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Die Katalogisierung der Zukunft : 10 Thesen

2002, Bibliotheksdienst

Der avisierte Umstieg von RAK auf AACR bindet die Arbeitskraft von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, ohne dass als Resultat ein zukunftsfähiges Regelwerk mit rationellen Arbeitsprozessen zustande kommen wird. Dies führt nicht nur in eine Sackgasse in der Entwicklung bibliothekarischer Informationssysteme. Bei denjenigen Spezialbibliotheken, die nicht über die arbeitsteilige Strukturen wie eine Katalogabteilung verfügen, sondern ihre Arbeit eigenständig nach Vorgaben ihrer Institutionen und Prioritäten organisieren müssen und gegenwärtig vor viel wichtigeren Aufgaben stehen (Digitalisierung von Dokumenten, Internetangebot, Informationsvermittlung, Wissensmanagment, Verwaltungssteuerung, Kostenrechnung usw.), deren Bewältigung schon die normale Arbeitskapazität überfordert, kann dies direkt in eine Krisensituation führen. Diskussionen, Aufsätze und Fortbildung zu diesem Thema drohen somit aufgrund dieser zusätzlichen Arbeitsbelastung ein Teil dieses Problems zu werden, es sei denn, man schafft es, die gegenwärtige Situation als Anlass zu nehmen, ein wirklich zukunftsfähiges Regelwerk zu entwickeln und auch durchzusetzen. Ich erlaube ich mir daher, zehn Thesen über "Die Katalogisierung der Zukunft" vorzulegen, um eine derartige Diskussion anzustoßen. Zunächst muss allerdings auf drei wesentliche Elemente der bisherigen Diskussion eingegangen werden, damit der Blick frei wird für die eigentlichen Probleme: die stillschweigenden Voraussetzungen, die Metaphorik des Nutzens, die Paradoxa des deutschen Bibliothekswesens. II Stillschweigende Voraussetzungen, Metaphorik und Paradoxa II.1. Die stillschweigenden Voraussetzungen Sehen wir uns einige der stillschweigenden Voraussetzungen näher an: Eigene Vorstellungen bedeuten internationale Isolierung Ist man von einer richtigen Problemlösung überzeugt, so kann man auch eigene Zielvorstellungen formulieren und operationalisieren, international zur Diskussion stellen und versuchen, zunächst über die Zielsetzung einen Konsens als Letter of Intent zu erzielen. Globalisierung besteht in logischer Einheitlichkeit Die Frage ist, mit welchem Aufwand eine Datenübernahme, so sie zu einer wirtschaftlichem Ergebnis führen würde, schon durch Datenkonvertierung zu erreichen wäre. In diesem Fall wäre die Regelwerksübernahme lediglich eine symbolische Handlung. Je mehr Fremddaten, desto rationeller die Katalogisierung Das Verhältnis von Kosten und Nutzen bei Fremddatenübernahme hängt von dem Bestandsprofil und der Anschaffungspolitik einer Bibliothek ab. Im Extremfall entsteht überhaupt kein vermehrter Nutzen auf, dafür fallen aber vermehrte Kosten auf. Für den Bereich der Behördenbibliotheken ist z.B. festzustellen, dass Verwaltung sich im wesentlichen im Rahmen vorgegebener politischer und rechtlicher Entscheidungen im brought to you by CORE View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk provided by Hochschulschriftenserver der Hochschule der Medien Stuttgart