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2020, Die Bibel und die Frauen -Rabbinische Literatur
Der vorliegende Band des internationalen Kooperationsprojekts „Die Bibel und die Frauen – Eine exegetisch-kulturgeschichtliche Enzyklopädie“ ist der rabbinischen Literatur gewidmet und aus einer internationalen Konferenz zum Thema „Rezeption von biblischen Frauen und Gender in der rabbinischen Literatur“ hervorgegangen, die vom 4. bis zum 5. Dezember 2017 an der Freien Universität Berlin stattgefunden hat.
in: G.Bauer u.a. (Hg.), Die Naturalisierung des Geschlechts. Zur Beharrlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit, 2018
Journal of the European Society of Women in Theological Research 18, 2010
Queer Readings of the Hebrew Bible: The Book of Ruth and the Creation Accounts The author offers queer readings of two selected texts from the Hebrew Bible, namely ways of reading the Book of Ruth and the two accounts of creation in the Book of Genesis. Her discussion of this biblical story and the creation accounts shows the diversity of possible queer interpretations based on particular understandings of queer or on different approaches to the queer theory. Referring to the Book of Ruth, the authors explains why certain biblical passages are especially suited to queer appropriation for lesbian, bi-sexual and polyamorous midrashim and ceremonies (1.1.). She describes the blurring of sexually defined roles in the Hebrew Bible (1.2.). She offers a line of argument analogous to a biblical Halakha for queer persons today (1.3.). In connection with the creation stories, queer readings are presented in accordance with approaches of the queer theoreticians Monique Wittig and Judith Butler (2.1.). Finally, the author points to the interpretation of a biblical figure as androgynous (2.2.) To concentrate exclusively on the issue of sexuality (in connection with queer) is a result of contemporary concerns. In an excursus, she discusses how various different understandings of sexuality are related to times and places. In conclusion, she deals with the striking points of overlap between the blurring of sexually defined roles, ethnicity, religion, age, survival and power(lessness) in the Book of Ruth and her queer re-reading of Gen 1:27 in reference to the creation of humankind. Ich liefere queere Lektüren zweier ausgewählter Texte der Hebräischen Bibel, nämlich Lesarten des Buchs Ruth und der beiden Schöpfungsberichte des Buchs Genesis. Anhand meiner Diskussion dieser biblischen Erzählung und Berichte zeige ich die Vielfalt möglicher queerer Interpretationen, die sich auf bestimmte Auslegungen von queer bzw. auf verschiedene Ansätze der Queer-Theorie gründen. Auf das Buch Ruth bezugnehmend erkläre ich, warum sich bestimmte biblische Textstellen für queere Aneignungen durch lesbische, bisexuelle und polyamore Midraschim und Zeremonien besonders anbieten (1.1.). Ich lege das Verschwimmen sexuell definierter Rollen in der Hebräischen Bibel dar (1.2.). Ich liefere die einer biblischen Halacha analoge Argumentation für heutige queere Personen (1.3.). Im Zusammenhang mit den Schöpfungsberichten werden queere Lesarten anhand von Ansätzen der Queer-Theoretikerinnen Monique Wittig und Judith Butler vorgeführt (2.1.). Und zuletzt weise ich auf die Auslegung einer biblischen Figur als androgyn hin (2.2.). Sich allein auf das Thema Sexualität (im Zusammenhang mit queer) zu konzentrieren, entspringt einer Fragestellung der Gegenwart. In einem Exkurs erläutere ich die Zeit- und Ortsgebundenheit unterschiedlicher Verständnisse von Sexualität. Zum Schluss komme ich auf die auffallenden Überschneidungen vom Verschwimmen sexuell definierter Rollen, Volkszugehörigkeit, Religion, Alter, Überleben und Macht(losigkeit) im Buch Ruth und auf meine queere Relektüre von Gen 1,27 bezüglich der Erschaffung der Menschheit zu sprechen. Quiero presentar dos lecturas queer de textos que escogí de la Biblia Hebrea; son del Libro de Rut y de ambos relatos de la creación del Génesis. Después de analizar estos relatos quiero demostrar que hay toda una serie de interpretaciones queer que se basan en ciertas interpretaciones del concepto de queer o de algunos planteamientos de la teoría queer. En lo que al Libro de Rut se refiere, explico por qué ciertos pasajes de la Biblia se prestan para la interpretación queer en midrash y ceremonias lesbianas, bisexuales y poliamores (1.1). En seguida explico cómo se van desdibujando los roles sexuales en la Biblia Hebrea (1.2). Luego presento los argumentos en favor de personas queer de hoy en analogía con la Halajá bíblica (1.3). En lo que se refiere a los relatos de la creación, presento interpretaciones queer basadas en los planteamientos de las teóricas queer Monique Wittig y Judith Butler (2.1). Por último hago referencia a la interpretación andrógina de una figura bíblica (2.2). El hecho de concentrarse únicamente en el tema de la sexualidad (en relación con queer) se desprende de un cuestionamiento de la actualidad. En la digresíon que sigue explico cómo lo que se entiende por sexualidad depende de la época y del lugar. Y para finalizar hablo de las intersecciones notorias que hay entre cómo se van desdibujando los roles sexuales, la etnicidad, la religión, la edad, la supervivencia y la (in)capacidad en el Libro de Rut, y mi relectura queer de Génesis 1:27 en lo que respecta a la creación del hombre.
2021
Die Jesaja-Forschung ist in den letzten zwei Jahrzehnten in einem ähnlich gra vierenden Umbruch begriffen wie die Pentateuchforschung. Die klassische Dreiteilung des Buches in Jes 1-39 (I. Protojes). 40-55 (II, Deuterojes) und 56-66 (III. Tritojes), die mit den Datierun
Rabbinische Literatur (Die Bibel und die Frauen 4.1), 2020
Waren die Frauen der rabbinischen Welt mit der Schrift vertraut? Und wenn ja, wer lehrte sie ihre Schriftkenntnisse? Erwähnen die Rabbinen Frauen, die aus der Schrift zitieren? Und wenn ja, erwähnen sie sie, um von ihnen zu lernen oder um sie zu verhöhnen? Sind die Rabbinen überrascht über das Niveau der Schriftkenntnis unter den Frauen oder nehmen sie es gelassen? Stellen die Rabbinen Frauen, die aus der Schrift zitieren, anders dar als Männer? Im vorliegenden Beitrag werde ich versuchen, einige dieser Fragen zu beantworten. Als Grundlage sollen mir dabei die rund vierzig Überlieferungen dienen, die ich im Lauf der Jahre gesammelt habe, in denen Frauen allem Anschein nach aus der Schrift zitieren oder auf die Schrift anspielen. Ich habe viele dieser Überlieferungen in der Vergangenheit in anderen Kontexten diskutiert und greife im Folgenden-wenn auch hoffentlich immer mit neuen Einsichtenhier und da auf diese früheren Arbeiten zurück. Die Überlieferungen, die ich gesammelt habe, lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: 1. Texte, in denen Frauen direkt aus der Schrift zitieren; 2. Überlieferungen, in denen Frauen Rabbinen über schwierige Schriftverse befragen, und 3. Überlieferungen, in denen Frauen auf bestimmte (aber nicht explizit zitierte) biblische Episoden anspielen, mit denen sie demnach offenbar vertraut sind. Ich werde jede dieser Kategorien diskutieren und dabei der Frage nachgehen, ob sie früheren oder späteren Datums sind; wer sie überliefert hat; wo sie entstanden sind (Eretz Israel oder Babylonia); und welche Haltung gegenüber schriftzitierenden Frauen in den fraglichen Texten zum Ausdruck kommt.
In manchen Kommentaren der Weisen zu verschiedenen biblischen Verführungsgeschichten findet sich ein überraschendes Interpretationsmuster. In den betreffenden Fällen neigt der rabbinische Kommentar dazu, die (meist ausländischen) Frauen in den Geschichten positiv zu bewerten und ihnen eine gute Absicht zu unterstellen, während die Männer von den Rabbinen verurteilt werden. Dieses bislang unerforschte Muster ist einmalig in der rabbinischen Literatur 1 und in anderen, nicht-rabbinischen Werken derselben Zeit nicht nachweisbar; so finden wir beispielsweise keine nicht-rabbinischen Kommentare, die Lots Töchter loben und Lot, der mit seinen Töchtern geschlafen hat, verurteilen. Und ebenso wenig finden wir Kommentare, die Tamar dafür loben, dass sie Juda verführt hat, und Juda im Gegenzug verurteilen, wie es in Teilen der rabbinischen Literatur der Fall ist. Demgegenüber finden wir im Testament Judas und im Jubiläenbuch die Botschaft, dass Juda unschuldig sei, während Ersteres Tamar und Letzteres Judas Frau, der Tochter Schuas, die Schuld gibt. 2 Und schließlich finden wir -und das ist äußerst erstaunlich -in der rabbinischen Literatur sogar einen Kommentar, der die Frau des Potifar lobt und erklärt, sie habe Josef um des Himmels willen verführen wollen. Auch dies ist eine Vorstellung, die meines Wissens in nicht-rabbinischen Kommentaren derselben Zeit nicht nachweisbar ist.
1995
This volume presents the results of feminist research on the Bible, familiarises readers with the history of biblical interpretation by women in Germany since the 19th century and introduces ways of a new exegesis. The different approaches are documented and demonstrated in practice. The authors break new ground by consistently linking feminist questions with the critical reappraisal of anti-Jewish Christian interpretation of the Bible.
Franz Detische Vorlesung 20; , 2018
In dieser Vorlesung möchte ich mich auf das wohl größte Hindernis konzentrieren, mit dem Wissenschaftler*innen der "women's history" konfrontiert wurden, unabhängig davon, ob sie jüdisch oder christlich sind, ob sie sich mit dem Neuen Testament oder der rabbinischen Literatur beschäftigen. Das Hindernis, von dem ich spreche, ist der Überlieferungsprozess, in dessen Verlauf Texte, in denen Frauen auftauchen oder selber sprechen, editiert und verändert werden, und so Frauen zum Schweigen gebracht werden. Das Erlernen und Sich-Bewusstmachen dieser Prozesse ist von fundamentaler Bedeutung, denn ohne ein solches Bewusstsein können wir nicht wissen, wonach und wo wir suchen können, um weitere Informationen zu den Leben von Frauen und ihren Erfahrungen zu erhalten und dadurch unser Wissen über die Geschichte von Frauen zu bereichern. Texte sind, von dem Moment an, in dem sie niedergeschrieben werden, rhetorischen Charakters. Sie haben eine bestimmte, gesetzte Agenda. Nichtsdestotrotz sind frühe Quellentexte verlässlicher als spätere, editierte Versionen, denn mit der Zeit ändern sich die Agenden, und-wie meine Forschungen zeigen-sind diese Veränderungsprozesse der (Re-)präsentation von Frauen immer zuwiderlaufend. Das Aufdecken einer früheren Textversionen hilft deshalb zu verstehen, in welche Richtung die Präsentation der Realität von Frauen geändert wurde, und manchmal sogar auch zu verstehen, warum eine bestimmte Änderung vorgenommen wurde. Ich möchte deshalb Wissenschaftler*innen des relativ neuen
Hanna Rohn/Lisa Scheer/Eva Maria Zenz (Hg.), Frauenin/transFormation. Beiträge zur FrauenFrühlingsUniversität Graz, planetVERLAG, Wien, 2011
Queer Readings of the Book of Ruth and the Creation Accounts The author offers queer readings of two selected texts from the Hebrew Bible, namely ways of reading the Book of Ruth and the two accounts of creation in the Book of Genesis. Her discussion of this biblical story and the creation accounts shows the diversity of possible queer interpretations based on particular understandings of queer or on different approaches to the queer theory. Referring to the Book of Ruth, the authors explains why certain biblical passages are especially suited to queer appropriation for lesbian, bi-sexual and polyamorous midrashim and ceremonies (1.1.). She describes the blurring of sexually defined roles in the Hebrew Bible (1.2.). She offers a line of argument analogous to a biblical Halakha for queer persons today (1.3.). In connection with the creation stories, queer readings are presented in accordance with approaches of the queer theoreticians Monique Wittig and Judith Butler (2.1.). Finally, the author points to the interpretation of a biblical figure as androgynous (2.2.) To concentrate exclusively on the issue of sexuality (in connection with queer) is a result of contemporary concerns. In conclusion, she deals with the striking points of overlap between the blurring of sexually defined roles, ethnicity, religion, age, survival and power(lessness) in the Book of Ruth and her queer re-reading of Gen 1:27 in reference to the creation of humankind. Ich liefere queere Lektüren zweier ausgewählter Texte der Hebräischen Bibel, nämlich Lesarten des Buchs Ruth und der beiden Schöpfungsberichte des Buchs Genesis. Anhand meiner Diskussion dieser biblischen Erzählung und Berichte zeige ich die Vielfalt möglicher queerer Interpretationen, die sich auf bestimmte Auslegungen von queer bzw. auf verschiedene Ansätze der Queer-Theorie gründen. Auf das Buch Ruth bezugnehmend erkläre ich, warum sich bestimmte biblische Textstellen für queere Aneignungen durch lesbische, bisexuelle und polyamore Midraschim und Zeremonien besonders anbieten (1.1.). Ich lege das Verschwimmen sexuell definierter Rollen in der Hebräischen Bibel dar (1.2.). Ich liefere die einer biblischen Halacha analoge Argumentation für heutige queere Personen (1.3.). Im Zusammenhang mit den Schöpfungsberichten werden queere Lesarten anhand von Ansätzen der Queer-Theoretikerinnen Monique Wittig und Judith Butler vorgeführt (2.1.). Und zuletzt weise ich auf die Auslegung einer biblischen Figur als androgyn hin (2.2.). Sich allein auf das Thema Sexualität (im Zusammenhang mit queer) zu konzentrieren, entspringt einer Fragestellung der Gegenwart. Zum Schluss komme ich auf die auffallenden Überschneidungen vom Verschwimmen sexuell definierter Rollen, Volkszugehörigkeit, Religion, Alter, Überleben und (Un)Vermögen im Buch Ruth und auf meine queere Relektüre von Gen 1,27 bezüglich der Erschaffung der Menschheit zu sprechen.
Biblische Frauen in Schrift und Tradition in jüdischer Perspektive 1 Einer der wichtigsten Erträge langjähriger Erforschung der Darstellung von Frauen und Gender in der Literatur hat mit Rezeption zu tun: Gleichgültig, ob es sich um einen heiligen oder profanen, einen literarischen oder einen Rechtstext handelt und ob und wann er gelesen wurde, werden spätere Generationen seine Gender-Konzepte nicht wirklich verstehen, sondern sofort versuchen, sie zu domestizieren. Jede neue Generation hat sehr genaue Vorstellungen davon, was Frauen tun können und tun sollten, und wenn sich Frauen, denen man in älteren Texten begegnet, anders verhalten, beginnt man unversehens, dieses Verhalten zu korrigieren. In einer Untersuchung mit dem Titel Silencing the Queen 2 habe ich beschrie-ben, wie diese Domestizierung ablief: Frauen wurden entweder-durch Zensur oder "Herausschreiben"-vollständig aus dem Text verdrängt, oder ihre Taten wurden kleingeredet, oder sie wurden einem männlichen Beschützer unterstellt, der die Verantwortung für ihr Handeln übernahm, oder sie wurden zu Männern gemacht. Das muss nicht heißen, dass frühere Generationen Frauen wohlwollen-der gesonnen waren als spätere. Jede Generation erzählt ihre eigenen Geschich-ten, in denen sie Frauen-oftmals reale Frauen, oder fiktive Frauen, die nach realen Vorbildern entworfen sind-Außergewöhnliches sagen oder tun lässt. Den Autoren selbst entgehen die Anomalien, die sie auf diese Weise erschaffen. Wenn sie aber in den Werken ihrer Vorgänger auf solche Anomalien stoßen, drängt es sie, das Anomale zu bändigen. Dies gilt in besonderer Weise für die Hebräische Bibel und ihre Rezeption in der späteren jüdischen Literatur. Die Bibel ist einerseits ein komplexes Gebilde aus Traditionen verschiedener Gattungen, verschiedener Zeiten und verschiede-ner Autor(inn)en und Ideologien, und anderseits zugleich ein heiliger Text, den seine (Leserinnen und) Leser als irrtumslos und unfehlbar betrachten. Zudem 1 Dieser Aufsatz wurde freundlicherweise von Professor Friedrich Avemarie ganz spontan, aber gleichzeitig sehr sorgfältig und genau übersetzt. Ich bin ihm äußerst dankbar. 2 Tal Ilan, Silencing the Queen: The Literary Histories of Shelamzion and Other Jewish Women,
2021
Diskussion: Die Interpretation der Bibel in der Kirche Zum Dokument der Päpstlichen Bibelkommissio� von i 993 lrmtraud Fischer Frauen und feministische Exegese im Dokument der Päpstlichen Bibelkommissior:i "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" 1 Feministische Forschung an der Bibel ist zwnr bis heute in den männlich domi nierten Fachkreisen heftig umstritten, sie ist jedoch aufgrund der gediegenen Arbeit einer zunehmenden Anzahl von Wissen schafterinnen nicht mehr zu ignorieren. Diesem Um tand tr!igt auch da 1993 publi zierte Dokument der Päpstlichen Bibel kommission Rechnung.
2002
Wir Künstler sind die Lieblinge Gottes, die Kinder der Marien aller Lande. Wir spielen mit seinen erhabenen Schöpfungen und kramen in seinem bunten Morgen und goldenem Abend. Aber der Bürger bleibt Gottes Stiefsohn, unser vernünftiger Bruder, der Störefried. Er kann nicht hemisch werden mit uns, er und seine Schwester nicht. 1 Else Lasker-Schülers lyrische Darstellung biblischer Frauenfiguren steht in einer literarischen Tradition, die die ursprünglichen biblischen Erzählungen aufgreift und gegen den Strich bürstet, um auf diese Weise Wertvorstellungen in Frage zu stellen, die sich, wenn auch in veränderter Form, seit biblischen Zeiten bis in die eigene Gegenwart durchgesetzt haben. Wenn die meisten künstlerischen Gestaltungen biblischer Motive sich in der westlichen Tradition den ursprünglich intendierten, bzw. religiös vereinnahmten Wertvorstellungen gegenüber auch unterstützend oder zumindest affirmativ verhalten, so gibt es doch, und nicht erst seit der Moderne, andere, die die Autorität dieses Gedankenguts in Frage stellen. An dieser In-Fragestellung waren häufig auch weibliche Autoren beteiligt. So zeigt etwa Pamela Norris in ihrem jüngst erschienenen Buch The Story of Eve 2 , wie Autorinnen von der im 11. Jahrhundert schreibenden Hildegard von Bingen über die Romantikerin Mary Shelley bis zu Gegenwartsautorinnen wie Angela Carter und Margaret Atwood die biblische Schöpfungsgeschichte gegen den Strich gebürstet haben, um die Ehre Evas, der "Mutter aller Dinge", nachträglich zu retten. Auch Else Lasker-Schüler hat sich an dieser Kontrafaktur der Schöpfungsgeschichte beteiligt, doch geht es uns hier in erster Linie um ihre Gestaltung anderer Frauenfiguren aus dem Alten Testament Wenigen Büchern wurde so einhellig eine patriarchalische Grundeinstellung nachgesagt wie der hebräischen Bibel, dem Alten Testament. Diese männliche Vormachtstellung der Bibel ist noch bei einem Philosophen nachzulesen, der aufgrund der Radikalität seines Differenzdenkens und seiner Alteritätsauffassung häufig zu den Postmodernen gerechnet wird und einen wichtigen Einfluss auf bedeutende zeitgenössische Denker ausgeübt hat. In seinem Essay "Le Judaïsme et le féminin" beschreibt der französisch-jüdische Philosoph Emmanuel Levinas den biblischen Ursprung der jüdischen Bestimmung des Weiblichen: 1 Die Züge der jüdischen Frau sind bestimmt von den anziehenden weiblichen Gestalten des Alten Testaments. Die Ehefrauen der Patriarchen, Miriam und Deborah, die Prophetinnen, Tamar [...], Noëmie, Ruth, die Moabiterin, Michal, die Tochter Sauls, Abigail [...], Sulamit, viele andere -haben im Vollzug der biblischen Finalität eine aktive Rolle und situieren sich an den Scharnieren der heiligen Geschichte. 3 Lévinas betont daraufhin den Unterschied dieser Rolle zu anderen orientalischen Weiblichkeitsbestimmungen der gleichen Ära, in denen der Frau eine gänzlich passive, untergeordnete Position zugewiesen ist. Doch worin besteht für Lévinas diese Rolle der biblischen Frauen ? Lesen wir weiter: Ohne die harte Entscheidung Sarahs [Hagar und deren Sohn Ismaël zu verbannen] wäre Isaak von den wilden Spielen und dem Lachen seines Bruders mitgerissen worden, ohne die List Rebekkas hätte Esau über Israel [Jakob] triumphiert [...], David und der Prinz der Gerechtigkeit [-gemeint ist der Messias -], der eines Tages als sein Nachkomme geboren wird, wären unmöglich ohne die Hartnäckigkeit Tamars, ohne Ruth, der Getreuen [...]. Alle Wegweiser dieses schwierigen Pfads, auf dem der Zug der messianischen Geschichte tausend Mal entgleisen hätte können, wurden von Frauen gehütet und verordnet. 4
2022
Studien zu queeren Lesarten der Hebräischen Bibel stellen eine gründlich überarbeitete Fassung meiner wissenschaftlichen Artikel dar, die im Zusammenhang mit meiner PhD-Forschung an der Universität Amsterdam entstanden sind. Sie fokussieren auf nicht normative Sexualitäten im Tanach bzw. Alten Testament und damit verbundene jüdische und christliche Auslegungstraditionen sowie auf bestimmte Werke der Bildenden Kunst. Diese queeren Lesarten sind im Rahmen von Intertextualität entstanden. Nicht nur bestimmte Textpassagen der Hebräischen Bibel werden queer gelesen, sondern auch ausgewählte rabbinische Behauptungen im Anschluss an sie. Außerdem werden einige europäische Kunstwerke aus der Zeit der Renaissance, des Barock und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diskutiert, welche durch ihre Thematisierung von Knabenliebe, effeminierten Männern oder sexuell ambivalenten Figuren eine wichtige Bestätigung für quasi queere Lektüren bereits vor den bibelwissenschaftlichen Interpretationen der Gegenwart darstellen. Studien zu queeren Lesarten der Hebräischen Bibel (Studies on Queer Readings of the Hebrew Bible) are a thoroughly revised version of my scholarly articles written in connection with my PhD research at the University of Amsterdam. They focus on non-normative sexualities in the Tanakh or the Old Testament and related Jewish and Christian exegetical traditions as well as certain works belonging to the visual arts. These queer readings have been developed within the framework of intertextuality. Not only certain passages of the Hebrew Bible are queerly read but also selected rabbinic sayings that build on these passages. Furthermore, some European works of art from the period of the Renaissance, the Baroque and the second half of the 19th century are discussed which significantly confirm the quasi-queer readings already prior to the scientific biblical interpretations of today by addressing pederasty, effeminate men or sexually ambivalent figures. Studien zu queeren Lesarten der Hebräischen Bibel (Studies over queer leeswijzen van de Hebreeuwse Bijbel) vormen een grondig bewerkte versie van mijn wetenschappelijke artikelen die in het kader van mijn promotieonderzoek aan de Universiteit van Amsterdam tot stand zijn gekomen. Zij concentreren zich op niet-normatieve seksualiteiten in de Tenach resp. het Oude Testament en de daarmee verbonden joodse en christelijke interpretatietradities, evenals op werken in de beeldende kunst. Deze queer leeswijzen zijn in het kader van intertekstualiteit ontstaan. Er worden niet alleen bepaalde tekstpassages uit de Hebreeuwse Bijbel vanuit queer perspectief gelezen, maar ook selectieve rabbijnse uitleggingen die daarop aansluiten. Daarnaast worden een aantal Europese kunstwerken uit de tijd van de renaissance, de barok en de tweede helft van de negentiende eeuw besproken die door hun thematisering van pederastie, verwijfde mannen of seksueel ambivalente figuren een belangrijke bevestiging vormen voor quasi queer lezingen van vóór de huidige bijbelwetenschappelijke interpretaties.
German version of a paper held in Aarhus at the Symposions „Scriptural Principle and Reformation Theology in Contemporary Perspectives“ (5/6. April 2016)
Ein Hebräischkurs zum Selberlernen oder als Fernkurs (über BFU-online.de belegbar). Jetzt in der überarbeiteten und druckfertigen Auflage. Der Kurs wird vermutlich als Buch bei VKW Bonn erscheinen.
Interdisciplinary Journal for Religion and Transformation, 2017
This article examines texts of the Hebrew Bible about sexual violence as examples of literary transformation. It studies their potential for transformation regarding gender relations in its historical context as well as in contemporary reception. Prescriptive, narrative and poetic texts bring up the issue of sexual violence in different ways and offer starting points for their transformation. The article demonstrates the tight bond between gender and violence in the texts, aswell as power and language. It also shows the potential for approaching and interpreting the texts in alternative ways.
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