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2009, Österreichische Zeitschrift fuer Soziologie, Volume 34 (2009), Number 1, pg. 23.44, DOI 10.1007/s11614-009-0003-x .
E: The paper compares rebellious behavior and violence described in folk lyrics of Aus- trian poacher songs and the American „Wild West“ outlaw songs. There are significant differences in the degree and in the importance of violence between these particular folk traditions. Thus, these songs help to understand emotional aspects of the state-building process which are widely neglected by merely macro-sociological accounts. In the context of the Civilizing Theory, the pa- per poses the question why in some cases the myth of the rebel-hero is based on violence like in the American outlaw songs. Other cases know the glorification of non-violent rebellious behavior as well like the Austrian poacher songs which regards violence as dishonorable. These results cause some modifications in the theories of the state-building process because emotions may play a more central role to justify or to de-stabilize power and domination. D: Dieser Aufsatz vergleicht Rebellentum und den Stellenwert von Gewalt in österreichischen Wildererliedern und amerikanischen „Wild West“ outlaw songs. Es konnten erhebliche Unterschiede im Ausmaß und in der Bedeutung der beschriebenen Gewalt zwischen den beiden Liedtraditionen festgestellt werden. Derartige Lieder helfen damit, emotionale Aspekte von Staatsformierungsprozessen zu verstehen, die reine makrosoziologische Herangehensweisen vermissen. Gerade für die Zivilisationstheorie drängt sich die Frage auf, warummanchmal, wie im US-amerikanischen Fall, der Heldenmythos bloß auf Gewalt beruht, wohingegen er anderswo, wie bei den österreichischen Wildererliedern, auch auf Gewaltlosigkeit zurückgreift und Gewalt sogar als unehrenhaft ansieht. Die Ergebnisse der Studie regen dazu an, Theorien über Staatsformierungsprozesse zu modifizieren, da Emotionen eine zentrale Rolle für Legitimierung oder Destabilisierung von Herrschaft und Macht spielen. The paper compares rebellious behavior and violence described in folk lyrics of Austrian poacher songs and the American „WildWest“ outlaw songs. There are significant differences in the degree and in the importance of violence between these particular folk traditions. Thus, these songs help to understand emotional aspects of the state-building process which are widely neglected by merely macro-sociological accounts. In the context of the Civilizing Theory, the paper poses the question why in some cases themyth of the rebel-hero is based on violence like in the American outlaw songs. Other cases know the glorification of non-violent rebellious behavior as well like the Austrian poacher songs which regards violence as dishonorable. These results cause some modifications in the theories of the state-building process because emotions may play a more central role to justify or to de-stabilize power and domination.
Themenschwerpunkt Widerstand, transnational, 2020
In der sozialwissenschaftlichen Forschung herrscht ein defensives Widerstandsverständnis vor, dem der vorliegende Beitrag ein proaktives, welterschließendes Konzept von Widerständigkeit entgegenstellt. Expliziert wird dies in Form einer Auseinandersetzung mit dem global beobachtbaren Erstarken munizipalistischer Bewegungen, die – aktuelle Transformationstheorien aufgreifend – als ‚munizipalistische Präfiguration‘ gedeutet werden. Diesen Manifestationen proaktiven Widerstands, so wird gezeigt, liegt ein zweifacher transnationaler Charakter zugrunde, der im Bestreben globaler Vernetzung und dem Anspruch auf ‚Transzendierung des Nationalen‘ zu Tage tritt.
Springer VS, 2022
Wie funktioniert Lernen im Breaking und welche Bedeutung hat hierbei das Zeigen? Auf der Grundlage narrativer Interviews mit B-Boys und-Girls von der ersten Generation in Deutschland bis zur Gegenwart widmen sich die Autor*innen diesen Fragen. Sie führen in den Kosmos einer selbstregulierten Tanz-und Lernkultur ein und verbinden ihn mit Erkenntnissen über Zeigen als anthropologischer und pädagogischer Konstante. Breaking stellt sich als Tanzpraxis dar, in der vielfältige Zeigehandlungen wirksam sind, die immer auf die Protagonist*innen selbst verweisen. Sich zeigen wird dabei als energetisierendes Leitmotiv herausgearbeitet.
Hegel-Jahrbuch, 2008
Das Problem der moralischen Bildung der Staatsbürger hat eine hohe politische Aktualität. Einerseits hat die Entstehung der multikulturellen Gesellschaften in der Nachkriegszeit das Fehlen sozialer Kohäsion sichtbar gemacht, was die Politiker veranlasste, die Diskussion über Werte und Normen auf die Agenda zu setzen, um dem vermeintlichen moralischen Verfall Einhalt zu gebieten. Andererseits haben die Terroranschläge des 9. September die Angst vor einem islamischen Fundamentalismus hervorgerufen, der die Legitimität der abendländischen Staatsbürgerschaft infrage stellt. Diese politische Aktualität treibt nur einen Gegensatz auf die Spitze, den die Entwicklung der subjektiven Freiheit seit der französischen Revolution mit sich gebracht hat. Die subjektive Freiheit macht die Staatsbürger zu moralischen Subjekten, die ihr Handeln in letzter Linie durch ihr Gewissen und nicht durch die Gesetze des Staates bestimmen lassen. Als moralische Subjekte können die Individuen mit denjenigen Gesetzen in Widerspruch geraten, denen sie als Staatsbürger gehorchen müssen. Deshalb hat der Staat ein Interesse an der moralischen Bildung der Staatsbürger. Um zu überleben, muss der Staat bewirken, dass die Staatsbürger seine Gesetze respektieren. Das Überleben des Staates lässt sich jedoch nicht als ein bloßes physisches Fortexistieren verstehen. Insofern sich die Legitimität des Staates auf die moralische Freiheit stützt, die er seinen Staatsbürgern einräumt, kann er nicht überleben, ohne diese moralische Freiheit tatsächlich zu sichern. Dies scheint zu einem unlösbaren Dilemma zu führen. Einerseits muss der Staat den Bürgern den Raum lassen, ihre höchsten moralischen Werte selber zu bestimmen, andererseits kann er es sich nicht nehmen lassen, sie zu zwingen, gemäß den Gesetzen des Staates zu handeln, d. h. ihre moralischen Werte dürfen kein Handeln hervorrufen, das dem Handeln anderer Bürger widerspricht. In meinem Aufsatz werde ich zunächst erläutern, wie John Rawls dieses Dilemma zu lösen versucht. Dabei stellt sich heraus, dass Rawls an einen Kantischen Widerspruch gebunden bleibt. Als nächstes erörtere ich, wie Hegel diesen Widerspruch in seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts zu lösen meint. In unserem Zeitalter der Globalisierung genügt diese Lösung jedoch nicht. Deshalb entwickle ich drittens, zu welchen Transformationen die Hegeische Konzeption nötigt. Rawls' Begriff des politischen Liberalismus Rawls zufolge lässt sich dem moralischen Subjekt eine so genannte »komprehensive Doktrin« zuschreiben. Eine solche Doktrin umfasst religiöse, moralische und philosophische Werte,' durch die die moralischen Subjekte absolut voneinander getrennt werden. Nichtsdestoweniger sind die moralischen Subjekte, sofern ihre »komprehensiven Doktrinen« vernünftig sind, imstande, miteinander in einer Gesellschaft zu leben. Als vernünftig können die moralischen Subjekte die Staatsbürgerschaft einer politischen Ordnung begründen, die den Kriterien des politischen Liberalismus entspricht. Der politische Liberalismus unterscheidet sich in dem Sinne vom Liberalismus als »komprehensiver Doktrin«, dass ihm Freiheit nicht als ein absoluter Wert gilt. Der politische Liberalismus stellt sich auf den Standpunkt einer Vernunft, die mit dem »bürden of judgement«^ belastet ist. Diese Vernunft ist einerseits das notwendige Mittel, um den absoluten moralischen Inhalt zu bestimmen. Andererseits ist sie
»Figurationen des Politischen« sind dynamische »ästhetische Gefüge«, die auch in ihrer Mannigfaltigkeit dazu dienen, eine politische Ordnung immer wieder neu zu »aisthetisieren«, d. h. wahrnehmbar zu machen. Sie sorgen in ihrer Prozessualität u. a. dafür, dass sich eine politische Ordnung fortwährend selbst als legitim und notwendig darstellen kann. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive analysiert der vorliegende Band literarische Texte ebenso wie Fernseh- serien, Spielfilme und Werbung als historisch spezifische und veränderliche politische Selbstbeschreibungen in einem globalen Kontext: Neben US-amerikanischem Mainstreamkino kulturelle Produktionen aus Deutschland, Ungarn, der damaligen Sowjetunion, Korea, Indien, China und den palästinensischen Autonomiegebieten.
Rekonstruktion des Imaginären 1. Der ideologische Konsens der Demokratie Können wir uns heute eine Politik vorstellen, die nicht auf den Staat fixiert ist? Ein nichtetatistisches Imaginäres? Eine Politik, die die Demokratie nicht als Staat denkt? Im Gefolge einer bestimmten postmodernen Perspektive auf die westlichen Staaten mochte sich nach dem Ende des Realsozialismus der paradoxe Eindruck eines langsamen Absterbens des Staates überhaupt einstellen -im Zuge der Privatisierung und Globalisierung. Michael Hardt und Antonio Negri haben das eigentümliche Ergebnis einer solchen Perspektive auf den Punkt gebracht: »Aus diesem Blickwinkel betrachtet, stellt die Postmoderne eine merkwürdige und unerwartete Wiederholung der traditionellen marxistischen Vision dar, insofern sie das Absterben des Staats in der Gesellschaft des voll entwickelten Kapitalismus, oder besser die zivile Gesellschaft zu einer befriedeten politischen Form sich transformieren sieht.« 1 Am Ende dieser Entwicklung ist die Gesellschaft in einen Zustand des Konsenses übergegangen: »Demokratie ist realisiert, Geschichte beendet.« 2 Diese These vom Ende der Geschichte ist auch als diejenige Fukuyamas bekannt geworden. Eine Geschichte der fröhlichen Utopie der 90er Jahre, die nach dem Mauerfall begann und die einen doppelten Tod sterben musste, wie Slavoj Žižek festhält: einmal mit den Ereignissen vom 11. September 2001, ein weiteres Mal in der Finanzkrise 2008. 3 Nichtsdestotrotz, so ebenfalls Žižek, bleiben die meisten von uns der Fukuyama-Version treu -wir glauben, dass die Demokratie die Quintessenz der politischen Systeme darstellt, die bestmögliche Option. 4 Demokratie hat sich, mit Alain Badiou gesprochen, zu dem unhintergehbaren Emblem unserer politischen Diskussion entwickelt: »Ein Emblem ist das Unantastbare eines Symbolsystems. Das heißt, Sie können über das politische System sagen, was Sie wollen, Sie können ihm gegenüber eine ›kritische‹ 1 Antonio Negri, Michael Hardt, Die Arbeit des Dionysos. Materialistische Staatskritik in der Postmoderne, aus dem Ital. und Engl. übers. von Thomas Atzert und Sabine Grimm, Berlin/Amsterdam 1997, S. 132. 2 Ebd. 3 Slavoj Žižek, First as Tragedy, then as Farce, London/New York 2009, S. 5. 4 Vgl. ebd., S. 88. Haltung von beispielloser Schärfe einnehmen und etwa den ›Terror der Ökonomie‹ verdammen -man wird es Ihnen nicht übelnehmen, solange Sie es nur im Namen der Demokratie tun [...].« 5 Wenn jedoch ›Demokratie‹ der unhintergehbare Konsens, der virtuelle Fixpunkt, der politischen Debatten geworden ist, dann wird man, so lässt sich Badiou folgen, dieses Emblem für einen Moment zur Seite stellen müssen, um an den tatsächlichen Kern, »an das Reale unserer Gesellschaften« heranzukommen. 6 »Man wird der Welt, in der wir leben, nur dann gerecht, wenn man das Wort ›Demokratie‹ einmal beiseite läßt und das Risiko eingeht, kein Demokrat zu sein und damit tatsächlich von ›aller Welt‹ mißbilligt zu werden. Denn ›alle Welt‹ ist -bei unsohne jenes Emblem nicht zu denken: ›Alle Welt‹ ist demokratisch. Man könnte dies das Axiom des Emblems nennen.« 7 Abgesehen von diesem Platz, den der Begriff Demokratie einnimmt, ist das Konzept der Demokratie heute selbst zu einer unsicheren Formel geworden. Zum einen ist nicht mehr sicher, dass die Demokratie eine Eigenschaft ist, die notwendigerweise mit der Liberalisierung der Märkte einhergeht. Slavoj Žižek hat vor allem im Hinblick auf die Entwicklungen in China darauf hingewiesen, dass sich hier die Aufkündigung einer historischen Koinzidenz anzeigt -China lässt sich als ein Signal für die Zukunft lesen, in der der Kapitalismus die Demokratie aus Effizienzgründen hinter sich lässt. 8 Zum anderen aber ist ›Demokratie‹ von Beginn an ein skandalöser Begriff -und zwar deshalb, weil ihm sein eigener Exzess innewohnt, der ihn jede ihm gegebene (Staats-)Form tendenziell übersteigen lässt. Vor allem Jacques Rancière hat diesen Aspekt der Demokratie herausgearbeitet, der sie als eine Kraft der Gleichheit erscheinen lässt, die die Ungleichheit der Zählungen und Verteilungen unterbricht. Als solche Kraft lässt sie sich nicht in eine Form übersetzen, lässt sie sich nicht ›verrechnen‹ und nicht in ein objektives Maß übertragen. Staatsformen können nach Rancière in diesem Sinn überhaupt nicht demokratisch sein: »Was meinen wir genau, wenn wir sagen, dass wir in Demokratien leben? Im strikten Sinne ist die Demokratie keine Staatsform. Sie liegt immer diesseits oder jenseits der 5 Alain Badiou, »Das demokratische Wahrzeichen«, übers. von Claudio Gutteck, in: Giorgio Agamben u.a. (Hg.), Demokratie? Eine Debatte, Frankfurt a. M. 2012, S. 13-22, hier: S. 13 (Übersetzung geändert). 6 Ebd. (Übersetzung geändert). 7 Ebd. (Übersetzung geändert). 8 Slavoj Žižek, Living in the End Times, London/New York 2010, S. 158. 2 Staatsformen. Sie liegt diesseits, insofern sie die notwendigerweise egalitäre und genauso notwendigerweise verdrängte Grundlage des oligarchischen Staats ist. Und jenseits, insofern sie die öffentliche Aktivität ist, die der Tendenz eines jeden Staates, die gemeinsame Sphäre zu beanspruchen und zu entpolitisieren, entgegenwirkt. Jeder Staat ist oligarchisch.« 9 Demokratie ist so im eigentlichen Sinn für Rancière der Streit, der die Politik ist. Sie bildet den verdrängten Grund des Staates, insofern der Staat letztlich darauf gründet, das Volk in die Verteilungen einzubeziehen. Und sie übersteigt diesen Staat, weil das gezählte Volk immer eine grundsätzliche Verrechnung, eine falsche Rechnung ist, weil das Volk nie einfach das Volk ist, sondern ein unberechenbarer Begriff. 10 Rancières Wette zielt auf die Wiederbelebung der Strittigkeit der Demokratie, gerade als Kritik des konsensuellen Verständnisses der Demokratie als Staatsform. Die Demokratie als Staatsform wiederum kennt natürlich noch einen anderen klassischen Gegner. Badiou hat darauf hingewiesen, dass Lenin auf den Vorwurf, nicht demokratisch vorzugehen, zwei Antworten gegeben hat. Einerseits lässt sich eine bourgeoise von einer proletarischen Demokratie unterscheiden, zum anderen jedoch muss unter Demokratie letztlich immer eine Form des Staats verstanden werden. 11 Dem gegenüber steht das, was Badiou den ›generischen Kommunismus‹ nennt, ein Kommunismus, der gerade das Absterben des Staates, das Absterben der Kluft zwischen Repräsentation und Präsentation, zum Ziel hat. Was Rancière als den Streit der Demokratie denkt und was Badiou als ›generischen Kommunismus‹ mit Lenin (aber in einer neuen Bedeutung) der Demokratie entgegenstellt, lässt sich so zumindest in der Gemeinsamkeit einer Abgrenzung zusammenführen: in der Distanz zur demokratischen Staatsform. Die demokratische Staatsform ist jedoch nun andererseits nach dem Ende der realsozialistischen Staaten der allgemeingültige Horizont. Für eine emanzipatorische Politik, die nicht mehr mit Lenin den Kommunismus gegen den demokratischen Staat stellen kann und die aus der Unsicherheit heraus agiert, welche Prozedur es sein könnte, die den Namen ›generischer Kommunismus‹ heute verdienen würde, besteht »the real dilemma«, wie Žižek 9 Jacques Rancière, Der Hass der Demokratie, aus dem Frz. übers. von Maria Muhle, Berlin 2011, S. 87. 10 Dieses Grundargument entwickelt Rancière vor allem in seinem Buch Das Unvernehmen, in dem die notwendige Fehlrechnung zwischen den Teilen einer Gesellschaft und den Anteilen, die diesen vom Gemeinsamen zukommen sollen, an der Frage des Volks ersichtlich wird: In der antiken Konzeption ist das Volk derjenige Teil der Gesellschaft, der zugleich alle Teile ist, dem jedoch kein eigener Anteil -Tugend, Reichtumentspricht. Vgl. Jacques Rancière, Das Unvernehmen. Politik und Philosophie, aus dem Frz. von Richard Steurer, Frankfurt a. M. 2002. 11 Alain Badiou, Über Metapolitik, aus dem Frz. u. Engl. übers. von Heinz Jatho, Zürich/Berlin 2003, S. 92. formuliert, darin herauszufinden »what to do with -how the Left is to relate to -the predominant liberal democratic imaginary«. 12 Im Kern zirkuliert dieses liberale Imaginäre zunächst um den Glauben an den Markt, während seine Verknüpfung mit der Frage des Staats undeutlich ist. Mit dem Markt jedoch scheint das Schicksal der Demokratie verbunden, und zwar über das Prinzip des Austausches. Jean-Luc Nancy hat diese Verknüpfung im »Kapitalismus« als »Produkt einer Zivilisationsentscheidung« verankert, die den Wert »in der Gleichwertigkeit«, im Prinzip des Äquivalents ansiedelt. 13 Die kapitalistisch präformierte Demokratie zielt auf den gleichwertigen Austausch, die dem Prinzip einer allgemeinen Äquivalenz folgt, und die derart hergestellte Gleichwertigkeit ist eine Gleichheit des Werts der warenförmig austauschbaren Produkte. Nancys Argument hat eine neue Ungleichwertigkeit im Blick -das wäre die Wahrheit der Demokratie -, die es einzuführen gelte, und die zuallererst die Demokratie beträfe: die gerade nicht einfach eine (Staats-)Form unter anderen wäre. 14 Die Ungleichwertigkeit gälte einer anderen Gleichheit als derjenigen des Liberalismus, indem sie die Gleichheit aller als absolut unvergleichlicher aufzeigt: ausgehend von dem »unvergleichliche[n] Wert[...]« 15 eines jeden, der sich jeder Identifizierung über Eigenschaften und der damit einhergehenden Vergleichbarkeit entzieht. Im Prinzip der allgemeinen Gleichwertigkeit noch des Gleichen und des Ungleichen hingegen zeigt sich das liberale Imaginäre als ein Glaube an eine allgemeine Methode, die zugleich jene des Marktes ist. Eine Methode, die sich gerade in dieser Allgemeinheit als utopisches Projekt verrät: »[T]he neutral reference to the necessities of the market economy, usually invoked in order to categorize grand ideological projects as unrealistic utopias, is itself to be inserted into the series of great modern utopian projects. That is to say -as Fredric Jameson has pointed out -what characterizes utopia is not a belief in the essential goodness of human nature, or some similar naive notion, but, rather, belief in some global mechanism which, applied...
Politische Vierteljahresschrift, 2006
Im Kriegsgeschehen nach 1945 scheint sich der Zusammenhang von Kriegführung und Staatsbildung, der für die europäische Geschichte von der historischen Forschung hervorgehoben wird, nicht in gleicher Weise zu wiederholen. Stattdessen hat in der politikwissenschaftlichen Diskussion die These von der Entstaatlichung und Depolitisierung des Krieges an Unterstützung gewonnen. Dieser Beitrag zeigt an fünf strukturgeschichtlichen Realtypen, dass das Kriegsgeschehen nach 1945 zwar Veränderungen in konkreten Kontexten hervorgebracht hat. Staatlichkeit als Form des internationalen Systems wurde davon indes nicht berührt. Die Blockaden der Staatsbildung im Gefolge von Kriegen sind möglicherweise eher auf die zunehmende Internationalisierung politischer Herrschaft und die veränderte ökonomische Einbettung der kriegsbetroffenen Gesellschaften zurückzuführen.
Ilker, Albert Kraler, Wolfram Schaffar & Aram Ziai (Hg.): Politik und Peripherie. Eine politikwissenschaftliche Einführung. , 2018
1999
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in: Historische Zeitschrift 300 (2015)
Zeitschrift für philosophische Forschung, 2018
In this paper I try to show a middle way of interpreting Zeno’s Politeia, that allows one to solve problems that arise from the traditional readings. My aim is to present a reading, that coherently discusses the perfect as well as imperfect elements of the state. This is done by analyzing the testimonies in light of the role of virtue, and simultaneously taking into account the rarity of the Stoic Wise.
Zeitschrift für Pädagogik, 2021
Im Lichte wachsender gesellschaftlicher Polarisierung werden klassische Formen liberaler Demokratieerziehung, die auf Konsens-und Kompromissbildung abzielen, zunehmend in Frage gestellt. Als Antwort auf die Schwächen solcher Erziehungsformen wurden jüngst von Theoretiker_innen der deutsch-und englischsprachigen Erziehungswissenschaft Grundzüge eines agonistischen Zugangs zur Demokratieerziehung formuliert. Diesem Ansatz zufolge soll eine politische Form von Wut kultiviert werden, damit Lernende auf die Austragung unvermeidlicher politischer Konflikte vorbereitet sind. In diesem Aufsatz sondiere ich die psychologischen, pädagogischen und politischen Implikationen eines agonistischen Ansatzes zur Demokratieerziehung, unter besonderer Berücksichtigung der Rolle politischer Wut. Die Analyse legt nahe, dass, obwohl Wut verschiedene politische Funktionen erfüllen kann, sie wegen beunruhigender psychologischer Risiken nicht aktiv in der Demokratieerziehung gefördert werden sollte. Abschließend werden die Vor-und Nachteile eines transformativen Umgangs mit politischer Wut in der Demokratieerziehung erörtert.
Russland Analysen, 2017
Staatliche Jugendpolitik hat in Russland nicht nur die Funktion, politische Herrschaft unmittelbar zu sichern – durch Protestaktionen zur Unterstützung der Regierung. Sie dient auch der Verbreitung konservativer Denkmuster. Mit Hilfe aktivierender Techniken des »Selbst-Unternehmertums« soll eine Sphäre moralisch-konservativen und unternehmerischen Engagements geschaffen werden. Die Zukunft der Jugendpolitik wird eher im Ausbau dieser Sphäre liegen als in Versuchen, regierungstreue Aktivistinnengruppen wiederzubeleben.
Es 1 gibt viele Wege, andere Menschen und sich selbst dazu zu bringen, bestimmte Dinge zu tun und andere zu lassen. Die Regime des Führens und Sich-selbst-Führens unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Rechtfertigungen, Ziele und Technologien, ihrer Protagonisten und Adressaten. Das Verhältnis von Autonomie und Heteronomie changiert ebenso wie das zwischen Beschneidung und Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten. Die Regime rekurrieren auf disparate Wissensbestände, berufen sich auf unterschiedliche Experten und provozieren schließlich höchst disparate Widerstände. Weil die Menschenregierungskünste stets komplexe und widersprüchliche Ansprüche zusammenbringen müssen, greifen ihre Selbstbeschreibungen gern auf paradoxe Formeln zurück. Unter den Programmen zeitgenössischer Menschenführung sticht das Oxymoron eines "libertären Paternalismus" hervor, den prominente Politikberater wie der Harvard-Jurist Cass R. Sunstein, zeitweise Mitglied des Beraterstabs von Obama, sowie der Verhaltensökonom Richard H. Thaler seit einigen Jahren proklamieren. Im Rückgriff auf Erkenntnisse der Verhaltensökonomik, die seit den 1970er-Jahren in einer Kombination wirtschaftswissenschaftlicher und sozialpsychologischer Zugänge das menschliche Entscheidungsverhalten erforscht und darüber zu weitreichenden Korrekturen am Modell des homo oeconomicus gelangt ist, postulieren sie Strategien des Nudging, des Beeinflussens von Entscheidungen durch ein sanftes "Anstupsen". Die von den libertären Paternalisten vorgeschlagenen Maßnahmen sollen die individuelle Entscheidungsfreiheit erhalten oder sogar vergrößern, zugleich aber das Verhalten der Menschen so beeinflussen, dass diese gemessen an ihren eigenen Maßstäben besser dastehen. Hier scheinen Möglichkeiten einer subtilen Verhaltenslenkung auf, die, verbunden mit den digitalen Technologien algorithmischer Steuerung, die Reichweite und Zugriffstiefe disziplinierender Zurichtungspraktiken sowie Strategien der Optimierung qua Wettbewerb weit in den Schatten stellen. Der vorliegende Beitrag untersucht dieses Dispositiv der Menschenführung, indem er es gegen die von Michel Foucault beschriebenen Mechanismen der Disziplinarmacht sowie die ebenfalls von Foucault analysierte neoliberale Mobilmachung des Wettbewerbssubjekts kontrastiert. I. Auf den ersten Seiten des der Disziplin gewidmeten Abschnitts von Überwachen und Strafen weist Foucault darauf hin, diese ziele gleichermaßen auf "eine gesteigerte Tauglichkeit" wie auf "eine vertiefte Unterwerfung", "une aptitude majorée et une domination accrue" 2 : "Die Disziplin steigert die Kräfte des Körpers (um die ökonomische Nützlichkeit zu erhöhen) und schwächt diese selben Körper (um sie politisch fügsam zu machen)." 3 Ist mit der Kopplung von Ausbeutbarkeit und Beherrschbarkeit, Leistungsfähigkeit und Gehorsamsbereitschaft das Telos der Disziplinierungsanstrengungen 12.10.2015 http://www.soziopolis.de/beobachten/kultur/artikel/gesteigerte-tauglichkeit-vertiefte-unterwerfung/?cHash=fc21e259c0556cdacbb43b c406f6114a&tx_web2pdf_pi1[argument]=printPage&tx_web2pdf_pi1[action]=&tx_web2pdf_pi1[controller]=Pdf 2/11
Russland-Analysen
Das »System Putin« hat sich zu einer Führerdiktatur entwickelt. Unter dieser politischen Herrschaft wirkt das Führerprinzip für den Präsidenten und gibt ihm oberste Befehlsgewalt auf allen politischen, rechtlichen und militärischen Gebieten ohne Kontrollinstanzen. In vielen ihrer Attribute scheinen die Führersysteme des zwanzigsten Jahrhunderts, die Diktaturen Hitlers, Francos, Mussolinis und Stalins, wieder auf. Wladimir Putin hat als Besonderheit seines Regimes die neu inszenierte »Symphonie« zwischen seinem Staat und der Russisch-Orthodoxen Kirche mit ihrer »imperialen Theologie« als politische Ressource vereinnahmt. Putins Führerdiktatur nähert sich mit umfassend werdender terroristischer Repression zunehmend einer totalitären Herrschaft an, deren Machtwahn ihr selbst zum Verhängnis werden kann.
Jtla Journal of the Faculty of Letters the University of Tokyo Aesthetics, 2010
Ruhm'· erinnert an eine sehr alte Beziehtmg von Politik und Kunst: In der Antike verlieh man den Lorbeer, das apollinische Zeichen des Ruhmes, ebenso Künstlern wie Politikern und Athleten. M an engagie tte auch Künstler fü r das Rühmen, und der doppelte Auftritt des Künstlers am Ort des Gerühmten und am Ort des Rühmenden war vielleicht sogar ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu dem, was di e Philosophen im 19. Jahrhundert als Autonomie der Kunst entdeckten. So konnte Hegel Pindar als einen Autoren interpretieren, der sdbst in seinen
Laptops ein Luxus und noch nicht weit verbreitet. Die APA hatte erst begonnen, Datenbanken zu erstellen und die Meldungen liefen in vielen Redaktionen noch über den Fernschreiber. Der Output aller MedienproduzentInnen hat sich immens vervielfacht. Als ich bei einer Agentur begonnen habe, lief noch alles über Fernschreiber und Fax, weshalb man nicht mehr als zehn Meldungen am Tag ausschicken konnte. Die wichtigste Veränderung ist also die Vervielfachung der Meldungen, die auch die Reaktionsgeschwindigkeit stark erhöht hat. Dies hat die Medien natürlich auch insgesamt erfasst und so den Informationsinput für die Redaktionen erhöht. Es hat hier dramatische Änderungen auf Strukturebene gegeben, um hier noch nicht vom Inhalt zu sprechen. Darüber hinaus haben Personalisierung und Medialisierung-z.B. mit dem Internet-stark zugenommen. Diese technischen Rahmenbedingungen der Politikvermittlung haben dann auch die Inhalte stark verändert. Reinhard Pickl-Herk: Die Beschleunigung ist ein sehr wichtiger Aspekt. Man muss heute viel rascher reagieren als vor zehn oder zwanzig Jahren. PolitikerInnen sind heute z. B. viel schneller erreichbar, weshalb auch JournalistInnen eine schnellere Reaktion erwarten. Mit dem Festnetztelefon konnte man kaum einen Politiker direkt ansprechen. Heute ist etwa Peter Pilz rund um die Uhr ansprechbar. Früher hätte es rein technisch diese Möglichkeit nicht gegeben. Es hat sich aber auch das mediale Umfeld insgesamt stark verändert. Es gab kaum nennenswertes Privatfernsehen in Österreich. Heute sind Talkshows auf ATV und Puls4 ernstzunehmende Konkurrenz für den ORF. Aber auch durch die Internetmedien hat eine Beschleunigung stattgefunden. Eine APA-Meldung steht heute innerhalb von zwei Minuten im Netz. Dadurch hat sich auch für die KonsumentInnen viel verändert. Das Medium Zeitung wird heute eher zum Nachlesen und zur Orientierung verwendet. Denn was in der Zeitung steht, weiß ich schon durch den Arbeitsalltag. Aber auch das Web 2.0 führt noch einmal zur Beschleunigung. So ist Twitter für mich schon zur zweiten APA geworden, weil die Meldungen schneller übertragen werden. Als ich jüngst etwa den arabischen Raum verfolgt habe, war ich über Twitter wesentlich schneller und aktueller im Bilde. Man sucht sich die besten Player auf Twitter und ist viel besser informiert als über die traditionellen Medien. Der Nachteil ist, dass man dabei den Überblick verliert. Es fehlt die journalistischredaktionelle Reflexion, die man dann etwa bei einer erfahrenen außenpolitischen Journalistin wie Gudrun Harrer im "Standard" nachlesen kann. Heimo Lepuschitz: Ich bin der Überzeugung, dass es heute vor allem um ein Schlagwort geht: "Integrierte Kommunikation". Es gibt die eindimensionale Schiene der Printmedien oder des ORF nicht mehr. Die Medienanzahl hat sich vervielfacht. Die PolitikerInnen und JournalistInnen aller Bereiche verlieren dadurch das Meinungsmonopol. Das Internet hat vor allem eine Demokratisierung der Politik und der Meinungsmache eingeleitet. Ganz egal wie man das nun einschätzt, aber über Blogs oder Twitter werden Informationen verbreitet und gestreut. Und dadurch werden Meinungen gemacht. D. h. die Politik tut sich im Vergleich zu früher im Web 2.0 immer schwerer als einziger Auslöser von Bewegungen und Initiativen aktiv durchzukommen. Daher ist die Lösung der Probleme und die Aufgabe von PressearbeiterInnen die "integrierte Kommunikation". Wir müssen heute auf allen Ebenen versuchen, die Kommunikation aus einem Guss zu gestalten. Lukas Mandl: Ich denke, dass sich in den letzten zwanzig Jahren sowohl Form als auch Inhalt der Kommunikation verändert haben. Über die Form wurde schon viel gesagt. Ich habe schon in den 90er-Jahren als Schülervertreter unzählige Presseaussendungen noch per Fax ausgeschickt. Auch die APA-Meldungen kamen noch per Fax. Es muss Fax-Verteilerlisten gegeben haben, über die einschlägige Meldungen gekommen sind. Formal hat sich auch das Tempo erhöht, wodurch wir heute in 24 Stunden etwa den fünf-bis zehnfachen Output haben. Inhaltlich glaube ich, sagen zu können, dass in den klassischen Medien die Tendenz vom "Was?" zum "Warum?" und zum "Wie?" gegangen ist. Denn das "Was?" wird durch die besonders schnellen Medien des Web 2.0 abgedeckt. Die Fakten und die "Wirklichkeit"-also das "Was?"-finden heute rasanten Niederschlag in den schnelleren Medien des Web 2.0. Das lief früher auch über Radio oder Teletext. Die klassischen Medien reflektieren dann diese Fakten mehr oder weniger objektiv und bearbeiten das "Warum?" und das "Wie?". Diese Veränderung hat großen Einfluss auf unsere Arbeit, wobei ich es als äußerst positiv erachte, dass heute über die verschiedenen Kanäle, die das Social Web bietet, potentiell jeder Mensch zum Journalisten werden kann. Das bringt klassische Medien in Zugzwang: Denn sie müssen etwas liefern, dass trotz der technischen Möglichkeiten, die heute jedem zur Verfügung stehen, nicht jeder produzieren kann.
Springer eBooks, 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2008
et autres employis, qui sont en activiti, continueront l'exercice de leurs fonctions 2 . Gegenüber Napoleon gab der Prinz zu verstehen, daß er in der Beibehaltung der überlieferten Zustände nur ein politisches Gebot der Stunde sah, um die reibungslose Übernahme der Regierung zu gewährleisten. Schon am 31. März 1806 erklärte er, die Umgestaltung der undurchsichtigen und verworrenen Verwaltungszustände in seinen Ländern gehöre zu den vordringlichsten Aufgaben seiner Herrschaft 3 . Die Gründe dafür, daß sich Murat bereits wenige Tage nach der Thronbesteigung mit der zukünftigen Verwaltungsorganisation in den ihm übertragenen Territorien auseinandersetzte, sind im politischen Bereich zu suchen. Der neue Souverän bedurfte eines funktionierenden Herrschaftsapparats, um seine Hoheitsrechte ausüben zu können. In der Verwaltung sah er hierbei das Ausführungsorgan seiner Staatsgewalt. Sie war das Instrument, um den Staat zu regieren und regierbar zu machen. Herrschaft sollte als Verwaltung erfolgen 4 . Die Behörden besaßen deshalb nicht nur rein verwaltungstechnische Aufgaben, sondern erfüllten darüber hinaus wichtige Staatsbildungsfunktionen. Vor allem waren sie dazu bestimmt, den heterogenen Landesteilen Zusammenhalt und Gleichförmigkeit zu verleihen. Insofern bestand zwischen den Reformbestrebungen Joachim Murats und den Integrationsbemühungen Preußens in früheren Jahren durchaus eine Parallele. Ehe die Verwaltungsbehörden allerdings die ihnen zugedachte funktionale Doppelbestimmung übernehmen konnten, mußten sie zunächst selbst einer Umgestaltung unterzogen werden. Aufgrund ihrer strukturellen Vielfalt und notorischen Schwächen waren sie nämlich kaum dazu geeignet, die Anforderungen der neuen Regierung zu erfüllen. Die Administration wurde somit zum Reformgegenstand, bevor sie als Instrument eingesetzt werden konnte. Auf französischer Seite war man sich im diesem Rahmen darüber einig, daß in den verschiedenen Provinzen des neuen Staates eine einheitliche Ordnung etabliert werden mußte.
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