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2018, Wirklichkeit oder Konstruktion?
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2018
Unter Konstruktivismus-in seiner auf Sprache bezogenen Form-sei im Folgenden die Auffassung von der sprachlichen Gebundenheit des Weltzugangs und der wirklichkeitskonstituierenden Kraft der Sprache verstanden.1 Danach bezeichnen Wörter und Sätze nicht die Dinge an sich, sondern tun dies immer aus einer bestimmten Perspektive. Diese Perspektive ist nicht nur die des individuellen Sprechers, sondern ist auch der Sprache bereits inhärent: Wir eignen uns die Welt entlang der lexikalischen Kategorien und grammatischen Strukturen an, die wir in der Sprache vorfinden und die wir neu in ihr schaffen. Indem Sprache die Dinge der Welt nicht einfach passiv abbildet, sondern unseren geistigen Zugang zu ihnen leitet, prägt sie unser Bild von der Wirklichkeit. In der Trias von Sprache, Denken und Wirklichkeit kommt damit der Sprache das Apriori zu. Je nach Radikalität des linguistischen Konstruktivismus wird diese sprachliche Prägung des Wirklichkeitsbildes als partiell oder als absolut verstanden. Im letzteren Fall ist ein Denken ‚an der Sprache vorbei', ein sprachfreies Erkennen der Welt, nicht möglich. Dabei scheint sich die lexikalische Dimension der Sprache in besonderer Weise zu konstruktivistischen Argumentationen anzubieten, weil Wörter aufgrund ihrer semantischen Eigenschaften sehr leicht zu Sachverhalten in Bezug gesetzt werden können. Dass mit der Wahl eines Ausdrucks wie Verteidigungsminister die Wirklichkeit als etwas sehr anderes präsentiert wird als durch den Ausdruck Kriegsminister, wie er noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich war, ist offensichtlich.2 Wenn eine sprachfreie Erkenntnis der Wirklichkeit unmöglich ist, dann lässt sich, etwas pointiert, sagen, dass die Sprache mit dem für uns einzig verfügbaren 1 Der Beitrag resümiert Überlegungen des Verfassers zu diesem Thema (erstmals umfassend 1994 und 1999, zuletzt Felder/Gardt 2015, Gardt 2017 und Gardt 2018) und führt sie weiter. 2 Ein aktuelleres Beispiel ist die Alternative von Freisetzung (von Arbeitskräften) und Entlassung. Freisetzung war 1994 einer der Kandidaten bei der Wahl zum "Unwort des Jahres" [http://www. unwortdesjahres.net/index.php?id=33]. 3 Die Beschränkung auf die Sprache als Faktor der Wirklichkeitskonstruktion ist der Fragestellung dieses Beitrags geschuldet, tatsächlich spielen die unterschiedlichsten Faktoren eine Rolle. Die Sprachwissenschaft bezieht zunehmend multimodale Aspekte ein, darunter vor allem Text-Bild-Kombinationen, aber keineswegs nur diese (s. z. B. Klug 2016; Klug/Stöckl 2016). 4 Sie erscheinen nicht als Zitate, weil sie orthographisch und flexionsmorphologisch angeglichen wurden, ansonsten sind sie unverändert.
Gabriel (2004): S, 2004
... (1) Zum einen orientiert sich die gesellschaftliche Konstruktion sehr viel ent-schiedener an der soziologischen Tradition. Stand bei Schütz anfänglich noch Berg-son und die ökonomische Grenznutzenschule, später Husserls transzendentale Phä- Page 131. ...
2019
Die Überlegungen dieses Beitrags kreisen um die Frage, wie man der Gedankenfigur des Zusammenhangs von Sprache und Wirklichkeit in Hinblick auf Phänomene verbaler Interaktion einen spezifischen Sinn abgewinnen kann bzw. was die Phrase „Sprachliche Herstellung von Wirklichkeit” sinnvoll bedeuten kann. Dazu werden zunächst mit Rückgriff auf bestimmte Entwicklungslinien in der Rhetoriktradition und unter Berücksichtigung interaktionstheoretischer Grundsatzüberlegungen die konzeptionellen Rahmenüberlegungen festgestellt, die eine Deutung dieser Gedankenfigur in Rechnung stellen muß. Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen wird dann eine Interpretation der Gedankenfigur vorgeschlagen, derzufolge Herstellung von Wirklichkeit - verkürzt gesagt - auf der Schaffung von Vertrautheit beruht. Diese Interpretation führt zu einer Revision alltäglicher Kommunikationserfahrung und zu einer veränderten Sichtweise auf die Relevanz kommunikativer Phänomene für die sprachliche Herstellung von W...
2001
The author criticizes different varieties of constructionist theories of social problems. The strict version of constructionism is criticised for missing its objective and for not leading to a theory but only producing descriptions of rhetorical strategies. Contextual constructionism seems to suffer from unidentified objectivisms that are unavoidable but innocuous when handled in a reflexive manner. Schetsche’s reception of Baudrillards ideas seems to be unconvincing because of empirical and methodological reasons. There are alternatives that do not demand so many serious and unprovable assumptions. Some of these alternatives derived from modernization and globalisation theories and from Nedelmann’s Theory of Conflict Management are discussed.
Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, 2009
Hypnose kann man verstehen als die Kunst, eine alternative Wirklichkeit zu konstruieren, welche die hypnotisierte Person möglichst lange und intensiv als ihre »wirkliche« Wirklichkeit erlebt, bis sie in ihr genügend neue Erfahrungen machen und diese in ihre »normale« Wirklichkeit implementieren konnte, sodass sich hier (therapeutisch bedeutsame) Veränderungen ergeben. Entscheidend ist hierfür das Erleben der Evidenz. Dieses Evidenzerleben wird erzeugt und gesteigert zum einen durch die hypnotische Trance ). Deshalb ist es wichtig, eine hypnotische Trance zu induzieren, und für sehr gut hypnotisierbare Patienten reicht das vermutlich schon aus. Weil hochsuggestible Patienten das Medium der Hypnose am besten nützen können, profitieren sie davon am meisten und benötigen meist keine zusätzlichen Maßnahmen seitens ihrer Therapeuten. Allein die Lenkung der Erwartung am Anfang des Induktionsrituals, dass nun eine »Hypnose« induziert wird, scheint ein wichtiger Faktor in Hinblick auf die nachfolgende Reaktion auf Suggestionen zu sein; wenn hier das Wort »Hypnose« durch das Wort »Entspannung« ausgetauscht wird, ist der Effekt bei weitem nicht so stark (Gandhi u. Oakley 2005). Man könnte das so interpretieren, dass Hochsuggestible ihre Fähigkeiten nicht so gut zum Einsatz bringen, wenn es sich »nur« um eine Entspannung handelt. Dass die hypnotische Wirklichkeit von Hochsuggestiblen im Sinne hypnotischer Illusionen oder Halluzinationen als echt bzw. evident erlebt wird, zeigt eine Reihe mit bildgebenden Verfahren durchgeführter Untersuchungen, die in → Kap. 4 ausführlich behandelt werden. Für die nicht so gut Hypnotisierbaren hingegen bedarf es ergänzender Maßnahmen (Szabó 1996): Hinsichtlich Tranceinduktion sind das all die indirekten Methoden, die in den anderen Technikkapiteln dieses Buchs ausführlich dargestellt sind. Für das Ziel aber, das Wirklichkeitsempfinden des Patienten während der Trance selbst zu erhöhen, sollte man etwas über die allgemeinen Konstruktionskriterien für Wirklichkeit wissen, die Menschen normalerweise verwenden. Die bedachte Anwendung dieser Kriterien kann helfen, komplexere hypnotische Phänomene wie z. B. Altersregression oder Zukunftsprogression bei Patienten hervorzurufen und zu steuern. Das ist das Thema dieses Kapitels. 3.1 Theorie Was wir subjektiv als Wirklichkeit erleben, ist kein getreues Abbild der Welt, wie im naiven Realismus noch angenommen. Unser Gehirn verarbeitet auch nicht einfach externe Reize zu sinnvollen Informationen, wie in der Informationsverarbeitungstheorie postuliert. Die zentrale Aussage des radikalen Konstruktivismus (von Glasersfeld 1981, 1992) lautet, dass unser kognitives System semantisch geschlossen und nur energetisch offen ist: Externe Reize bilden nur energetische Randbedingungen für jene Inhalte, welche das kognitive System selbstreferenziell -immer nur auf sich selbst bezogen -erzeugt. Das heißt, dass alle Wahrnehmungen, die wir als von außen kommend erleben, intern generiert sind, dass alle Bedeutungen, die wir in den externen Dingen als a priori gegeben annehmen, von uns konstruiert und dann auf oder in die Dinge hinein projiziert sind. Der radikale Konstruktivismus gibt also die Forderung auf, die wahre Welt wirklich oder objektiv erkennen zu können. Dafür fordert er, dass Wissen viabel sein muss, d. h., es muss in die Erfahrungswirklichkeit des Menschen passen. Man mag sich wundern -und das wird häufig als Gegenargument gegen den radikalen Konstruktivismus gebraucht -, dass wir Menschen doch offensichtlich die gleiche Realität wahrnehmen und in ihr und mit ihr handeln können. Hierauf lässt sich erwidern, dass Menschen durch 05.03.15 -11:20 003_NEU_alt002_Hypnose_Konstruktion .docm Seite 2 von 11
Von der Repräsentation zur Präsentation: gebildete Realität, 2015
In meinem Vortrag werde ich versuchen, Fichtes Bildphilosophie zum Begriff der Repräsentation zu positionieren. Meine These wird sein, dass Fichte anstelle einer Theorie der Repräsentation eine Theorie der Präsentation entwickelt. Er versteht Vorstellung und Bewusstsein als Bild, aber als bildendes Bild. Damit kann Fichte eine einseitig erkenntnistheoretisch ausgerichteten Repräsentationalismus vermeiden und den ganzen Menschen als kulturelles Wesen begreifen.
Als Andere unter Anderen, 2020
Sind wir als Andere unter Anderen? Oder anders gefragt: In welchem Verhältnis stehen wir als Menschen in der Wirklichkeit zueinander? Was sind die Bedingungen unserer Wirklichkeit? Diese Fragen sind der Ausgangspunkt für die hier vorliegende Arbeit-sowohl in methodischer als auch in systematischer Hinsicht. Es geht also darum, eine Beschreibung zu versuchen, die darstellt, wie die gelebte Wirklichkeit zur Erscheinung kommt: Ich blicke mich um, ich höre hin, tippe auf die Tasten meines Laptops, denke daran, wie der Satz weitergehen kann und dabei spüre ich die Blicke auf meinem Rücken, an meiner Seite. Eine unbehagliche Situation? Nicht notwendigerweise! Denn ich sitze in der Bibliothek zwischen Büchern und technischen Hilfsmitteln gemeinsam mit Anderen: Wir sind miteinander hier, ob absichtlich gemeinsam, um zusammenzuarbeiten, zufällig oder gezwungenermaßen. Bezieht man diese Situationsbeschreibung auf die gerade gestellten Fragen, dann lassen sich in der Philosophie, aber auch in der Soziologie unterschiedliche Ausgangspunkte in der Methodik und der Systematisierung für eine Sozialphilosophie vorfinden. Sie unterscheiden sich vor allem danach, unter welchem Aspekt das Miteinander betrachtet werden soll. Bevor ich also in der Einleitung einige Abgrenzungen zu ähnlichen Theorien aufzeigen möchte, folgt eine kurze Bestimmung dessen, welche Perspektive in meiner eigenen Arbeit besonders hervorgehoben wird: Ausgehend von Beschreibungen, wie wir etwas erleben, wird sich hier der Darstellung des Erlebens zugewendet, denn sie ist es, die im Miteinander erscheint. Die Darstellung des Verhaltens ist weder die eines einzelnen »Ichs«, noch die eines einzelnen »Dus« oder einer »Wir«-Gruppe, sie gehört niemandem persönlich, sondern sie ist die Form, in der das Miteinander zwischen Anderen in Erscheinung tritt. Dieser These werde ich im Verlauf der gesamten Arbeit Ausdruck verleihen. Damit steht der Fokus nicht in der Perspektive eines Subjekts, eines »Ichs«, »Dus« oder »Wirs«, nein, der Fokus liegt auf der Art und Weise, wie sich Andere als Andere darstellen. Ich stelle in dieser Arbeit deshalb nicht in üblicher Weise die Frage danach, ob das Soziale als »Wir«, als »Ich« und »Du« oder durch »signifikante« und »nicht signifikante« Andere konstituiert wird oder durch die Internalisierung eines »ver
Journal für Psychologie, 2021
Der vorliegende Text geht davon aus, dass ein großer Teil des Forschungsmaterials der Psychologie auf Daten basiert, die aus der Perspektive der zweiten Person gewonnen sind, das heißt aus der Interaktion zweier oder mehrerer Personen resultieren. Dies wird in Bezug auf die Introspektion anhand von zwei Herangehensweisen thematisiert, die jeweils für sich in Anspruch nehmen, Erleben in einem wissenschaftlich kontrollierten Setting zur Sprache zu bringen. Am Beispiel der Würzburger Schule wird zunächst gezeigt, dass der Prozess des Protokollierens durch den Versuchsleiter in einem dialogischen Aushandeln von Bedeutungen mit der Versuchsperson besteht. Dem methodischen Vorgehen der Würzburger Schule wird hiernach das Setting der Mikrophänomenologie gegenübergestellt. Anders als in der Bühler’schen Denkpsychologie wird hier nicht die Erinnerung an vergangenes Erleben, sondern – dem Anspruch nach – aktuelles bzw. aktualisiertes Erleben untersucht.
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Bewusstsein und Realität: Warum wir einen Freien Willen haben, 2006
Auditive Medienkulturen. Techniken des Hörens und Praktiken der Klanggestaltung. Hrsg. Jens Schröter, Axel Volmar, 2013
Wolfgang Funk and Lucia Krämer (Eds.). Fiktionen von Wirklichkeit: Authentizität zwischen Materialität und Konstruktion. Bielefeld: transcript, 2011, 7-23, 2011
Linguistik Online, 2013
Jahrbuch Migration und Gesellschaft 2021/2022
M. Tauschek (ed.), Kulturen des Wettbewerbs. Formationen kompetitiver Logiken, Münster u.a. 2013: 75-95, 2013
In: Heinz-Peter Preußer (ed.): Anschauen und Vorstellen. Gelenkte Imagination im Kino. Marburg: Schüren, 2014, 2014
Der Welt eine neue Wirklichkeit geben