Prozesse ein und kann deshalb kein Epiphänomen sein).
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2000
Die Diskussion und Rezeption von Spinozas Philosophie war in den letzten Jahrzehnten deutlich von sehr unterschiedlichen theoretischen Interessen geprägt, vor deren Hintergrund seine Werke jeweils interpretiert wurden: Seit den 60er Jahren thematisierte die Analytische Philosophie insbesondere den logischen und argumentativen Status spinozanischer Gedankengänge. In Frankreich wurde Spinoza in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zu einem zentralen Referenzpunkt der poststrukturalistischen Auseinandersetzung mit dem dort wirkmächtigen cartesischen Erbe. In Italien und besonders in den Niederlanden wurde Spinoza überwiegend in historisch-philologischen Forschungszusammenhängen rezipiert. In Deutschland hatte der Nationalsozialismus der bis 1933 regen Spinoza-Forschung zunächst ein Ende gesetzt, sodass sich eine deutschsprachige Diskussion nach einzelnen Anfängen in den 60er und 70er Jahren erst in den letzten Jahrzehnten wieder zu entwickeln begann. Entstanden sind dabei eine Reihe von Monographien und Einzelstudien, die sich intensiv mit der Spinoza-Rezeption auseinandersetzten oder auf das Ganze von Spinozas Philosophie abzielten, dabei aber nur wenig aufeinander Bezug nahmen. In jüngster Zeit hat sich die Wahrnehmung von Spinozas Philosophie in Deutschland wie auch international deutlich gewandelt. Angeregt durch Überlegungen von Autoren wie Jonathan Israel und Antonio Damasio, ist Spinoza zu einem Verbündeten in vielen systematisch geführten Sachdiskussionen sowohl im Bereich der theoretischen als auch in der praktischen Philosophie geworden. In der Folge dieser Entwicklung wird Spinoza auch in der deutschsprachigen Forschung zu einem Gesprächspartner, sei es für die politische Theorie, sei es für die Auseinandersetzung mit der therapeutischen Funktion von Philosophie, sei es, dass er als ein Referenzpunkt für die Naturalismus-Debatte fungiert. Der Rückgang auf Spinoza erlaubt eine kritische Auseinandersetzung mit dem Naturbegriff, der viele, scheinbar unproblematische Topoi aufbricht, wie sie etwa in der Rede von der kausalen Determiniertheit der Natur oder der unreflektierten Entgegensetzung von Natur und Kultur enthalten sind. In historisch informierten und analytisch gründlichen Lesarten werden Grundbegriffe von Spinozas Philosophie problematisiert und begrifflich weiterentwickelt und gewohnte Etikettierungen -wie die des Antidualismus, des Naturalismus seiner Epistemologie und Politik sowie die vom Pantheismus seines Ansatzes -erneut der kritischen Reflexion ausgesetzt. Die folgenden fünf Beiträge gehen auf Vorträge zurück, die im Oktober 2008 im Rahmen der 10. Tagung der Spinoza-Gesellschaft in Marburg gehalten wurden. Diese Auswahl bildet weder das Programm der weit über Spinoza hinausgehenden Tagung ab, noch repräsentiert sie den Stand der Spinoza-Forschung insgesamt. Die Herausgeberinnen hielten die abgedruckten Beiträge vielmehr für geeignet, einen Eindruck von der oben skizzierten Entwicklung innerhalb der deutschen Spinoza-Diskussion zu vermitteln. Die Texte sollen sichtbar machen, auf welche Weise insbesondere jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mitunter von durchaus unterschiedlichen methodischen Grundlagen ausgehen, die Frage nach Spinozas Naturalismus bearbeiten.
Naturalismus : Positionen, Perspektiven, Probleme S. 137-154, 2007
Verstehen wir die Rede vom seelischen Leben außerhalb der Natur? Gewisse Fassungen des Naturalismus bestreiten das. Diese Formen von Naturalismus möchte ich widerlegen. Sie scheitern, weil sie mit dem mentalen Vokabular der Gehirne im Tank nicht zurandekommen. Denn anders als das semantisch instabile Vokabular der Naturwissenschaft muss das mentale Vokabular der Gehirne im Tank nicht uminterpretiert werden, wenn es von der Tanksprache in unsere Sprache übertragen werden soll. Eingetankte Ausdrücke wie "ich denke", "ich bin der Ansicht" usw. sind semantisch stabil. Durch diesen Kontrast ergibt sich ein neues Verständnis der Rede von einem mentalen Leben im Jenseits.
Die nachfolgende Arbeit befasst sich mit der Definition einer natürlich erklärbaren Physik. Im Gegensatz zum allgemeinen mathematischen Zugang der Allgemeinen Relativitätstheorie und der Teilchenmodelle der Quantenphysik soll die „Natürliche Physik“, die physikalischen Vorgänge mit natürlichen und real erfassbaren Modellen beschrieben werden. Mit der natürlichen Physik werden die realen und anschaulichen Erklärungen für die Gravitation, die Massenträgheit, die kinetische Energie und die Kräfte der Elektrostatik gesucht und gefunden. Die natürliche Physik bildet die Grundlagen für die Vereinigung der beiden grossen Theorien, da die „Natürliche Physik“ als tiefste Basis zwangsweise die Grundlagen aller anderen Theorien sein muss. Es erfolgt ein Aufruf zur Beteiligung an der Lösung dieser Fragen.
2020
Der Inhalt dieses Buches-so offensichtlich der Titel auch in eine Richtung weist-, soll Sie, sehr geehrte Leserrinnen und Leser, nicht in Naturschwärmerei versetzen. Auch wenn der gegenwärtig bedrohliche Zustand unsere Existenzgrundlage, der Erde und-damit aufs Engste verbundenihr Artenreichtum bzw. ihre vernetzte Biodiversität reichlich Anlass dazu gibt, dass sich viele nach einer "Rückbesinnung zur Natur" sehnen. Aber Natur und Technik lassen sich nicht trennen! Daher durchdringen-neben Naturphänomenen-auch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Phänomene die Buchkapitel. Andererseits: Was ist falsch, sich an den romantischen Versen wie die im Abendlied von Matthias Claudius zu erinnern, wenn wir über Millionen Jahre gewachsene Wälder, als fundamentale Lebensspender, dem kurzfristigen schnöden Mammon wegen opfern und damit unwiderruflich zerstören? Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar; Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Hügeln steiget Der weiße Nebel wunderbar. Matthias Claudius (1778) Für die heutigen tanzenden "Herren der Menschheit" (sieh Kap. 8) um das güldene ökonomische "Kalb" der Erde und deren zunehmende Zerstörung, hält Matthias Claudius in der vierten Strophe ebenso eine Weisheit bereit, die, bezogen auf katastrophale Waldzustände im 18. Jahrhundert 1 den heutigen nicht unähnlich ist: Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel; Wir spinnen Luftgespinste, Und suchen viele Künste, Und kommen weiter von dem Ziel. Die Erkenntnis, die sich durch dieses Buch zieht, ist: So genial uns die Prinzipien der Natur auch erscheinen mögen, so politisch ist deren zukunftsweisender praktischer Einsatz in unserer Lebens-und Arbeitsumwelt rund um den Erdball. 1 Im Abriss der Waldgeschichte Mitteleuropas, von 3000 v. Chr. bis heute, wird die Periode des 18. Jahrhunderts als die letzte große Rodungsperiode des Waldes beschrieben, durch verlichtete und geplünderte Wälder.
2017
Der Physikalismus ist die metaphysische These, dass alles Geschehen letztlich physisches oder physikalisches Geschehen ist.
Ich stehe mit meinem Vortrag vor dem Problem, Ihnen ein Buch näher zu bringen, von dem ich nicht sicher bin, es zu verstehen. Vielleicht ist das aber für den Eröffnungsvortrag einer Tagung kein gravierender Makel. Denn das, was ich ihnen präsentiere, ist das Produkt meines Versuches, dieses Buch zu verstehen, und vielleicht trägt dieser Versuch ja dazu bei, den Raum genauer zu bestimmen, innerhalb dessen alternative Verständnisse plausibilisiert werden können. Wäre das der Fall, dann wäre ich schon halbwegs zufrieden.
Standardisierung und Naturalisierung, 2019
Ein Hauptmotiv der Automatismen-Forschung lässt sich als Faszination (für den Nachvollzug) eines spezifischen Typus von Prozessen beschreiben, welche-entsprechend dem Gedanken des ‚Selbsttätigen', dem αὐτός-jenseits menschlicher Handlungsmacht, Planung und Kontrolle wirksam sind. Das Denken von und mit Automatismen steht im Zeichen des Opaken, des Rätselund Geisterhaften, oder technisch gewendet, im Denkbild der Black Box. Mit dieser Fokussierung widmet es sich dem Verstehen dessen, was vor der Etablierung etwaiger Ordnung und Konstellationen, was hinter dem Sicht-und Sagbaren, was vor der Stabilisierung von Praktiken und Schemata und im Prozess der Bildung materieller Strukturen und Gefüge operativ tätig ist. Standardisierung und Naturalisierung erscheinen vor diesem Hintergrund als zwei unterschiedliche und doch komplementäre Prozesse, durch die kulturell bedingte Praktiken, Wahrnehmungen und Technologien in einen Zustand der Selbstverständlichkeit übergehen. 1 Zwischen den beiden Begriffen finden sich vielfältige Parallelen und Überlappungen: Während es für die Naturalisierung als Konstruktion von Natürlichkeit charakteristisch scheint, dass sie sich auf einer unbewussten Ebene vollzieht, gibt es gleichzeitig Standardisierungsprozesse, in denen das Ideal des ‚Natürlichen' bewusst angestrebt wird. Die natürlich erscheinende Norm und das Selbstverständlich-Natürliche sind gerade deshalb so wirksam, weil sie ihre historische Genese, ihre Zufälligkeit, ihre Künstlichkeit wie auch ihre Kontingenz verschleiern und verdecken. Genau darin liegt ihre (kultur-)technische und (macht-)historische Relevanz und Bedeutung. Der Beginn einer umfassenden Standardisierung im modernen Europa lässt sich in Frankreich zum Ende des Ancien régime ausmachen. Die Einführung der einheitlichen Standards des metrischen Systems sollte im gewissen Sinne ein ‚epistemisches Leid' lindern, das sich aus der überbordenden Vielzahl tradierter Standards und lokaler Normen ergab: "[T]he existence of French men and women around 1790 was made miserable by […] 700 or 800 diffe-4
Der Mensch-Evolution, Natur und Kultur, 2010
In die zeitgenössische Philosophie wurde der Begriff der naturalistischen Erkenntnistheorie bzw. der naturalisierten Erkenntnistheorie (epistemology naturalized) durch den gleichnamigen Vortrag W.V. Quines auf dem Vierzehnten Internationalen Kongress für Philosophie 1968 in Wien eingeführt. Seitdem sind viele und sehr verschiedene Versionen naturalistischer Erkenntnistheorie erarbeitet, analysiert und kritisch diskutiert worden. Allen Versionen gemeinsam ist ein Bekenntnis zum methodologischen Naturalismus, dessen Grundzüge Quine wie folgt formuliert: "I see philosophy not as an a priori propaedeutic or groundwork for science, but as continuous with science.
Pädagogik der Naturwissenschaften, 2017
Physik spielt kaum eine Rolle. Das Bild der Naturwissenschaften in der Werbung ist positiv und erzählt von einer wissenden und über Zweifel erhabenen Autorität. Anders verhält es sich mit der Filmindustrie, denn auch sie erzeugt Bilder von typischen Naturwissenschaftlern. Wissen und Methoden der Forschung sind problematische Elemente populärer Kultur, denn-wie Filmanalysen zeigen-lässt die Beschreibung von Wissenschaft im Film eine Beunruhigung, ein Misstrauen, sogar eine Mystifizierung der Wissenschaft erkennen (Weingart, 2003): Die dargestellten Charakterprofile aus Medizin, Physik, Chemie und Psychologie werden besonders ambivalent dargestellt und stellen am ehesten den mad scientist dar, dem es um verbotenes Wissen, den eigenen Ruhm und darum geht, ethische Grenzen seiner Forschung zu sprengen. Die Geisteswissenschaften sind dagegen eher unverdächtig und verdienen das Vertrauen des Publikums. Werbung und Unterhaltungsindustrie erzeugen vermutlich wirksamere Bilder von Naturwissenschaften als die Naturwissenschaften selbst. Sie erzeugen unterschiedliche Erzählungen über Naturwissenschaften, denen gemeinsam ist, dass die Personen, ihr Wissen und ihr vermeintliches Image für die jeweiligen Botschaften funktionalisiert werden. Von der tatsächlichen Praxis der Naturwissenschaften erfährt man nichts. Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass ein Image von Naturwissenschaft nicht durch sie selbst und nicht durch Unterricht, sondern von Medienund Kommunikationsexperten erzeugt wird, die den Naturwissenschaften fern
Austriaca, 2018
Heimat feiert allerorts, man könnte fast sagen weltweit, ein Comeback (vielleicht war sie auch niemals wirklich passé): Die Politik operiert mit dem Heimatbegriff, Heimat liefert den Hintergrund für immer mehr TV-Serien und figuriert seit Beginn der er-Jahre-Stichwort "Alpenkrimi"-ebenso erfolgreich in der deutschsprachigen Literatur. 1 Das (neue?) Genre des "Alpenkrimis" bzw. der Kriminalliteratur mit regionalem Hintergrund greift auf Traditionen zurück, die-neben mehr oder weniger prominenten Merkmalen der Detektivliteratur-auch aus dem Repertoire der Heimat-und Antiheimatliteratur stammen. Die Tendenz dabei geht anscheinend in die Richtung, die Anteile der Antiheimatliteratur mehr und mehr zu reduzieren, um eine einfachere "Konsumierbarkeit" durch das breite Publikum zu erreichen. Es handelt sich hier also um eine Entwicklung, die auf den ersten Blick polar entgegengesetzte Phänomene wie die Heimat-und die Antiheimatliteratur 2 für die eigenen Zwecke domestiziert und vor einen 2. Der sogenannte Anti-Heimatroman wurde bereits unter den Begriffen "Neorealismus", oder "kritischer Heimatroman" und "Arbeiterliteratur" beschrieben.
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