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Breyer, T. & Hussain, S.T. 2014, Empathie. In: Jüttemann, G. (ed.), Entwicklungen der Menschheit. Humanwissenschaft in der Perspektive der Integration. Pabst Science Publishers: Lengerich, 257-264.
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Empathie kann in einem weitesten Sinne als die Erfahrung von Fremdpsychischem definiert werden. Sie bildet die anthropologische Grundlage dafür, dass sich komplexe soziale Strukturen und kulturelle Interaktionsformen entwickeln konnten. Um den Anderen als intentionalen Agenten (Tomasello, 1999) auffassen zu können, muss das Subjekt von seinem egozentrischen Standpunkt abstrahieren können und sich auf die Tatsache einstellen, dass der Andere eine Perspektive auf die Welt hat, die von der eigenen abweichen kann. Im Folgenden gehen wir von der Fähigkeit zum Perspektivenwechsel als notwendiger Bedingung von Empathie (vgl. Breyer, 2013) aus und fragen nach möglichen prähistorischen Szenarien, die besonders förderlich für die Herausbildung dieser Bedingung gewesen sein könnten. Die kooperative Aufzucht des Nachwuchses wird als ein solches Szenario identifiziert (vgl. Hussain, 2013). Mit Blick auf eine „Integrative Humanwissenschaft“ scheint uns die Kombination aus sozial-kognitiver und paläoanthropologischer Dimension hilfreich, um zentrale geistige Fähigkeiten des Menschen in ihrer Entwicklung nachvollziehen zu können.
Zunächst einige eher historische Anmerkungen: Empathie ist als Begriff aus den USA nach Europa zurückgekehrt, nachdem -Anfang des 20. Jahrhunderts -Lipps (1907) Begriff der Einfühlung in den USA mit "empathy" übersetzt worden war. Einfühlung wurde zwar schon sehr viel früher als Begriff benutzt, jedoch selten auf diese frühe Quelle zurückgeführt. Es war Johann Gottfried Herder, der bereits Ende des 18. Jahrhunderts in seinem Werk Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit von Einfühlung sprach ). Bei ihm ging es um das Verstehen fremder Kulturen. Wir sind in der Lage zu verstehen, warum Menschen so leben, wie sie leben, auch wenn sie anders sind als wir und selbst wenn wir ihnen gegenüber Hassgefühle empfinden oder sie verurteilen. Diese Möglichkeit setzt die Existenz eines Vermögens voraus, das Herder Einfühlung nannte. Herder hat auch erstmals nachdrücklich deutlich gemacht, dass das Bedürfnis, einer menschlichen Gemeinschaft anzugehören, ein menschliches Grundbedürfnis ist und genauso stark wie das Bedürfnis nach Essen, Trinken, Wärme und Sicherheit. Er war dabei entschieden antinational und antiimperialistisch. Er erkannte Menschenrechte als universal an -im Gegensatz zu einem kulturrelativistischen Standpunkt. Interessanterweise ist 2010 eine Art update von Herder erschienen, und zwar in Form Jeremy Rifkins Die empathische Zivilisation. Dort wird die Frage gestellt, ob es möglich sei, dass Menschen ein vollkommen anderes, nämlich ein empathisches Wesen haben und dass alle anderen als primäre Triebe angesehenen Charakterzüge wie Aggressivität, Gewalttätigkeit, Egoismus und Habgier sekundäre Triebe sind, deren Ursprung in der Unterdrückung unseres -empathischen -Wesens liegt. Empathie Im Vergleich zu traditionellen Vorstellungen in der Psychoanalyse als Ein-Personen-Psychologie -alles spielt sich im individuellen seelischen Innenleben ab -nimmt die relationale Psychoanalyse die Position einer Zwei-Personen-Psychologie ein, das heißt, man versteht sämtliche psychischen Phänomene als interpersonal, abhängig von den jeweils 1 interagierenden Partnern. In der Intersubjektivitätstheorie wird diese Sichtweise durch den Begriff des Kontextuellen erweitert. Damit ist die Kontextabhängigkeit jedes psychischen Phänomens im Individuum gemeint.
Orthopädie & Rheuma
Ein "neues", universelles Heilmittel mit fantastischen Eigenschaften macht gerade von sich reden. Es hilft bei praktisch allen Krank heiten, hat keine Nebenwirkungen und kostet nichts. Die Droge verbessert das Arzt-Patienten-Verhältnis, schützt den Arzt vor Haftungsklagen und erspart sinnlose Behandlungskosten. Bekannt ist das Mittel schon seit der Antike. Jetzt belegt auch die Forschung seine Wirksamkeit: Es geht um die ärztliche Empathie. E motionale Kompetenz ist das Fundament ärztlicher Tätigkeit. Entscheidend dabei ist die Empathie, die Fähigkeit, emotional teilzunehmen und dies dem Patienten verbal oder nonverbal zu zeigen. Für solche Gespräche braucht man Zeit. Doch die wird für Ärzte immer knapper-mit ernsten Konsequenzen: Das Fundament des Vertrauens zwischen Arzt und Patient bekommt Risse. Zerrüttetes Vertrauen Dieser Vertrauensverlust ist nicht nur hypothetisch, sonst müsste die kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nicht mit einer 2013 lancierten, teuren Imagekampagne das ins Wanken geratene Vertrauen zur Institution Arzt wieder ins Lot bringen. TV-Spots, Plakate und Flyer versichern, dass sich der Arzt in erster Linie nur um seine Patienten kümmert. Wirklich? Dass überhaupt so eine Kampagne
T. Breyer (Hrsg.), Grenzen der Empathie, 2013
Hinter dem Ausdruck ‚Empathie' verbirgt sich ein schillernder Begriff mit einer nicht minder schillernden Begriffsgeschichte. 1 Als Rückübersetzung aus dem Englischen breitet er sich seit dem Ende der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der deutschen Alltagssprache aus und hat den älteren Ausdruck ‚Einfühlung' weitestgehend abgelöst . Allerdings hat der Begriff auf dem Umweg über das Englische neue Konnotationen hinzugewonnen. Längst steht ‚Empathie' nicht mehr ausschließlich für das innere Nachvollziehen der Gefühle, das Lipps (1907) in seiner Einfühlungstheorie beschrieben hat. Längst umfasst Empathie auch mehr als die direkte Erfahrung des Anderen wie sie etwa ) und Scheler (1923 in kritischer Auseinandersetzung mit Lipps zu fassen versuchten. Wird ein Mensch als empathisch bezeichnet, so ist in der alltagsüblichen Verwendung vielmehr gemeint, dass er feinfühlig mit Anderen umzugehen vermag. Während sich Einfühlung also noch deutlich als epistemischer Begriff zu erkennen gab, beschreibt der heutige Empathiebegriff auch ein -äußerst positiv konnotiertes -Verhalten gegenüber anderen Personen.
2021
Virtual Reality ist eine Technologie, die zunehmend in der beruflichen Weiterbildung eingesetzt wird, unter anderem zum Training sozialer Kompetenzen. Durch die Möglichkeit, mit virtuellen Agenten zu kommunizieren, überlagern sich zwischenmenschliche und Mensch-Maschine-Interaktion. Dadurch ergibt sich die Perspektive eines auf maschinellem Lernen basierenden Akteurs, der über menschliche Eigenschaften wie Empathie verfügt. Der Beitrag setzt sich zweierlei Hinsicht kritisch mit dieser Perspektive auseinander. Einerseits begreift er virtuelle Umgebungen als Räume, in denen es nicht um die Wesensverschmelzung von Mensch und Maschine geht, sondern um Verhandlungs- und Austauschprozesse hinsichtlich menschlicher und maschineller Eigenschaften. Andererseits wird eine Didaktik der Interaktion mit virtuellen Agenten skizziert, die Brüche, Variationen und unvorhergesehenen Verläufe zulässt. Nur eine solche macht Lernen als interaktive Gestaltung von Selbst, Umwelt und Technik erfahrbar.
Die Evolution der Empathie, 2013
Evolution der Empathie Ein Essay Zusammenfassung: Befunde aus der Verhaltensforschung, der Säuglings-und Kleinkindforschung, der Bindungstheorie und der Entwicklungspsychologie, zeigen, dass die menschliche Fähigkeit des wechselseitigen Verständnisses und der Kooperation auf den empathischen Fähigkeiten der Säugetiere aufbaut. Innerhalb der Primaten nehmen diese Fähigkeiten mit steigender Intelligenz zu und ermöglichen immer komplexere Formen sozialer Interaktionen. Im Vergleich zu Menschenaffen kommt beim Menschen eine besondere Form sozialer Kognition hinzu, die seine spezielle Art zu lernen, zu lehren und zu kooperieren ermöglicht. Während Empathie ausschliesslich auf den anderen gerichtet ist, geht es auf dieser höchsten Stufe auch darum, sich über den eigenen psychischen Zustand Klarheit zu verschaffen, um, von sich selbst auf den anderen schliessend, in Beziehung zu treten. Diese Fähigkeit zu mentalisieren bildet die Grundlage für das menschliche Sozialleben und die daraus entstandene Kultur. Ein sich auf Ergebnisse der Evolutions-und Verhaltensbiologie stützendes Verständnis der Empathie eröffnet wichtige Erkenntnisse für den psychotherapeutischen Prozess, die im Bereich der Gegenübertragung und der Supervision zum Tragen kommen.
Zeitschrift für philosophische Forschung, 2013
2012
Ohne Empathie bestünde der Religionsunterricht in einer reinen Stoffvermittlung. Maßgebliche Impulse für eine stärkere Orientierung an den Schülerinnen als Adressatlnnen des Lernstoffes gab es bereits an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durch die Publikationen zur sog. "Münchener Methode" (Willmann, Weber, Stieg litz). Vor allem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wird der Empa thie im Religionsunterricht verstärkt Bedeutung zugemessen. Im Religionsunterricht von heute bildet Empathie eine Schlüsselkompetenz, insofern (pro)soziales, (inter)kulturelles und (inter)religiöses Lernen wesentlich auf empathischer Kompetenz basieren. Im Folgenden geht es darum, aufzuzeigen, welches religiöse und soziale Potential von Lernenden mit der Fähigkeit zur Empathie im Religionsunterricht erschlossen werden kann. Bevor erörtert wird, wie sich Empathie im Religionsunterricht manifestiert, ist eine Klärung des vieldeutigen Begriffes Empathie notwendig. Basierend auf einem ganzheit lichen Empathiekonzept, das emotionale, kognitive und neuronale Dimensionen umfasst, folgen Ausführungen zur Konkretisierung empathischen Lernens im Religionsunterricht. Den Abschluss bilden Betrachtungen in Bezug auf die praktische Relevanz von Empathie auch außerhalb des Religionsunterrichts.
Seit der mehr oder weniger zufälligen Entdeckung der Spiegel-Neuronen in den 90er Jahren (vgl. Rizzolatti et. al. 1996) ist das Interesse an der einschlägigen Forschung stark gestiegen. In seinem kritischen Artikel Against Empathy: Critical Theory and the Social Brain spricht Slaby sogar von einem Empathy Boom (unveröffentlicht, S. 6). Der Grund dafür ist, dass Experimente an Primaten gezeigt haben, dass motorische Neuronen auf zweierlei Weise aktiviert werden: Zum einen, wenn das Tier selbst eine bestimmte Bewegung ausführte, und zum anderen, wenn das Tier die Bewegung beobachtete. Dieselbe Funktion wurde beim Menschen festgestellt. Das heißt, wenn wir eine Bewegung beobachten, betrachten wir diese nicht nur "von außen", sondern wir erleben diese Bewegung gewissermaßen "von innen" mit (vgl. Gallese und Goldman, 1998). 2 Somit scheinen die Spiegel-Neuronen nur ein altes philosophisches Problem wieder ins Leben gerufen zu haben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Theorie der Einfühlung von Theodor Lipps, die einen großen Einfluss auf die Ästhetik ausübte und nach langer Zeit der Vergessenheit und Diskreditierung heute wieder eine gewisse Aktualität erlangt hat (vgl. Stueber 2006 und Curtis/ Koch 2008).
Recent attempts to reconstruct how culturalcognition has emergedand evolvedfrequentlyrelyona " techno-genetic " (and at times even " techno-centric ") logic. Instrumental intelligence, reflected in the production and utilizationoftask-specific tools,s uch as knapped bifaces,i sc onsidered ak ey motorf or the development of culturalc ognition.The presumption is thatt echnological evolution parallels cognitive evolution in significant ways.Technicalinstruments produced by extincthominins and earlyhumans – most importantly, ancient stone artefacts – are thereforeexamined in order to map out the socio-cognitive preconditions of their manufacture and by extension the cognitive capacity of their producers.The aim of this chapter is to movebeyond this one-sided conception and to extend the focus again on the social and aesthetic dimensions of the human-world interface. We show that embodiment and empathyare key concepts for understanding the evident " trans "-instrumental links between Paleolithic foraginggroups,animals, and othera spects of their physical environment,i ncludingt he possibility that inanimate objectswereexperienced as intentional agents. By drawingonexam-ples from recent hunter-gatherer ethnography, we defend the general thesis that Pleistocene lifeworlds were likelya nchored in relationalo ntologies, implying a considerable extension of the " space of empathy " and the integration of non-human entities into the field of social relations.F or this reason, it is imperative also to consider human-world relations which are " more than instrumental, " if we wish to develop plausible scenarios for the development of exceptional cognitive capacities in the human lineage. Archäologenv ersuchen,a us den ihnen zugänglichen materiellen Überresten vergangener Phasen der Menschheitsgeschichte " ein Maximum an Informationen über ihren ursprünglichen kulturellen und lebensweltlichen Kontext herauszu-holen " .¹ Eine solche Rekonstruktion wird umso schwieriger,jeweiter entfernt der entsprechende soziokulturelle Kontext und die voni hm produzierten Artefakte
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Feministische Studien, 1993
cultura & psyché
Gregor Maria Schubert, Johann Süß und Kenneth Hujer (Hg.): Das Andere Kino. Texte zur Zukunft des Kinos, 2021
In: Schmetkamp, S. and Zorn, M. (eds.), Variationen des Mitfühlens. Empathie in Musik, Literatur, Film und Sprache, Steinmeier, 2018
soziales_kapital, 2012
includes English Chapter summaries, 2013
montage AV. Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, 2015
Historische Musikwissenschaft. Gegenstand – Geschichte – Methodik (= Kompendien Musik 2), hg. von Frank Hentschel, 2019