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Please do not quote. I. Einleitung. Im Folgenden möchte ich auf einen Zusammenhang zwischen Leibniz' Theorie der Kausalität und seinem Freiheitsbegriff hinweisen. Es soll verdeutlicht werden, dass wir in Leibniz' Philosophie dem heute in den Vordergrund gerückten Konzept der transitiven Kausalität die Idee einer immanenten Kausalität gegenüberstellen müssen, um die Frage nach Freiheit angemessen beantworten zu können. In transitiven Kausalrelationen geht die Ursache in der Wirkung auf, etwa wenn ein bewegter Körper seinen Impuls an einen anderen Körper abgibt und dabei selbst an Geschwindigkeit verliert. Immanente Ursachen jedoch können ihre Wirkungen realisieren, ohne selbst vermindert zu werden: So galt etwa in der Wärmetheorie vor der Thermodynamik das Feuer als eine konstante Quelle der Qualität der Wärme; ebenso schrieb man in der platonischen Seelenlehre der Seele den unverminderbaren Ursprung aller körperlichen Bewegungen zu. Da sich Leibniz bereits in seinen frühen Jahren zur Rehabilita-tion von Aristoteles' substanziellen Formen im Kontext moderner Wissenschaft bekannt hat 1 , können wir große Teile seiner Naturphilosophie als den Versuch ansehen, transitive Ursachen und damit die quantitative empirische Wissenschaft, vor allem die Mechanik, mit immanenten Ursachen und damit irreduziblen qualitativen Veränderungen zu versöhnen. Heute wird der Freiheitsbegriff normalerweise im Zusammenhang mit transitiv-kausaler Determination konzipiert. Dies wurde durch Peter Bieri präzise auf den Punkt gebracht in Form des nach ihm benannten Bieri-Trilemmas, das aus drei heute geläufigen Grundannahmen besteht, die nicht alle zugleich wahr sein können: 1.) Die physische Welt ist kausal geschlossen. 2.) Geistige Zustände wie Willensakte sind von physischen Zuständen unterschieden. 3.) Geistige Zustände wirken auf physische Zustände ein 2 . Eine solche Problematisierung auf Leibniz zu beziehen ist nichts als ein Anachronismus unter dem Deckmantel der Systematizität, denn Leibniz konzipiert Freiheit vor allem in Bezug auf die Frage nach der Möglichkeit und Urheberschaft von Schuld und Strafe gegenüber Gottes Wissen und Gerechtigkeit 3 . Dennoch soll dieses Trilemma hier als Einstieg in die Frage nach dem Zusammenhang von Kausalität und Freiheit bei Leibniz dienen, und sei es nur als kontrastierende Gegenposition. Leibniz postuliert die Äquipollenz zwischen transitiver Ursache und Wirkung 4 und betont, dass selbst Gott nicht in den Weltablauf eingreift. Damit ist die Welt faktisch kausal geschlossen und physisches Geschehen stets determiniert. Leibniz kann auch annehmen, dass geistige Zustände von physischen Zuständen verschieden sind. Zwar finden sich erstaunlich wenig Bemerkungen von ihm zu diesem Sachverhalt, doch lässt sich aus den verschiedenen Schriften die relevante Differenz problemlos rekonstruieren: Geistige Zustände (oder Akte) sind im Prinzip nichts anderes als die einer individuellen Substanz zugehörigen und spontan hervorgebrachten Perzeptionen, während körperliche Zustände wohl fundierte Phänomene sind, deren Realität durch ein zugrundeliegendes Substanzenaggregat garantiert wird und die in den genannten Perzeptionen der Substanz phäno-1
Kausalität und Teleologie sind zentrale Begriffe in der Philosophie von G. W. Leibniz (1646–1716). Leibniz betont immer wieder, dass das Weltgeschehen zugleich kausal und final bestimmt ist. In epistemologischer Hinsicht bedeutet dies, dass jedes Ereignis sowohl aus seiner Ursache als auch aus seinem Zweck heraus erklärt werden kann. Für die Ontologie gilt, dass physische Ereignisse durch Wirkursachen bestimmt sind, die ihnen zugrundeliegenden Substanzen aber nach Perfektion streben und damit auf Ziele hin ausgerichtet sind. Leibniz entwickelt in diesem Zusammenhang ein komplexes philosophisches System, das diese scheinbar gegenläufigen Ideen integrieren soll und das eine Prinzipienlehre, eine komplexe Substanzontologie, eine Theorie dynamischer Kräfte und eine Organismuskonzeption umfasst. Anders ausgedrückt: Leibniz will die galileische Mechanik mit der aristotelischen Substanzenlehre und der christlichen Schöpfungslehre versöhnen. Das vorliegende Buch macht einen Vorschlag, wie diese metaphysische Synthese zu verstehen ist.
Universale göttliche Kausalität und menschliche Freiheit, 2024
Seit dem Spätmittelalter gibt es eine heftige Debatte über die Frage, ob und wie die universale göttliche Kausalität mit der menschlichen Freiheit vereinbar sein kann. Es gibt keine einzige Entität, ob Substanz oder Attribut, und deshalb keine einzige Tätigkeit, Bewegung, Veränderung, kein Ereignis und keine menschliche Handlung, die nicht Gott als Erstursache hat. Dies kann von keiner theistischen Philosophie und schon gar nicht durch eine christliche Theologie bestritten werden, wenn man nicht den Begriff Gottes als allmächtigen und allwissenden Gott in Frage stellen will. Auf der Grundlage der aristotelisch-thomistischen Philosophie ergibt sich diese universale göttliche Kausalität aus der Theorie, dass keine Wirklichkeit, kein Akt, sich selbst hervorbringen kann. Nachdem dieser sogenannte "Gnadenstreit", der im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit vor allem zwischen Molinisten und Thomisten von Papst Paul V. im frühen 17. Jahrhundert beendet wurde, blieb die hinter dieser Auseinandersetzung stehende Fragestellung dennoch weiterhin aktuell. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Frage nach der Vereinbarkeit von göttlicher Allmacht und menschlicher Freiheit auch in der Philosophie wieder aufgegriffen (vgl. R. Hüntelmann, 2024).
Rivista di Filosofia Neo-Scholastica, 2020
The concept of causality is central to the assessment of numerous related metaphysical and epistemic positions, in Hegel and elsewhere. The present essay tries 1). to understand Hegel's critique of the merely categorically understood concept of causality; 2.) to uncover the theoretical structure that must accompany the categorical concept of causality in order to avoid the problems mentioned above; and 3.) to argue that such a theory of causality has a fundamental function for objectivity.
Robert Spaemann, meinem philosophischen Lehrer gewidmet 1. Sein und Existenz Wäre das faktische Existieren der Dinge nicht in gewisser Weise unabhängig von ihrer vollständig bestimmten Identität, stünde es schlecht um die Freiheit: denn wie auch immer sich etwas in seiner Existenz verhielte, es folgte damit stets nur der Vorschrift seiner Identität, eben dies und kein anderes zu sein. Daher ziehen die Verteidiger der Freiheit die Ansicht vor, daß etwas schon existieren kann, bevor seine vollständige Identität überhaupt feststeht, die dann z.T. auch durch seine freien Akte erst vervollständigt wird. Für Leibniz 1 jedoch liegt die Identität einer Sache von Anbeginn der Dinge fest in Gottes Verstand. Er muß daherim Interesse der Freiheit -auf eine andere Form der Loskopplung des Existierens von der Identität der Sache bedacht sein. Sein und Existenz dürfen für ihn nicht dasselbe ausdrücken, obwohl sie nur äußerst schwer auseinanderzubringen sind. Hier soll die Frage beantwortet werden, was es genau ist, das ,Existenz' über jSein' hinaus für Leibniz zum Ausdruck bringt, und inwiefern in diesem Ausdruck ein unerläßliches Moment von Freiheit steckt. Die berühmte These Kants z.B., daß "Sein offenbar kein reales Prädikat [ist], d.i. ein Begriff von irgend etwas, was zu dem Begriffe eines Dinges hinzukommen könne" 2 identifiziert beides -Sein und Existenz -wie selbstverständlich miteinander: "Wenn ich also ein Ding, durch welche und wieviele Prädikate ich will [...], denke, so kommt dadurch, daß ich noch hinzusetze, dieses Ding ist, nicht das mindeste zu dem Dinge 1 Mein besonderer Dank gilt Herrn Klaus Jacobi, Freiburg, der die Vorfassung dieses Aufsatzes (in Gestalt eines Vortrags vor der Hannoveraner Leibniz-Gesellschaft und dem dortigen Forschungsinstitut für Philosophie) wohlwollend kritisierte und mit ausfuhrlichen Kommentaren versah. 2 Kant, KrVB 626.
Forthcoming in: Daniel Fulda, Pirmin Stekeler-Weithofer (eds.): Theatrum naturae et artium. Leibniz und die Schauplätze der Aufklärung, Stuttgart/Leipzig: Hirzel, 2018. Please do not cite this version
Revista de Estudios Kantianos, 2020
Im Mittelpunkt steht die Behandlung der Freiheit in einem Kontext des expliziten und strengen Determinismus. Er triumphiert in der Wissenschaft, scheint aber die Ausübung der Freiheit und der Moral selbst in Gefahr zu bringen. Nicht so für Kant. Die Überprüfung des Satzes des zureichenden Grundes bietet dem Königsberger Philosophen die Gelegenheit, an seinem zweifachen Engagement festzuhalten, nämlich die Wissenschaft zu schützen und die Metaphysik zu erneuern. Gegenüber der Verherrlichung des Satzes des bestimmenden Grundes verteidigt Kant die Unanfechtbarkeit der menschlichen Freiheit, wobei er dessen Eigenschaften der Richtigkeit, Klarheit und Strenge unterstreicht, die auch dem verantwortungsvollen moralischen Verhalten nicht fremd sind.
Les controverses entre Hobbes et Wallis commencent en 1655, après la publication du De corpore; Wallis répond avec une critique écrasante des parties mathématiques du livre surtout des trois essais de quadrature du cercle (Elenchus geometriae Hobbianae). En suite les deux adversaires s'occupent de presque toutes les questions soulevées par le développement actuel des mathématiques. Les résultats nouveaux de la methode des indivisibles, fondée par Cavalieri et développée par Torricelli et Wallis, sont-ils conformes à la géométrie traditionelle d'Euclide? Est-ce-que l'arithmétique (l'algèbre) est vraiment la «mathesis universalis» comme Descartes et Wallis le prétendent? Les publications de Wallis et son rôle dominant dans les activités mathématiques de la Royal Society depuis 1660 donnent pretexte à Hobbes pour des attaques permanentes jusqu'à sa dernière publication, le Decameron physiologicum (1678). Wallis, pour sa part, cesse la lutte publique contre Hobbes en 1672 en critiquant le Lux mathematica par une récension dans les Philosophical Transactions.
in: Dolors Sabaté Planes/Sebastian Windisch (Hrsg.): Germanistik im Umbruch. Literatur – Kultur. (Germanistik International, Bd. 6) Berlin: Frank & Timme 2018, S. 147-158., 2018
Abstract Drawing on factual, fictional and hybrid texts and statements by Felicitas Hoppe, Elena Ferrante, Karl Ove Knausgard and others, the present paper investigates which forms of writing constitute the freedom of the author. The common sense assumption that a fictional claim inherently entails free-dom is questioned and discussed through a differentiated philosophical concept of freedom. Keywords: Freedom, fictionality, autobiographical writing, contemporary literature, philosophy of literature Zusammenfassung Im Beitrag wird anhand von fiktionalen, faktualen und hybriden Texten und Autor*innenaussagen von Felicitas Hoppe, Elena Ferrante, Karl Ove Knausgard u. a. die Frage diskutiert, welche Schreib-form die Freiheit der Autor*in begründet. Dem common sense, dass der fiktionale Geltungsan-spruch mit Freiheit einhergehe, wird ein philosophisch differenzierter Freiheitsbegriff gegenüberge-stellt. Schlüsselwörter: Freiheit, Fiktionalität, Autobiographisches Schreiben, Gegenwartsliteratur, Lite-raturphilosophie
Typografische Behandlung politisch-ökonomisch-philosophischer Zusammenhänge unter Verwendung zeitgemäßer Hilfsmittel. Die Grenzen des Unterschiedes. Der Unterschied als wesentlich und die Entfaltung des Widerspruchs bis zur Auflösung des Wesens selbst. Über das Verhältnis von Freiheit und Bedeutung, resp. deren Verlust. Über die Technik (Tabellenkalkulation) zur Auswahl von Schrift – Familie, Schnitt, Fabe, Größe, Plazierung etc. – per email.
Elemente der Naturwissenschaft 1/2003, Nr. 78, S. 178–193, 2003
Zusammenfassung Es wird gezeigt, dass sich auf der Grundlage einer sachgemässen Erkenntniswissenschaft durch eine Klärung fundamentaler Begriffe und methodischer Grenzübergänge im Bereiche des (natur-) wissenschaftlichen Denkens fruchtbare Gesichtspunkte zum tieferen Verständnis dieser Wissenschaft in ihrem Verhältnis zum Menschen gewinnen lassen. Das Veranlassung-Konsequenz-Verhältnis sowie das Bedingung-Folge-Verhältnis von Ereignissen ergeben sich als Spezialfälle der Ursache-Wirkung-Beziehung unter der Voraussetzung bestimmter Erkenntnisgrenzen oder -einschränkungen. Lässt sich das Verhältnis von Bedingung und Folge auch umkehren, so hat man es mit wechselseitigen Bedingung-Folge-Verhältnissen zu tun. Darüberhinaus kann man zeitliche und räumliche Bedingung-Folge-Verhältnisse unterscheiden je nach dem, ob die Bedingungen und Folgen im zeitlichen bzw. räumlichen Verhältnis stehen. Dem kausalen Determinismus von Ursache-Wirkung-Beziehungen entspricht der konditionale Determinismus von Bedingung-Folge-Verhältnissen. Dem Bedingung-Folge-Verhältnis kann das Bedingung-Zufall-Verhältnis an die Seite gestellt werden vermöge der Existenz von konditional zufälligen Ereignissen. Damit eröffnet sich der Bereich des konditionalen Indeterminismus und in einem weiteren Schritt des objektiven Indeterminismus. Im zweiten Teil diese Abhandlung wird genauer auf die Funktion des Experimentes und des Erkenntnisprozesses im Bereich der klassischen und der Quantenphysik eingegangen; in einem dritten Teil geht es um Zufallsprozesse und die Randomisierung als Instrument des Experimentierens. Summary It will be shown that on the basis of an unrestricted epistemology an analysis of fundamental concepts and methodological transitions encompassing the realm of the physical sciences leads to fruitful viewpoints for a deeper understanding of such scientific inquiries in their relation to the human being. The occasion-consequence relationship as well as the condition-sequel relationship of events are special cases of the cause-effect relationship, given some definite limitations of our subjective knowledge. Revertible condition-sequel relationships are called reciprocal. In addition, there are temporal and spatial condition-sequel relationships according to the the temporal or spatial relationship of the conditions and their sequels. The causal determinism of cause-effect relationships has its counterpart in the conditional determinism of condition-sequel relationships. Side to side to the condition-sequel relationship there is the condition-random event relationship on the basis of the existence of conditional random events. This opens up the realm of conditional indeterminism and in a further step of objective indeterminism. In a second part of this treatise we go more deeply into the structure of the experiment as well as into the process of gaining knowledge in the realm of classical and quantum physics; the third part encompasses random processes and randomisation as an experimental technique.
2019
In der Dissertation Kausalität und Naturgesetze bei Hume und Kant wird die These vertreten, dass sich in den Werken Kants vielfältige Antworten auf den Skeptizismus David Humes finden lassen. Kants Position zu Naturgesetzen und Kausalität wird insbesondere anhand seiner Theorien zu besonderen Naturgesetzen in der Kritik der reinen Vernunft, den Prolegomena, den Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft und in der Kritik der Urteilskraft untersucht. Geleitet wird die Untersuchung von der Frage, wie empirische Gesetze in Kants Philosophie gerechtfertigt werden. In diesem Zusammenhang wird nicht nur gezeigt, wie Kants Transzendentalphilosophie ein Fundament für die Einzelwissenschaften bietet und diese legitimiert, sondern auch der epistemologische Aufbau von apriorischen zu empirischen Gesetzen und ihre Einordnung in Systeme.
Kalina Kupczynska Ohne Rückenwind. Über Kausalität in der Prosa von Clemens J. Setz Kausalität wird im Kontext literarischer Texte meistens als eine Ordnung definiert, die fiktionale Narrative in enger Verbindung mit deren zeitlichen Komposition strukturiert;1 häufig wird ‚Kausalität' analog zu ‚Logik' der Erzählung behandelt, so etwa bei Todorov und Barthes. Todorov und Barthes, wie auch die meisten Strukturalisten, betonten das Primat der Kausalität bzw. der Logik der Narrative gegenüber deren zeitlichen Ordnung; der Leser konzentriere sich viel stärker auf die erstere – so Todorov. In der kognitivistischen Erzählforschung wird das Phänomen der Kausalität in Narrativen im Verhältnis zu allgemein geltenden Gesetzen der Kausalität graduell aufgefasst: " CAUSE does not have the restrictions associated with physical causation, wherein one event is both necessary and sufficient for another event to occur. Causal relations in stories have a looser character, implying sufficiency rather than necessity. " 2 Kausalität umfasst so wichtige Aspekte fiktionaler Texte wie " die Spannung zwischen Motivation und Handlung, zwischen Word und Tat " , die Rolle von 1 1 Vgl. Tzvetan Todorov: " La causalité est étroitement liée à la temporalité; il est même facile de les confondre. […] Mais si presque tout récit causal possède aussi un ordre temporel, nous n'arrivons que rarement à percevoir ce dernier. La raison en est un certain état d'esprit déterministe, que nous attachons incosciemment au genre même du récit. ". Ders.:
„Amor liber est“. Liebe und Freiheit bei Nicolaus Cusanus (Trierer Cusanus Lecture 20), Trier, 2016
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/Gedankenlesen]. 9 Vgl. EU, Einl. § 2, wo Locke betont, er wolle sich "nicht auf eine naturwissenschaftliche Betrachtung des Geistes einlassen".-An einer sehr zentralen Stelle weicht er allerdings, worauf noch einzugehen sein wird, von diesem Vorsatz ab. Seine Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten verbindet er mit ausführlichen Spekulationen über die kausalen Prozesse, die zur Entstehung von Vorstellungen führen (EU 2.8.4; 2.8.10-22). Das schließt er dann jedoch ab mit der Bemerkung: "In dem unmittelbar Vorhergehenden habe ich mich etwas tiefer auf physikalische Untersuchungen eingelassen, als ich vielleicht wollte" (EU 2.8.22). 10 Diese Auffassung ist nicht neu. Mit seiner semiotischen Auffassung der Bewusstseinsinhalte steht Locke in der Tradition der mentalen Sprache, die bereits von Aristoteles angelegt und in der Scholastik besonders ausgeprägt von Wilhelm von Ockham (1285-1347) vertreten wurde. Ein moderner Vertreter der sog. "Sprache des Geistes" (in der Literatur auch spöttisch Mentalesisch genannt) ist Fodor (1975). 11 Das hat bei Riehl (1908: 99) dazu geführt, Lockes Essay als "die englische Kritik der reinen Vernunft" zu bezeichnen. Zu Kant vgl. Prauss 1974: Kant und das Problem der Dinge an sich. 12 Um historischen Missverständnissen vorzubeugen, sei darauf hingewiesen, dass die Konkurrenz dieser beiden Modelle keineswegs eine Erfindung der Neuzeit ist. Sie findet ihre Vorläufer vor allem in der mittelalterlichen Semiotik, insbesondere in den Theorien der Supposition, andererseits spielte auch bereits für Aristoteles dieses Problem eine herausragende Rolle (vgl. dazu Arnold 1952).
1997
This is a very brief reply to Bruno Haas' criticism of my paper 'Die Kategorien der Freiheit bei Kant', now translated into English as 'Kant's Categories of Freedom' (both also available on Academia.edu). Note the final title of this reply is "Kants Kategorien der Freiheit. Eine Anmerkung zu Bruno Haas", not "Kants Kategorien der praktischen Vernunft ..." .
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Geert Keil befindet, dass dem Libertarier ein Mythos der Unbedingtheit anhaftet. Keils grundlegende Auffassung einer libertarischen Freiheitsvorstellung beinhaltet aber das tatsächliche „Anderskönnen bei gegebener Vorgeschichte“. Dieser „starken“ Forderung steht entgegen, dass eine „stabile“ Person einen bestimmten Charakter mit einem bestimmten Wertegefüge besitzt, und sich unter identischen Ausgangsbedingungen nicht einmal so, und einmal anders entscheiden kann. Der Libertarier Julian Nida-Rümelin beschreibt den freien Willen als „die spezifische Fähigkeit des Menschen Gründe abzuwägen und dieser Abwägung entsprechend zu handeln“. Dagegen ist für ihn die Frage unerheblich, ob eine Person von ihrem Charakter her wirklich in der Lage wäre, ganz etwas anderes zu tun als sie tatsächlich tut. Zitieren bitte unter: http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.23773.59361
2005
Über viele Jahre hat David Humes (Hume 1777) Verständnis von Kausalität die Sicht der Psychologie dominiert. Hume hat angenommen, daß Kausalität aus früheren Erfahrungen mit ähnlichen Ereignissen herrührt. Im Gegensatz zu Hume hat der Psychologe Albert Michotte (1946) aus Leuven, in der Nachfolge von Kant (1781), mit zahlreichen Experimenten zu zeigen versucht, daß bestimmte Arten von Ereignissequenzen direkt und spontan als kausal verknüpft wahrgenommen werden.
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