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Müssen Medienkünstler programmieren können?

2004

Abstract

Auf dem Holzschnitt mit dem Titel "Nova Scientia" aus dem Jahre 1537 stellt Nicolo Tartaglia (1499-1557) die damals herrschende Auffassung vom Verhältnis von Mathematik und Philosophie dar (Bild1). Am Eingang begrüßt Euklid die Studenten und geleitet sie in den ersten großen Zirkel, in dem sich die mathematischen Disziplinen Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie befinden. Im linken Teil dieses Kreises wird auch die neue Vorstellung über Bewegungsbahnen gezeigt, die der lange gültigen Auffassung Aristoteles entgegensteht, dass Kanonenkugeln senkrecht zu Boden fallen, sobald sie ihren "Impetus" verlieren. Dieses Wissen wird erst Jahrzehnte später durch die experimentellen Untersuchungen Galilei's bewiesen werden. Dahinter ist ein zweites Tor zu sehen, das in den kleineren Zirkel der Philosophie führt. Dort heißen Aristoteles und Platon die Schüler willkommen. Platon hält eine Rolle mit dem Wahlspruch seiner Akademie in der Hand. "Laßt niemanden hier eintreten, der der Geometrie unkundig ist." Mit unserer Frage "Müssen Medienkünstler programmieren können?", greifen wir dieses Bild in seiner modernen Fassung wieder auf. Aber ist die Frage nach Voraussetzungen, gar nach Fundamenten nicht längst überholt, unzeitgemäß und der postmodernen Kunst unangemessen?