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2006, integration
Im Bundestagswahlkampf hat die Europapolitik eine untergeordnete Rolle gespielt, Anzeichen für einen tiefgreifenden Politikwechsel hat es nicht gegeben. Das liegt zum einen sicher an einem deutschen Spezifikum: Europa ist kein Streitfall zwischen den Parteien, der Konsens darüber, dass die europäische Integration zur deutschen Staatsräson gehört, reicht weit und lässt Divergenzen allenfalls in konkreten Einzelfällen oder Stilfragen zu. 1 Zum anderen war die Abwesenheit von Europa-Themen im Wahlkampf auf die Lage der Europäischen Union selbst zurückzuführen, auf die ‚Reflexionsphase', die die Staats-und Regierungschefs nach den gescheiterten Verfassungsreferenden in Frankreich und den Niederlanden bei ihrem Juni-Gipfel verordnet hatten. Daneben war im Juni auch die Einigung über die mittelfristige Finanzplanung der Union für die Jahre 2007 bis 2013 gescheitert, ein neuer Kompromiss nicht in Sicht. Einige Monate zuvor schien es gelegentlich, als solle das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und der Türkei ein Wahlkampfthema werden, aber die Entscheidung, am 3. Oktober Verhandlungen aufzunehmen, war im Frühjahr längst gefallen (auch wenn die Zypern-Frage noch zu einem Stein des Anstoßes hätte werden können). Schließlich ist die französische Politik schon jetzt durch die Infragestellung der Autorität Jacques Chiracs als Staatspräsident und die Aussichten auf die Wahlen 2007 blockiert, in Großbritannien reicht die Zukunft Tony Blairs nicht mehr sehr weit, in Polen standen ebenfalls für den Herbst 2005 Neuwahlen an-so dass insgesamt die europäische Politik ein unübersichtliches Terrain war und ist, auf dem Blockade, Irritation und Orientierungssuche keine idealen Voraussetzungen für wahlkampfwirksame Positionierungen abgaben. Bei einer tiefergehenden Analyse stellt sich heraus, dass die Konzentration auf innenpolitische Themen, auf die Reform des Sozialstaates, auf die Wiederbelebung von Wirtschaftswachstum nur scheinbar von Europa absieht: Gerade diese Aufgaben haben, jedenfalls in einem so großen Teilbereich des Europäischen Binnenmarktes wie der deutschen Volkswirtschaft, selbst erhebliche Bedeutung für Europa, für die gemeinsame Währung und für die Finanzierung europäischer Politik. Insofern war und ist die Fokussierung auf Wirtschaftswachstum und Sozialstaatsreformen implizit auch eine europäische Aufgabe für deutsche Politik-viele andere Mitgliedstaaten warten sehnsüchtig auf eine Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft, im eigenen und im europäischen Interesse. Im deutschen Wahlkampf den Blick auf die innerstaatlichen Wachstums-und Sozialprobleme zu richten, entspricht durchaus der geltenden Arbeitsteilung zwischen Europäischer Union und Mitgliedstaaten, der zufolge die Union für die Organisation des Binnenmarktes, die Mitgliedstaaten dagegen für Sozialpolitik und für einen Großteil der Wachstumsbedingungen zuständig sind. In dieser Hinsicht ist Europa im deutschen Wahlkampf implizit öfter als auf den ersten Blick erkennbar, und zwar als Rahmenbedingung, unter der die deutschen Regeln für Arbeitsmarkt, Sozialversicherungen, Steuern et cetera neu zu gestalten wären. Andererseits freilich kann
Das Dokument beshäftigt sich mit dem Thema deutsche Politik. Verschiedene Parteien, ihre Geschichte und Einfluss werden präsentiert. Stand: Oktober 2014
2011
Der Artikel zieht Bilanz und beleuchtet neue Perspektiven der Entwicklungspolitik der Bundesregierung nach der Übernahme durch den neuen FDP Minister Dirk Niebel. Die frühere Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (1998–2009) hatte den Fokus der deutschen Entwicklungspolitik von der Projekt- und Programmebene auf die Bearbeitung globaler Themen („globale Strukturpolitik“) verschoben. Dies wurde anfangs von Experten aus Forschung und Entwicklungszusammenarbeit durchaus geschätzt. Die Effektivität der Zusammenarbeit mit und in den Partnerländern war allerdings eher bescheiden. Es fehlte bei der Umsetzung an politischen Analysen und Beratung. Die Durchführungsorganisationen wurden in ihren Freiheit und Flexibilität beschränkt. Die neue Regierung hat nun Initiativen zur Stärkung des Subsidiaritätsgedankens in der Entwicklungspolitik gestartet, speziell durch die Aufwertung der Kooperation mit der Wirtschaft. This paper takes stock of the development policy of the German Government and analyses new perspectives after the take-over of Minister Dirk Niebel from the Liberal Party. The former Minister Heidemarie Minister Wieczorek-Zeul (Social Democratic Party, 1998–2009) had shifted the focus of German development policy from the project and programme level to global policy issues (“global structural policy”). This was initially appreciated by many experts of the research and development community. However, the effectiveness of the cooperation with and in partner countries was rather low. The implementation suffered from a lack of political analysis and competent advisory services. The implementing agencies were not given enough freedom and flexibility. The new government has now started initiatives to strengthen the idea of subsidiarity in development cooperation, in particular by putting more emphasis on the cooperation with the private sector.
Springer eBooks, 2022
Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie sich die österreichische Europapolitik entwickelt hat und gegenwärtig darstellt. Untersucht werden hierbei die Herausbildung der bis heute geltenden Grundparameter der Mitgliedschaft in der EU, die Politik Österreichs im Rahmen der Fortentwicklung der integrationspolitischen Vertragsgrundlagen, das Abstimmungsverhalten Österreichs im Ministerrat der EU sowie die interinstitutionellen Koordinations-und Steuerungsstrukturen der Europapolitik. 1 Einleitung Seit gut 25 Jahren ist die Republik Österreich Vollmitglied der Europäischen Union (EU). In jenen Bereichen, in denen über den Beitritt Souveränitätsrechte übertragen wurden, erhielten die Staatsorgane innerhalb des institutionellen Systems der EU umfassende Mitwirkungs-, Mitgestaltungs-und Mitentscheidungsrechte. Mit dem Beitritt verstärkte sich ein Europäisierungsprozess, der seinen Anfang in den österreichischen Beitrittsbemühungen nahm. Die wesentlichen Impulse hierfür wurden durch die neue Koalitionsregierung zwischen Sozialdemokratischer Partei (SPÖ) und Volkspartei (ÖVP) im Januar 1987 gesetzt, hatten anfänglich aber nicht explizit die Vollmitgliedschaft Österreichs zum
Als konstituierender Bestandteil des politischen Systems bietet der Politik-Zyklus („Policy cycle“) ein Konzept, mit dem die Gesamtheit politischen Handelns konzeptionell erfasst und in den Kontext des Verhältnisses zwischen Staat und Gesellschaft gesetzt werden kann (Nelson 1996: 567). Er stellt ein operatives Grundgerüst der Politik dar und bezieht sich auf „Anfänge, Fortsetzungen und Abschlüsse, die wiederum zu neuen Anfängen führen können“ (May/Wildavsky 1978: 13). Damit ist der Politik- Zyklus vorrangig über Phasen definiert; in einem der substanziellsten theoretischen Beiträge zum Thema werden im Einzelnen Agenda-Setting, Issue-Analyse, Leistungserbringung („service delivery system“), Implementation, Evaluation und Beendigung genannt (ebd.). Institutionen oder auch Organisationen wie z.B. Interessengruppen oder Parteien finden im Politik-Zyklus zunächst keinen systematischen Platz, sondern sind indirekt über Funktionen erfasst, die in jedem politischen System erfüllt sein müssen. In der von Gabriel Almond und Bingham Powell (vgl. Almond/Powell/Mundt 1996) entwickelten Diktion handelt es sich um die Interessenartikulation und -aggregation, die Entscheidungsfindung (policy-making) sowie die Implementation und Überwachung (adjudication). Diese Terminologie wird auch von vielen anderen Grundlagenwerken der Politikanalyse übernommen (z.B. Héritier 1999; Anderson 2000).
Zeitschrift für Sozialreform
Die Europäische Integration ist bislang stets als ein von Eliten getragener Prozess beschrieben worden, an dem die Bürgerinnen und Bürger kaum Anteil haben. Gerade im Bereich der Europäisierung von Sozialpolitik können wir allerdings einen gegensätzlichen Trend beobachten: Im Wechselspiel mit den politisch geschaffenen Rollenbildern der Europäer als Arbeitnehmer, Konsumenten oder als Unionsbürger und den damit verbundenen individuellen Rechten haben sich auch die Ansprüche der Bürger/-innen gegenüber der EU entscheidend verändert. Um individuelle soziale Ansprüche durchzusetzen, wird immer wieder auf die europäische Ebene Bezug genommen. Im Ergebnis führt dies zu einer verstärkten Übertragung von Kompetenzen von der nationalen auf die europäische Ebene und damit zu einer Erweiterung europäischer Sozialpolitik, vor allem auch im redistributiven Bereich.
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, 2002
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Thema der Hausarbeit: Möglichkeit und Notwendigkeit der Demokratisierung europäischer Politik in der Eurokrise Leonard Thüer … … … … … Abgabe am 11. Oktober 2014 Inhaltsverzeichnis 1.) Einleitung 4 2.) Das Demokratiedefizit der EU -Legitimation und Reform 5 2.1.) Der Status quo der EU -Eine Bestandsaufnahme 5 2.2.) Maßnahmen zur Demokratisierung der EU und mögliche Perspektiven 6 3.) EU-und Währungskrise -Europa ruft den Notstand aus 9 3.1.) Der Mode of Emergency 9 3.2.) Der Weg in die Krise der EU und des Euro 11 3.3.) Wirtschafts-und finanzpolitische Maßnahmen der EU in der Krise 14 4.) Makroökonomische Governance und politische Demokratisierung -ein Widerspruch? 19 5.) Schluss 22 6.) Referenzen 23 1.) Einleitung Der zunehmende Integrationsprozess der Europäischen Union wird seit Anbeginn kritisch begutachtet und birgt für breite Bevölkerungsschichten der europäischen Mitgliedsstaaten stets ein großes Konfliktpotenzial. Der wachsenden Euroskepsis und den hartnäckigen Grundsatzgegnern steht ein reformmotivierter Kritikansatz gegenüber. Dieser Ansatz geht davon aus, dass es der Union zwar an politischer Legitimation mangelt, aber dass die Union ihr Demokratiedefizit überwinden kann. Doch welcher Natur ist das Demokratiedefizit der Europäischen Union? Unter Ausschluss des populistisch-strukturellen Ansatzes, es gäbe kein europäisches Volk, stellt sich mithin die Frage, was den Institutionen der EU ihr geheimpolitisches Antlitz verleiht und woran sich ihre institutionellen und politischen Missstände festmachen lassen. Ist die schwach legitimierte Policy nun ein Indiz für eine grundsätzlich schwache Demokratie und der europäische Einigungsgedanke somit zum Scheitern verurteilt, oder mangelt es lediglich an demokratischen Freiräumen, die eine Veränderung der Umstände ermöglichen würden? Im Folgenden wird ein Überblick über das Demokratiedefizit der EU geschaffen, bevor Vorschläge zu seiner Behebung angeführt werden. Anschließend wird die EU auf ihrem Weg zur heutigen Eurokrise beschrieben und erklärt, wie ihre aktuelle Notstandspolitik möglich gemacht wurde. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse in den Kontext des europäischen Einigungsgedankens gestellt. 2.) Das Demokratiedefizit der EU -Legitimation und Reform 2.1.) Der Status quo der EU -Eine Bestandsaufnahme Die europäische Integration ist im Laufe der Jahrzehnte, auch wenn sie bisher eher eine Integration der Märkte als eine politische Integration war, mit einer planmäßigen Ausweitung supranationaler Exekutivmacht verbunden gewesen . 1 Es fand also auf Kosten der nationalen Parlamente eine Umverteilung der Machtressourcen von der staatlichen auf die zwischenstaatliche Ebene statt. Bei der Schaffung dieser neuen Kompetenzen wurde das Herzstück repräsentativer Demokratien jedoch vergessen -die politische Legitimation. Festmachen lässt sich dies etwa am Rat der Europäischen Union, der teils als Exekutive, teils als Gesetzgeber, aber vor allem immer hinter verschlossenen Türen tätig ist, oder auch an der Kommission, die keine Regierung, aber Exekutive ist. Die Vorstellung, dass sich Institutionen dieses Kalibers auch politischen Wahlen zu stellen haben, scheint heute zwar tagespolitisch kaum realistisch zu sein, doch notwendig wäre eine solche Jeglichen Forderungen für mehr Demokratie im allgemeinen oder Transparenz im Einzelnen kann sehr leicht der daraus resultierende und nicht zu widerlegende Effizienzverlust politischer Prozesse vorgehalten werden -ein Preis, der zu zahlen ist für vertrauenswürdige Institutionen und Raum für politische Anfechtung, für die Möglichkeit, dass Wählerpräferenzen auf europäischer ebenso wie auf nationaler Ebene richtungsweisend fungieren. Es lässt sich also feststellen, dass der Funke der europäischen Demokratisierungsidee bisher nur die Interdependenz der nationalen Policies (gemeinsame Ziele) erreicht hat, aber noch nicht auf die Ebene zur Errichtung von europäischen Politics (gemeinsame Entscheidungsfindung) übergesprungen ist. dieser "unabdingbar" ist -dieses Verfahren der executivisation hat sich, gerechtfertigt 29 30 durch die Krise, in der politischen Landschaft der Europäischen Union fest etabliert . 31 Beispiele dafür sind die Europa-2020-Strategie , die Europa zum wettbewerbsfähigsten 32 Wirtschaftsraum befördern soll, und der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM, der als unabhängige Finanzinstitution mit Notkrediten die Zahlungsunfähigkeit einzelner Mitgliedsstaaten verhindern soll. Dem Fiskalpakt, der Mitgliedsländer zur Umsetzung von Schuldenbremsen in nationales Recht zwingt und der Kommission erlaubt, bei Haushaltsdefiziten über 0,5% des BIP Sanktionen zu verhängen, diesem Fiskalpakt liegen zwei hervorzuhebende Verfahren zu Grunde: Zum Einen das Verfahren bei übermäßigem Defizit (VÜD), das der Kommission eine sogenannte präventive und korrigierende Rolle als Aufseher europäischer Volkswirtschaften zuweist . Diese wird somit zur Verhängung von strikteren Fristen und 33 höheren Sanktionen ermächtigt . 34 Zum Anderen das dem VÜD in seiner präventiven und korrigierenden Rolle ähnelnde Gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichtsverfahren (MIP), das sich als supranationale Wirtschaftsaufsicht und -verwaltung versteht und für die Kommission somit einen regelmäßigeren Einfluss auf das gesamteuropäische Wirtschaftsgeschehen bedeutet. Letzterem ist eine besondere Bedeutung zuzuschreiben, da es zeigt, dass die Kommission Leistungsbilanzdefizite als Krisenursache erkennt. Eine solche Policy zu forcieren, die versucht Löhne, Arbeitsproduktivität und private Spareinlagen zu beeinflussen, widerspricht dem üblichen Ideal von wirtschaftlicher Freiheit und offenem Wettbewerbsrecht. Nichts desto trotz bedeutete das Inkrafttreten des MIP die Aufhebung des im Vertrag von Lissabon festgelegten Kräfteverhältnisses von europäischen Institution und nationalen Regierungen, da der Kommission nur noch durch das Veto einer qualifizierten Mehrheit im Europäischen Rat die Schranken gewiesen werden können . 35 Die bisherigen Maßnahmen und institutionellen Reformen, die als Antwort auf die Krise umgesetzt wurden, lassen sich in ihrer Gesamtheit anhand von nur zwei Motiven erfassen: entweder werden nach ‚deutschem Vorbild' (1) angebotsorientierte Reformen durchgeführt, die einen Rückgang der Reallöhne bedeuten, oder es werden, durch temporäre Zinssenkung seitens der EZB ermöglichte, (2) Kreditgarantien für GIPS-Länder als ursachenbekämpfende Rettungsmaßnahmen verkauft. Für den Vergleich sind die deutsche Volkswirtschaft in ihrer Rezession in den Jahren 2004 bis 2005 und die aktuellen GIPS-Länder allerdings zu verschieden, als dass sie beide unter der gleichen makroökonomischen Steuerung hätten bestehen können. Eine viel höhere Arbeitslosigkeit, eine durch den hohen Realzins gehemmte Konsum-und Investitionsnachfrage, aber vor allem der unverhältnismäßig hohe reale effektive Wechselkurs, der wahrscheinlich nur durch drastische Lohnkürzungen kompensiert werden könnte, sind nur einige bedeutende Unterschiede. Auch den europäischen Finanzspritzen kann kein wirklicher Erfolg zugesprochen werden. Trotz kurzfristiger Wirkung in den GIPS-Ländern konnte das Vertrauen der Märkte nicht annähernd wiederhergestellt werden. Stattdessen steigen die Risikoprämien auf Staatsanleihen und Rating-Agenturen spekulieren über die Anfälligkeit weiterer Mitgliedsstaaten . 36 Ein bereits populär gewordener, hier ansetzender Vorschlag ist die Einführung von Eurobonds. Die Idee ist, dass eine europäische Variante die nationalen Staatsanleihen ersetzt und anschließend alle Mitglieder in eine Kasse zahlen. Aus dieser Kasse könnten dann Anleihen bezogen werden ohne anschließend einem exponentiellen Zinswachstum Scharpf, Fritz W. (2013): Monetary Union, Fiscal Crisis and the Disabling of Democratic 35 Accountability. In Wolfgang Streeck, Armin Schäfer (Eds.): Politics in the age of austerity. Cambridge, UK: Polity, S. 136 ebd. S. 133 36 18 ausgesetzt zu sein, was zuletzt besonders auf die GIPS-Länder eine lähmende Wirkung hatte. Die finanziellen Hilfspakete könnten hierdurch ersetzt werden . 37 Eine Realisierung des oft geforderten Spekulationsverbots für Rating-Agenturen ist heute zwar mindestens so unvorstellbar, wie dass die Kommission oder der Rat der Europäischen Union zu einer direkten Wahl gestellt werden, aber mindestens genauso möglich . 38 Abschließend lässt sich sagen, dass die Mehrheit der bisher beschriebenen wirtschaftsund finanzpolitischen Maßnahmen, die in der EU eingeführt wurden, lediglich auf der Annahme beruhen, dass die GIPS-Länder fahrlässig mit öffentlicher Verschuldung -die jedoch in Deutschland beispielsweise höher ist als in Spanien-umgegangen seien und schlichtweg Misswirtschaft betrieben hätten. Das Strukturdefizit der EWWU und die daraus folgenden Leistungsbilanzdefizite der GIPS-Länder werden vorwiegend ausser Acht gelassen. Mit dem daraus entstandenen Misstrauen gegenüber vermeintlich ‚unfähigen' GIPS-Regierungen werden die strikten Konditionen der Rettungspakete begründet, welche extreme Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen verlangen. Diese Maßnahmen katapultieren die wirtschaftlichen Missstände regelrecht ins Dramatische, da sich erweist, dass finanzpolitische Sparmaßnahmen sich nicht als Instrument der Krisenbekämpfung eignen -verringerte Wirtschaftsaktivität, hohe Arbeitslosigkeit und der Rückgang öffentlicher Einnahmen sind die Folge. In der grundsätzlichen Idee der makroökonomischen Governance, also in der Idee, dass Regierungen zu makroökonomischer Steuerung fähig sind, ist der Ursprung des erwähnten Demokratie-Dilemmas zu sehen. Dieses Dilemma stellt ein allgemeines Problem ‚demokratischer' Wirtschaftspolitik dar, denn es müssen, um das Vertrauen der Märkte aufrecht zu erhalten (Output-Legitimation), meist Maßnahmen ergriffen werden, die das Vertrauen der Wähler (Input-Legitimation) untergraben. Wie schwerwiegend dieses Problem dann tatsächlich ist und ob es unmittelbar oder erst nach geraumer Zeit in den Fokus öffentlicher...
2017
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat ein neues Afrikakonzept vorgelegt. Es ist rhetorisch stark, gut und öffentlichkeitswirksam inszeniert, aber dennoch bleiben Fragen offen. Das BMZ möchte die weitere Marginalisierung Afrikas durch inklusives und nachhaltiges Wachstum bremsen. Auf dem G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017 wird die Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre neue Afrikapolitik begründen und versuchen, die anderen G20-Mitglieder für eine fokussierte Kooperation mit Afrika zu gewinnen. • Es ist die alleinige Aufgabe der Staaten Afrikas, ihre Entwicklung in die Hand zu nehmen. Kooperation kann hierbei lediglich unterstützen, aber ihnen die Eigenverantwortung nicht abnehmen. • Der "Marshall-Plan mit Afrika" zielt darauf ab, mit den Ländern Afrikas gemeinsam eine Agenda zu entwickeln. Da die afrikanischen Länder nicht an der konzeptionellen Erarbeitung partizipierten, bleibt der Plan bislang eher ein Plan für Afrika, der zeigt, mit welchen Drehschrauben das BMZ einen Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum in Afrika leisten will. • Afrika differenziert sich sehr stark. Es käme darauf an, die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in einer gemeinsamen Strategie mit einzelnen Ländern bzw. Gruppen von Ländern zu entwickeln. Dies wird im Plan nur unzureichend reflektiert. • Um ein kohärentes Afrikakonzept der Bundesregierung zu entwickeln, bedarf es der besseren Beteiligung der wichtigen Ministerien und der Gesamtsteuerung durch die Bundeskanzlerin. Fazit Die Afrikapolitik Deutschlands muss sich neu aufstellen. Durch den Marshall plan ist Bewegung in die deutsche Afrikapolitik gekommen, aber er ist nicht dazu geeignet, die eingefahrenen Pfade der traditionellen Entwicklungskooperation zu verlassen. Der Aufbruch in ein neues Zeitalter, das auf die verstärkte Koope ration mit reformfähigen demokratischen Ländern Afrikas setzt und mit nicht demokratischen Ländern mutig und konsistent umgeht, hat noch nicht begonnen. 2009 2015 Großbritannien 48 66 USA 44 64 Frankreich 49 52 China 9 32 Südafrika 16 26 Italien 10 19 Singapur 13 17 Indien 12 15 Malaysia 16 14 Deutschland 9 13 Insgesamt 595 740
2011
** Die jeweils aktuellen Entwicklungen werden auch in den zahlreichen einschlägigen Periodika zur Sozialpolitik und zum Sozialrecht vorgestellt und diskutiert. Exemplarisch seien genannt die Vierteljahresschrift für Sozialrecht (VSSR); Soziale Sicherheit. Zeitschrift für Arbeit und Soziales sowie das seit 1979 erscheinende Jahrbuch des Sozialrechts. Von der Bundesregierung und den zuständigen Ministerien sowie von den Landeszentralen und der Bundeszentrale für politische Bildung werden immer wieder Publikationen zur Sozialpolitik zur Verfügung gestellt. 14 3 Zünfte waren örtliche Handwerkervereinigungen mit meist pflichtmäßiger Zugehörigkeit (Zunftzwang). Sie entstanden im 12. Jahrhundert als Zusammenschluss der von der Hofhörigkeit befreiten Handwerker und wurden bald neben der städtischen Oberschicht des Patriziats zu den Trägern der mittelalterlichen Städte. Die Zünfte hatten strenge, geschriebene Satzungen, bestimmten die Zahl der Meister, die Lehrlingsausbildung, die Zunftwappen, gaben Preis-und Qualitätsvorschriften; es entwickelten sich strenge Zunftbräuche. Die starre Handhabung der Zugangsbeschränkung (die das Aufkommen eines "unzünftigen" Handwerks zur Folge hatte), der Zerfall der Stadtwirtschaft und schließlich die einsetzende Industrialisierung führten (seit dem 16. Jahrhundert) zum Verfall der Zünfte, der mit der Aufhebung ihrer Vorrechte durch die Gewerbefreiheit (in Frankreich 1791, in Preußen 1810, im Norddeutschen Bund 1869) endete. (Siehe zu letzterem unten Kap. V.1.). Gilden waren Zusammenschlüsse (vor allem von Kaufleuten) zur Wahrung gemeinsamer Interessen. Gilden wurden auch von Bauern oder als Bruderschaften aus religiösen Motiven gegründet.
Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, 2015
Europa-Studien
Das Studium der europäischen Politik, d.h. im Wesentlichen der politischen Prozesse in der Europäischen Union (EU) sowie deren Wechselwirkungen mit benachbarten Staaten und Regionen, ist innerhalb der Politikwissenschaft nicht eindeutig verortet. An den meisten europäischen, auf jeden Fall an den deutschen Universitäten, wurde der europäischen Politik noch vor wenigen Jahren nicht in institutionalisierter Form Aufmerksamkeit geschenkt. Europäische Politik wurde zunächst im Rahmen einer Subdisziplin der Politikwissenschaft, den Internationalen Beziehungen, untersucht. Das lag in erster Linie daran, dass der europäische Integrationsprozess in den ersten Jahrzehnten zwar erstaunliche Ergebnisse bei der Überwindung alter Feindschaften zwischen den europäischen Staaten brachte, in globaler Perspektive jedoch lediglich als ein Sonderfall regionaler Integrationsbündnisse galt. Als solcher wurde die Europäische Gemeinschaft (EG) und sogar noch die EU (seit 1991/92) behandelt (List u.a. 1995: 84). In der EG hatten die Nationalstaaten zwar in außergewöhnlichem Umfang Souveränitätsrechte an die Zentren der Integration in Brüssel (Ministerrat, Kommission), Luxemburg (Europäischer Gerichtshof EuGH) und Straßburg (Europäisches Parlament) abgegeben. Im Prinzip handelte es sich bei der EG jedoch um eine internationale Organisation wie viele andere. Aber nach Jahren der "Eurosklerose" in den 1970er-und der ersten Hälfte der 1980er-Jahre beschleunigte und vertiefte sich die Integration mit dem Amtsantritt der EU-Kommission unter dem Franzosen Jacques Delors und der Verabschiedung der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA, 1986) sowie den Verträgen von Maastricht (1991), Amsterdam (1997) und Nizza (2000) zusehends-die Einrichtung der Wirtschafts-und Währungsunion mit der Einführung des Euro und die Etablierung des Schengen-Raumes sind nur zwei unter mehreren Beispielen. Zeitgleich vollzog sich in der EG/EU-Forschung ein Wandel. Der Untersuchungsgegenstand "europäische Integration" vergrößerte sich stetig, sowohl hinsichtlich der betroffenen Länder in West-, Süd-und Nordeuropa als auch hinsichtlich der betroffenen Politikbereiche. Gleichzeitig wurde die EU-Forschung immer wichtiger. Dies bedeutete jedoch auch, dass die politikwissen
VS Verlag für Sozialwissenschaften eBooks, 1994
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Die Neue Ordnung , 2010
Unverlangt eingesandte Manuskripte und Bücher werden nicht zurückgesandt. Verlag und Redaktion übernehmen keine Haftung Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck, elektronische oder photomechanische Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Redaktion http://www.die-neue-ordnung.de 322 324 334 343 355 370 375 380 384 393 343 Christoph Goldt Die Europapolitik des Heiligen Stuhls Als der Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die auch unter dem Kürzel "Montanunion" bekannt ist, 1952 in Kraft trat, ahnten wohl nicht viele der damaligen Akteure, was sich daraus entwickeln würde. Der Zweite Weltkrieg lag gerade sieben Jahre zurück, der "Eiserne Vorhang", der Europa bis 1989 teilen sollte, war gefallen, es war die Zeit des Kalten Krieges. Es entstand ein globales antagonistisches System zwischen einem freien Westeuropa unter Führung der Weltmacht USA und dem unter Führung der kommunistischen Sowjetunion stehenden "Ostblock". 1 Erst 1989 sollte das östliche diktatorische System kollabieren, nachdem 1975 durch die Verankerung der humanitären und menschenrechtlichen Aspekte in Korb 3 der Schlußakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von Helsinki die osteuropäische (hier vor allem die polnische und ostdeutsche) Bevölkerung international -also auch von den Staaten des Warschauer Paktes -garantierte Rückendeckung für die Einforderung der Menschenrechte, von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, von Religions-und Gewissensfreiheit erhielt, und der NATO-Doppelbeschluß 2 von 1979 schließlich dazu beitrug, die Sowjetunion an ihre ökonomischen Grenzen zu bringen. Das sozialistisch-kommunistische System, das Jahrzehntelang die Menschenrechte unterdrückte, die "Weltrevolution" erstrebte, um einen neuen Menschen zu schaffen, war an der eigenen Hybris und Menschenverachtung zugrunde gegangen. Der Aufbau des westlichen Teils Europas hingegen nahm einen rasanten Aufschwung, natürlich nicht ohne die Hilfe der Vereinigten Staaten von Amerika, die mit der Marshall-Plan-Hilfe 3 und der "Organization for European Economic Cooperation" (OEEC, später OECD) den notwendigen Anschub gaben.
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