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Digitale Kindheiten. Kinder – Familien – Medien

2020

https://doi.org/10.1007/978-3-658-31725-6_1

Abstract

Schon wieder eine neue "Kindheit"? Das wissenschaftliche Begreifen des Neuen und bislang Unerforschten bringt das Erproben neuer Begriffe mit sich. Wir spüren und sehen soziale Veränderungen, die wir jedoch erst noch in den bewährten Begriffen und mit erprobten Unterscheidungen verstehen wollen. Für die Kindheitsforschung ist die Unterscheidung von Kindern und Erwachsenen eine solche bewährte Unterscheidung und zugleich Teil ihrer eigenen Identitätsherstellung (siehe Kelle 2005). In der Spezifizierung maßgeblicher Eigenschaften sind verschiedene "Kindheiten" erforscht und begriffen worden. So waren es Kindheitsorte wie die Straße, das zu Hause oder spezifische Institutionen, die ins Zentrum der Analyse des Aufwachsens der nachwachsenden Generation gerückt wurden. "Wo findet Kindheit in der Moderne statt?", fragte Jürgen Zinnecker in seinem 2001 veröffentlichten Band zu 30 Jahren Forschung zum "Kinderleben zwischen Straße und Schule" (Zinnecker 2001). Ausgehend vom "Straßenkind" ist Kindsein zu Hause als "Verhäuslichung" (Behnken 2001) beschrieben worden, das Pendeln der Kinder zwischen ihren Kindheitsorten mit der These der "Verinselung" (Zeiher 1994) beschrieben und Kindsein in Institutionen als "betreute Kindheit" (Rauschenbach 2011) charakterisiert worden. Mit der Auseinandersetzung rund um die Mediatisierung und Technologisierung des Alltags geriet die Mediennutzung der Kinder als "Medienkindheit" bzw. "mediatisierte Kindheit" (Fuhs 2014, S. 319) in den Fokus der Kindheitsforschung. Damit sind neben den Räumen und Orten die Medien als spezifische Phänomene der Kindheit ins Zentrum ihrer differenzierten Bestimmung gerückt. All diese nebeneinander bestehenden, erkenntnispraktisch genutzten Eigenschaftsbestimmungen von "Kindheit" variieren ein gemeinsames, wiederkehrendes Motiv: Gesellschaftliche Entwicklungen sind Anlass, die stattfindende Kindheit mit Hilfe eines Labels neu zu beschreiben. Gesellschaftliche Veränderungen wirken sich auf das Verhältnis der jeweiligen Erwachsenen zur Kindergeneration und umgekehrt aus-als auch auf die Beschreibungsweisen der zeitgenössischen Kindheit. Dem Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts konstatierten "Verschwinden der Kindheit" (Postman 1983) als einen Verlust der realen Unterscheid