2009
This thesis defines a kind of satire that wasn't dealt with before in depth: "Pop-Satire". This form of satire uses the stylistic elements of pop for satiric purposes. That means that Pop-Satire uses phenomena and elements of everyday culture and popular culture in a satiric way. The analysis of "Pop-Satire" begins in "Pop-Literatur," then proceeds to satire magazines and finally TV shows are analyzed. The analysis in different media also follows a comparative approach, contrasting American and German literary texts, magazines, and finally TV shows in order to highlight similarities and differences in both cultures. The examined works are Bret Easton Ellis' American Psycho, Christian Kracht's Faserland, Benjamin von Stuckrad-Barre's Soloalbum, several issues of The Onion and Titanic, as well as Die Harald Schmidt Show and South Park. All works were produced in the 1990s or the 2000s. The thesis challenges the common interpretation of the "New German Pop-Literatur" as being conservative or completely unpolitical. "Pop-Satire" expresses political views of the "Generation Golf" or "Generation X". This work states that these generations try to leave old categories behind and develop new forms of critical engagement. Anders als Satire hat (vor allem neuerer) Pop (und vor allem Pop-Literatur) in Deutschland ein grundsätzlich anderes Problem: Pop ist unpolitisch. Das war das vernichtende Urteil der Literaturkritik und oft auch der Literaturwissenschaft. Allenfalls konservativ sei die neue Pop-Literatur der 90er-Jahre. Und das, wo "gute" Literatur und Kunst doch progressiv, subversiv und damit in Deutschland (spätestens seit 1968) generell eher links-liberal zu sein hat. Mit dem Urteil des Konservatismus war der Pop-Literatur damit (zumindest "gefühlt") gleichzeitig auch schon sämtlicher literarischer Wert abgesprochen. Thorsten Liesegang kommt in seinem Essay "‚New German Pop Literature': Difference, Identity, and the Redefinition of Pop Literature after Postmodernism" zu der Schlussfolgerung, dass die pop-literarischen Texte von Kracht, Stuckrad-Barre und auch von Florian Illies (letzterer wird in dieser Arbeit nicht behandelt) von einem Konservatismus und einer unpolitischen Mentalität geprägt seien, die vor allem eine Unlust, sich mit den unangenehmen Seiten der deutschen Geschichte weiter auseinanderzusetzen, ausdrücke. Auch andere Kritiker, wie Jacob Heilbrunn, sind der Ansicht, mit den neuen Pop-Literaten sei "keine ästhetische oder gesellschaftskritische Avantgarde am Werk" (Jacob Heilbrunn, zitiert in Rutschky 111). Erzähltechnisch operierten sie "auf bescheidenem Niveau und hätten über die deutsche Wirklichkeit nichts zu sagen" (zitiert in Rutschky 111). Oder noch extremer gar äußerte sich Hermann L. Gremliza, der "eine genaue Lektüre *…+ überflüssig" zu finden scheint (vgl. Schäfer 10): 4 Sie [die Pop-Literaten der 90er, M.K.+ tendierten nicht mehr wie "früher"-das soll vermutlich heißen: in den eigenen Jugend-und Studienjahren in den fünfziger und sechziger Jahren-nach links, wollten "weder gut sein noch denken", sondern, so insinuiert Gremliza "am Rande", stünden "in Wahrheit" (!) in einer direkten Tradition zu Ernst Jünger und Leni Riefenstahl. (Schäfer 11) Dagegen sollte erwähnt werden, dass es sich bei vielem, was der Pop-Literatur der neunziger Jahre unterstellt wird, um Generationsmissverständnisse handeln könnte; einen Konflikt einer etablierten älteren Generation mit einer jüngeren, die mit einigem bricht, was die vorherige noch ausgezeichnet hat. Dass solche Generationskonflikte, bei denen das Junge und Neue gegenüber dem Älteren oft vorschnell als minderwertig eingeordnet wird, nicht selten sind, vor allem wenn der Beobachter/Kritiker selber der Vorgängergeneration angehört, zeigen mehrere literaturgeschichtliche Beispiele: So zitiert Rutschky einen Text aus dem Jahr 1932 von Siegfried Kracauer aus der Frankfurter Zeitung, in welchem er Klaus Mann heftig kritisiert: Dessen letzter Roman sei "*z+um Kotzen" gewesen. "Klaus Mann mit seinem Schreibtalent schreibt das schmierige Leben einfach ab, ohne ihm irgendeine Bedeutung zu entnehmen und fühlt sich auch noch wohl dabei. Ein verschmiertes Talent" sei er (Kracauer, zitiert in Rutschky 111). Die Ähnlichkeit der heutigen Kritik zur damaligen liege, so Rutschky, darin, dass um 1930 viele Autoren in Erscheinung getreten seien, die "sich weder dem rechten noch dem linken Lager zuordnen ließen und dem Protestpathos der alten Jugendbewegung der Vorkriegszeit gegen die bürgerliche Welt außerdem entwachsen waren" (ebd.).