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Empathie

Breyer, T. & Hussain, S.T. 2014, Empathie. In: Jüttemann, G. (ed.), Entwicklungen der Menschheit. Humanwissenschaft in der Perspektive der Integration. Pabst Science Publishers: Lengerich, 257-264.

Abstract

Empathie kann in einem weitesten Sinne als die Erfahrung von Fremdpsychischem definiert werden. Sie bildet die anthropologische Grundlage dafür, dass sich komplexe soziale Strukturen und kulturelle Interaktionsformen entwickeln konnten. Um den Anderen als intentionalen Agenten (Tomasello, 1999) auffassen zu können, muss das Subjekt von seinem egozentrischen Standpunkt abstrahieren können und sich auf die Tatsache einstellen, dass der Andere eine Perspektive auf die Welt hat, die von der eigenen abweichen kann. Im Folgenden gehen wir von der Fähigkeit zum Perspektivenwechsel als notwendiger Bedingung von Empathie (vgl. Breyer, 2013) aus und fragen nach möglichen prähistorischen Szenarien, die besonders förderlich für die Herausbildung dieser Bedingung gewesen sein könnten. Die kooperative Aufzucht des Nachwuchses wird als ein solches Szenario identifiziert (vgl. Hussain, 2013). Mit Blick auf eine „Integrative Humanwissenschaft“ scheint uns die Kombination aus sozial-kognitiver und paläoanthropologischer Dimension hilfreich, um zentrale geistige Fähigkeiten des Menschen in ihrer Entwicklung nachvollziehen zu können.