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2013, karahan.net
EZW-TEXTE Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen 248 , 2017
In 2017 a mainline Protestant Church in Germany declared in a public statement to henceforth renounce mission among Muslims. This met a long-time demand from Muslim dialogue partners. The paper looks at the history of mission and Christian-Muslim relations and compares this to how they are mis-represented in the church's statements on Islam. It criticizes certain aspects of the actual Christian-Muslim dialogue in Germany and argues for mission as an indispensable part of a religion's existence and of a free society. Such freedoms are not defended by abandoning them because this implies that they are something inherently aggressive. (Source: EZW-TEXTE Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen 248 Missionsverzicht? Mission, interreligiöser Dialog und gesellschaftlicher Frieden Zweite, durchgesehene Auflage)
2020
Am 29. November 2019 war der 10. Jahrestag des Minarettbauverbotes in der Schweiz. Wegen derselben SVP-Kreise, die damals für die Volksinitiative verantwortlich waren, wird auch über ein nationales Verhüllungsverbot abgestimmt werden, das seit 2016 bereits im Kanton Tessin und seit 2019 im Kanton St. Gallen gilt. Kopftuchverbote in der Schule und im öffentlichen Dienst stehen immer wieder zur Diskussion. Im Februar 2019 wurde im Kanton Genf durch eine Volksabstimmung ein Laizitätsgesetz angenommen, das religiöse Bekleidung tangiert. In der Politik kommt es ständig zu Vorstössen zu islambezogenen Themen durch die SVP. Dabei werden oft Debatten aus den Medien aufgenommen oder Themen aus dem Ausland übernommen, wie zu Verhüllungsverboten oder zum neuen Islamgesetz in Österreich. Bei Fragen zu Integration, Einwanderung oder Geflüchteten wird regelmässig vor einer «Islamisierung» gewarnt. In der Beratungspraxis für Rassismusopfer ist Islamfeindlichkeit sehr präsent, die Anzahl Beratungen nimmt kontinuierlich zu. Workshops von NGOs zeigen, dass vor allem Frauen mit Kopftuch regelmässig Diskriminierung verschiedener Art erleben. 2019 gaben in einer repräsentativen Umfrage zur Rolle von religiösen und sozialen Identitäten jeder und jede Zweite unter den Muslimen und Musliminnen an, aufgrund der religiösen Identität diskriminiert worden zu sein. Befragungen zeigen auch, dass islamfeindliche Vorstellungen weit verbreitet sind. Im Kontrast zu den Erfahrungen im Feld und den Erkenntnissen aus Befragungen ist Islamfeindlichkeit kein relevantes Thema in den Medien. Dies zeigte sich etwa an der grösstenteils uninformierten und banalisierenden Berichterstattung zum 10. Jahrestag des Minarettbauverbotes. Die Vernetzung islamfeindlicher Akteure und Organisationen hat sich etabliert, sie schaffen es aber vor allem in den sozialen Medien Aufmerksamkeit zu generieren.
Das Hauptziel dieser Arbeit ist es zu beobachten und zu zeigen, wie sich die Muslime in Österreich selber im Internet vorstellen und wie dort ein deutschislamischer Raum aus Österreich ensteht 2 . Es ist für uns wichtig von Anfang an klar zu machen, dass der Raum, der mit den Webpräsenzen entsteht, den die Webpräsenzen erstellen und definieren, von uns als ein sehr realer Raum betrachtet wird und nicht als virtuelle Zone abseits des Lebens, in die man eine Flucht aus der Realität versucht 3 . Die Webpräsenzen sind heutzutage Teil unseres Lebens, im gleichen Maße und mit der gleichen Virtualität oder Nicht-Virtualität, wie es die Zeitungen, TV-Programme oder Bücher sind. Dieser Raum hat sehr konkrete und reale Effekte und Wirkungen, nicht nur für die Muslime (aus Österreich, oder aus anderen Ländern), sondern auch für viele andere Personen und Gruppen, z.B. bei der Entstehung einer öffentlichen Meinung über die Musilime und den Islam, oder bei der Enstehung einer islamischen öffentlichen Meinung aus Österreich.
Rede des Präsidenten der bpb beim Zukunftsforum Islam, 2018
Wir stehen vor großen und neuen Herausforderungen unseres demokratischen Gemeinwesens, die alle Institutionen, auch und gerade die bpb, aber auch jeden Einzelnen von uns auf den Prüfstand stellt. Die Polarisierungen in der Gesellschaft und der Aufstieg des Populismus haben inzwischen auch Deutschland erreicht. Auch das ist ein Grund dafür, dass die Arbeit der Regierungsbildung in den letzten Monaten so mühselig und umstritten verläuft ...
Tagungsbericht zu Islam und Empire , 2021
Die spannungsreichen Beziehungen zwischen dem "Westen" und der "Welt des Islams" für (geschichts)wissenschaftliche Perspektiven zu aktualisieren, bedarf gegenwärtig kaum sonderlich großer Bemühung. Die aktuellen Konfliktlagen haben dabei eine weitaus längere Vorgeschichte als journalistische und akademische Kommentare vermuten lassen. Die Entwicklung der islamisch-europäischen Beziehungen sind nicht von der imperialen Vergangenheit Europas isoliert zu betrachten. Den aktuellen Debatten historische Wurzeln zu verleihen und diese dann in vergleichende Konzepte zu überführen, begriff Veranstalter Jürgen G. Nagel in seiner Einführung der Online-Konferenz als Impuls.
Dieser Abschnitt geht der Frage nach, mit welchen perspektivischen Einstellungen in der Betrachtung des Feldes des organisierten Islams die deutschsprachigen Publikationen im Verlauf der Zeit ihren Gegenstand jeweils beleuchtet haben und wie mittels verschiedener Zugänge und aufgrund welcher Vorannahmen die Mannigfaltigkeit glaubensbezogener Vergemeinschaftung beschrieben und eingeschätzt worden ist. Nachdem hierzu eine komprimierte Auswertung von Sach- wie auch Fachliteratur erfolgt, wird der wissenschaftliche Erkenntnisstand zur Vielfalt muslimischer Vereinigungen eingehender zusammengetragen und das Kapitel mit einer kritischen Gesamtbewertung des aufgearbeiteten Bestandes an Wissen abgeschlossen.
Organisationen des politischen Islam und ihr Einfluss in Europa und Österreich, 2021
Die vorliegende Studie soll einen Beitrag zum Schließen vorhandener Wissenslücken leisten. Sie versteht sich als Folgestudie der 2017 von Lorenzo Vidino vorgelegten Studie „The Muslim Brotherhood in Austria“. Diese liefert einen ersten Einblick in die Strukturen der Muslimbruderschaf, der weltweit ältesten und größten Bewegung des politischen Islam, und in ihr Wirken in Österreich. Die vorliegende Studie besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil mit dem Titel „Organisationen des politischen Islam und ihr Einfluss in Österreich“ von Heiko Heinisch entwickelt zunächst eine Definition des Begriffs „politischer Islam“ und analysiert im Anschluss die drei einflussreichsten politisch-islamischen Organisationen und ihre Netzwerke in Österreich: die Muslimbruderschaft, den österreichischen Ableger der Millî-Görüş-Bewegung, die in Österreich unter dem Namen Islamische Föderation aufritt und den österreichischen Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet (vollständiger Name: Diyanet İşleri Başkanlığı, zu Deutsch: Präsidium für Religionsangelegenheiten), die den Namen ATIB Union trägt.
Die Integration und Partizipation der MuslimInnen in Europa erfordert neben entsprechenden Bemühungen seitens der Politik auch die Mitwirkung unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure: Den Prozess der Integration allein als eine politische oder wirtschaftliche Aufgabe zu betrachten, würde der gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht gerecht. So haben auch die, von vielen als religiös motiviert verstandenen, gewalttätigen Aktionen der jüngeren Vergangenheit einmal mehr gezeigt, dass die Integration der MuslimInnen zum Vorteil aller Mitglieder der Gesellschaft und damit die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens mehr an Maßnahmen notwendig macht als eine bloße Verstärkung von Sicherheitsmaßnahmen.
Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, 1998
Zeitschrift online: http://www.iwk.ac.at/wp-content/uploads/2014/07/Mitteilungen_1998_4_toleranz_minderheiten_dialog.pdf Einleitung "Ich mag das Wort Toleranz nicht", soll Mahatma Gandhi gesagt haben: "aber ich finde kein besseres." Als politischer und juristischer Begriff hat das Wort ausgedient, ist durch die Erklärung von Menschenrechten überholt worden: Nicht das bloße Zulassen von Anderssein, sondern unbestreitbares Recht auf die eigene Lebensgestaltung ist damit gemeint. Was allerdings einstmals zu "Toleranzedikten" und auch wieder zu deren Aufhebungen führte, ist immer noch Realität: daß Menschen um die Möglichkeit kämpfen müssen, entsprechend ihren Überzeugungen und Traditionen zu leben. Fast täglich rufen uns Medien solche Fälle in Erinnerung, eben jetzt aus dem Kosovo, vor nicht langer Zeit aus Bosnien und anderen Regionen der Erde. Ernst Wangermann zitiert in seinem Beitrag Grillparzer, der den Erzherzog von Steiermark, Kärnten und Krain sagen läßt: "An Einem Tag auf fürstlichen Befehl Bekehrten sich an sechzigtausend Seelen Und zwanzigtausend wandern flüchtig aus." (S. 5) Es fällt schwer, dabei nicht an jene Brutalität zu denken, die wir als "ethnische Säuberungen" bezeichnen. Der Erzherzog, immerhin, hatte noch die Möglichkeit der "Bekehrung" zugestanden. Dem einzelnen "albanischen" oder "bosnischen Muslim" steht eine solche Möglichkeit kaum offen: zwar könnte er sich theoretisch zu einem Christenglauben "bekehren", jedoch verlangt das niemand und es würde wohl auch nicht honoriert – er bliebe "Bosnier" oder "Kosovo-Albaner". Und damit bliebe ihm in vielen Fällen doch nur die Möglichkeit, "flüchtig auszuwandern". Wer tolerieren kann, hat auch die Möglichkeit, intolerant zu sein. Es ist daher eine Macht- und Mehrheitsfrage. Ob die von Walther Lichem genannten Indianer bereit waren, das kanadische Rechtssystem zu tolerieren, wäre eine ebenso akademische Frage wie die Frage nach der Toleranz, welche irgendeine Minderheit der jeweiligen Mehrheit entgegenbringt. Ist es aber eine Machtfrage, so muß es Bedingungen und Interessen geben, aufgrund deren Toleranz wächst oder abnimmt. Die jeweils stärkere Gruppe darf sich, um die schwächere tolerieren zu können, von dieser nicht ernsthaft gefährdet fühlen – es ist keine Neuigkeit, daß genau hier die Stelle ist, an der Verhetzer und Propagandisten immer angesetzt haben. Die Mehrheit sieht sich ferner zwar als überlegen, aber nicht als absolut überlegen an, so daß eine Auslöschung oder Entfernung der Minderheit nicht möglich erscheint. Und schließlich werden Toleranzforderungen dann Erfolg haben, wenn durch das Tolerieren ein Vorteil für die Mehrheit resultiert. Was jemand tolerieren will oder für tolerierbar hält, ist auch eine Frage des Selbstverständnisses. Einen interessanten Hinweis in dieser Richtung geben Michael Lackner und Liu Yi-Shan, wenn sie berichten, daß in Taiwan eine besonders große Abneigung gegen "Rassisten" festzustellen war: "beim Wort ,Rassist' wird in der alltäglichen Anwendung oft nur an weiße Rassisten gedacht." (S. 16) Rassisten sind also die Anderen. Das könnte auch für Aussagen über Toleranz gelten: intolerant sind die Anderen. Es wäre aber falsch, dies rein relativistisch zu verstehen, denn es gibt tatsächlich Herrschaftsverhältnisse. Toleranz und Intoleranz sind insofern von grundlegender Bedeutung, als darin Möglichkeiten und Grenzen von Begegnungen überhaupt liegen. Darauf konzentriert sich Ram Adhar Mall, wenn er von "interreligiöser Hermeneutik" spricht. Religionen, Weltbilder, auch Philosophien bedingen, daß ihre Vertreter in die Versuchung geraten, das jeweils Eigene für das Absolutgültige zu halten. Dies führt oft zu gegenseitiger Ausgrenzung – aber es muß nicht dazu führen, wie Mall zeigen will, wenn er von "Absolutheit nach innen" spricht, die der "Absolutheit nach außen" vorzuziehen sei. Eine praktische Anwendung dieser Idee ist in Projekten wie der von Lichem beschriebenen Justizreform zumindest teilweise leitend, sofern sie nicht am Ziel einer Ghettobildung orientiert sind, sondern auch ein Lernen voneinander anstreben. Abstrakt genommen müßten Menschen, die unterschiedliche Religionen vertreten, einander notgedrungen tolerieren, weil keiner von ihnen etwas anderes als die innere Überzeugung für die Richtigkeit seiner Glaubenswahl anführen kann – und wenn es keine bewußte Wahl ist, nicht einmal dies, sondern nur den Zufall der Herkunft. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprache, Ethnie oder Tradition ist für den einzelnen theoretisch natürlich genausowenig ein Argument, andere zu verachten oder deren Anderssein nicht zu tolerieren. Doch geraten wir hier in ein Dilemma: das Eigene, mit dem wir uns identifizieren, können wir nicht leichthin relativieren. Doch kann, um der leidigen Alternative der Intoleranz zu entgehen, der Dialog gesucht und wo immer möglich praktiziert werden. Die Beiträge dieses Heftes gehen auf das IWK- Symposium "Toleranz oder Dialog?" zurück, das 1996 stattgefunden hat. Andere Vorträge des Symposiums sind zur Veröffentlichung in einem späteren Heft vorgesehen. Manche Einzelheiten könnten heute durch aktuellere Daten ersetzt werden – aber auch in diesen Fällen würde sich wenig an der allgemeinen Problematik ändern. Mai 1999
Insgesamt ergibt sich so das Bild einer fundierten Analyse, die nicht nur den Forschungsstand zur Wahrnehmung des Islam in Deutschland, sondern auch zur Stereo-typenforschung wie zur Diskursanalyse und Korpuslinguistik aufarbeitet. Höher noch als diese genuin wissenschaftliche Leistung ist die gesellschaftliche Rele-vanz dieser Arbeit einzuschätzen. Denn mit ihr wird nicht nur aufgezeigt, dass die Lin-guistik mit ihren spezifischen Methoden wichtige Charakteristika des öffentlichen Sprachgebrauchs aufzeigen kann. Zusätzlich wird durch die vorgelegten Analysen auf-gedeckt, auf welch subtile Weise die sprachlich-mediale Ausgrenzung einzelner Ge-sellschaftsgruppen funktioniert, auch wenn das keineswegs immer der Intention der jeweiligen Journalist:innen entspricht. Gerade in der heutigen Zeit fragmentierter Öffentlichkeiten ist dies ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur Beantwortung der Frage, welche Wirkmechanismen zur häufig beklagten Fragmentierung der Öffentlich-keit beitragen. Prof. Thomas Niehr
Muslimische Vereinigungen in Deutschland bilden gegenwärtig den Gegenstand zahlreicher fachdisziplinärer Untersuchungen und damit verknüpfter Problemstellungen: Aus politikwissenschaftlicher Warte stellen sich insbesondere Fragen von struktureller Integration, normativer Verhältnisbestimmung sowie sicherheitspolitischer Natur. Aus assimilationstheoretischer Sicht interessieren Themen der Adaptions- und Inklusionsweisen migrierter Religionsgruppen im gesellschaftlichen Eingliederungsprozess. Die islam- und religionswissenschaftlichen Fachdisziplinen blicken indessen auf muslimische Vereinigungen in Deutschland mit besonderem Interesse dafür, wie sich islamische Glaubensbestände dort entfalten, reproduzieren und fortentwickeln und welche Strukturformen sich hierbei beobachten lassen. Die vorliegende Studie fasst die verschiedenen disziplinären Leitinteressen am organisierten Islamfeld in Deutschland zusammen und problematisiert seine tagespolitisch bestimmte Thematisierung in den gesellschaftspolitischen Diskursen mit ihren Folgen für die Wissensproduktion und die weitläufige Wahrnehmung des Gegenstandes. In Anbetracht dessen betont sie die Notwendigkeit einer Analyse des Untersuchungsobjekts an der Schnittstelle politikwissenschaftlicher, migrations- und religionssoziologischer Disziplinen in Abstand zu gängigen Prämissen und öffentlichen Debatten. Der davon unabhängigen Beschäftigung mit Fragen von Diversität, Dynamiken und Strukturen im Feld des organisierten Islams in Deutschland widmet sie sich mittels einer theoretischen Leitperspektive (von Niklas Luhmann), die sowohl in der Religionsforschung, als auch in der Politikwissenschaft und Soziologie verwendet wird. Über die kritische Diskussion dieser Theorie und weiterer Konzepte aus der soziologischen Gruppen- und Migrations- bzw. Assimilationsforschung, um die sie erweitert wird, überschreitet sie fachdisziplinäre Schranken. Sie liefert damit nicht nur theoriekritische Passagen, die hinter den jeweiligen konzeptionellen Strängen liegende Annahmen hinterfragen, sondern entwickelt mit der Kombination von systemtheoretischen Ansätzen und migrationsbezogenen Religionstheorien ein Verfahren, um den Gegenstand der Institutionalisierung des Islams in Deutschland wissenschaftlich zu fassen und zu untersuchen. Der Zuschnitt dieser Studie ist von der vierteiligen Frage geleitet, in welchen Sozialformen sich religiös verankerte Deutungs- und Handlungsweisen von Muslimen insgesamt ausgestalten, auf welche typischen Muster sich das organisierte Feld herunterbrechen lässt, welche Prozesse von Vergemeinschaftung dahinterstehen und wie sie sich in ihrem Wechselbezug zur gesellschaftlichen Umgebung erklären lassen. Mittels einer Triangulation von Untersuchungsmethoden und -verfahren erfolgt die Darstellung, Gliederung und Analyse des Gegenstandes islamischer Institutionalisierung. Mit ihren Resultaten präsentiert die Studie einen umfassenden soziologischen Grundriss zum Feld des organisierten Islams in Deutschland und entwickelt eine Terminologie zur Beschreibung seiner Bestandteile, mitsamt der bislang in der Literatur unzureichend berücksichtigten sozialen Formationsweisen von Muslimen u.a. an der Peripherie des Religionssystems (als sekundär-religiöser Vereinigungen gefasst). Dabei stellt sie fest, dass die Institutionalisierung des Islams in Deutschland weitaus mehr organisatorische Konstellationen hervorgebracht hat, als nur die allseits bekannten Formen von Moscheevereinen und ethno-religiösen Dachverbänden. Ihre Befunde legen das fortgeschrittene Stadium und die verschiedenen Weisen der institutionellen und gesellschaftlichen Verfestigung des Islams in Deutschland offen und regen zur stärkeren Berücksichtigung seiner wechselseitigen Relation zum sozialen Umfeld in nachfolgenden Arbeiten an. Mit einer solchen Gesamtdarstellung und mit Erkenntnissen zu den Ursachen von Pluralität und Dynamiken im Feld muslimischer Vereinigungen schafft sie eine vielseitig verwendbare Grundlage für weitere Forschung, wie auch für gesellschaftspolitische Gestaltungsprozesse im Bereich des Islams.
2004
In den letzten Jahren ist der interreligiöse Dialog vermehrt in die Kritik geraten. Da ist die Rede von "multireligiöser Schummelei",[1] "ritualisiertem Austausch von Harmlosigkeiten"[2], "hektischem Aktionismus"[3]. Auch von muslimischer Seite ist man über den Dialog mit den christlichen Kirchen tief enttäuscht. Abdulgani Karahan schreibt auf der Webseite von Milli Görüs: " Für uns als Muslime stellt sich aber auch an diesem Punkt noch einmal die Frage über den Sinn und Unsinn des expliziten Dialogs mit den Kirchen." [4] Man zweifelt an der Nützlichkeit des Dialogs und fragt nach seinem Sinn. Ob auf nationaler oder auf internationaler Ebene, seine Ergebnisse sind mehr als mager. Er hat es nicht geschafft, die Menschen näher zu bringen. Im Gegenteil, er hat die Kluft unter den Menschen vertieft. Der so genannte Dialog der Kulturen bildet die Rückseite der Medaille des Kampfes der Kulturen. Beide verzichten auf das gemeinsam Menschliche, markieren die Differenzen und bereiten auf neue Konflikte vor. Das erklärt auch, warum das so genannte "Weltethosprojekt" nicht an Bedeutung gewinnen kann. Das Projekt bewegt sich nämlich in demselben kulturalistischen Rahmen. Hans Küng schreibt: "Es wird keinen Frieden zwischen den Zivilisationen geben ohne einen Frieden unter den Religionen! Und es wird keinen Frieden unter den Religionen geben ohne einen Dialog zwischen den Religionen!"[5] Die Absicht des Projektes, ein Weltethos über die Deklaration der Menschenrechte hinaus als Grundlage einer Weltgesellschaft zu etablieren, ist fehlgeschlagen.
In diesem Beitrag möchte ich – aus aktuellem Anlass – Thesenartig auf die interdependenten sozio- und psychogentischen Aspekte des Islamismus und der Islamophobie als De-Zivilisierungsschübe in Europa hinweisen, die ich als Nachhinkeffekt des sozialen Habitus der involvierten Menschen in Demokratisierungsprozessen diskutieren möchte. Damit soll eine Überwindungsperspektive des Problems erörtert werden, welche die Vielschichtigkeit dieser Prozesse berücksichtig.
Rezension zu: Schreiner Martin (Hg.): Pluralitätsfähigkeit evangelischer Schulen. Die Münsteraner Barbara-Schadeberg-Vorlesungen, Münster: Waxmann 2021
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