Academia.edu no longer supports Internet Explorer.
To browse Academia.edu and the wider internet faster and more securely, please take a few seconds to upgrade your browser.
Der Beitrag wurde auf der Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung anlässlich des 100. Jahrestages der Russischen Revolution von 1917 gehalten. Er fokussiert auf Lernen aus der Geschichte.
2015
Der Beitrag widmet sich der Frage, inwiefern Commons und Commoning (selbstorganisierte Schaffung von Lebensbedingungen) bedeutsam für Kritische Soziale Arbeit sein können. Nach historischen und theoretischen Begriffsbestimmungen wird die Perspektive einer auf Commons basierenden Gesellschaft skizziert. Darauf aufbauend wird argumentiert, dass Commons und Commoning sowohl als Fernziel richtungsleitend für kritisch-emanzipatorische Soziale Arbeit sein können, als auch im Hier und Jetzt das Potential haben, Lebensbedingungen zu verbessern.
transcript Verlag eBooks, 2015
Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-Böll-Stiftung seit Langem. Als wir vor acht Jahren die ersten neugierigen Blicke auf die Commons geworfen haben, ahnten wir noch nicht, auf welch lange Reise wir uns begeben würden. Auf diesem Weg ist neben der politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Commons vor allem eine vertiefte Beschäftigung mit Kulturanthropologie nötig geworden. Wir haben entdeckt, dass die Commons und das Commoning überall in der Welt eine eigene Geschichte und spezifische Ausprägungen haben. Darin liegt auch ihr völkerverbindendes Potential, das auf neokoloniale Gedankenwelten und Politik genauso verzichten kann wie auf den Export von Demokratiemodellen, Institutionsformen und Patentrezepten für Entwicklung. Wenn sich Commons und Commoners Entfaltungsraum erkämpfen können, dann ist das ein großer Schritt für eine demokratische Entwicklung. Unsere Commons-Arbeit ist Teil eines Erkenntnisprozesses und einer Suche. Wir wollen unter anderem wissen: Wie könnte eine gerechte Wirtschaft und Gesellschaft aussehen, die eine sozialökologische Transformation in den planetarischen Grenzen ermöglicht? Wer treibt mit uns gemeinsam die Überlegungen voran, wie wir künftig miteinander leben wollen? Wer denkt nicht nur über Zukunftsfragen nach, sondern probiert hier und heute bereits Neues aus? Commons und Commoning sind Theorie und Praxis zugleich. Deshalb widmen wir beiden besondere Aufmerksamkeit als eine von mehreren möglichen Antworten auf die oben gestellten Fragen. Zu ihrer theoretischen Fundierung tragen wir seit Jahren bei und haben eine Trilogie geplant, deren erster Band im Frühjahr 2012 erschienen ist: Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Er wurde breit rezipiert. In vielen Diskussionen und Netzwerktreffen der letzten beiden Jahre entstanden Ideen für diesen vorliegenden zweiten Band: Die Welt der Commons-Muster gemeinsamen Handelns. Uns ist es wichtig, mit anderen an einer Vision zu arbeiten, die nicht nur Altbekanntes reformieren will, sondern einen wirklich transformativen Charakter hat. Wir unterstützen diesen Prozess, weil wir überzeugt sind, dass daraus Räume für eine andere Logik, eine neue Sprache und neue Denkkategorien entstehen. Solche Räume können sich nur losgelöst vom politischen Alltagsgeschäft und dessen Pragmatismus entfalten. Einen wichtigen Anstoß, in Commons-Theorie und alternative Formen der Wirtschafts-und Gesellschaftsgestaltung in unserem eigenen gesellschaftlichen 3 | Siehe zum Thema Lebendigkeit auch den Beitrag von Andreas Weber am Ende dieses Bandes auf den Seiten 354 ff. (Anm. der Hg.). Kapitel I-Begründen 34 Abbildung 8: Schema einer 4-Stufen-Pyramide mustertheoretischer Forschungsarbeit Muster der Commons und des Commoning Vor der Commons-Bewegung liegt eine Entwicklung, die mit einer weiteren Mobilisierung und Verbreitung des Wissens, das in der Bewegung beziehungsweise in ihren Akteurinnen und Akteuren lebt, verbunden sein muss. Die Situation erscheint komplex, vor allem durch die Vielfalt von historischen und aktuellen Erscheinungsformen von Commons in allen Kulturen. Es ist eine Herausforderung, aus dieser Vielfalt einen Grundstock von Begriffen als Modelle für alle Commons-Projekte ausfindig zu machen. Als wäre das nicht Anspruch genug, stellt sich zusätzlich die Aufgabe, wichtige Problemstellungen der Gegenwart, z.B. den Klimaschutz, als Gemeingut-Projekte zu verstehen und zu Lösungen zu finden. Die Situation ist nicht einfach und doch lässt sich sagen: Die notwendi gen Konzepte und Methoden existieren bereits, und es wird intensiv daran gearbeitet, die Theorie der Muster mit der Praxis der Commons zu verbinden.
VS Verlag für Sozialwissenschaften eBooks, 1997
This document is made available under Deposit Licence (No Redistribution -no modifications). We grant a non-exclusive, nontransferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, noncommercial use. All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use.
Soziologische Revue, 2011
2019
Fragt man Englischsprachige, welche beiden der drei oben abgebildeten Gegenstände zusammengehören, sagen die meisten: Bleistift und Papier. Aber Menschen, die Bora sprechen, antworten anders. Bora ist eine Sprache der nordwestlichen Region Amazoniens, die etwa 70 Begriffe für die Form von Gegenständen bereithält: einen »für lange dünne, einen für runde, einen weiteren für flache mit einer geraden Kante und so weiter«. 1 Als der Ethnolinguist Frank Seifart einen Test mit Bora-Sprachigen durchführte und die Ergebnisse mit denen von Englisch-und Spanischsprachigen verglich, antworteten sämtliche Testpersonen, »Bleistift und Nagel gehören zusammen«. Für Menschen die Bora sprechen, schien die Beziehung zwischen Gegenständen ähnlicher Form selbstverständlich. Selbstverständlicher als eine funktionale Beziehung. Dieses kleine Experiment weist darauf hin, wie tief Sprache unsere Wahrnehmung prägt. Wörter, Begriffe und Kategorien grenzen bestimmte Aspekte der Realität gegenüber anderen ab und betonen sie. Sie bestimmen, was wir an einem gegebenen Phänomen oder Gegenstand wahrnehmen -und drängen andere Aspekte an den Rand. Begriffe und insbesondere analytische Kategorien richten unsere Aufmerksamkeit auf das, worauf es gemäß einer bestimmten Kultur, Perspektive oder Theorie »wirklich ankommt«. Sie steuern auf subtile Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen. Wenn die Wörter einer bestimmten Sprache eher Formen als Funktionen aufgreifen, dann verwundert es nicht, dass die Sprecherinnen und Sprecher dieser Sprache Gegenstände eher nach ihrer Form als nach ihrer Funktion gruppieren. Am Anfang ist das Wort, und jedes Wort verändert die Welt: Wörter, Begriffe und Kategorien Ein Wort ist ein Symbol -meist ein Sprachlaut oder eine Zeichenkombination. Es erlaubt uns, eine bestimmte Bedeutung zu kommunizieren. Die menschliche Kommunikation ist so erstaunlich vielseitig, weil wir mit Hilfe der Grammatik, insbesondere des Satzbaus, Wort um Wort um Wort miteinander verknüpfen können. Ein Begriff ist ein Wort oder eine Wendung, das/die eine abstraktere Vorstellung oder Konzeption auszudrücken vermag. Da Begriffe ihren Ursprung in spezifischen historischen und kulturellen Kontexten haben, enthalten sie auch Hinweise auf ideen-und kulturgeschichtliche Aspekte. So war die »pferdelose Kutsche« ein früher Begriff für das Auto und Spiegel einer vor-automobilen Kultur. Die »vier Elemente« (Luft, Wasser, Erde, Feuer) reflektieren vorwissenschaftliche Vorstellungen seit der griechischen Antike. Eine Kategorie ist ein grundlegender analytischer Begriff, der durch eine explizite Methode erzeugt wird. Kategorien sind auf bestimmte Dimensionen eines Phänomens gerichtet. Dadurch bestimmen sie, was wir von einem Gegenstand zu sehen bekommen. Wir nehmen das Menschsein anders war, wenn wir den Menschen kategorial als Homo oeconomicus, als individuellen Nutzenmaximierer, fassen statt als Ich-in-Bezogenheit. Eine relationale Kategorie beruht auf einem relationalen Seinsverständnis (vgl. Kapitel 2). Markt, Gesetze oder Krankheiten und Gesetze sind keine Dinge -sie können nicht vergegenständlicht werden. Es sind relationale Phänomene und Ereignisse. Ein Mensch hat nicht eine Sache namens Tuberkulose, sondern erlebt, was aus komplexen Prozessen entsteht, an denen Zellen, Viren und Bakterien beteiligt sind. Wir bezeichnen das Erscheinungsbild, das immer wieder anders ist, als Tuberkulose. Ähnlich werden auch in der Rede von »dem Markt« oder »dem Staat« zahllose Bündel sozialer und politischer Beziehungen unsichtbar gemacht. Also: Obzwar wir gerne glauben, dass unsere uns wohlbekannte Sprache wahrheitsgetreu ausdrückt, was wir erleben, ist dies schlicht und einfach nicht der Fall. Es ist nicht nur so, dass wir verschiedene Welten bewohnen und diese in unterschiedlichen Idiomen beschreiben; vielmehr bewohnen und erschaffen wir unterschiedliche Welten und Weltsichten durch Sprache. Wir tun dies bewusst oder unbewusst. Es scheint nur so, als würden »Papier und Bleistift« automatisch »zusammengehören«. Tatsächlich -das lehrt uns die Anthropologie -ist diese Ordnung, die wir übernehmen oder für uns selbst konstruieren, menschengemacht.
Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2012
Die rezeption von bourdieus auseinandersetzung mit der Kunst fällt verglichen mit anderen wichtigen Fragestellungen und themen seines Werkes relativ knapp aus. Für diese behauptung werden im Verlaufe dieses aufsatzes einige indizien gesammelt. Der grund dafür liegt, so die zentrale these dieses textes, in der Verkennung der sozialtheoretischen relevanz von bourdieus Kunsttheorie. um diese these zu belegen, werden ansätze und entwürfe, die sich in Sammelbänden (2) oder Monographien (4) ohnehin direkt auf das bourdieu'sche Werk beziehen ebenso untersucht wie solche, in denen es allgemein um kunsttheoretische und/oder ästhetische Fragestellungen geht (3 und 5). Dass und inwiefern aber durchaus fruchtbar an bourdieus kunsttheoretisch Werk anzuknüpfen ist, sollen abschließend verschiedene beispiele zeigen, in denen dies erfolgreich getan wurde. Schlüsselwörter: Kunstfeld • ästhetik • Sozialtheorie Against the misapprehension of the social-On the reception of Pierre Bourdieu's theory of the arts in the German speaking area Abstract: in comparison with other important questions and topics of his oeuvre, the reception of bourdieu's discussion of art turns out to be rather limited. in defense of this argument, the article assembles quite some evidence. the reason for the limitation mentioned is to be found, according to the main claim of this article, in the misapprehension of the social-theoretical relevance of bourdieu's art theory. in order to substantiate this thesis, the article analyses approaches and concepts refering straightforwardly to bourdieu's work in anthologies (2) and monographs (4) as well as books that deal with questions of art theory and/or aesthetics in a rather general way (3 and 5). in order to show that and how it is possible to tie in with bourdieu's art theory in a fruitful way, the concluding part of the paper gives several examples of productively drawing on bourdieu's theory of art.
Selbst in Werken, die den marxistischen um ein Jahrhundert vorgehen, wird die prähistorische, Zeit vor der Zivilisation als eine aufgefasst, die „frei“ oder noch nicht befreit vom Privateigentum ist. Ob es Jacques Rousseaus ist, der eine Gesellschaft asozialer Individuen vorstellt,1 David Hume, der Gerechtigkeit nur in eine Gesellschaft des mäßigen Mangels versetzt (und eine Gesellschaft des Überflusses ähnlich wie verschieden Utopisten, Sozialisten und später Kommunisten als eine ohne für uns typische Konflikte beschreibt)2, oder Thomas Hobbes, für den in diesem Naturzustand das Naturrecht „aller auf alles“ und ein Krieg „aller gegen alle“ vorherrscht, die Vorstellung einer Phase der gesellschaftlichen Entwicklung vor dem Privateigentum ist nicht marxistische Dogmatik, sondern verbreitete Annahme.
sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, 2019
2021
Wer das Video 1 schaut, reibt sich verwundert die Augen: Nach nur zehn Stunden steht dort, wo es vorher nur Grundmauern gab, eine riesige Doppelscheune. Am 13. Mai 2014 wurde sie von den Amish People 2 im Bundesstaat Ohio errichtet, verkleidet und gedeckt. Die Erinnerung an die Millionenmetropole Wuhan drängt sich auf. Dort ließ die chinesische Regierung Anfang Februar 2020 im Kampf gegen das Corona-Virus binnen zehn Tagen ein neues Krankenhaus aus dem Boden stampfen. 3 Im Gegensatz zu Wuhan kam jedoch in Ohio kaum mehr als Muskelkraft zum Einsatz. Im Video flimmern die dortigen zehn Stunden Bauzeit im Zeitraffer über den Bildschirm. Zu sehen sind drei Minuten und dreißig Sekunden Gewusel, in dem alles eine unfassbare Ordnung hat. Einer der beliebtesten Kommentare dazu lautet: "10 Stunden, um all das zu tun, und unser Stadtrat braucht 3 Jahre, um ein Schlagloch zu reparieren". Darauf die nicht weniger beliebte Antwort: "Jeder Stadtrat braucht 3 Jahre und ein paar Millionen Dollar". Tatsächlich scheint hinsichtlich der Effizienz einzig eine zentralistische und autoritäre Regierung den oft als vorgestrig belächelten Bauleuten der Doppelscheune das Wasser reichen zu können. Das ist bemerkenswert, doch es bemerkt fast niemand; vermutlich weil die Amische nach eigenen Aussagen "in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt" 4 sind. Inspirierende Formen des Bauens gibt es allerdings nicht nur in den US-amerikanischen Siedlungen der Amischen, sondern auch in Europa, Afrika, Lateinamerika, Australien oder Indien-kurz: überall auf der Welt. In den Dörfern der Adis im nordostindischen Arunachal Pradesh haben sich über Jahrhunderte bemerkenswerte soziale Strukturen und Praktiken bewährt. Zu ihnen gehört das sogenannte Riglap. "Rig" ist abgeleitet von "Arik" und bedeutet "Feld". "Lap", die Kurzform von "Lapnam", lässt sich übersetzen mit "um Hilfe bitten". Das klingt zunächst, als ginge es nur um
2021
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.
Aus Arbeit herausgenommen zu werden ist weder eine Wohltat noch gar ein Recht; (fast) jeder Arbeitsplatz ist besser als keiner ...". Wolfgang Streeck und Rolf G. Heinze 1. Eine Debatte kehrt heim In der ewigen Wiederkehr der immer gleichen Argumente, Bilder und Szenarien hat die deutsche Sozialstaatsdebatte etwas seltsam Beruhigendes und Irritierendes zugleich. Mit einer geradezu schicksalhaft anmutenden Gewißheit werden wir in unregelmäßigen, den wechselnden politischen und ökonomischen Konjunkturen geschuldeten Abständen Zeugen der jeweils neuesten "Krise" des Sozialstaats, des jeweils jüngsten Gerichts über seine Paradoxien und Dysfunktionen, seine intendierten und nicht-intendierten sozialen und ökonomischen Effekte. In immer neuen Anläufen werden die fatalen Konsequenzen wuchernder sozialpolitischer Intervention und ausufernden sozialstaatlichen Engagements beklagt: die ungebremste Kostendynamik, die Schwächung von Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Gemeinsinn, die beschäftigungsfeindliche Reglementierung des Arbeitsmarkts. Prangt auf der Titelseite eines der Zentralorgane der deutschen Printmedienlandschaft in übergroßen Lettern "Der Unsozialstaat" als Aufmacher (vgl. hier DIE ZEIT Nr. 21 vom 20.5.1999), dann wissen wir, daß wir nun die nächste Runde dieser ewig jungen Debatte miterleben dürfen. Dann erklärt der diensthabende Kritiker, daß (und manchmal auch warum) "das Sozialsystem -einst Stolz der Westdeutschen -nicht mehr zu bezahlen" sei: "Der Sozialstaat ist unsozial geworden. Er versagt, weil er zuviel verspricht. Er belastet den Faktor Arbeit, schafft Arbeitslosigkeit." (Heuser/von Randow 1999)
Vortrag im Rahmen des Herbstworkshops "Commons" der HfWU Nürtingen-Geislingen am 07.11.2014
In: Bauer, Otto. 2024. Der Kampf um Wald und Weide. Studien zur österreichischen Agrargeschichte und Agrarpolitik. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Lisa Francesca Rail. 7-58. Wien & Berlin: Mandelbaum., 2024
This is my introductory essay to the re-publication of Otto Bauer's "Der Kampf um Wald und Weide". (The attached document is an extract made openly accessible by the publisher). "Der Kampf um Wald und Weide" was first published in 1925 and is a historical essay tracing the development of property in land on the territory of the republic of Austria. Interpreting his own historical findings, Otto Bauer additionally makes suggestions for how a socialist agarian program should deal with the question of property in and the distribution of land. In my introduction I situate the text in its historical and political context and ask which aspects can productively be taken up again for dealing with current struggles over land and the constitution of food systems.
Dieses Buch liest sich wie eine Befreiung. Ja, doch, es gibt Alternativen zum Kapitalismus und zum untergegangenen Staatssozialismus, zum übermächtigen Markt und Staat. Sie sind menschen-und naturfreundlich. Sie befriedigen Bedürfnisse und produzieren Verbundenheit. Sie sind so alt wie die Menschheit und gleichzeitig so modern wie neueste Computertechnologien. Sie sind überall auf dem Globus präsent, und doch kennen sie nur wenige. Es handelt sich um die Commons. Manche sagen dazu auch »Gemeingüter«, doch das ist unzulässig verkürzt. Woran liegt die seltsame Unsichtbarkeit der Commons? Viele Wirtschaftswissenschaftler stecken noch in der überholten Vorstellung von der »Tragödie der Gemeingüter« fest. Sie haben für Commoning keine Begriffe-und kein Verständnis dafür, dass es beim gemeinsamen Produzieren, Nutzen und Teilen nicht auf Geld-und Machtvermehrung ankommen könnte. Commons machen im Wortsinne sprachlos, weil sie mit den gängigen ökonomischen und juristischen Begriffen nicht zu fassen sind. Der große Einwand gegen Commons lautet gewöhnlich, sie seien zu klein, um Klimakrise, Armut und andere Weltprobleme zu bekämpfen. Die befreiende Botschaft dieses Buches: Es geht. Gerade die kleinteilige Selbstorganisation birgt die Rettung. Durch Commoning werden Lebensmittel angebaut und verteilt, Wälder geschützt, Wohnraum geschaffen, Menschen gepflegt, Traktoren entworfen, Schulbücher verfasst, gemeinwohlorientierte Kreditsysteme geschaffen und vieles mehr. Commoning ist ein lebendiger sozialer Prozess, in dem Menschen selbstorganisiert ihre Bedürfnisse befriedigen. Drei Beispiele: Gemeinschaftlich genutztes Ackerland, Weiden, Wälder und Gewässer gehören zu den ältesten und größten Commons: Laut einem Bericht der International Land Rights Coalition sind bis zu 2,5 Milliarden Menschen auf Gemeinschafts-und indigenes Land angewiesen. Der niederländische Pflegedienst Buurtzorg besteht aus lauter kleinen selbstverwalteten Teams. Diese pflegen Kranke schneller gesund als hierarchische Dienste-nicht obwohl, sondern weil dort niemand die Minuten pro Verbandswechsel abrechnen muss. »Wiki-House« ist ein Internet-Designbaukasten für die Schaffung von einfachem, günstigem und energiesparendem Wohnraum. Er ermöglicht eine »kosmo-lokale Produktion«, bei der Menschen »leichte« Dinge wie Wissen und Design über das Internet weitergeben, um vor Ort »schwere« Dinge wie Häuser zu produzieren. Mit einem großen theoretischen und empirischen Aufwand haben Silke Helfrich und David Bollier die Ergebnisse der Commons-Forscherin und Nobelpreis-Jahr Anzahl der SoLaWis
Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 2019
Die normative Garantie und faktische Umsetzung von gesellschaftlicher Teilhabe aller ist Grundlage für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Glaubwürdigkeit pluraler Demokratien. Gleichzeitig werden permanent Auseinandersetzungen darüber geführt, wer "alle" sind: alle Menschen, alle Bürger*innen, alle Betroffenen, alle …? Außerdem ist die faktische Umsetzung von Teilhabe immer wieder unvollständig. Während sich manche aktiv für eine Ausweitung von gesellschaftlicher Teilhabe einsetzen, werden existierende Teilhabeschranken vielfach hingenommen, da die Norm der Teilhabe immer wieder für bestimmte, als anders oder nicht zugehörig beschriebene Gruppen in Frage steht. Einige erachten die mangelhafte Umsetzung oder aktive Einschränkung von Teilhabe bestimmter Bevölkerungsgruppen als legitim oder gar geboten. Die Diskussion um Teilhabe ist somit auch eng verknüpft mit Auseinandersetzungen von Zuschreibungen an und Kategorisierungen von Gruppen. Sie ist verbunden mit Identitäten und Politiken der Anerkennung und Abwertung (Benhabib 2002, Taylor 1992). Es geht also um einiges bei Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe. Sie ist fundamental umkämpft und muss permanent neu verhandelt, neu erstritten werden. Die Geschichte sozialer Bewegungen ist daher zugleich eine Geschichte von Kämpfen um die Zuerkennung und Durchsetzung von Teilhabe in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Allerdings stellen sich Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe nicht immer gleich salient und konfliktträchtig. Mit der Pluralisierung von Gesellschaften werden auch Teilhabekonflikte wahrscheinlicher und drängender. Derzeit befinden wir uns in einer Phase, in der vehemente Konflikte darüber ausgetragen werden, wer dazu gehören soll und wer nicht. Gestritten wird dabei insbesondere, wem nach kulturellen und ethnischen Kriterien Teilhabe zugestanden werden soll (Grande, 2018). Allerdings differenzieren sich die Konfliktparteien nicht ethnisch, sondern weltanschaulich entlang der Frage, wie viel soziale Vielfalt und Komplexität in der Gesellschaft zugelassen, akzeptiert, gewünscht ist.
Input - Zeitschrift für die Wirtschaft, 1998
Relativzahlen wie die Staats-, Steuer-, Abgaben-, Lohn-, Gewinn- oder Sozialleistungsquote sind aus politischen und wirtschaftlichen Diskussionen kaum wegzudenken. Ihre Beliebtheit erklärt sich durch ihre scheinbare Einfachheit: Sie reduzieren die Komplexität der realen Wirtschaft auf klare, einprägsame Kennzahlen. Dies macht sie nicht nur für politische Entscheidungsträger, sondern auch für Praktiker zu einem unverzichtbaren Instrument, um Argumente zu entwickeln und Positionen zu untermauern. Doch was passiert, wenn diese Quoten missverstanden oder überinterpretiert werden? Dieser Beitrag beleuchtet die Herausforderungen und Risiken, die mit der Nutzung gesamtwirtschaftlicher Quoten verbunden sind. Am Beispiel der Sozialleistungsquote und dreier unterschiedlicher Lohnquotenkonzepte wird aufgezeigt, wie diese Zahlen oft verzerrte oder ungenaue Schlussfolgerungen ermöglichen. Ziel des Artikels ist es, ein kritisches Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Quoten zu schaffen und deren Rolle in der wirtschaftspolitischen Kommunikation neu zu bewerten. Indicators like government expenditure, tax, wage, profit, and social benefit ratios are popular tools in economic and political discourse due to their simplicity and communicative power. However, their use often leads to overinterpretation or misjudgment, distorting real-world complexities. This article examines these challenges, focusing on the social benefit ratio and three distinct wage ratio concepts. It highlights the pitfalls of relying on such ratios and emphasizes the importance of critical evaluation in economic policymaking and public communication.
Loading Preview
Sorry, preview is currently unavailable. You can download the paper by clicking the button above.