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2014, physiopraxis

Rosenbaum, haben Sie schon bei einem Patienten mit Rückenschmerzen Antibiotika verordnet? Ja, meine "Premiere" läuft gerade … Nachdem die Studie von Hanne Albert veröffentlicht war, hieß es plötzlich vielerorts ganz pauschal, man könne "Patienten mit chronischen Rückenschmerzen" mittels Antibiotika helfen. Dies war viel zu allgemein gesprochen, denn es ging konkret nur um Patienten nach Bandscheibenvorfall, bei denen man auch eine Modic-Veränderung nachweisen konnte (a "Hintergrund", S. 36). Mit der Diagnose "Modic-Changes" konnten aber anscheinend die meisten Fachleute gar nichts anfangen. Denn außer den Radiologen weiß momentan offenbar kaum jemand, was eine Modic-Veränderung ist. Dass ihr eine bakterielle Infek tion zugrunde liegen kann, ist noch weniger bekannt. Das ist ein Desaster, denn derzeit stellen Modic-Veränderungen ein großes Risiko dar, eine -unnötige -Fusionsoperation zu erhalten. Sind Modic-Veränderungen immer klinisch relevant? Nein, vor allem Modic-2-Changes sind oft asymptomatisch oder unterscheiden sich im Verhalten nicht von normalen "mechanischen" Rückenschmerzen. Modic-1-Changes dürften immer "ty-pisch" schmerzen -so wie alle frischen Ödeme in allen anderen Knochen des Körpers immer schmerzhaft sind. Wie vielen Menschen mit symptomatischen Modic-Veränderungen kann man mit Antibiotika helfen? Die Patientengruppe, die eine Modic-Veränderung aufgrund von Bakterien entwickelt hat, ist meiner Meinung nach sehr, sehr klein. Ron Donelson (Orthopäde, bekannter Spezialist für nicht invasive Wirbelsäulentherapie, Anm. d. Red.) schätzte sie auf dem World Congress on Low Back and Pelvic Pain im letzten Jahr auf ein Prozent aller Menschen mit Rückenschmerzen.