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2013
Die historische Raumforschung erfreut sich seit einigen Jahren grosser Beliebtheit, denn der sogenannte "spatial turn" der Kultur-und Sozialwissenschaften zeigt sich auch im gesteigerten Interesse an der Raumthematik in der Geschichtswissenschaft. Das Forschungsfeld ist sehr breit und die Zugänge vielfältig. Einen Überblick darüber verschafft Susanne Rau, Professorin für Geschichte und Kulturen der Räume in der Neuzeit an der Universität Erfurt, mit ihrem Buch "Räume. Konzepte, Wahrnehmungen, Nutzungen". Ihr Ziel ist es, in dieser Einführung in die Raumthematik für Historikerinnen und Historiker analytische Raumkonzepte und Methoden zur Untersuchung von Räumen bzw. Räumlichkeiten vorzustellen und sie in der Geschichtswissenschaft zu etablieren (S. 12). Das in der Reihe "Historische Einführungen" des Campus-Verlags erschienene Buch richtet sich vorrangig an Studierende und Doktorierende. Nach Rau ist eine kritische Raumanalyse auch in der Geschichtswissenschaft notwendig und bietet viele Chancen. Eine mit einem analytischen Raumbegriff arbeitende historische Raumforschung kann die Prozesse der Produktion und Konstruktion von Räumen beleuchten, auf kulturelle Praktiken eingehen, Differenzen und Koexistenzbeziehungen von Raumvorstellungen herausarbeiten, Verortung und Verräumlichung sozialer Beziehungen beobachten, räumliche Selbstbilder und Ordnungsarrangements von Gruppen und Gesellschaften analysieren und ihre Auswirkungen verfolgen sowie auf die raumzeitliche Veränderung sozialer Prozesse hinweisen (S. 11). Grundsätzlich ist es der Autorin wichtig, den Raum als soziale Konstruktion zu beschreiben. Das Buch gliedert sich in drei grosse Teile. Nach einer kurzen Einleitung wird im ersten Teil in die Geschichte der Raumkonzepte eingeführt und die Begriffsgeschichte
Zum Inhalt: Auch Räume haben eine Geschichte. Geschichte findet zudem immer auch in Räumen statt. Was versteht man aber in der Geschichtswissenschaft un-ter »Räumen«? Und wie kann man sie historisch untersuchen? Susanne Rau gibt einen Überblick über die Geschichte abendländischer Raumkon-zepte, vermittelt interdisziplinäre Zugänge zum Phänomen »Raum« – von der Physik und der Geographie bis hin zur Philosophie und Soziologie – und erläutert, wie sich historische Raumanalysen methodisch-theoretisch konzipieren und praktisch durchführen lassen. Mit diesem Buch liegt erst-mals eine Einführung in die Theorie und Praxis der historischen Raum-analyse vor. Zur Autorin: Susanne Rau ist Professorin für Geschichte und Kulturen der Räume in der
2009
»Siehst du, wie der Wind mit den Bäumen arbeitet?« In Günter Kunerts Erinnerungen an Brecht ist dies der »Abschiedssatz« seines Meisters (Kunert 1997: 169). Dass Natur hier ›Arbeit‹ verrichtet, passt zwar nicht in das Schulungsvokabular des dogmatischen Marxismus. Als Todkranker, im Dialog mit einem Kind im sommerlichen Garten des Berliner Ensembles, fand Brecht aber zu jenem Bereich der Unschärfe zwischen Kultur und Natur zurück, der für den jungen Marx so wichtig gewesen war: Natur arbeitet, der Mensch ist auch ein Stück Natur -auch. Dieses ›auch‹ steht in der Geschichte der Kulturwissenschaften wie der politischen Ökonomie wieder und wieder zur Debatte. Ökonomische und politische Entwicklung vollzieht sich in Naturräumen, die dadurch zu Kultur-und Sozialräumen werden. Wie weit sie es ganz und gar werden, hängt nicht zuletzt vom Menschen ab, der von Natur und Ökonomie getrieben ist.
Skizze der Beziehung von Mensch und Raum nach Arbeiten des RAUMlabors® mit Kindern und Erwachsenen Raum Das westliche Raumverständnis hat sich vom dreidimensionalen, geometrischen Raum, dem Hohlraum oder Behälter 1 , der gefüllt werden kann und vom Inhalt unabhängig existiert, zu einem Beziehungssystem gewandelt, in dem Mensch und Raum nicht mehr getrennt zu denken sind. Dieser relationale Raum 2 tritt erst in Beziehung zum Menschen hervor, wird durch ihn gestaltet. Das topische Raumverständnis betrachtet Raum als sich durchdringende Schwingungsfelder. 3 Raum wird heute in Wissenschaften, wie Philosophie, Architektur, Soziologie, Psychologie, Geographie, unterschiedlich definiert, und intensive Diskussionen innerhalb sowie zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen bezüglich des Begriffes selbst und der Relevanz von Raum für die Gesellschaft 4 zeigen, dass Raum nicht verschwindet, auch nicht in Vergessenheit gerät, dass vielmehr ein starkes Bedürfnis gegeben ist, sich mit Leib und Seele 5 dem Raum in seiner Komplexität zu nähern. Der Spatial Turn 6 kann aus dieser Perspektive dann nicht nur als Hinwendung zum Raum, sondern als wachsendes Bewusstsein für die Synergie von Mensch und Raum betrachtet werden. In meiner Arbeit definiere ich Raum als komplex interagierenden Organismus aus materiellen und immateriellen, natürlichen und künstlichen Faktoren, der ununterbrochen in Bewegung und in Veränderung begriffen ist, in sich wandelnden Rhythmen und Geschwindigkeiten. Wir Menschen sind Teil davon, beteiligt, aktiv Beteiligte, Raum-Schaffende. Raum ist das Ganze. Der Mensch ist Teil davon und doch selber ganz.
2021
Was passiert, wenn man das Funktionsprinzip des menschlichen Ohrs in den Nanometerbereich übersetzt, eine wissensarchitektonische Karte in einer Lecture Performance entworfen wird oder sich Forschende aus mehr als 25 Disziplinen mit Strukturen und Modellen auseinandersetzen? Welche neuen Erkenntnisse bringt die Zusammenarbeit zwischen Biomorphologie und Kunstgeschichte, Medienwissenschaft und Medizin? Und was können die Gestaltungsdisziplinen Design und Architektur zur Grundlagenforschung beitragen? Dieser Band versammelt Beiträge aus dem Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung und beleuchtet im Fokus der drei titelgebenden Schlagwörter die Produktivität der vielfältigen Forschungsansätze: vom Methodentransfer zwischen den beteiligten Einzeldisziplinen bis hin zum interdisziplinären Entwurf neuer Wissens- und Forschungsstrukturen.
Räume des Konsums, 2008
Der Raum ist eine notwendige Vorstellung, a priori, die allen äußeren Anschauungen zum Grunde liegt. Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, daß kein Raum sei, ob man sich gleich ganz wohl denken kann, daß keine Gegenstände darin angetroffen werden. Er wird also als die Bedingung der Möglichkeit der Erscheinungen, und nicht als eine von ihnen abhängende Bestimmung angesehen, und ist eine Vorstellung a priori, die notwendiger Weise äußeren Erscheinungen zum Grunde liegt." 1781 wurde die "Kritik der reinen Vernunft" von Immanuel Kant veröffentlicht. Darin befaßte Kant sich mit den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis, und die für ihn zentrale, das Fach der Philosophie begründende Frage lautete: "Wie ist Metaphysik als Wissenschaft möglich?" (Kant 1956: 53*) Es ging ihm somit nicht um die wissenschaftliche (Er-)Klärung der Frage, ob, sondern daß und wie Erkenntnis überhaupt möglich ist. Zwei Phänomenen maß Kant dabei eine herausragende Bedeutung zu: Zeit und Raum. Denn Zeit wie Raum gehen jeder empirischen Erfahrung voraus, sie sind a priori gegeben, und deshalb eine notwendige Vorstellung, wie es im obigen Zitat heißt (vgl. Kant 1956: 67).
2013
Kaum eine Wissenschaftsdisziplin kann sich heute der Auseinandersetzung mit der Kategorie Raum entziehen. Der Band unternimmt den Versuch, raumtheoretische Ansätze künstlerischer sowie kultur- und naturwissenschaftlicher Provenienz auf ihre interdisziplinäre Anschlussfähigheit hin auszuloten und produktive Schnittstellen zwischen den Forschungsfeldern sichtbar zu machen.
2010
Raum als Medium und als Amme. Zur Raumdiskussion um 1300 Karin Leonhard Raum als Medium und als Amme. Zur Raumdiskussion um 1300 In seinem Perspektivaufsatz hatte Panofsky versucht, ein antikes von einem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Raumsystem zu unterscheiden, wobei ihm die hellenistische künstlerische Imagination, wie er schreibt, an den Einzeldingen zu hängen und den Raum als bloßen Zwischenraum aufzufassen schien-"diese bereicherte und erweiterte Welt [ist] noch keine vollkommen vereinheitlichte, d.h. keine solche, innerhalb derer die Körper und ihre freiräumlichen Intervalle nur die Differenzierungen und Modifikationen eines Continuums höherer Ordnung wären." 1 Es ist kein Zufall, dass eine Kritik an seinem Essay wiederholt an dieser Stelle ansetzte (kurz zuvor hatte er Cassirers "Symbolische Form" eingeführt), haben wir mit ihr doch das Thema und Anliegen des Aufsatzes in nuce vor uns: die Diagnostik einer historischen Entwicklung von Raumauffassungen, verbunden mit dem erkenntnistheoretischen Anspruch, eine Korrespondenz von Denkraum und Bildraum zu belegen. Und obwohl Panofsky als gewissenhafter Riegl-Leser von der historischen Arbitrarität jeder künstlerischen Darstellungsform wusste und diesen Gedanken sogar in seinen Aufsatz aufnahm, blieb es bei einem Lippenbekenntnis. Denn für den Kant-Leser Panofsky war der Raum vor allem eine apriorische Kategorie, unter der jede individuelle Anschauungsform subsumiert werden konnte. In seinem Aufsatz zeigt er dann, wie sie innerhalb des Geschichtsverlaufs zu ihrer eigenen autonomen Darstellung durch die zentralperspektivische Konstruktion drängt und dabei quasi zu sich selbst kommt. Analog ihrem jeweiligen Entwicklungsstand weist Panofsky den Denkformen von Epochen und Kulturräumen symbolische Bildformen zu. Dadurch werden sie zu Äquivalenten logischer Aussagen aufgewertet und zugleich abgewertet, denn man unterstellt ihnen eine eigentliche Bedeutung hinter ihrer phänomenalen Oberflächlichkeit, vergleichbar der ikonographischen Bildanalyse, die sich in letzter (ikonologischer) Instanz ebenfalls als umfassende Kulturanalyse verstehen will und die individuelle visuelle Darstellung darüber vernachlässigt.
2016
p äd ag o g is ch e P er sp ek ti ve n a u f d en R au m Der Diskurs über die pädagogische Relevanz von Räumen hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich an Intensität gewonnen. Dieser Sammelband ermöglicht einen Überblick über gegenwärtige Diskurslinien, auch über Fachgrenzen hinaus, und stellt wesentliche Ansätze vor, den Raum pädagogisch zu bestimmen. Der Band gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil werden grundlagentheoretische Bestimmungen des Raumes – etwa historische, anthropologische, kulturund bildungstheoretische – vor dem Hintergrund ihrer pädagogischen Relevanz entfaltet. Sie bieten den Ausgangspunkt, um erziehungswissenschaftliche Diskurse zu analysieren. Im zweiten Teil werden Fragen zur Raumwirkung und Raumaneignung aus unterschiedlichen Perspektiven heraus beantwortet. Nachgegangen wird hier u.a. Fragen zur Wirkung gestalteter Räume auf das menschliche Empfinden und Handeln. Im dritten Teil werden geographische Raumbezüge – globale wie regionale – in ihrer pädag...
2006
Backhaus ist habilitierter wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter der Abteilung Humangeographie des Geographischen Institut der Universität Zürich (GIUZ). Seine thematischen Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Sozialgeographie, Globalisierung, Naturschutz und Ressourcennutzung sowie nachhaltige Entwicklung und Tourismus. Seine regionalen Schwerpunkte liegen in Südostasien und in der Schweiz. Olivier Ejderyan ist Doktorand am GIUZ. Er schreibt seine Dissertation über Mitwirkungsprozesse im Rahmen von Gewässer-Renaturierungsprojekten in der Schweiz. Ein spezieller Fokus liegt auf den Konsequenzen der kollektiven Wissensproduktion. Zurzeit ist er mit der Ausarbeitung des eLearning Projekts 'Globalisation and Livelihood Options of People living in Poverty' (GLOPP) beschäftigt. Urs Geiser ist promovierter wissenschaftlicher Mitarbeiter am GIUZ. Er forscht und lehrt zu Lebensunterhaltsstrategien und Ressourcennutzung in ländlichen Gebieten Südasiens. Ländliche Entwicklung als Handlungsfeld unterschiedlicher Akteure sowie Diskurs und Praxis von 'Partizipation' sind weitere Forschungsfelder. Heidi Kaspar ist diplomierte Geographin und arbeitet gegenwärtig am GIUZ im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsrojekts 'Nachhaltiges Entwerfen, Planen, Bewirtschaften und Aneignen öffentlicher städtischer Parkanlagen' (NFP 54) an ihrer Dissertation zur Thematik Raumaneignung und Interaktion im öffentlichen Raum. Michael Kollmair ist promovierter Geograph und hat sich während seiner Forschungsund Lehrtätigkeit an der Universität Zürich mit Nepal und Ressourcenmanagement auseinandergesetzt. Heute arbeitet er als Programm-Manager für 'Culture, Equity, Gender and Governance' am International Centre for Integrated Mountain Development (ICIMOD) mit Sitz in Kathmandu. Urs Müller ist promovierter Geograph am GIUZ. In seiner Dissertation hat er sich-im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes 48 'Landschaften und Lebensräume der Alpen'-mit der Rolle von Bildern im Prozess der nachhaltigen Entwicklung auseinandergesetzt. In der Lehre befasst er sich mit Sozialgeographie und speziell mit Regionalisierungen. Zur Zeit ist er Post-Doc-Stipendiat des Universitären Forschungsschwerpunktes 'Asien-Europa' der Universität Zürich. vii Ulrike Müller-Böker ist zur Zeit Direktorin des GIUZ und hat den Lehrstuhl für Humangeographie inne. Sie leitet das Workpackage 'Livelihood options and globalisation' im National Centre of Competence in Research North-South (NCCR North-South) Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der geographischen Entwicklungsforschung, speziell in den Feldern 'Lebensunterhaltsstrategien', 'indigenes Wissen', 'Naturschutz' und 'Migration'. Ihre regionalen Schwerpunkte sind Süd-und Zentralasien. Marc Zaugg Stern ist promovierter Oberassistent der Abteilung Humangeographie des GIUZ. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Definition und Umsetzung von raumwirksamen öffentlichen Politiken, gesellschaftlicher Umgang mit Risiken und der Einsatz von raumwirksamer Technologie sowie die Anwendung qualitativer und quantitativer Methoden.
2010
Panofsky hat in seinem Aufsatz viel geleistet, mit seiner Einführung historisch strukturierender Raumbegriffe (Aggregatraum -Systemraum) jedoch auch viel verunklärt. Bereits mit der Feststellung, die Antike habe sich auf ein Raumverständnis als Zwischenraum beschränkt, führt eruns auf eine falsche Fährte. Platons Raumkonzeption beispielsweise hatte ganz andere Prämissen gesetzt und wurde im Mittelalter stark rezipiert; so haben wir es u.a. im späten 13. Jahrhundert mit einer großartigen Stimmenvielfalt innerhalb der Raumdiskussion zu tun. In diesem Sinne möchte ich die Frage nach dem Raum noch einmal -und anders -stellen und als ordnendes Prinzip den Begriff der Medialität ins Zentrum führen.
Raum. Macht. Inklusion. Inklusive Räume erforschen und entwickeln, 2023
Der Band „Raum. Macht. Inklusion.“ versammelt ausgewählte Vorträge der 35. Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen (IFO), die vom 23. bis 25. Februar 2022 durch die Universität Innsbruck in Kooperation mit der KPH Edith Stein ausgerichtet worden ist. Unter dem Eindruck der sich durch die COVID-19-Pandemie verschärfenden globalen Krisen, richtete die Tagung den Blick auf die Bedeutung gesellschaftlicher Räume und machtvoller sozialer Ordnungen für die Inklusionsforschung. Exklusion kann in diesem Zusammenhang als Enteignung von Räumen und deren hegemoniale Besetzung verstanden werden; Inklusion hingegen als deren Aneignung, radikale Demokratisierung und Befreiung. Die Beiträge zeigen auf, wie exklusive oder inklusive Räume in aktuellen Forschungsvorhaben theoretisch konzipiert, empirisch untersucht und praktisch weiterentwickelt werden können. (English translation: The volume "Space. Power. Inclusion." presents selected papers from the 35th International Annual Conference on Inclusion Research (IFO), which was hosted by the University of Innsbruck in cooperation with KPH Edith Stein from February 23-25, 2022. Under the impression of the global crises intensifying due to the COVID-19 pandemic, the conference focused on the importance of social spaces and powerful social orders for inclusion research. In this context, exclusion can be conceptualized as the expropriation of spaces and their hegemonic occupation; inclusion, on the other hand, as their appropriation, radical democratization, and liberation. The contributions show how exclusive or inclusive spaces can be theoretically conceived, empirically investigated, and practically developed in current research projects.)
Gregor Maria Schubert, Johann Süß und Kenneth Hujer (Hg.): Das Andere Kino. Texte zur Zukunft des Kinos, 2021
Dass es nochmals andere (Kino-)Räume braucht, weil sich manche der gegenwärtigen Bewegtbilder nicht nur von der Leinwand lösen, um durch VR-Brillen als räumliche Umgebungen wahrgenommen zu werden, sondern diese körperlich-produktiv erkundet werden wollen, zeigen Angela Rabing und Franzi Wagner anhand der VR-Installation Carne y Arena.
2019
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
In der philosophischen Zunft wie auch außerhalb liebäugeln viele mit dem Gedanken, Menschen unterschieden sich von Tieren durch etwas, was sie mit Rechenautomaten, und von Rechenautomaten durch etwas, was sie mit Tieren teilten: Mit Rechnern teilten sie das Denken, das den Tieren abgeht, und mit Tieren das Bewusstsein, das den Rechnern fehlt. Dabei wird unter Bewusstsein nicht das denkende, objektgerichtete Bewusstsein, sondern schlicht das phänomenal-qualitative Erleben verstanden. Demzufolge wäre der menschliche Geist zusammengesetzt aus zwei Modulen, einem animalischen fürs bewusste Erleben und einem algorithmischen fürs Denken. Diesem modularen, dualistischen Bild wird im Folgenden eine Absage erteilt. Das Denken steht nicht auf der einen, der rechnenden Seite getrennt vom Wahrnehmen, Fühlen und Streben auf der anderen, der animalischen, sondern es hat das menschliche Bewusstsein immer schon bis in seine animalische Basis durchdrungen und vergeistigt. Das menschliche Bewusstsein ist Geist, eine untrennbare Verflechtung von Denken und sinnlichem Erleben, d.h. Wahrnehmen, Fühlen und Begehren. Auch wenn die animalische Basis unseres Bewusstseins nicht mehr als solche in uns kenntlich ist, lässt sie sich doch als der Aspekt des Geistes thematisieren, der anderswo, in den Tieren, für sich existiert. Von diesem Grundaspekt her soll der Geist zunächst betrachtet werden. Das Feld des Bewusstseins ist der Titelthese zufolge der Raum. In gewissem Sinn dürfte demnach das Bewusstsein bzw. der Geist selber räumlich ausgedehnt sein. Darin läge eine Zuspitzung der Titelthese, die ebenfalls vertreten werden soll. Der Raum ist mit dem Geist, dunkel schon mit dem phänomenal-qualitativen Erleben, verflochten oder logisch verschränkt. Das könnte theologische Implikationen haben, denn zumindest die klassische Theologie der Scholastik und des Rationalismus hat Gottes Geist eher nicht als logisch verschränkt mit dem phänomenal-qualitativen Erleben konzipiert. Allerdings hat die Theologie der Gegenwart neue und für theologische Laien oft überraschend deflationäre Gottesvorstellungen entwickelt, so dass ich die theologische Relevanz der These vom Raum als Bewusstseinsfeld und der These vom ausgedehnten Geist nicht leicht einschätzen kann. Lassen wir es also darauf ankommen. Der Vortrag besteht aus sechs Abschnitten. Im ersten nähern wir uns der Vorstellung eines allgemeinen Bewusstseinsfeldes behutsam an, im zweiten argumentiere ich für die Realität des Raumes, im dritten für die Realität auch des Raumes der Einbildungskraft, der in Wahr-heit kein anderer ist als der singuläre und alternativlose Raum, in dem wir alle leben (genauer gesprochen dessen imaginative Nullstellung oder masseloser euklidischer Grenzfall). Im vierten Abschnitt wird die These vom Raum als allgemeinem Bewusstseinsfeld zugespitzt zu einer These vom ausgedehnten Geist, und im fünften Abschnitt wird gezeigt, dass der Raum von sich aus Bewusstsein, ja Geist erfordert, der in ihm dann und wann, hie und da in Form von denkenden Lebewesen oder leiblichen Subjekten auftritt. Der sechste Abschnitt schließt den Gedankengang mit einem kurzen Ausblick auf mögliche theologische Implikationen ab. I. Annäherung an die These vom Raum als Bewusstseinsfeld Der Raum sei die allgemeine Form unseres äußeren Sinnes, lehrte Kant, und die Zeit die allgemeine Form des inneren Sinnes. Aber er wollte damit keinem psychophysischen Dualismus von Innen und Außen das Wort reden. Er erklärt im Gegenteil ausdrücklich, dass in der inneren Anschauung "die Vorstellungen äußerer Sinne den eigentlichen Stoff ausmachen, womit wir unser Gemüt besetzen" (Kritik der reinen Vernunft, B 67). Innere Anschauungen sind demnach ins Bewusstsein reflektierte äußere Anschauungen. Wir nehmen wahr, was um uns her der Fall ist, und dies Wahrgenommene macht den Inhalt unseres Bewusstseins aus. Der Strom des Bewusstseins ist zeitlich, aber die anschaulichen Inhalte des Stromes sind räumlich. Der Raum, so lässt sich das tentativ formulieren, ist unser allgemeines Bewusstseinsfeld. Was es mit dieser von Kant nahegelegten These auf sich hat, ist im Folgenden zu klären. Kant wird oft ein starker Subjektivismus zugeschrieben, so als wolle er sagen, dass eine Person ihr eigenes, privates räumliches Bewusstseinsfeld habe. Ich halte diese Interpretation für falsch, möchte mich aber nicht in die Probleme der Kantexegese vertiefen, sondern eine sachliche Position vertreten, die meines Erachtens der kantischen nahesteht, auch wenn manche Kantexperten das bestreiten würden: Der Raum ist unser aller gemeinsames öffentliches Bewusstseinsfeld. Das richtet sich gegen den Bewusstseinssubjektivismus, der heute in neuen Formen weitverbreitet ist. Viele in der Hirnforschung, Kognitionswissenschaft oder Philosophie des Geistes glauben, dass unser Gehirn innere Repräsentationen der äußeren Umgebung produziert. In einem gewissen, rein kausalen, nicht kognitiven Sinn mag das zutreffen. Aber man darf den kausalen Unterbau des Erkennens nicht mit dem Erkennen selbst verwechseln. Unser Gehirn produziert keinen mentalen Innenraum voller phänomenal-qualitativer Erlebnisgehalte, sogenannter Qualia, die unsere äußere Umgebung kognitiv repräsentierten. Wenn es sich so verhielte, kennten wir unmittelbar nur den vermeintlichen Innenraum und müssten auf den öffentlichen Außenraum mit induktiver Unsicherheit schließen. In Wahrheit ermög-
2015
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Sesink, Werner (Hg.): Subjekt – Raum – Technik. Beiträge zur Theorie und Gestaltung Neuer Medien in der Bildung. Münster: LIT-Verlag, 2006
Der Beitrag leitet ein in das Thema des gleichnamigen Sammelbandes und ordnet die einzelnen Beiträge in ihren wechselseitigen Bezügen vor.
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