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Staatliche Banken k�nnen schwache Bankenregulierung kompensieren

2010

Abstract

Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 37/2010 11 Staatliche Banken können eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Funktionsfähigkeit von Finanzsystemen und für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung spielen. Dies gilt offenbar vor allem dann, wenn die Banken regulierung schwach ist und Banken nicht ausreichend überwacht werden. Die vorliegende Studie des DIW Berlin zeigt, dass staatliche Banken zu einem höheren Wirtschaftswachstum beitragen können. Dies gilt vor allem für weniger entwickelte Länder und solche mit unzureichender Finanzmarktregulierung. Staatliches Eigentum und staatliche Haftung sichern dann das aus Regulierungsdefiziten resultierende Risiko ab. Deshalb sollten Regierungen staatliche Banken nicht voreilig privatisieren. Stattdessen sollten sie sich auf die Verbesserung des regulativen Umfeldes konzentrieren, das übermäßig riskantes und kundenschädliches Verhalten der Banken verhindert. Staatliche Banken können schwache Bankenregulierung kompensieren Die im angelsächsischen Raum dominante politisch orientierte Sicht auf staatliche Banken hat über viele Jahre den akademischen Diskurs und die wirtschaftspolitischen Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank beherrscht. Die Argumentation basiert auf der Annahme, dass sich politisch beeinflusste Entscheidungen negativ auf die wirtschaftliche Effizienz auswirken. Es wird vermutet, dass Politiker staatliche Banken gebrauchen, um ihren Anhängern und staatlichen Betrieben Kredite zuzuschanzen. Wenn Kredite nicht zu den üblichen Effizienzkriterien vergeben werden, kann dies für die Banken zu Ausfällen und finanzieller Instabilität bis hin zur Krise führen. Gesamtwirtschaftlich könnten davon negative Effekte auf das Wachstum ausgehen. Diese Haltung wurde von Martin Wolf in der Financial Times sehr treffend wiedergegeben: " … Krisenanfällige Privatbanken sind schlecht; aber staatliche Monopolbanken sind noch schlimmer." 1 Wissenschaftlich gestützt wird diese Sichtweise durch empirische Studien, die angeblich einen negativen Zusammenhang zwischen staatlichen Banken und der wirtschaftlichen Dynamik eines Landes zeigen. So sagen La Porta et al. in einer länderübergreifenden Analyse einen Anstieg der jährlichen langfristigen Wachstumsrate von 0,23 Prozentpunkten voraus, wenn der staatliche Bankenanteil um zehn Prozentpunkte gesenkt würde. 2 Ergebnisse wie diese wurden vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank bei der Formulierung der Konditionen für ihre Entwicklungshilfeprogramme aufgegriffen. Die Privatisierung von Banken in Entwicklungsländern wurde auf dieser Grundlage vorangetrieben. 3 1 FT vom 16. Oktober 2008.