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2010, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde III, 285-303
Heute, in der späten Moderne, üben sich die Menschen in neuen Kulturtechniken, deren bestimmendes Moment die Bewegung ist. Sie erlauben es ihnen, ihr Alltagsleben zwischen Bewegung und Bleiben zu arrangie-
Informationen zur Raumentwicklung 2: Multilokales Wohnen, hg. Gabriele Sturm, Christine Weiske. Bonn (mit Justin Winkler) , 99-106 , 2008
Erscheinung und Begriff Multilokalität als Erscheinung ist in ver-schiedenen Segmenten des politischen Lebens unter meist negativ belegten Schlagwörtern präsent: bei den Raumwissenschaften etwa als Landschaftsverbrauch, Flächenverschleiß oder Energievergeudung. Dass Multilokalität - so wie sie von den Autorinnen und Autoren dieses Hefts verstanden wird - in einer globalisierten Urbanität auch Element von nicht verhandelbaren Lebensstilen und neuen Identitäten ist, hat ihr eine neue Farbe verliehen. Multilokalität als Begriff hat in Disziplinen, die sich mit außereuropäischen Kulturen und Räumen befassen, Tradition, während sie in der Erforschung der westlichen Gesellschaften heute gewissermassen neu entdeckt wird. Ergibt sich hier eine Konvergenz des Nordens mit dem Süden? Oder erscheint auf hochtechnisiertem Niveau eine Form der Bewältigung von Raum und Zeit erneut, die den "alten" und subsis-tenzorientierten Gesellschaften durchaus schon vertraut war? Vielleicht ist das eher eine Frage des Blickwinkels: Wir denken die Mehrörtigkeit als Innenbeziehung der westlichen Kulturen, ebenso wie die Ethnographen sie als Innenbeziehung der indigenen Kulturen betrachtet haben. Das Phänomen der "Langzeitmobilität", das uns in den außereuropäischen Befunden entge-gentritt, nähert sich mit der "Fernmobilität" der Multilokalität an und erweist sich als eine substanzielle Überschneidungskategorie der letzteren. Hier wird die empirische Lokalitätsforschung interessant und kann wichtige Diskussionsgrundlagen liefern. Im Rahmen der Mobile Culture Studies, die Beweglichkeit, Gerichtetheit und Bewegung als Eckpunkte des Systems Mobilität annehmen, wird Mobilität zum Ausgangspunkt für die Kulturanalyse. Dazu müssen wir Abschied nehmen vom umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes Mobilität, in dem Bewegung und Bewegtheit als Bedeutung miteinander verschmelzen. Weil es letztlich stark variierende lebensweltliche Intenti-onen sind, die die verschiedenen Formen der Mehrörtigkeit schaffen, müssen wir mit John Urry von Mobilitäten in der Mehrzahl sprechen. Die Mehrzahl lässt - zumindest in den kulturwissenschaftlich inspirierten Disziplinen - die Stufung zwischen primären (Haupt-) und sekundären (Neben-) Kategorien fragwürdig erscheinen. Die "Sekundär"-Wohnformen in Europa sind nicht Ausdruck von "Sekundär"-Funktionen.....
Rainer Danielzyk u.a. (Hg.): Multilokale Lebensführungen und räumliche Entwicklungen. Ein Kompendium. Forschungsberichte der ARL 13. Hannover 2020, 35-41. , 2020
Frankfurt/M: Peter Lang, 2003
In: Eva Kimminich (Hg.) Kulturelle Identität: Konstruktionen und Krisen. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2003: 187-211 (= Welt -Körper -Sprache. Perspektiven kultureller Wahrnehmungs-u. Darstellungsformen, Bd. 3).
2016
Die Vielfalt des Phanomens der multilokalen Lebensfuhrungen macht sie zugleich auch„unsichtbar“.
Kulturen in Bewegung, 2012
Sowohl der Begriff als auch die Vorstellung von »Kultur« verändern sich aktuell radikal. Intellektuelle aus allen Disziplinen sind damit befasst, eine Neubestimmung und -positionierung von »Kultur« vorzunehmen. Im Zeitalter von Globalisierung und Migration ist die Vorstellung von einer zugleich an ein Volk, eine Nation und an einen spezifischen Ort gebundenen Kultur im Herder'schen Sinne offenbar obsolet geworden. Man versucht vielmehr, die Fluidität, die Dynamik und die Grenzüberschreitungen zwischen Kulturen zu begreifen. Die Beiträge in diesem Band zeigen, dass das Konzept der Transkulturalität, welches zunehmend sowohl die Interkulturalitäts-Studien als auch die Postcolonial Studies als kulturwissenschaftliches Paradigma ablöst, hierfür einen methodischen Ansatzpunkt bietet.
Geographica Helvetica, 1999
Kultur und soziale Praxis, 2020
Bereits mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass Migrantinnen und Migranten mit dem Ortswechsel ihre bisherigen sozialen Bezüge nicht verlieren. Stattdessen bilden sich neue Verbindungen und Austauschformen wie die Überweisung von Rimessen, 1 das Vermitteln von Arbeitsstellen an Verwandte und Freunde oder die Übernahme von Betreuungsaufgaben in transnationalen Familienverbänden. »Die grenzübergreifenden Verflechtungen zwischen den Orten der Herkunft, der Ziele und der Weiterwanderung, aber auch die der Rückkehr sind integraler Bestandteil von Migration« (Faist et al. 2014: 11). Diese Beziehungen sind keine neuen Phänomene, ihnen wurde aber lange Zeit wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Anfangs der 1990er Jahre leiteten die US-amerikanischen Anthropologinnen Glick Schiller, Basch und Szanton Blanc einen Perspektivenwechsel ein. Sie zeigten die engen grenzüberschreitenden Beziehungen und Praktiken von Migrantinnen und Migranten auf. Bisher wurde Migration vorwiegend mit Bruch, Entwurzelung und Heimatlosigkeit in Verbindung gebracht und der Blick wurde hauptsächlich auf die Integrationsbemühungen im Ankunftsland gerichtet. Die neue Perspektive sollte den Blick weg von der abwertenden Opferkonstruktion und Problemzentriertheit hin zu den Potenzialen und Ressourcen wenden. »Transmigrants are immigrants whose daily lives depend on multiple and constant interconnections across international borders and whose public identities are configured in relationship to more than one nation-state« (Glick Schiller et al. 1995: 48). Der deutsche Soziologe Pries griff den Begriff Ende der 1990er Jahre auf. Er unterscheidet transnationale Beziehungen vom gelegentlichen Austausch früherer Auswanderer mittels Briefen oder sporadischer Besuche. Es handelt sich ihm zufolge um »grenzüberschreitende Phänomene […], dielokal verankert in verschiedenen Nationalgesellschaften-relativ dauerhafte 1 Vgl.
Temporäre An- und Abwesenheiten in ländlichen Räumen, 2021
Zusammenfassung Multilokalität ist eine Lebensweise, die nahezu in allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten vertreten ist. Bislang fehlen den lokalen Akteur*innen oftmals das Wissen und Bewusstsein über die Zusammenhänge und Auswirkungen multilokaler Lebensweisen. Um aber auf das zunehmende Phänomen Multilokalität reagieren zu können sowie geeignete Strategien und Ansätze zu entwickeln, ist es bedeutsam, die relevanten Akteur*innen für Multilokalität und die daraus resultierenden Auswirkungen dieser Lebensweisen zu sensibilisieren. In diesem Beitrag werden verschiedene Instrumente und Formate vorgestellt, um (1) für Multilokalität zu sensibilisieren, (2) die Wahrnehmung des Phänomens zu erhöhen und (3) geeignete Strategien und Ansätze im Umgang mit Multilokalität zu entwickeln.
2021
Multilokalität ist ein diverses und nicht etwa neues Phänomen. Die Ausprägungen und Motive der mehrörtigen Lebensweisen sind auch in ländlichen Räumen vielfältig. In diesem Beitrag wird das Forschungsfeld Multilokalität mit dem speziellen Fokus auf ländlichen Räumen skizziert. Die Bedeutung mehrörtiger Lebensweisen für ländliche Räume werden anhand beispielhafter multilokaler Lebenspraktiken aus dem Landkreis Diepholz erläutert.
Zeitschrift für Soziologie, 1998
Zusammenfassung Zwei gegenläufige Entwicklungen in diesem Jahrhundert - die Verlängerung der gemeinsamen Lebenszeit von Familienmitgliedern und die Verkürzung des Zusammenlebens von Eltern und Kindern in einem Haushalt - führten zu einer zeitlichen Ausdehnung später Familienphasen im Lebensverlauf. Daher spielt sich ein Großteil des familialen Lebens gegenwärtig in getrennten Haushalten an geographisch verschiedenen Orten ab. Diese Entwicklung führte auch zur Prägung des Begriffes „multilokale Mehrgenerationenfamilie“. Die räumliche Ordnung der Familienstruktur dieser Lebensphasen ist selbst aber wiederum Ergebnis lebenszyklischer sowie bildungs- und arbeitsmarktspezifischer Wanderungsentscheidungen. Dieser Beitrag analysiert für die „alte Bundesrepublik“ mit Daten des Sozio- ökonomischen Panels für das Jahr 1991 die räumliche Struktur der Familie in späten Familienphasen, also nach dem Auszug der Kinder. Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse eine große räumliche Nähe zwischen Eltern ...
Amerikanische Literaturgeschichte, 2004
Amerikanische Literatur beginnt mit den verbalen Ausdrucksformen der ersten Amerikaner. Was wir heute als >indianische Literatur< (American Indian literature, Native American literature) bezeichnen, umfaßt sowohl die seit dem 18. Jh. von Indianern in englischer Sprache schriftlich verfaßte Literatur als auch die bis heute mündlich überlieferten Traditionen der H. Breinig et al. (Hrsg.
Zeitschrift für Kultur- und Kollektivwissenschaft, 2015
Mit sehr großem Vergnügen komme ich der Aufgabe nach, eine Standortbestimmung des Kollektivansatzes zu skizzieren. Ich nähere mich dieser Arbeit als außenstehender Leser, Forscher und Kulturwissenschaftler, der sich bislang nicht an der Debatte um den Kollektivansatz beteiligt hat. Auch wenn mir der Ansatz bereits vorher durchaus gut bekannt war, habe ich mich für die Aufgabe der Standortbestimmung noch einmal ausführlich in die begründenden Arbeiten von Klaus P. Hansen eingelesen. Darüber hinaus habe ich mich bemüht, Arbeiten zu sichten und zu sammeln, deren Autoren sich explizit auf den Kollektivansatz nach Hansen beziehen, diesen weiterführen, kritisieren oder ergänzen. Auch von dem Begründer selbst habe ich hierzu wertvolle Hinweise erhalten. Warum stelle ich mich selbst gleich zu Beginn einer solchen Standortbestimmung, die doch eigentlich die Autoren des Ansatzes ins Zentrum rücken sollte, derart in den Mittelpunkt? Meine Standortbestimmung folgt keiner Systematik und keiner vorher existenten Methode (Was, bitte, ist * Dominic Busch ist Professor für interkulturelle Kommunikation und Konfliktforschung an der Universität der Bundeswehr München. In der gegenwärtigen Forschung beschäftigt sich Dominic Busch mit Konstruktionen von Kulturverständnissen in akademischen und Gesellschaftsdiskursen.
Verortungen der Interkulturalität, 2012
Die Idee der ›Kulturhauptstadt Europas‹ entstand in den frühen 1980er Jahrenzu einer Zeit, als sich Europa in einem Strukturwandel befand, von dem die großen Städte in besonderer Weise betroffen waren. Die Deindustrialisierung führte zum Niedergang bisheriger Schlüsselökonomien, zu Massenarbeitslosigkeit und neuer Armut. Die Städte-konkreter: ihre Regierungen und Verwaltungen-sahen sich mit der Aufgabe konfrontiert, angesichts der weggebrochenen wirtschaftlichen Basis neue Wege zu gehen. Mit Blick auf die Dienstleistungsgesellschaft als Hoffnungsträgerin wurde ›Kultur‹ bald als Standortfaktor erkannt und bekam eine zentrale Rolle in den Stadtumbaustrategien zugewiesen. Auf die Indienstnahme der ›Kultur‹ folgte in den vergangenen Jahren zunehmend auch die ›Interkulturalität‹, die Selbstdarstellung als für Investitionen, Tourismus und neue Arbeitskräfte ›offene‹ Stadt. Diese Inszenierung argumentiert jedoch mit Thesen und Annahmen, die die strukturellen Zusammenhänge urbaner Probleme ausblenden oder nur streifen. Der folgende Beitrag zeichnet diese Zusammenhänge nach. Dazu werden in einem ersten Schritt aus einer stadtsoziologischen Perspektive der Begriff der ›Urbanität‹ eingeführt und die Bedingungen für ein friedliches Zusammenleben vielfältiger Kulturen und soziale Integration in der Großstadt diskutiert. In den Städten (West-)Europas, so der zweite Schritt der Argumentation, wurde diese Integration durch wohlfahrtsstaatliche Arrangements gewährleistet, die jedoch mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel in eine Finanzierungs-und auch Legitimierungskrise gerieten. Die seit den 1980er Jahren verfolgten sozialund stadtpolitischen Reformen unterminieren jedoch diese Grundlagen, was eine weitere Verschärfung der sozialräumlichen Segregation in den Städten mit sich bringt.
Hannover: Verlag der ARL - Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft eBooks, 2020
This contribution discusses the relationships between social infrastructures and multilocal lifestyles. Besides the two criteria "existence" and "accessibility" of social infrastructures, it becomes clear that the life phase, personal preferences and free choice are of great importance, especially with regard to age-specific social infrastructures. Multilocality linked to social infrastructures can thus take a rural-urban orientation as well as an urban-rural one, and moreover can entail a relocation of the main residence or central point of life. Due to the complexity of the interrelationships, spatial planning must bring the issue of multilocality into the discussion about demand planning and service development.
Informationen zur Raumentwicklung
Multilokalität ist ein Phänomen, das es in der einen oder anderen Ausprägungsform wohl schon immer gab, das aber erst in den letzten Jahren in den Fokus sozialwis senschaftlicher Interessen geraten ist. Man interpretiert es oft vor dem Hintergrund der "Zweiten Moderne" und der Globalisie rung. "Multilokalität bedeutet Vita activa an mehreren Orten: Der tätige Lebensalltag in seiner Gesamtheit verteilt sich auf verschie dene Orte, die in mehr oder weniger gro ßen Zeiträumen aufgesucht und mit einer mehr oder weniger großen Funktionstei ligkeit genutzt werden". 1 Man kann Multi lokalität auch als eine spezifische Form der "Entanke rung" in der Spätmoderne inter pretieren. 2 Im deutschen Sprachraum haben sich seit einigen Jahren Vertreter unterschiedlicher Disziplinen im Projektgruppenverbund oder als "Einzelkämpfer" dem Thema an genähert. In Einzelprojekten wurden dabei sehr unterschiedliche Ansätze zur Erfassung des Phänomens realisiert, unterschiedli che inhaltliche Schwerpunkte gesetzt und verschiedenartige Teilaspekte behandelt. Überdies gehen die Einzelprojekte von un terschiedlichen disziplinären, paradigma tischen und methodischen Zugängen aus. Dies führt in Diskussionen gelegentlich zu Verwirrungen und Missverständnissen und letztlich zu dem Wunsch, eine Art ge meinsamer "Metasprache" zu suchen, mit deren Hilfe es möglich sein sollte, die un terschiedlichen Facetten und Dimensionen des Phänomens und die verschiedenartigen analytischen und konzeptionellen Zugänge gleichsam "unter einen Deckel" zu bekom men. Wir sind noch weit davon entfernt, Theorien der Multilokalität formulieren zu können, haben aber doch das Bedürfnis, zumindest die wichtigsten Beschreibungs dimensionen für das Phänomen zu identi fizieren und einen konzeptionellen Rah men zu entwickeln, der abstrakt genug ist, die unterschiedlichen Ausprägungsformen, Prozesse und Teilaspekte zu inkludieren, der gleichzeitig aber auch die Formulie rung konkreter Forschungsfragen zulässt.
Sozial Extra, 2020
ZusammenfassungMobilität, auch über nationalstaatliche Grenzen hinweg, ist für viele junge Menschen Normalität in Europa. Inwiefern grenzüberschreitende Mobilität damit in Zusammenhang steht, dass junge Menschen in Europa Beziehungen zu Personen in anderen Ländern aufbauen und aufrechterhalten, ist bislang nicht hinreichend erforscht. Der Beitrag zeigt auf Grundlage der Daten des MOVE-Projektes, dass rund ein Drittel der jungen Menschen in Europa mindestens einmal mehr als zwei Wochen aus anderen Gründen als Urlaub oder Besuch der Familie im Ausland waren. Grenzüberschreitende Beziehungen sind in den vier wichtigsten Beziehungen zu Familie und Freund_innen eher die Ausnahme. Ein schwacher Zusammenhang zwischen Mobilitätserfahrung und dem Vorhandensein transnationaler Beziehungen deutet an, dass sich auch ohne eigenen Auslandsaufenthalt Lebenswelten junger Erwachsener transnationalisieren.
ZEP, 2019
Eine rassismuskritische und diversitätssensible Diskursanalyse kultureller Bildungsangebote im Kontext Flucht Ein Werkstattgespräch über einen laufenden Forschungsprozess Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag bezieht sich auf das Forschungsprojekt "Flucht-Diversität-Kulturelle Bildung", das vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) gefördert wird. In dem Projekt geht es um eine rassismuskritische und diversitätssensible Diskursanalyse kultureller Bildungsangebote im Kontext von Flucht und Migration. Dazu werden die Forschungsmethode sowie die ersten Forschungsergebnisse in Form eines Werkstattgesprächs vorgestellt.
Reinhard Johler/Max Matter (eds.): Mobilitäten. Europa in Bewegung als Herausforderung kulturanalytischer Forschung, Münster, pp. 91-97., 2011
Migration wird – auch rückblickend – als Abweichung von einer als Norm gesetzten Sesshaftigkeit definiert. Im folgenden Artikel wird diese Dichotomisierung kritisch hinterfragt, indem Mobilitäten im 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert europäischen 'nation buildings', untersucht werden. Dabei greife ich auf Archivmaterial zurück, das im Zusammenhang mit meiner Dissertationsforschung zu grenzüberschreitender Mobilität im historischen Dreiländereck zwischen Sachsen, Böhmen und Schlesien erhoben wurde. Ausgewählte Beispiele zeigen, wie vielfältig mobile Praxen im 19. Jahrhundert waren und welche Auswirkungen nationale Orientierungsmuster auf ihre zeitgenössische Problematisierung hatten. Dabei stehen „Grenzfälle“ im Mittelpunkt: Bewegungen über Staatsgrenzen werden ebenso beleuchtet wie Menschen und Erfahrungen, die sich einer Kategorisierung und Dichotomisierung von Migration und Sesshaftigkeit entziehen. Betrachtet werden aber auch Verwaltungshandeln und ökonomische Entwicklungen, die an der Herausbildung eines nationalen Grenzregimes beteiligt waren.
Springer eBooks, 2021
Multilokalität ist als Phänomen nicht nur in urbanen, sondern auch in ländlichen Räumen vorzufinden (vgl. Lange 2018; Peer 2013). Das hängt v. a. mit vielfältigen Transformationsprozessen in ländlichen Räumen zusammen (Wiegandt/ Krajewski 2020; s.a. Beitrag Greinke/Lange/Born in diesem Band (Kap. 2)): • Der wirtschaftsstrukturelle Wandel, d. h. der Bedeutungsverlust der Landwirtschaft, des dörflichen Handwerks, dorftypischer Dienstleistungen und lokaler Industrien führt oftmals zu einem Verlust von Arbeitsplätzen. Es kommt damit zur räumlichen Trennung von Wohnen und Arbeiten, was zu einem erhöhten Pendler*innenaufkommen, aber auch zur Entstehung multilokaler Lebensweisen beitragen kann (s.a. Danielzyk/Dittrich-Wesbuer 2020). • Der demografische Wandel führt in vielen ländlichen Räumen zu einem Bevölkerungsrückgang und einer Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung. In diesem Zusammenhang stellt sich vielerorts ganz konkret die Frage, wie die Versorgung mit Leistungen der technischen und sozialen Infra-6 © Der/die Autor(en) 2021 F. Othengrafen et al. (Hrsg.
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