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Um die Mitte des 19. Jahrhunderts tritt die physiologische Untersuchung der Wahrnehmung in eine neue Phase ein. Die Sinnesphysiologie löst sich allmählich von der akademischen Philosophie und bildet sich zu einer professionellen Disziplin aus, die sich auf das Experiment stützt. Trotzdem ist die Philosophie aber nicht völlig aus dem Spiel; es kommt vielmehr zu einem Wettstreit innerhalb der Physiologie um die ihr impliziten philosophischen Anschauungen. Außerdem liefern sich schon längst etablierte Disziplinen einen Machtkampf um das Anrecht, die Sinnesphysiologie als Teil ihres Gebiets ansehen zu können. Es wetteifern hier die Physik, Physiologie und Psychologie, und die einzelnen Wahrnehmungstheorien unterscheiden sich charakteristisch durch die Rolle, die sie den einzelnen Wissenschaften zuweisen und durch den unterschiedlichen Anteil, den sie ihnen bei der Erklärung der Wahrnehmung lassen.
Im 16. und 17. Jahrhundert haben sich die Naturwissenschaften entscheidend gewandelt. Unsere Kultur hat mit dieser Wandlung eine Richtung eingeschlagen, der sie auch heute noch folgt. Das naturwissenschaftliche Denken hat seitdem ungeahnte Ausmaße angenommen. Welche Bedingungen sind es, die diesen Wandel ermöglicht haben?
In einem Lehrbuch von 1989 über Theorien der visuellen Wahrnehmung lesen wir: "Wir wissen jetzt, dass sowohl die Young-Helmholtz-Theorie [der Farbwahrnehmung] als auch die von Hering beide im wesentlichen richtig sind. Dass wir uns dessen so gewiss sind, ist einer der Triumphe der Forschung auf dem Gebiet des Sehens."¹ Dieses Zitat legt nahe, dass der Unterschied zwischen den Wahrnehmungstheorien von Hering und Helmholtz sich nur aus ihrem verschiedenen Gültigkeitsbereich herleitet.² Zuerst schien es so, als würde die eine Theorie die Farbwahrnehmung auf eine der anderen Theorie widersprechende Weise erklären, bis schließlich die moderne Forschung herausfand, dass sich dieser Widerspruch auflösen lässt, wenn man die beiden Theorien auf separate Gültigkeitsbereiche einschränkt. Sie können deshalb ohne Problem zu einer einzigen Theorie zusammengefasst werden. Damit sich zwei Theorien miteinander vereinbaren lassen, dürfen sie sich nur nicht widersprechen, sondern müssen auch in ihren Erklärungsmitteln und -zielen übereinstimmen. Die heutige Sicht auf Helmholtz' und Herings Wahrnehmungstheorien, die im angegebenen Zitat zum Ausdruck kommt, setzt also stillschweigend voraus, dass eine solche Übereinstimmung besteht. Schon ein etwas genauerer Blick auf die Theorien in ihrer historischen Form zeigt jedoch nicht nur ihre empirische Unvereinbarkeit (sie stimmen bezüglich der aus ihnen ableitbaren Beobachtungssätze nicht völlig überein), sondern auch einen tief greifenden Unterscheid in Bezug auf die verwendeten Erklärungsmittel und die angestrebten Erklärungsziele. Im Folgenden möchte ich diesen Unterscheid deutlich herauszuarbeiten versuchen. Ich beschränke mich dabei auf die Theorie der Raumwahrnehmung und werde auf die Farbentheorie nur am Rande eingehen. Der Grund dafür ist einerseits ein historischer, andererseits ein didaktischer: Der Gegensatz zwischen Helmholtz und Hering entzündete sich an der Raumwahrnehmung und ist auf den anderen Gebieten der Wahrnehmungstheorie wesentlich milder und weniger deutlich aufgetreten. Meine (hier nicht weiter verfolgte) Vermutung ist allerdings, dass auch für den Gegensatz zwischen den Farbtheorien von Helmholtz und Hering ähnliches gilt wie für den Gegensatz in Bezug auf die visuelle Raumwahrnehmung.³ Soweit scheint dieser Aufsatz einen Beleg für die These Thomas Kuhns zu versprechen, dass naturwissenschaftlich Lehrbücher die historische Entwicklung ihrer Fachrichtung als sukzessive Erweiterungen wissenschaftlicher Kenntnis darstellen und die wissenschaftlichen Revolutionen, die auf dem Wege lagen, unterschlagen.4 Der Gegensatz zwischen Helmholtz und Hering ist aber nicht im strengen Sinn als revolutionärer Bruch zu beschreiben, obwohl er viele Züge einer wissenschaftlichen Revolution im Sinne Kuhns an sich hat. In einer wissenschaftlichen Revolution wetteifern zwei unterschiedliche Paradigmen um den Vorrang, ein bestimmtes Gebiet zu erklären. In der Auseinandersetzung zwischen Helmholtz und Hering ging es aber um mehr, nämlich um den Wettstreit verschiedener Wissenschaften um einen neuen, eng mit ihnen verbundenen Wissenschaftszweig: die physiologische Optik. Zur Erklärung des Sehens müssen mindestens drei Wissenschaften miteinander in einen Zusammenhang gebracht werden: Physik, Physiologie und Psychologie. Im Hintergrund ist auch noch die Erkenntnistheorie daran beteiligt. Meine These ist, dass es zwischen Hering und Helmholtz letztlich um die Frage ging, welche Rolle die Physiologie bei der Erklärung der Wahrnehmung zu spielen hat: ob sie lediglich als angewandte Physik einzustufen ist oder als eine autonome Wissenschaft vom Lebendigen. Die Motive, die eine oder andere Alternative zu bevorzugen, warne letztlich philosophischer Natur.5 In Abschnitt 2 versuche ich, die Theorien der Raumwahrnehmung von Hering und Helmholtz in ihren Grundzügen darzustellen, ohne auf philosophische Zusammenhänge und allgemeinere Bezüge einzugehen. Der allgemeine Hintergrund der beiden Theorien und die damit verbundenen unterschiedlichen Erklärungsmittel und -ziele sind Gegenstand des dritten Abschnitts. Im vierten Abschnitt möchte ich klarmachen, dass Helmholtz unter einer Wahrnehmung etwas ganz anderes verstand als Hering. Daraus ergab sich ein tief greifender Unterschied in Bezug auf die Frage, was es heißt, die Raumwahrnehmung zu erklären. Im Schlussabschnitt gehe ich kurz auf das weitere Geschick der beiden Ansätze ein.
Ich möchte mit einer Definition des naturwissenschaftlichen Realismus und Instrumentalismus beginnen. Ein naturwissenschaftlicher Realist ist der Auffassung, dass der Erfolg einer naturwissenschaftlichen Theorie ein gutes Argument dafür ist, dass die theoretischen Entitäten, von denen die Theorie spricht, tatsächlich existieren. Unter den theoretischen Entitäten einer Theorie versteht man diejenigen Gegenstände, von denen in den Fundamentalgesetzen der Theorie, aber nicht in den phänomenologischen Gesetzen die Rede ist. Atome, Elektronen, Quarks, schwarze Löcher und die schwache Wechselwirkung sind für den naturwissenschaftlichen Realisten so wirklich wie Stühle, Fensterglas, Bakterien und Eisberge. Der Realist glaubt also, dass, wenn seine Theorie richtig wäre, sie die Welt darstellen würde, wie sie ist.
Der Begriff der Emergenz hat etwas von einem faulen Zauber an sich, hinter dem sich die eigene Unwissenheit der natürlichen Ursachen eines Phänomens verstecken lässt. Lange Zeit begegnete man ihm deshalb mit großem Misstrauen, das bis heute noch nicht abgeklungen ist. Der Emergenzbegriff schien sich von der Kritik und Trivialisierung, die er besonders von Seiten des logischen Empirismus erfuhr, nicht mehr erholen zu können. Die Annahme emergenter, also holistischer, systemischer Eigenschaften ist mit dem eigenartigen, vielleicht sogar üblen Beigeschmack längst vergangener und verstaubter Diskussionen behaftet, als noch aufrechte Kämpfer den Vitalismus vor dem Mechanismus zu retten suchten.
in: DZ BANK KUNSTSAMMLUNG (Hrsg.), Inside Out. Fotografie und Psychologie, Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung im ArtFoyer der DZ Bank Kunstsammlung vom 7. Februar bis 12. Mai 2018, Frankfurt am Main,, 2018
io new management, 2006
15 io new management Nr. 7-8 | 2006 Behavioral Branding strategy Die Marke nach aussen und nach innen leben Jede Firma gibt mit ihrem Branding ein Versprechen gegenüber den Kunden ab. Tomczak, T.; Herrmann, A.; Brexendorf, T.; Kernstock, J. (2005): Behavioral Branding -Markenprofilierung durch persönliche Kommunikation. In: Thexis, Heft 1/2005, S. 28-31. Tomczak, T.; Herrmann, A.; Heitmann, M.; Henkel, S. (2006): Walk the talk -oder wie man eine Marke zum Leben erweckt. Forthcoming. von Krogh, G.; Nonaka, I.; Aben, M. (2001):
AUSGESTELLTER ZWISCHEN-RAUM Musealisierte Koffer als Symbol des 20. Jahrhunderts. Eine Untersuchung im Kontext von Flucht, Vertreibung und Migration, 2010
Magisterarbeit (unpublished)
2009
In the human outside, especially in its face, there seems to be a wide range of information about the inside of human beings, such as the human nature or human feelings. For centuries science has had and still has the desire to be able to read the multiple information and codes the face provides. E.g., in 18th century Lavater tried to establish physiognomy as a scientific discipline. In physiognomy the human character should have been recognized in the outlines of the human face. Nowadays computer scientists around the world on the way to engineer humanlike machines have to teach machines and robots how to see and how to recognize, not only objects but also humans, human interactions and feelings. Quite a new field of research in this project are technologies of facial expression recognition. On the basis of facial expressions algorithms there is the possibility to detect emotions of an individual automatically and in real time. In this Master's thesis I want to carefully approa...
Eine literarische Erörterung des Nachkriegsstückes "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert. Mit Einführung und Erklärungen zum Autor, Aufschlüsselung der einzelnen Szenen und Beleuchtung der Bedeutung des Stückes auf gesellschaftlicher Basis sowie aus persönlicher Sicht des Lesers.
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Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt, 2004
Historische Anthropologie, 2008
Institutionelle Dispositive der Performativität von Texten
C. Barth/D. Lauer (eds.) Die Philosophie John McDowells. Münster: mentis, 2014
kritische berichte, Bd. 36, Nr. 4 (2008) , 2008
Vorwerk 8 eBooks, 2018
Brüchige Helden – brüchiges Erzählen. Mittelhochdeutsche Heldenepik aus narratologischer Sicht, hg. von Anne-Kathrin Federow, Kay Malcher und Marina Münkler, (Texte und Studien zur mittelhochdeutschen Heldenepik 11) Berlin/Boston 2017, S. 93–113, 2017
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 1987