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Erinnerungen erzählen

2020, Sinn und Sinne im Tanz

Autobiografische Erzählungen von Tänzer*innen reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert und bieten als Quellen reichhaltiges Material für die Tanzgeschichtsforschung, das bis anhin allerdings noch kaum Eingang in die Forschung gefunden hat (Thurner 2019). In den letzten Jahren werden nebst schriftlichen Zeugnissen zusehends auch filmische und choreografische Umsetzungen von Autobiografien ausgearbeitet. 1 Dieser Trend -in der Forschung ist gar von einem Boom der Autobiografie die Rede (Holdenried 2000) -findet sich in verschiedenen Phänomenen gespiegelt: Im Rahmen von Festivals und Veranstaltungen bilden Selbstzeugnisse aller Art zentrale Programmpunkte, während in der tanzwissenschaftlichen Forschung eine erhöhte Aufmerksamkeit für sogenannte autoref lexive Formen zu beobachten ist. 2 In dieser entschiedenen Aufwertung der Künstler*innenperspektive stößt auch die Oral History zunehmend auf fruchtbaren Boden. Die folgenden Überlegungen, die auf Forschungen im Rahmen des Oral History-Programms des Schweizer Archivs der Darstellenden Künste (SAPA) und auf Vorarbeiten zu einem wissenschaftlichen Projekt beruhen, widmen sich der Oral History, verstanden als eine autobiografische Quelle. Diese birgt, so meine These, ein Potenzial für die Tanzgeschichtsschreibung, das es noch grundlegend auszuarbeiten und theoretisch zu begründen gilt. Welches und wessen Wissen steckt in einer Oral Dance History? Wie kann und