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2009, Menschenwürdiges Arbeiten
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ABSTRACT » Woran arbeiten Sie?« wurde Herr Keuner gefragt. Herr Keuner antwortete: »Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.«
Es geht hier in diesem durchaus polemisierenden Abschnitt vor allem um die therapeutisierte und zugleich therapeutische Arbeit der neuen prekären Mittelklasse, die vielleicht eine Art Extremsport darstellt, und es geht damit weniger um jene krankmachende Verarmungsmaschinerie für Billigarbeitskräfte und Sozialhilfeempfänger, die heute durch den Besuch der "stalinistischen" Zwangsernährungs-, Bekleidungs-und Ein-Euro-Ketten (Seeßlen) ihr Leben phasisch sichern müssen; also nicht um arbeitende und nichtarbeitende Objekte, bezüglich derer sowohl die Finanzunternehmen, Industriekonzerne als auch die neoliberalen Regierungstechniken des Staates jene Durchführung des Experimentes "coporate identity" für wenig hilfreich oder aussichtsreich halten -"corparate identity" im Sinne einer unbedingten Verpflichtung, sich mit den jeweiligen Unternehmenszielen zu identifizieren, als sei das Unternehmen eine überdimensionale Großfamilie (dort, wo es nicht um Identifizierung oder Gegenidentifizierung, sondern nur um Entidentifizierung gehen kann). Sozialhilfeempfänger von heute werden integriert, indem sie an den Staat eine Garantie zur Rückzahlung ihrer Alimente geben, dies allerdings nicht in der Form von Geld, sondern durch die permanente Abgabe von Aktivitätsprotokollen, der kontinuierlichen Anstrengung, die darin besteht, seinem Status als Schuldner zu entkommen, indem man selbst noch die vageste Einsatzbereitschaft zu jeder Art von Beschäftigung affirmiert -, es geht hier um die permanente Bereitschaft zur freien Disponibilität, eine Art Vollzeitaktivität oder verkehrter Autonomie, die ihren Sinn darin findet, alle Zwänge auszuhalten, so zum Beispiel die konstante Beratung durch Coaching, E-Mails der Jobcenter und Fortbildung; Maßnahmen, die im besten Falle so etwas wie die Erfahrung der Sinnlosigkeit hervorbringen. Was Lazzarato bezüglich der Verwendung elektronischer Chips bei Schafherden bemerkt hat, könnte man in bezug auf die tatsächliche stattgefunden Ausstattung von Hartz4 Leuten mit Schrittzählern zur Körperertüchtigung dann folgendermaßen formulieren: "Der Schrittzähler verwandelt die Akteure in Fleischströme, deren Zahlen, Verteilung, Gesundheitszustand etc. in Echtzeit bekannt ist. Das industrielle in Bewegung-Halten der Menschenströme (bei so gering wie möglicher Lagerhaltung) transformiert die Akteure in Datenbanken und die Jobcenteraufseher in Kontrolleure technisch ökonomischer Prozesse, die sie im Auftrag des Staates durchführen."1 Je weniger heutzutage die Arbeit noch vorhanden ist, desto stärker soll die Nachfrage nach Arbeit zum ubiquitären Modell gerinnen, wobei man die sog. Produzenten über die diversen Vermittlungsdienste der Jobcenter in die Rolle von Konsumenten von "Arbeit" versetzt, was der Vernetzung und der Kontrolle von Körper, Sprache, Affekt und Wissen im
Arbeiten zum Vergnügen, 2020
Die meisten unsere Buntbarsche wühlen und buddeln. Sie gestalten nicht selten das gesamte Aquarium um. Warum tun sie dies eigentlich?
Geht der Gesellschaft die Arbeit aus -wie jedenfalls einige Soziologen schon seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts formulierten -sind wir also schon jenseits der "Arbeitsgesellschaft"? Womöglich bereits in der Ära der Spaßgesellschaft? War also das Primat der Arbeit nur etwas Vorübergehendes? Oder ist Arbeit eben doch die "ewige Naturbedingung des menschlichen Lebens" und damit eine übergesellschaftliche, überhistorische Kategorie? (Dann wäre ja die Suche nach einem Ausweg von vornherein unsinnig). Was bedeutet es dann, dass die Menschen immer mehr, immer intensiver, immer besinnungsloser arbeiten und dass diejenigen, die ihren Erwerbsarbeitsplatz verlieren oder erst gar keinen "abkriegen", dafür immer härter bestraft werden?
EconStor Open Access Articles, 2019
Kreative Arbeit ist auch, und in steigendem Maße, Erwerbsarbeit. Menschen bauen ihre wirtschaftliche Existenz darauf auf, kreative Produkte zu schaffen und in kreativen Projekten tätig zu sein. Im aktuellen Diskurs dominieren zwei Perspektiven auf kreative Arbeit: Sie wird einerseits im Kontext der wachsenden ökonomischen Relevanz kreativer Branchen betrachtet. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt im Rahmen eines wachsenden Beitrags, die die Branchen der Kreativwirtschaft auf nationaler und europäischer Ebene zur Gesamtwirtschaft beisteuern (vgl. Bertschek et al. 2017: 14; Mercy/Beck-Domzalska 2016: 58, 82). Andererseits zieht kreative Arbeit Interesse im Kontext eines Wertewandels auf sich, in dem berufliche Selbstverwirklichung an Bedeutung gewinnt. Diese Attraktivität wurde als Teil eines neuen Zeitgeists extensiv beschrieben und breit rezipiert. Sie steht im Zentrum eines vermeintlichen Aufstiegs der ,kreativen Klasse' (vgl. Florida 2014, 2003) und schlägt sich im Idealtyp des "expressiven Individuums" im Zeitalter der Kreativität nieder (Reckwitz 2014: 266). Kritischere Betrachtungen betonen die Konformität dieser individualistischen Werteorientierung mit spätkapitalistischen Anforderungen an Leistungsbereitschaft und entgrenzte Flexibilisierung (vgl. Bröckling 2007; Koppetsch 2013). Weder die Perspektive der ökonomischen Relevanz noch die der Attraktivität kreativer Arbeit betrachten die strukturellen Rahmenbedingungen kreativer Arbeit. Ziel dieses Beitrags ist es, die Erwerbstätigkeit in den wachsenden kreativen Branchen in ihrer zweifachen Einbettung zu konzeptualisieren: Sie unterliegt einerseits dem bundesdeutschen Regulierungssystem von Erwerbsarbeit, andererseits ist sie Teil der kulturpolitischen Agenda, die den gesellschaftlichen Wert von Kunst und Kultur als Grundlage hat. Beide Kontexte werden in Bezug auf Prekarisierungstendenzen analysiert, zunächst jeder für sich und dann in ihrer Verschränkung. Abschließend werden auf der Grundlage der dop
zu Frankfurt am Main vorgelegt von Virgilio Colón León aus Puerto Rico 1993 DANKSAGUNGEN Bestimmt sind es viele, die mir während meines Aufenhalts in Deutschland zwecks des Promotionsstudiums die Freude der Freundschaft und der Solidarität geschenkt haben und dadurch eienen entscheidenden Beitrag zum Ziel geleistet haben. Die Erinnerung an sie alle will ich mit diesem Dank lebendig halten. Besonders dankbar aber muß ich Michael Werz und Markus Lilienthal sein, die sich der "Arbeit des Begriffs" im Dienst des Geistes der deutschen Sprache bedingungslos und kompromißlos unterzogen haben. Sie haben es mir erleichtert, von der Anstrengung der Darstellung zum Genuß des Vernünftigen zu gelangen. Nicht zuletzt bleibe ich Herrn Prof. Heinz Röttges wegen seiner Betreuung zu Dank verpflichtet. Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG: DER ARBEITSBEGRIFF ALS GEGENSTAND DER VORLIEGENDEN UNTERSUCHUNG
Springer eBooks, 2018
In der Arbeitssoziologie bezieht sich der Begriff Belastung auf Arbeitsanforderungen und-bedingungen, durch die die Arbeitenden beeinträchtigt werden. 1 Alternativ und ergänzend zum Begriff Belastung werden solche Aspekte von Arbeit auch als Restriktionen, Gefährdungen oder Risiken bezeichnet. Die Auseinandersetzung mit Belastungen ist für die Arbeitssoziologie ein zentraler Referenzrahmen bei der Analyse der konkreten Gestaltung von Arbeit und ihrer Entwicklung. 2 Sollen die Entwicklungen von Arbeit nicht nur beschrieben, sondern auch in ihren Auswirkungen auf individuelle und gesellschaftliche Lebensbedingungen beurteilt werden, so spielt die Analyse der Belastungen durch Arbeit eine wichtige Rolle. In der Diskussion über Entwicklungen von Arbeit hat daher die Frage, ob und in welcher Weise Belastungen im Arbeitsbereich bestehen, abnehmen oder zunehmen, einen zentralen Stellenwert. Eine wichtige Frage bei der Analyse von Belastungen durch Arbeit sind die Kriterien, nach denen Belastungen identifiziert und beurteilt werden. Bei körperlicher Schwerarbeit oder negativen Umgebungseinflüssen wie Lärm scheint dies vergleichsweise einfach. Doch auch hier steht zur Diskussion, was (noch) als zumutbar und was als Beeinträchtigung, Gefährdung oder Risiko gilt. Komplizierter wird dies etwa bei der Frage, ob auch hohe 1 In den Arbeitswissenschaften wird demgegenüber zwischen Belastungen und Beanspruchung unterschieden (vgl. Rohmert/ Rutenfranz 1975). Als Belastung gelten hier prinzipiell alle Arbeitsbedingungen und-anforderungen im Sinne exogener Einwirkungen auf den Arbeitenden. In diesem Verständnis wirkt die Herkunft des arbeitswissenschaftlichen Belastungsbegriffs aus der ingenieurwissenschaftlichen Materialprüfung fort. Er ist neutral gefasst und kennzeichnet Belastungen als am Menschen angreifende Kräfte. Beanspruchungen sind demgegenüber die Wirkungen, die sich hieraus für die Arbeitenden ergeben. Siehe hierzu auch Georg/ Meyn/ Peter 2013. 2 Siehe hierzu die Beiträge von Sabine Pfeiffer "Technisierung von Arbeit", von Manfred Moldaschl "Organisierung und Organisation von Arbeit" und von Kira Marrs "Herrschaft und Kontrolle in der Arbeit" in diesem Handbuch.
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Jahrbuch Technikphilosophie, 2017
Forschung & Lehre, 2014
Zeitschrift für Empirische Kulturwissenschaft,, 2023