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Kindheit und Erziehung in den Biographien der 13.-17. Dynastie

2003, Menschenbilder - Bildermenschen.Kunst und Kultur im Alten Ägypten

Abstract

Menschenbilder -Bildermenschen 179 KINDHEIT UND ERZIEHUNG IN DEN BIOGRAPHIEN DER 13.-17. DYNASTIE SABINE KUBISCH Biographische Inschriften geben zu jeder Zeit einen guten Einblick in die sozialen und politischen Verhältnisse. In einer Epoche, in der königliche Inschriften rar sind und es auch daneben nur wenige Informationen zur Geschichte gibt, werden sie als historische Quelle um so wichtiger. Eine solche Epoche ist beispielsweise die 2. Zwischenzeit, aus der eine erstaunliche Menge an Autobiographien überliefert ist. Da es in diesem Rahmen nicht möglich ist, alle inhaltlichen Facetten dieser Inschriften zu beleuchten, soll ein spezieller Bereich, die Kindheit und Erziehung, herausgegriffen werden 1 . Bereits im Mittleren Reich war die eigene Erziehung ein beliebtes Thema, allerdings wird sich herausstellen, dass die Belege dieser Zeit keineswegs so zahlreich sind wie die der 2. Zwischenzeit. Abgesehen davon wurde im Mittleren Reich ein anderer Schwerpunkt gelegt: In dieser Zeit wird in erster Linie betont, dass man seine Erziehung am Hof des Pharaos genoß, man quasi vom König selbst aufgezogen wurde und "zu Füßen seiner Majestät" aufwuchs 2 . Von königlicher Seite war eine solche Praxis sicherlich eine Reaktion auf die Emanzipierung der Provinzfürsten aufgrund des fehlenden königlichen Einflusses während der 1. Zwischenzeit. Auf diese Weise versicherte sich der Pharao der Loyalität der Beamten -eine Methode, die offenkundig funktionierte, wie man den zeitgenössischen Texten entnehmen kann. Die Menschen verwendeten in den Inschriften Formulierungen wie ‚den der Horus erzogen hat', ‚der die Kindheit zu Füßen Seiner Majestät verbrachte', ‚der im Palast aufwuchs', ‚Schüler des Königs resp. des Horus' oder ‚Zögling des Königs' 3 . Die Betonung liegt also offenkundig auf der Tatsache, dass man die Erziehung und seine berufliche Karriere in erster Linie dem König verdankte 4 . 1 Dieser Aufsatz stellt eine abgewandelte und überarbeitete Version eines Kapitels meiner Dissertation dar, in der die Autobiographien der 13.-17. Dynastie gesammelt und ausführlich ausgewertet wurden. 2 BLUMENTHAL 1970, 286ff., siehe vor allem die Belege G 2.16-20. Vgl. dazu auch FEUCHT 1995, 229ff. und BRUNNER 1957, 19. 3 Alle Belege bei BLUMENTHAL 1970, 286ff. 4 Eine ähnliche Entwicklung ist in der Amarnazeit zu beobachten. Während die Beamten der 18. Dynastie zu Abstammung, sozialer Herkunft und Erziehung keine Angaben machen, gehen diejenigen der Amarnazeit ausführlich darauf ein. Sie bezeichnen sich als nmHw -‚Geringe' und Hwrw -‚Arme', bis der König sie "baute" und beförderte. Beide