Academia.edu no longer supports Internet Explorer.
To browse Academia.edu and the wider internet faster and more securely, please take a few seconds to upgrade your browser.
…
20 pages
1 file
Kaum eine Debatte der letzten Jahre wurde in der Intensität geführt, wie die zur Vorhautbeschneidung (Zirkumzision). Interessant ist schon der Debattenverlauf, der nicht mit der Urteilsverkündung des Kölner Landgerichts Anfang Mai 2012 einsetzte, sondern erst sechs Woche später. Dafür gibt es Gründe. Auffallend war die weitgehende Zurückhaltung von ParlamentarierInnen und der medizinischen Fachgesellschaften im Gegensatz zu anderen gesellschaftlichen AkteurInnen, die eine vehemente Position gegen die Zirkumzision einnahmen. Dieser Band interveniert hier fundiert: Zülfukar Cetin und Salih Alexander Wolter beleuchten den Diskursverlauf und erarbeiten im Anschluss an die "Dialektik der Aufklärung" und Michel Foucaults Gouvernementalitätsstudien, wie selbst die geäußerten "atheistischen" Positionen von einem protestantisch-christlichen Religionsverständnis, von Herrschaft sowie rassistischen antisemitischen und antimuslimischen Einstellungen durchwoben sind. Heinz-Jürgen Voß untersucht die medizinischen Studien zur Auswirkung der Vorhautbeschneidung und stellt die Ergebnisse klar vor. Bei Edition Assemblage; Auflage: 1 (30. November 2012)
Aschkenas, 2003
Die deutschsprachige Beschneidungsdebatte im 19. Jahrhundert Die Brit Milah, das Ritual der Beschneidung, stellt ein ganz zentrales jüdisches Zeremonialgesetz dar. Bis zum frühen 19. Jahrhundert blieb weithin unbestritten, daß seine Ausübung eine Voraussetzung für die Zugehörigkeit zum Judentum bildet. Dies änderte sich jedoch, als sich innerhalb des Judentums eine Reformbewegung konstituierte, deren radikale Repräsentanten die Bedeutung der Beschneidung für das Judesein leugneten. Vereinzelte jüdische Kritiker der Brit Milah forderten ihre Abschaffung. Gemäßigtere Reformer verlangten bloß Modifikationen in ihrer Durchführung. Andere wiederum relativierten ihre religiöse Bedeutung zugunsten ihrer medizinischen Relevanz. All diesen Neubestimmungen des Rituals war jedoch gemein, daß sie seine traditionelle religiöse Deutung hinterfragten. Im folgenden sollen diese neuen Ansichten über die Brit Milah dargestellt werden. Dabei handelt es sich um das Ergebnis einer Untersuchung, bei der aus Zeitungen, Monographien, medizinischen Fachartikeln und anderen Texten Beiträge zur Zirkumzisionsdebatte herausgearbeitet und nach ihren Begründungsmustern zu kategorisieren versucht wurden. Im großen und ganzen konnten drei Argumentationslinien ausgemacht werden, die jeweils in einer bestimmten Phase des 19. Jahrhunderts die kritische Diskussion um die Beschneidung im deutschen Sprachraum Ð zwar nicht ausschließlich, aber weitgehend Ð bestimmten.
2013
Die Debatte über die rechtliche Behandlung der rituellen Beschneidung von Knaben beschäftigt die deutsche Strafrechtswissenschaft trotz Inkrafttretens des neuen § 1631d BGB noch immer. Dieser Beitrag untersucht kritisch die Darstellungen zum Stand medizinischer Erkenntnis in der rechtswissenschaftlichen Diskussion. Dazu werden die Prinzipen der evidenzbasiert-wissenschaftlichen Forschung in den strafrechtlichen Diskurs übertragen. Die Quellen der bisherigen rechtswissenschaftlichen Beiträge werden herausgearbeitet und mit dem Stand medizinischer Erkenntnis, wie er sich im internationalen Schrifttum darstellt, verglichen. Es zeigt sich dabei, dass die bisher im deutschen Schrifttum zu findenden Angaben, mit denen die Kritiker die Strafwürdigkeit des Eingriffs begründen, erheblich von dem internationalen Forschungsstand abweichen. Diese Abweichungen sollten von der anhaltenden deutschen Debatte berücksichtigt werden. Despite its explicit legalization in the new section 1631d BGB, the debate on the legality of ritual male circumcision in German jurisprudence continues. This article reviews the alleged state of medical knowledge represented in the legal debate thus far. For this purpose, the principles of evidence-based scientific research are transferred to the criminal law discourse. This new methodology is than employed to evaluate the sources of the previous contribution and to compare them with the state of medical knowledge as identified in international sources. The subsequent analysis shows that the information provided and relied upon by the proponents of the rituals’ criminality in the German legal literature differ significantly from current international scientific consensus. Those differences should be carefully taken into consideration in any further discourse on the subject matter.
Turia & Kant, 1995
Der Antisemitismus identifiziert den Juden als den "absoluten Feind" einer politischen Logik, die auf der Schließung des Innen, der Ausschließung, schließlich der Vernichtung beruht. Dementgegen wird hier den Irritationen nachgegangen, die sich aus den Fragen nach einer jüdischen Politik und nach dem politischen Judentum ergeben. Spinoza, Cohen, Levinas, Derrida geschuldet, widmet sich dieses Buch einer zu nichts und nicht nötigenden Beschneidung. Die Themen der Gesetzgebung, der Auserwählung, der Exilierung, der Assimilierung und der prophetischen Eschatologie bilden dazu die Leitmotive.
Säkulare Selbstbestimmung versus religiöse Fremdbestimmung, 2014
Am 7. Mai 2012 erließ das Landgericht Köln ein Urteil gegen die Beschneidung von Jungen in Deutschland. Dieses Urteil zog eine breite öffentliche Debatte nach sich; es formierte sich ein Diskurs, innerhalb dessen für und wider die Beschneidung und ihre gesetzliche Regelung diskutiert wurde.
In öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Kontexten ist viel geschrieben worden über das Kopftuch: Warum Musliminnen und welches Kopftuch sie trügen, was davon zu halten und wie dies mit ‚deutschen' Vorstellungen vereinbar sei, ob Frauen selbst entscheiden sollten, ob sie mit Kopftuch lehren und richten dürften. Hierzu werden seit geraumer Zeit Kopftuch tragende Musliminnen be-und ausgefragt, ihre Aussagen in Studien, von Medien und vor Gericht interpretiert, ihre Praxis be-und nicht selten auch verurteilt. Sie selbst verteidigen ihr Recht, sich nach ihren Vorstellungen zu kleiden und ihre Religiosität zu leben, diskutieren in eigenen Medien religiöse und modische Aspekte und berichten, wie es ihnen gelingt, trotz Diskriminierung aufgrund ihres Kopftuchs ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und ihre Lebensentwürfe zu verwirklichen. Dazu gehört unter anderem, sich vor Gericht das Recht zu erstreiten, ein Kopftuch zu tragen. Das Bundesverfassungsgericht entschied 2017, dass ein grundsätzliches Kopftuchverbot verfassungswidrig ist. Nichtsdestotrotz versuchen (auch staatliche) Einrichtungen mit wechselndem Erfolg, das Urteil zu konterkarieren (Boos-Niazy 2017; Samour 2017).
Vor mehreren Jahren lernte ich Boschra kennen, die anbot, meine kleine Gruppe zur Sultan Hassan Madrasa zu begleiten. Die junge Ägypterin hatte einen Universitätsabschluss und sprach hervorragend Deutsch. Sie trug das obligate Kopftuch und gab sich vorerst sehr zurückhaltend. Sie beobachtete uns, achtete auf das, was wir sagten und fragte schließlich nach unseren Familienverhältnissen. Erst nachdem sie Vertrauen geschöpft hatte, erzählte auch sie von ihrem Mann und ihrem Sohn. Die junge Familie wohnte im Stadtteil Saida Zeinab, wo vor einigen Jahren ein Hochhaus einstürzte. Dabei handelte es sich um einen ungenehmigten Bau, der ohne statische Berechnung errichtet wurde. Sie beklagte sich über die hohen Kosten für Wohnen und Leben. Wenn sie nicht ab und zu die Möglichkeit hätte, in der Tourismusbranche zu arbeiten, würde die Familie nicht über die Runden kommen. Boschra führte uns durch die Madrasa und zeigte uns schließlich einen kleinen Raum. " Hier werden die Eheverträge unterschrieben " , begann sie ihre Erklärungen. " Ich habe auch hier geheiratet. Generell ist es ein sehr schlichtes Ritual, das vor dem Imam oder einer theologisch geschulten Person durchgeführt wird. Es müssen aber mindestens zwei männliche Zeugen anwesend sein, wobei die Frau einen Ehevormund braucht, dies kann auch der Vater oder der Großvater sein. Wenn nun ein Paar die Ehe eingeht, verpflichtet sich der Mann, die Frau zu unterstützen und zu finanzieren. Die Pflicht der Frau ist es, ihm gehorsam zu sein. Gewalt durch den Ehemann ist verboten, aber sie passiert nur allzu oft. Auch wenn Frauen bei der Polizei Anzeige erstatten können, werden sie meistens mit dem Argument abgewiesen, dass es laut Koran dem Ehemann erlaubt ist, seine Frau zu züchtigen. Ein Grund, warum so viele Frauen in die von ihren Eltern arrangierten Ehen einwilligen, ist die Angst, nach schlechten Erfahrungen nicht mehr ins Elternhaus zurückkehren zu können. " Vor allem in den ländlichen Gebieten bestimmen die Eltern die Ehepartner ihrer Kinder oft schon im Kindesalter und nicht selten stammen sie aus der Verwandtschaft. Ahmed, ein Freund aus Luxor, sieht in dieser Praxis einen Zusammenhang mit verschiedenen Erbkrankheiten. Als Beispiel führte er seinen Bruder an, der aus diesem Grund zwei taubstumme Kinder hat. Ahmed lehnt es daher vehement ab, jemand aus der Verwandtschaft zu heiraten. Mir brannte etwas auf der Zunge und letztendlich stellte ich Boschra die Frage, ob sie beschnitten ist. Sie sah mich an, ein Schleier legte sich über ihre Augen und mit einem hörbaren Seufzer senkte sie den Blick. Erst kamen die Worte stockend, dann immer flüssiger und aggressiver. Sie erzählte mir, dass sie sich im Alter von elf Jahren diesem furchtbaren Ritual unterwerfen musste, wobei die Betonung auf unterwerfen lag. Lange Zeit konnte sie damit nicht fertig werden, wusste nicht, wie sie mit dieser Verstümmelung, diesen schrecklichen Erfahrungen, leben sollte. Sie war allein mit all ihrem Schmerz und ihren Wunden, seelisch wie körperlich. Verständnis für ihr Leid konnte sie nicht erwarten, schließlich gehört diese unmenschliche Tortur zum Alltag. Um einen Mann zu bekommen und als sittsame Frau zu gelten, muss ein Mädchen beschnitten sein, darüber wird nicht diskutiert. Boschra erzählte mir auch die Geschichte einer Europäerin, die sich Hals über Kopf in einen Ägypter aus dem Deltagebiet verliebte und in das Haus der Familie zog. Eines Tages wurde sie gekidnappt und in Folge beschnitten. Der Druck in den Familien ist oft so stark, vor allem von den Großmüttern, dass sich Mütter und Töchter dem nicht entziehen können. Und die Männer? Was tun die Männer, um das Leid der Frauen zu mildern? Hin und wieder stellte ich ihnen genau diese Frage. Die Antworten waren meistens dieselben: " Das ist alles ganz furchtbar, sehr schlimm, aber es steht so im Koran, da haben wir keine Chance etwas zu ändern " , oder: " Die Frauen wollen das ja selbst, es ist schon immer so gewesen, es ist Tradition, es ist für die Gesundheit der Frauen " … Als ich nachfragte, warum sie so oft westlichen Frauen ihre Männlichkeit anbieten, hieß es: " Mit ägyptischen Frauen dürfen wir keinen Sex haben, wenn wir nicht verheiratet sind und heiraten können wir uns nicht leisten. " Ein junger Kairener im Khan el-Khalili Bazar meinte lapidar, " zum Glück gibt es Witwen ". " Ägypterinnen haben nur Kochen und Kindererziehung im Sinn, empfinden keine Lust, man kann mit ihnen nicht diskutieren " , waren weitere Wortmeldungen. In einem Interview erklärte ein Mann nach langem Drängen einer Reporterin auf die Frage, warum er nur mit einer beschnittenen Frau geschlechtlich verkehrt: " Wenn die Frau nicht beschnitten ist, kann es sein, dass sie mit ihrem Geschlecht meinen Penis verschlingt. " Bei all diesen Argumenten bleibt einem buchstäblich die Sprache weg. Alaa al-Aswani sagt, Demokratie ist die Lösung. Ich möchte es erweitern und sagen: Ohne Demokratie, Bildung und Aufklärung wird es keine Lösung für die ägyptischen Probleme geben. Ägypten gehört leider zu jenen Ländern, in denen die weibliche Genitalverstümmelung zu einem sehr hohen Prozentsatz praktiziert wird. Je weiter man nach Süden, nach Oberägypten und in die Dörfer
Protest gehört in der modernen Gesellschaft zum Alltag der Politik. Ständig treibt es Menschen auf die Straße, werden Petitionen geschrieben, Kritik geäußert. Nichts bleibt unbestritten, alles könnte auch ganz anders sein. Protest besitzt in der öffentlichen Meinung nahezu ubiquitäre Präsenz, und insofern gehört Protest auch zum basalen Inventar der modernen Demokratie, untrennbar verbunden mit dem demokratischen Auftrag, soviel Kontingenz wie möglich zuzulassen und zu berücksichtigen. Wodurch aber zeichnet sich Protest aus? Durch Kritik statt Affirmation? Durch Negation des Status quo ohne Alternative? Durch Verweigerung, Nörgelei und Arroganz? Welche Relation besteht also zwischen Politik und Protest, zwischen Jasagen und Neinsagen? Was macht der Protest im Unterschied zur Politik anders, worin unterscheiden sich Protest und Politik? Protest ist eine andere Politik der Unterscheidung - so die These von Dresden. Um das zu veranschaulichen, soll der Sinn dieser These vom Allgemeinen zum Besonderen, d. h. von hinten nach vome, über die vier Unterscheidungen (1) Unterscheidung, (2) Politik der Unterscheidung, (3) Eine andere Politik der Unterscheidung und (4) Protest: Eine andere Politik der Unterscheidung hinweg erschlossen werden.
Intersektionale Solidaritäten. Beiträge zur gesellschaftskritischen Geschlechterforschung, 2024
#EinesFürAlle. Dies war einer der aussagekräftigen, für Inklusion, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit stehenden Hashtags, mit denen das Frauen* Volksbegehren im Jahr 2018 nicht nur die feministische Szene Österreichs deutlich belebte, sondern auch nachhaltig den Diskurs prägte. Das „Frauen*volksbegehren 2.0 – Verein zur Neuauflage eines Frauenvolksbegehrens in Österreich“, so der offizielle Name der Initiative, sah sich in der Tradition des ersten Frauenvolksbegehrens in Österreich 1997, welches 644.665 Unterschriften erhielt, aber von dessen elf Forderungen bis zum Jahr 2017 nur eine umgesetzt wurde. Diese Tatsache sowie die politische Lage sowohl in Österreich als auch in der Welt bewegte die Initiator*innen im Jahr 2016, ein zweites Frauenvolksbegehren zu planen, welches letztendlich sehr erfolgreich in der Eintragungswoche zwischen 1. und 8. Oktober 2018 insgesamt 481.959 Menschen für sich und seine Forderungen gewinnen konnte. Dies ist das dreizehntbeste Ergebnis eines Volksbegehrens in Österreich.1 Noch wurde keine seiner neun Forderungen umgesetzt.
Loading Preview
Sorry, preview is currently unavailable. You can download the paper by clicking the button above.
Die Beschneidung von Jungen, 2014
Verirrungen der bundesdeutschen Diskussion - Eine Polemik, 2019
Feministische Studien, 2017
Blickwechsel: Akten des XI. lateinamerikanischen Germanisten-kongresses, São Paulo – Paraty – Petrópolis 2003: Band 3, 2005
Interdisziplinäre Diskursforschung, 2020
2010
GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, 2021
In Bewegung denken. Politisch-Theologische Anstöße für eine Globalisierung von unten, 2003
GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft
Radiofeature von SWR2 Wissen, 2021
Pandaemonium Germanicum, 2003
Interventionen. Grenzüberschreitungen in Ästhetik, Politik und Ökonomie, 2012