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2014
Das Subjekt ist einer der zentralen Begriffe der Philosophie und Geisteswissenschaften überhaupt, gleichzeitig jedoch auch einer, der besonders schwierig zu fassen ist. Nicht nur lassen sich philosophiehistorisch stark variierende Bedeutungen desselben ausmachen, darüber hinaus stellt es eine besondere Herausforderung dar, das Subjekt ins Verhältnis zu anderen zentralen Begriffen der Philosophie zu setzen, wie etwa Person, Selbst, Ich, Substanz, Gehirn und Individuum. Die weit verbreitete Unklarheit über diesen Begriff und seine doch nicht zu leugnende Relevanz gaben uns Anlass zu diesem Projekt - die ihm inne liegenden Spannungsverhältnisse den Ausgangspunkt.
What does it mean to be in pain and to express pain? Is there a difference between the experience of pain and the experience of suffering? How do human subjects relate to and comport themselves towards their feelings of pain and sufferance? How can and should human subjects relate to and comport themselves towards the suffering of other persons? This article suggests that the traditional (Cartesian) conception of an egological subject which reflects on its own suffering as a cogitatum is not only philosophically problematic, but that it easily leads to behavior in which the pathos of suffering is denied. The conception of the suffering subject should not be imposed upon, but rather derived from a phenomenological description of the experiences and expressions of pain and suffering, passion and compassion. Taking into account that the experience of human suffering is both passive and active, and that any activity of the subject presupposes here a relation to the pain it passively endures, it becomes increasingly clear that this relation cannot be a matter of a distanced, unaffected attitude or position. Similarly, compassion with somebody else’s sufferance cannot mean that my feeling for the other is conditioned by my representation of his or her pain.
in: Mende, Janne/ Müller, Stefan (eds.): Identität und Differenz. Konstellationen der Kritik, Weinheim: Beltz Juventa, 2016
Poststrukturalistische Theorien haben einige entscheidende Schritte in der Theoretisierung der Konzepte Identität und Differenz unternommen und damit auch produktiv in die seit langem geführte Debatte um das Verhältnis von Struktur und Subjekt interveniert. Der Begriff der Differenz findet hier weder im kritischen Sinne noch als normative Forderung Verwendung, sondern beschreibt als Logik der Differenz zusammen mit der Logik der Äquivalenz grundsätzlich die Art und Weise, wie Bedeutung und Identität hergestellt werden. Identität ist nichts Gegebenes oder gesellschaftlich Vorgängiges. Vielmehr wird in gesellschaftlichen Prozessen um die Generierung und Veränderung von Identitäten gerungen. Politik bzw. das Politische reduziert sich hierbei nicht auf einen bestimmten Bereich von Gesellschaft, sondern wird als konstitutiv für jede soziale Identität und Handlung und damit für die Strukturierung der Gesellschaft insgesamt verstanden. Politik beinhaltet demnach auch Auseinandersetzungen um Formen hegemonialer Stabilisierungen gesellschaftlicher Identität.
2006
Der anfängliche Briefwechsel zwischen Prinzessin Elizabeth von Böhmen und René Descartes behandelt den historisch bekannten Leib-Seele-Dualismus. Bereits in den ersten Briefen stellt die Prinzessin die Frage nach der Natur des Verhältnisses zwischen dem materiell ausgedehnten Leib und der immateriellen und nicht ausgedehnten Seele. Zu dieser Frage wurde sie durch das Hauptwerk Descartes, nämlich die Meditationen-insbesondere durch die sechste Meditation, veranlaßt. In diesem Werk unterscheidet Descartes den Existenzmodus der Seele von dem des Leibes. Die völlige Differenziertheit der Seele vom Leib, wie sie von Descartes vorgestellt wird, ist zwar primär eine ontologische Bestimmung, die allerdings unabdinglich der Entwicklung der neuzeitlichen Erkenntnistheorien zugrunde lag. Daß bereits der erste Brief von Prinzessin Elizabeth an Descartes diese grundlegende Fragestellung zum Gegenstand hat, beweist zum einen das aktive Interesse der Prinzessin an dem so genannten cartesischen Dualismus, und zum anderen die Bedeutung und den Potential dieser Lehre Descartes selbst, daß sie von vornherein als eine entscheidende Problemstellung in der Epistemologie identifiziert wurde: "In October 1642 Descartes had learnt that Princess Elizabeth of Bohemia, in exile at the Hague, had read his Meditations with enthusiasm. He offered to visit her to explain any difficulties she encountered; but she put her questions in writing in a letter of 6 May 1643. 'How can the soul of man', she asked, 'being only a thinking substance, determine his bodily spirits to perform voluntary actions?' Descartes' reply began a correspondence which lasted until his death." 2 1 Folgende Abhandlung ist eine Überarbeitung eines Vortrags (mit dem Titel: "Domains of Mind. Reflections on the early correspondence between Princess Elisabeth of Bohemia and René Descartes on Mind-Body-Dualism"), den ich am 27. April 2006 am National Institute of Advanced Studies, Indian Institute of Science in Bangalore gehalten habe. Sie basiert u.a. auf meiner Dissertation sowie einer früheren Untersuchung, verfaßt und veröffentlicht im Rahmen meiner Promotion an der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Da es in der Abhandlung mehrmals auf diese Werke bezogen wird, verwende ich im Text die
Das SUBJEKT (= Satzgegenstand) eines Satzes sagt aus, wer oder was etwas tut oder erleidet.
Gender Studies, 2008
Wie lässt sich nach den pathetisch aufgeladenen Postmoderne-Debatten vom Subjekt sprechen? Das Buch unternimmt den überfälligen Versuch, subjektkritische Diskurse der letzten dreißig Jahre innerhalb und außerhalb des Feminismus gemeinsam in den Blick zu nehmen. Im Kontrast werden Besonderheiten sichtbar, Antworten auf die Frage nach angemessenen Repräsentationsformen des Subjekts herausgearbeitet und weitergeführt. Dank der klaren Darstellung komplexer Diskursstränge eignet sich das Buch auch sehr gut als Einführung in eine der Schlüsselfragen der Literatur- und Kulturwissenschaften bzw. der Gender Studies.
2009
Ein junger Mensch, am Ende des Studiums angekommen, wird von seinem Professor eingeladen. Der Abend neigt sich; der Rotwein löst die Zungen, schließlich gesteht der Ältere, seinerzeit bei der Lektüre einer der damals im Schwang befindlichen Schriften, möglicherweise Herbert Marcuses Triebstruktur und Gesellschaft, geweint zu haben. Der junge Mensch ist frappiert. Seine Reaktion, gemischt aus Neugier und Abwehr, hat weniger mit dem Titel zu tun, den er kaum kennt, als mit der späten Selbstentblößung, deren Zeuge er geworden ist. Sie gibt ihm zu denken. Bald begreift er, daß damals nicht bloß eine empfindsame Leserseele vom Schmerz über das trostlos-glorreiche Schicksal der Welt überwältigt worden war. Etwas Subtileres hatte sich hier zugetragen, eine Erschütterung, die mehr mit dem Los verband, das sich der Intellekt in jenem wie in anderen Büchern der Epoche bereitet, eine Katharsis im Begriff, ausgelöst durch Begriffe und – im besten Fall – hinführend zu Begriffen
JuWissBlog, 2023
Eine opferzentrierte Strafjustiz (victim-centered criminal justice) soll vermutlich die Verfahrensgerechtigkeit fördern, könnte aber die Autonomie des Täters tangieren. Diese Gefahr zeigt sich in der jüngsten Entscheidung des türkischen Verfassungsgerichts (tVerfG), das aus der gefestigten Rechtsprechung des EGMR zum Recht auf effektive Strafverfolgung eine allgemeine staatliche Garantie zum Schutz der Gefühle des Opfers ableitete. Die vom tVerfG herangezogene Argumentationslinie des EGMR findet sich bereits im obiter dictum in den Kammerbeschlüssen des BVerfG und wird auch in der deutschen Literatur vielfach vertreten. Angesichts der bereits festzustellenden Tendenz zur Ausweitung der strafprozessualen Opferrechte unter Zugrundelegung der sog. staatlichen Gefühlsschutzgarantie ist es dringend geboten, die Grenzen der Subjektstellung des Opfers im deutschen Strafprozessrecht zu konkretisieren und darüber hinaus klarzustellen, warum eine solche Ausweitung im deutschen Recht nicht begründbar ist.
In ihrem Artikel "Hegel, die Frauen und die Ironie" bezeichnet Seyla Benhabib Hegel als den Totengräber weiblicher Emanzipationsbestrebungen, indem er die Frau einer großartigen, aber letztlich zum Untergang bestimmten Phase der dialektischen Entwicklung zuweist, die "den Geist in seiner Kindheit befällt."1 Die Frauen seien dadurch zu Opfern der Dialektik geworden. Was wir heute tun können, so Benhabib, sei, "der Dialektik ihre Ironie zurückgeben, der Parade der historischen Notwendigkeit (...) ihr pompöses Gehabe nehmen: das heißt, den Opfern der Dialektik (...) ihr Anderssein wiedergeben, und das heißt, wirklich dialektisch gedacht, ihr Selbstsein."2 Ich möchte in diesem Beitrag der Frage nachgehen, welche Rolle die Dialektik und die Anerkennungstheorie Hegels im Werk von Beauvoir spielen und welche Auswirkungen dies auf ihr Verständnis des Frauseins hat. Werden auch bei Beauvoir die Frauen zwangsläufig auf einer niederen Stufe zurückgelassen oder gibt es ein Konzept der Andersheit, wie Benhabib es fordert, und wenn ja, wie würde dieses aussehen? Um all diese Fragen beantworten zu können müssen wir uns zwei Problemkreisen zuwenden: dem Thema der Anerkennung und dem damit zusammenhängenden Problem der Subjektkonstitution.
Das Subjekt in der messianischen Zeit Erläuterungen und Vertiefungen aus und zu Agambens „Die Zeit, die bleibt“. Ein Text, der sich mit der Frage nach dem Messianischen und dem Verhältnis des Menschen dazu befasst. Welche Kritik wird hier durch Agamben an der abendländischen Kultur deutlich? Was bedeutet es für eine Kultur, wenn sie mehr und mehr im Zeichen des sogen. nomos steht und was könnte dem entgegengesetzt werden? Fragen, die sich schlussendlich vielleicht nicht mehr stellen werden.
2020
The present collection of essays examines the ontological and objectivistic dimensions of the modern scientific worldview that make it difficult for people to see themselves as self-determined actors. At the heart of the book are two treatises that deal with the physical, biochemical, genetic and evolutionary approaches to the fact of life. Supplementary reflections deal with the connections between human subjectivity and artificial intelligence, with the interrelation of knowledge and belief and with other philosophers' approaches to the worldview of modern science.
Journal für Psychoanalyse
Anhand von kurzen Fallgeschichten und der eigenen Betroffenheit des Autors wird versucht, den abstrakten Begriff der Globalisierung menschlich nachfühlbar zu konkretisieren. Dabei ergibt sich das Problem von doppelten oder gespaltenen Identitäten. Dem Erikson’schen Diskurs folgend erweist sich im Einzelfall, dass eine gesunde synthetische Fähigkeit des Ichs vor dem Abgleiten in die Identitätsdiffusion schützt. Sozialpsychologisch gewendet wird die These vertreten, dass es in einer globalisierten Welt keine einfache national und kulturell abgestützte Identität mehr geben kann. Das durch die neuen Informationstechnologien geschaffene Wissen um die jeweils anderen Welten führt in Richtung einer planetären Identität, die je nach Ich-Stärke mehr oder weniger fragmentiert ist.
2016
This contribution investigates how biopolitics comes into effect within society. It focuses on two Scandinavian novels, namely LoveStar by Andri Snær Magnason and Die Entbehrlichen by Ninni Holmqvist. Both novels map fictitious societies, which are based on biopolitical concepts. First, I will show how the respective society works. A special focus will be placed on the question how biopolitical concepts undermine the idea of human beings as autonomous subjects and thus change the imagination of mankind in general. The naturalization of mankind and the reformulation of the dimensions of existence, which were traditionally interpreted in a philosophical manner, are essential here. This will be illustrated with regard to the concepts of death, love, and self-reflection which the respective society formulates. For the theoretical background, I will draw on considerations on biopolitics by Foucault, Deleuze, and Agamben. Dörte Linke studierte Skandinavistik, Neuere deutsche Literatur und...
Verhaltensdesign
Bevor die Kybernetik zu Beginn der 1970er zur Kybernetik zweiter Ordnung und am Ende der 1970er nahezu bedeutungslos geworden sein wird, erlebt sie in den 1960er Jahren ihr erfolgreichstes Jahrzehnt. Zumindest ist sie so erfolgreich, dass sich ihre Theoreme sowohl in die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, 1 in populäre Diskurse als auch in die Tiefen der deutschen Metaphysik vorgearbeitet haben. Die Spannbreite dieses Erfolgs reicht von Verhaltenslehren des Selbstbezugs, wie sie der bis heute aufgelegte Klassiker der Ratgeberliteratur Psycho-Cybernetics & Self-Fulfillment formuliert, 2 bis zu Martin Heideggers 1966 geäußertem Diktum, gemäß dessen die Kybernetik nach dem Ende der Philosophie ihr Erbe antritt. 3 Sie verdeutlicht, wie sehr die Faszination für eine Theorie, welche Maschinen, Lebewesen und soziale Phänomene mit denselben Termen und Formeln beschreiben und regulieren zu können glaubte, verbreitet war. Entsprechend ist es ein wenig erstaunlich, dass die Literatur der 1960er Jahre nur vereinzelt direkten Anschluss an die Kybernetik sucht. Umso mehr, als
Der Freitag, 2020
Der Streit um das Humboldt-Forum berührt Grundfragen: Brauchen wir Museen und Sammlungen? Eine Innenansicht aus dem Berliner Ethnologischen Museum
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