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Grundzüge der Machschen Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie

Abstract

Ernst Waldfried Josef Wenzel Mach wurde 1838 in Chirlitz-Turas bei Brünn in Mähren geboren, wo er als Sohn eines freidenkerischen, mit der 1848er Revolution sympathisierenden Lehrers aufwuchs. Im Alter von fünfzehn Jahren fielen ihm Kants Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik in die Hände, über die er später berichtet, dass ihm das „Ding an sich“ als müßig erschienen sei, während er im Gegenzug die Außenwelt und das Ich als eine Masse von Empfindungen wahrgenommen habe. In dieser Aussage verborgen liegen bereits die Grundzüge des Machschen Sensualismus und Positivismus, sowie seiner antimetaphysischen und monistischen Grundhaltung. Dennoch bleibt der Name Machs bis heute weitgehend mit dessen Leistungen auf dem Gebiet der Physik verbunden, welche neben der nach ihm benannten Mach-Zahl die Entdeckung des Dopplereffekts sowie wesentliche Erkenntnisse innerhalb der Gasdynamik und Wärmetheorie umfassen. Der Kontext des Machschen Schaffens sowie das breite Spektrum der vom ihm ausgehenden Wirkimpulse – unter anderem auf Bahr, Musil und Einstein – reicht von der theoretischen und experimentellen Physik über Psychologie und Sinnesphysiologie bis hin zu wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Betrachtungen. Die beiden letzteren Bereiche bilden den Kern der vorliegenden Arbeit, auch wenn Mach stets bestritt eine eigene Philosophie entworfen zu haben, indem er seine Analyse der Empfindungen als „Aperҫu“ und sich selbst als bloßen „Sonntagsjäger“ in philosophischen Gefilden betrachtete.