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Das Moselmündungsgebiet zwischen Spätantike und Frühmittelalter

1997, Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel

Abstract

Die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. stellte für das römische Reich einen tiefen Einschnitt dar. Im Jahre 350 n. Chr. wurde der Heerführer und Comes Flavius Magnus Magnentius in Autun zum Gegenkaiser ausgerufen. Magnentius vertrieb den regierenden Kaiser Constans und ließ ihn auf der Flucht ermorden. Um die sich anbahnende militärische Auseinandersetzung mit dem Bruder des Ermordeten, dem oströmischen Kaiser Constantius II., bestehen zu können, zog Magnentius im Jahre 350 n. Chr. Truppen vom Rhein ab und marschierte gegen Constantius II. mit seinem Heer nach Pannonien. Constantius soll hierauf die Germanen brieflich aufgefordert haben, einzufallen und zu plündern, um Magnentius militärisch zu binden!. Die beiden römischen Heere trafen bei Mursa, dem heutigen Osiek, an der Drau aufeinander. Constantius Il. siegte, und Magnentius beging hierauf Selbstmord. Die Schwächung des römischen Imperiums und die Entblößung der Rheingrenze nutzten die Alamannen und Franken aus und begannen 352 n. Chr. mit Raubzügen in die römischen Provinzen. Im Spätjahr 352 oder im Frühjahr 353 n. Chr. drangen die Alamannen unter Fürst Chnodomar über die Rheingrenze vor. Das Verbreitungsbild der in dieser Zeit verborgenen Münzschätze zeigt-neben den auf die Franken zu beziehenden Münzhorten am Niederrhein-zwei Stoßrichtungen der Alamannen?: Eine wandte sich nach Süden gegen das Gebiet der heutigen Schweiz, wobei besonders das Grenzhinterland der Provinz Maxima Sequanorum nördlich des Neuenburger Sees in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die zweite Expansionsrichtung zielte auf das zwischen Straßburg und der Nahemündung gelegene linksrheinische Terrain. Das Moselgebiet wurde von diesen Einfällen anscheinend erst 353 n. Chr. im Bereich der Obermosel berührt'. Der nördlichste der Münzschätze fand sich 1976 im Ortskern von Bad Bertrich, Kreis Cochem-Zell, bei Kanalarbeiten. Insgesamt konnten hier 1478 Münzen geborgen werden, die zwischen den Jahren 294 und 346 n. Chr. geprägt wurden'. Trotz der zeitlichen Lücke wird auch dieser Hort in den Wirren der 50er Jahre des 4. Jahrhunderts n. Chr. vergraben worden sein. Wie haben sich nun die Einfälle der Alamannen, die das Gebiet zwischen Rhein, Nahe und Saar in den Jahren 352 bis 360 der römischen Oberhoheit gänzlich entzogen', auf die Landstriche an der Moselmündung ausgewirkt? Deutlich ist hier das Fehlen vergleichbarer Funde festzustellen. Hierin ist wohl keine Forschungslücke zu sehen. Es scheint vielmehr, als ob die Germaneneinfälle für das Moselmündungsgebiet keine deutliche Zäsur darstellten. Entweder wurden hier keine Münzhorte vergraben oder die Bevölkerung war nach den Germanenplünderungen im Moselmündungsgebiet weiterhin seßhaft und hat die während den Unruhen vergrabenen Horte wieder gehoben'. Wie dem auch sei, die Germaneneinfälle in der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. scheinen für das Moselmündungsgebiet nicht in dem Maße verheerend gewesen zu sein, wie dies für die anderen angesprochenen Rheingrenzregionen anzunehmen ist.

Key takeaways

  • Jahrhunderts anzunehmen, aber aufgrund der zu unklaren Berichte nicht sicher zu datieren sind, konnten in der gezeigten Karte nicht berücksichtigt werden?
  • Jahrhunderts, die Rheingrenze erneut zu sichern und zu stabilisieren.
  • Jahrhunderts an dieser Stelle große Tuffsteine und römische Dachziegel, wie sie auch von Engers belegt sind??.
  • Bei der Kartierung der Anlagen von Niederlahnstein, Niederberg und Engers stellte sich heraus, daß die Befestigungen etwa 10 km von einander entfernt liegen.
  • Für das Keramikspektrum des Gräberfeldes von Mülhofen lassen sich in diesem Zeitraum Schalen vom Typ Alzei 29 (Abb. 5,8), Teller des Typ Alzei 11 und Henkelkrüge des Typs Alzei 30b (Abb. 5,9) angeben.