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2010
Schon der gemeinsame griechische Wortstamm krinein (scheiden, sondern, trennen) verweist auf die inhärente Verknüpfung von Krise und Kritik. Während das griechische krisis Entscheidung, Ausschlag, Trennung bedeutet und somit den Aspekt der Veränderung in sich trägt, bezeichnet krites den Richter und deutet auf Urteilsfähigkeit. Krise und Kritik stehen folglich in enger Beziehung zueinander: Jede Krise nährt Kritik und bedarf ihrer, um sie generierende Problematiken, Widersprüche, Konflikte ebenso wie Potenziale notwendigen Wandels aufzuzeigen. Die Haltung der Kritik charakterisiert Foucault als „Kunst nicht dermaßen regiert zu werden“ (Foucault 1992, 12). Was aber bedeutet es angesichts der Vielzahl zu konstatierender gesellschaftlicher Krisen, nicht dermaßen, nicht auf diese Weise regiert zu werden? Diese Frage, die nicht zuletzt die nach dem „guten Leben“ impliziert, bezieht der vorliegende Beitrag vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise und ihrer Folgen auf Erwerbsarbe...
2010
Schon der gemeinsame griechische Wortstamm krinein (scheiden, sondern, trennen) verweist auf die inhärente Verknüpfung von Krise und Kritik. Während das griechische krisis Entscheidung, Ausschlag, Trennung bedeutet und somit den Aspekt der Veränderung in sich trägt, bezeichnet krites den Richter und deutet auf Urteilsfähigkeit. Krise und Kritik stehen folglich in enger Beziehung zueinander: Jede Krise nährt Kritik und bedarf ihrer, um sie generierende Problematiken, Widersprüche, Konflikte ebenso wie Potenziale notwendigen Wandels aufzuzeigen. Die Haltung der Kritik charakterisiert Foucault als "Kunst nicht dermaßen regiert zu werden" (Foucault 1992, 12). Was aber bedeutet es angesichts der Vielzahl zu konstatierender gesellschaftlicher Krisen, nicht dermaßen, nicht auf diese Weise regiert zu werden? Diese Frage, die nicht zuletzt die nach dem "guten Leben" impliziert, bezieht der vorliegende Beitrag vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise und ihrer Folgen auf Erwerbsarbeit als zentralen, Lebensverhältnisse unmittelbar bestimmenden gesellschaftlichen Regulationsmodus. In Form einer von der Finanzkrise ausgehenden skizzenhaften "Genealogie der Krisen" zeigt der Beitrag die Krise des gegenwärtigen, wesentlich auf Erwerbsarbeit beruhenden Systems von Regierung auf, vor deren Hintergrund "nicht dermaßen regiert zu werden" schließlich zu einer Frage des Überlebens kristallisiert. Ausgangspunkt bildet hierbei Foucaults Begriff der Regierung, der eine Form von Machtausübung bezeichnet, die Individuen durch die Produktion von Wahrheit 1 anleitet, lenkt, führt und so zu Subjekten formt. Regierung umfasst Foucault folgend die Gesamtheit der Institutionen und Praktiken, durch welche Menschen gelenkt werden, sowie sämtliche Prozeduren, Techniken und Methoden, welche die Lenkung von Menschen untereinander gewährleisten (Foucault 1996, 119). Als "Führung der Führungen" zielt sie auf das Verhalten der Menschen. Foucault unterscheidet hierbei unter anderen Herrschafts-von Selbsttechniken. Selbsttechniken ermöglichen es Individuen, mit eigenen Mitteln auf ihre Körper oder ihre Psyche einzuwirken. Sie sind nicht bloßer Ausdruck von Herrschaftstechniken, sie ergänzen oder verstärken sich nicht zwangsläufig, doch bedingen sie sich wechselseitig ebenso wie sie aufeinander einwirken. Mit Regierung verbindet sich folglich nicht bloße Unterwerfung oder Beherrschung von Subjekten, sondern vielmehr deren Hervorbringung. Diese Konzeption von Regierung ermöglicht nicht nur, das Zusammenwirken politischer und ökonomischer Regulation zu erfassen, sondern auch deren Zwangs-und Freiheitskomponenten, wie sie Erwerbsarbeit charakterisieren.
2020
Kritisches Denken auch in Krisensituationen nicht aufzugeben – dies hat sich der vorliegende Band zur kritischen politischen Theorie in der Corona-Pandemie zur Aufgabe gemacht. Entstanden sind 13 Beiträge, die vielfältige Perspektiven auf die Verschränkung von Kritik und Krise bieten. Dabei stellt sich zum einen die Frage, welche Konsequenzen sich für kritisches politisches Denken aus der gegenwärtigen Krise ergeben. Zum anderen ist zu diskutieren, welchen Beitrag kritische Theorie zum Verständnis der aktuellen Herausforderungen leisten kann. Mit Beiträgen von Clara Arnold, Simon Duncker, Oliver Flügel-Martinsen, Lea Jonas, Kristoffer Klement, Jamila Maldous, Noah Marschner, Samia Mohammed, Malte Pasler, Demokrat Ramadani, Gerrit Tiefenthal, Andreas Vasilache und Nele Weiher. In times of crises, critical thinking needs to be maintained and fostered. This volume on critical political theory in the coronavirus pandemic brings together 13 contributions that offer a variety of perspecti...
2004
K risen sind im menschlichen Leben allgegenwärtig-zumindest wird dies heute so empfunden. Das Wort "Krise" wird im Alltag und in den Medien in unterschiedlichen Zusammenhängen so inflationär verwendet, dass sich kaum noch eine präzise Bedeutung angeben lässt. Das Spektrum reicht von politischen, ökonomischen, sozialen Krisen zu den verschiedenartigsten privaten Krisen bis zum typischen Berliner Ausspruch "Ick glob, ick krieg ne Krise". Gleichzeitig bekommen Hilfen für Menschen in Krisen eine zunehmend größere Bedeutung. Fachleute und Politiker hoffen darauf, mit Hilfe von ganz unterschiedlichen institutionellen Angeboten der Krisenprävention die Entwicklung von schwereren psychischen Störungen verhindern zu können. Diese institutionellen Angebote-von der Telefonseelsorge über Krisendienste mit unterschiedlichen Angeboten bis zu Krisenstationen-werden von Menschen genutzt, die über ein breites Spektrum von Beschwerden klagen. Gleichzeitig ist bekannt, dass viele Menschen mit ganz ähnlichen Beschwerden solche Angebote nicht annehmen. Hierfür gibt es eine Vielzahl von möglichen Gründen. Hier sollen einige von ihnen aufgegriffen und mit Hilfe der folgenden Fragen näher untersucht werden: Was verstehen Menschen im Alltag und professionelle Helfer unter Krise? Meinen sie damit etwas Ähnliches? Sind die Vorstellungen so weit voneinander entfernt, dass es notwendigerweise zu Missverständnissen kommen muss? In welchen Aspekten decken sie sich, wo unterscheiden sie sich? Wir gehen von der Annahme aus, dass die Vorstellung von "Krise" zumindest an zwei Punkten das gegenseitige Verhältnis von Alltagsmenschen und professionellen Helfern prägt. Sie beeinflussen erstens, ob jemand überhaupt in eine Kriseneinrichtung kommt, und zweitens ob und wie schnell ein gemeinsames Verständnis zwischen Helfer und Hilfesuchendem hergestellt werden kann. Auf die schnelle Herstellung eines solchen gemeinsamen Verständnisses kommt es gerade bei der Krisenintervention an, bei der häufig nur eine einzige Intervention stattfinden kann. Treffen Beteiligte mit sehr unterschiedlichen Konzepten aufeinander, so muss unter Umständen viel von der knappen Zeit dazu benutzt werden, ein gemeinsames Verständnis auszuhandeln. In diesem Aufsatz soll daher versucht werden, Alltagskonzepte und Konzepte von Professionellen über Krisen und Krisenursachen in Beziehung zueinander zu setzen. Die Struktur der unterschiedlichen Vorstellungen soll re
ZEP – Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik
Bewaffnete Konflikte führen zu Vertreibung einer großen Anzahl von Menschen. Die Sicherstellung von Bildungsmöglichkeiten in humanitären Notsituationen und für flüchtende Menschen hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erfahren. Dabei wurde eine spezifische Gruppe vernachlässigt: Binnenvertriebene. Dieser Artikel zeigt, dass diese mangelnde Berücksichtigung problematisch ist, da Binnenvertriebene die größte Anzahl aller Vertriebenen darstellen. Der Artikel diskutiert zuerst die negativen Auswirkungen von Vertreibung auf Bildungsangebote und -möglichkeiten und erläutert, warum die schnelle Bereitstellung von Bildungsmöglichkeiten für Binnenvertriebene wichtig ist. Ein Mangel an Daten steht dem jedoch im Weg. Der Artikel erläutert, warum grundlegende Daten zu Binnenvertriebenen für die Versorgung mit Bildungsangeboten in humanitären Notsituationen relevant sind. Abschließend analysiert er verschiedene Gründe für die unzureichende Datenlage. Mit dem Artikel ist auch das Ziel ve...
Big Critical Energy, hg. v. Leonie Huber, Valerie Ludwig, Andrea Zabric (Wien: Schlebrügge), 2021
Wir studieren diesen Studiengang [Critical Studies], der die Kritik im Namen trägt, und entfernen uns dabei bewusst immer mehr von einem Modus des Kritischseins, den wir zu Beginn unseres Studiums für konstitutiv hielten. In den vergangenen Jahren haben wir Zusammenhänge kennengelernt und gestiftet, die sich im Kontext der Akademie der bildenden Künste Wien eröffnet haben, aber kein Teil von ihr waren, und dort andere Arten des Beisammenseins erfahren und erprobt. Diese Gemeinschaften kommen unserem Begehren nach Studium oft weitaus näher als die Verhaltens- und Diskussionsweisen, die wir bislang unter dem Titel der „Kritik“ kennen- gelernt haben.
Springer eBooks, 2021
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung der Verlage. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, 2009
The crisis does not seem to have reached the consciousness of subjects. However, the alleged immunity of subjectivities against it does not result from affirmative internalisation of ‘entrepreneurial’ interpellations, but from the mobilisation of ‘wayward’, non-market compliant practices and dispositions. Rather than as a linear, subsuming process of “subjectivation”, this is to be interpreted as the subjective dimension of capitalist accumulation by dispossession. As our empirical data illustrates, the crisis is indeed present as a permanent state in the daily lives of many people. While there is a widespread critical consciousness of the crisis and of capitalism in general, it fails to result in collective action due to the lack of a political frame of reference that action could relate to.
In: gráphein. Für Hans-Joachim Lenger – Eine Anthologie, Hamburg: Materialverlag 2022, S. 233-244.
Was hält in einer Welt der tiefen Krise, die ohne Totalität und innere Folgerichtigkeit auskommen muss, so etwas wie einen Zusammenhang aufrecht ? Gilles Deleuze zufolge sind es »Klischees, sonst nichts. Nichts als Klischees, überall Klischees. .. « Klischees werden von ihm als »Fertigmeinungen« und »sensomotorisches Ausweichverhalten« charakterisiert bzw. als »Schemata affektiver Natur«. Es gibt »psychische Klischees« ebenso, wie es »physische« gibt, zum Beispiel »vorgefertigte Wahrnehmungen, Erinnerungen, Phantasmen.« Aber auch »virtuelle Klischees« greifen um sich, solche, die nicht einmal mehr reproduziert werden müssen, um sich zu aktualisieren. »Nach Bergson«, so Deleuze in seiner Kino-Studie Das Zeit-Bild. Kino 2, »nehmen wir die Sache oder das Bild [ image ] nie vollständig wahr; wir nehmen immer weniger wahr, nämlich nur das, was wir-aus wirtschaftlichen Interessen, ideologischen Glaubenshaltungen und psychologischen Bedürfnissen-wahrzunehmen bereit sind. Wir nehmen also normalerweise nur Klischees wahr.«
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts setzen sich Menschen für "Décroissance ", "Degrowth" oder "Postwachstum " ein, und seit der Krise 2008 wird diskutiert, ob die kapitalistische Weltwirtschaft in eine "säkulare" Stagnation geraten ist. Die Debatte um die Grenzen des Wachstums ist als Kritik des globalen Kapitalismus wieder aufgeflammt. Dieser Band bietet neue Perspektiven: Er diskutiert, ob der Kapitalismus weltweit an seine Wachstumsgrenzen geraten ist; er stellt Alternativen neben- und gegeneinander; schließlich fragt er, wie der Weg in eine nicht mehr von Wachstum abhängige Gesellschaft demokratisch gestaltbar wäre.
2015
Es ist nicht zuletzt in Umbruch-und Krisenzeiten, dass der Alltag-in den Medien sowie (sozial-)wissenschaftlich-eine Konjunktur erlebt und verstärkt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt. Die krisenbedingte Verunsicherung der alltäglichen Lebensverhältnisse ebenso wie die damit verwobene Ungewissheit scheinen die Auseinandersetzungen mit dem Alltag zu inspirieren. So prägt einerseits die Bestimmung und Definition der Krise/n sowie die der Ursachen die aktuellen öffentlichen, auch wissenschaftlichen, Auseinandersetzungen. Diese zeichnen sich andererseits darüber aus, dass die gesellschaftlichen Effekte in den Blick genommen werden, dass also danach gefragt wird, wie im Zuge dieser Krise/n ebenso wie ihrer Bearbeitungen Lebensweisen und alltägliche Verhältnisse restrukturiert und umgestaltet werden (müssen). Die europaweit verordnete Austeritätspolitik habe, so formulierte es der Schriftsteller Karl-Markus Gauß unlängst in der österreichischen Tageszeitung Der Standard, den "Hunger (…) in einzelne europäische Länder" zurück gebracht (Gauß 2015). In Krisen-und Transformationszeiten scheint damit besonders deutlich hervorzutreten, wie Politik, Ökonomie und Ideologien in das Alltagsleben und mithin in die täglichen Existenzweisen der Menschen eingeschrieben sind, wie sie diese prägen, gestalten und wie darüber auch Politik gemacht wird. In gesellschafts-und politiktheoretischen Ansätzen und damit im Unterschied zu den Kulturwissenschaften nimmt der Alltag abseits von Krisenkonjunkturen eine allenfalls marginale, mitunter sogar (offen) abgewertete Position ein. Die Missachtung des Alltags in der (politischen) Philosophie, die Henri Lefebvre bereits bei Platon ausmachte (vgl. Lefebvre 1987 [1947/1958/1961], 96), hat in der jüngeren Vergangenheit seine Nachahmer_ innen und Äquivalenzen in den Sozialwissenschaften gefunden und reicht von abfälligen Einschätzungen über ironische Überspitzungen bis hin zum scheinbar kategorischen Missverstehen oder zur Ignoranz. Kritisiert wird insbesondere, dass alltagstheoretische Ansätze nicht nur einer mikropolitischen, sondern, mehr noch, einer individualistischen Perspektive anheim fallen, und sich einer kulturalistischen, bisweilen romantisierenden, zweifellos aber tendenziell unpolitischen Haltung nicht nur verdächtig, sondern letztlich auch schuldig machen. Obgleich diese Kritiken nicht selten gute Gründe und folglich ihre Berechtigung und Bedeutung für kritische Wissensproduktion und Gesellschaftsanalyse haben, erscheint mir eine damit verbundene grundsätzliche Abkehr vom Alltag als gesellschaftstheoretischem Gegenstand und Konzept problematisch. Dem verbreiteten Vorwurf, dass Alltag, alles meint, jedoch nichts erklärt (vgl. Prodoehl 1983), möchte ich in meinem Beitrag daher Überlegungen zu einer kritischen politischen Theorie des Alltags entgegenhalten. Die aktuelle krisenbedingte Beschäftigung mit dem Alltag nehme ich also zum Ausgangspunkt, um für die Reformulierung einer kritischen politischen Theorie zu plädieren, die den Alltag nicht ausblendet, sondern vielmehr berücksichtigt. Denn wenn gesellschaftliche Verhältnisse und nicht zuletzt Macht-und Herrschaftsverhältnisse umfassend in den Blick genommen werden wollen und wenn Gesellschaftstheorie, in Anlehnung an Karl www.kurswechsel.at
Zusammenfassung Als wertsetzende Unterscheidung zum einen und immer wieder vollzogene Praxis zum anderen gehört ›Kritik‹ zu einem der zentralen Begriffe und Verfahrensweisen, die in Philosophie, Kultur-und Literaturwissenschaft mit verschiedenen Disziplinen und Disziplinierungen zu tun haben. Der Band verbindet die für Kritik kanonisch gewordene, unter-und entscheidende Frage nach dem ›Was‹ mit den Fragen nach dem ›Wie‹ oder dem ›Wovon‹. Aus diesem Grund ist der Versuchung zu widerstehen, Kritik auf das Urteil(en) zu beschränken und ihre verschiedenen Einsätze mit der Vielfalt der Gegenstände, die einer Beurteilung bedürfen, zu verwechseln. Mit dem Gegen/Stand hat Kritik im engeren Sinne nach den unterschiedlichsten Voraussetzungen ihres eigenen Urteilens zu fragen.
Aujourd'hui, la dépression constitue l'antithèse à la permanence du travail. La personne dépressive représente le contre-pied de la personne flexible et possédant le sens de l'entreprise qui est exigé en tout lieu. Ce faisant, la dépression est soit vue comme pathologie, en tant que partie du rébus ou bien comme symptôme de la société moderne. L'article décrit ces attributions de sens concernant la personne dépressive en Allemagne et en France à l'aide de textes sociologiques et philosophiques d'Alain Ehrenberg, Alexandra Rau et Byung-Chul Han. Pour ce faire, on ébauche la relation complexe entre le travail, l'absence de travail et la dépression ; les causes de cette relation ne pouvant être facilement imputées. Avec la chercheuse américaine en lettres modernes Lauren Berlant, on propose donc ensuite de considérer l'état dépressif comme une forme d'attachement aux fantasmes collectifs liés au travail et à l'absence de travail, comme un attachement qui est transmis de manière affective plutôt que rationnelle. Zusammenfassung: Die Depression ist heute die Gegenthese zur Permanenz der Arbeit. Die Depressiven sind Gegenfiguren des überall geforderten flexiblen unternehmerischen Selbst. Die Depression wird dabei entweder als Pathologie oder Symptom der modernen Gesellschaft verstanden. Der Artikel beschreibt diesen Bedeutungszuschreibungen des Depressiven in Deutschland und Frankreich anhand soziologischer und philosophischer Texte von Alain Ehrenberg, Alexandra Rau und Byung-Chul Han nachgehen. Dabei wird das komplizierte Verhältnis zwischen Arbeit, Nicht-Arbeit und Depression skizziert, das keine einfachen Zuschreibungen zulässt. Mit der US-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Lauren Berlant wird deshalb schließlich vorgeschlagen, das Depressive als eine Form des Gebundenseins an die kollektiven Fantasien von Arbeit und Nicht-Arbeit zu verstehen, ein Gebundensein, das eher affektiv als rational vermittelt ist.
Literaturwissenschaften in der Krise. Zur Rolle und Relevanz literarischer Praktiken in globalen Krisenzeiten (Published by Anya Heise-von der Lippe and Russell West-Pavlov), 2018
»Nichts – Sein – Nichts. Überbietung und Kritik«, in: Nichts – Negation – Nihilismus. Die europäische Moderne als Erkenntnis und Erfahrung des Nichts. (Hg.) Binkelmann, Christoph – Bertinetto, Alessandro. Frankfurt a. M. 2010, S. 19-30.
Frankfurt am Main · Berlin · Bern · Bruxelles · NewYork · Oxford ·Wien
2018
Die anspruchsvollen Herausforderungen des Berufseinstiegs wurden erfolgreich bewältigt, grundlegende berufsbezogene Kompetenzen sind erprobt, gefestigt und erweitert. Die ersten 15 bis 20 Berufsjahre sind geschafft – es warten die nächsten 15 bis 20 Jahre. Erfahrung und Routine prägen zunehmend den Berufsalltag. «War's das nun?» kann zu einer bestimmenden Frage werden. In dieser zweiten Berufsphase ziehen viele Kolleginnen und Kollegen Bilanz und überlegen sich, wie sie die nähere und fernere Berufs- und Lebenszeit gestalten wollen. Es gilt nun, die weitere berufliche Entwicklung bewusst zu steuern und zu gestalten. Bestehende und aufzubauende Kompetenzen definieren die Ziele für den weiteren beruflichen Weg.
Edition Politik, 2011
Wer sich gegenwärtig politischen Ideen in kritischer Absicht stellt, ist mit diversen Problemen konfrontiert, von denen dieser Band einige fokussiert. Ein Teil der Beiträge analysiert die populistische Berufung auf das »Volk« und die »kleinen Leute«, während andere Texte rechtsextremistische Strömungen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen - untersucht unter anderem am Beispiel rechter Fußballszenen. Unterschiedliche Perspektiven auf die Krise und Zukunft der Demokratie bilden einen weiteren Schwerpunkt des Buches, das mit Beiträgen zu den Möglichkeiten ideologiekritischer Ansätze und zur Aktualität von Gesellschaftskritik schließt.
Soll es der Anspruch der Sozialwissenschaften und der Philosophie sein, Kritik an der Gesellschaft zu üben? Wenn ja, was heisst es, für sie «kritisch» zu sein? Im ersten Teil des Seminars wenden wir uns der Erörterung dieser Frage anhand der Lektüre von Klassikern der kritischen Sozialphilosophie und Soziologie zu. Diese Einstellung, dass Kritik ein massgebliches Anliegen der Philosophie und der Sozialwissenschaften sei, ist jedoch unlängst radikal in Frage gestellt worden. Im zweiten Teil des Seminars werden solche «postkritische» Diagnosen einer Krise der Kritik diskutiert, die in den letzten Jahrzenten an Einfluss gewonnen haben. Diese werfen kritischen SozialwissenschaftlerInnen vor, sich voreingenommen auf ihren Gegenstand zu beziehen, die kritisierten Zustände zu reproduzieren und sich über soziale Akteure zu stellen. Schliesslich werden mögliche gegenwärtige Lösungsansätze auf die «Krise der Kritik» erwogen: Wie kann sich die Sozialwissenschaft ihrem Gegenstand kritisch aber ohne anfänglichen «Verdacht» annähern? Wie kann die wissenschaftliche Sozialkritik sich eher als eine Teilnehmerin an der gemeinschaftlichen Bewältigung sozialer Probleme denn als eine übergeordnete richterliche Instanz verstehen? Kann die Gesellschaftskritik soziale Akteure ermächtigen statt sie zu verurteilen?
Input zur Veranstaltung Postwachstum und Erwachsenenbildung Workshop im Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen 14.09.2015
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