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2021, Aletta Diefenbach, Philipp Knopp, Piotr Kocyba & Sebastian Sommer (Hg.): Rechte Proteste erforschen: Erfahrungen und Reflexionen aus der qualitativen und quantitativen Forschung
2021
Die Bewegungswissenschaften haben in der Bundesrepublik Deutschland ihren Ursprung in der Beforschung Neuer Sozialer Bewegungen. Unter anderem auch deshalb blieben rechte Protestmobilisierungen aus der Perspektive der deutschen Movement Studies lange unerforscht. Das änderte sich mit den rassistischen Ausschreitungen Anfang der 1990er Jahre als eine Debatte darüber entbrannte, ob die (extreme) Rechte nicht auch als eine Bewegung aufzufassen sei. Spätestens seit Anfang der Nullerjahre besteht zwar ein Konsens darüber, das dem so ist. Doch führte dies nicht dazu, das Nischendasein der bewegungswissenschaftlichen Beschäftigung mit rechten Akteur*innen aufzulösen. Im Nachgang des durch die Dresdner Pegida-Demonstrationen initiierten rechten Protestzyklus (seit Ende 2014) ändert sich dies. Seitdem rückt der Fokus verstärkt darauf, wie rechte Bewegungen methodisch angemessen zu beforschen sind. So hat Pegida offengelegt, dass das methodische Instrumentarium der Bewegungsforschung bei seiner Anwendung im rechten Mobilisierungskontext schnell an Grenzen stößt, was zuletzt auch forschungsethische Fragen einschließt. Die hier versammelten Beiträge greifen diese Forschungslücke und Problemlage auf: Sie beleuchten jeweils an konkret durchgeführten Studien im rechten Protestmilieu wie qualitative und quantitative Methoden eingesetzt werden können und diskutieren sowohl Herausforderungen als auch Lösungsansätze.
Protest hat viele Gesichter. er ist selten eine spontane (massen-)Reaktion auf ein konkretes ereignis. meistens geht ihm eine mobilisierung vorweg, oft ist er in die mehr oder weniger langen Wellen einer sozialen Bewegung eingebunden. Oder er wird von Verbänden, Parteien, nGOs, Gewerkschaften usw. organisiert. Protest kann Ausdruck linker oder linksradikaler Überzeugungen sein, er kann sich als Bürgerinitiative gegen die eigene Umwelt unmittelbar betreffende staatliche Planungen richten, er kann sich, als Ausdruck rechter oder rechtsradikaler Gesinnung, gegen minderheiten richten, oder er kann im Rahmen von PR-Kampagnen inszeniert werden. er kann sich im Rahmen etablierter politischer institutionen wie auch außerhalb von Parteien und Verbänden artikulieren, kann sich innerhalb der (rechtlichen) Spielregeln des bestehenden politischen Systems bewegen oder sich über sie hinwegsetzen. / / / Protest ist zu einem routinemäßig eingesetzten mittel politischer Artikulation geworden, das oft in ergänzung zu anderen politischen Partizipations-und Artikulationsformen genutzt wird. Die noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorherrschende elitistische Ansicht, Protest sei etwas irrationales, weil die/der einzelne "[a]llein durch die tatsache, Glied einer masse zu sein […] mehrere Stufen von der Leiter der Kultur" herabsteige, (Le Bon 1973, 17) ist inzwischen weitgehend von einer nüchterneren Perspektive abgelöst worden, die Protest als eine unter vielen Formen politischen Handelns anerkennt. / / / Die Veralltäglichung des Protests hat aber auch dazu g
Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen (4/2010), S. 113-115., 2010
Soziologie, 2013
"Zusammenfassung: Die Autoren untersuchen die Lage der Forschung zu sozialen Bewegungen und Protest in der deutschen Wissenschaftslandschaft. Sie konstatieren, dass einer hohen gesellschaftlichen Bedeutung und gewachsenem medialen Interesse eine kaum institutionalisierte Forschung gegenübersteht. Obwohl es eine international etablierte Fachöffentlichkeit und ausdifferenziertes Wissen über diesen Gegenstand gibt, bedarf es akademischer Institutionalisierung in der Bundesrepublik. Neben einer Problembeschreibung gehen die Autoren auch auf einzelne theoretische und empirische Ansätze sowie auf Forschungslücken der Bewegungsforschung ein. Im Ausblick wird die Initiative zur Gründung eines „Instituts für Protest- und Bewegungsforschung“ vorgestellt, die sich die Behebung einiger der aufgezeigten Missstände vorgenommen hat. Abstract (Englisch): The authors analyze the current state of research on social movements and protest in Germany. The article offers a brief overview over relevant theoretical approaches and empirical findings and discusses some of the shortcomings of the growing and substantial body of international social movements research. They argue that despite the societal relevance and strong media interest in social movements this has not led to an institutionalization of social movement research in Germany. The article ends with an outlook in which the authors briefly discuss the initiative for the creation of an Institute for Protest and Movement Research, which might help to overcome some problems of weak institutionalization in the German field of social movement research."
Soziologie
The authors analyze the current state of research on social movements and protest in Germany. The article offers a brief overview over relevant theoretical approaches and empirical findings and discusses some of the shortcomings of the growing and substantial body of international social movements research. They argue that despite the societal relevance and strong media interest in social movements this has not led to an institutionalization of social movement research in Germany. The article ends with an outlook in which the authors briefly discuss the initiative for the creation of an Institute for Protest and Movement Research, which might help to overcome some problems of weak institutionalization in the German field of social movement research.
Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 2018
Die Forschung zu Protesten und sozialen Bewegungen ist eine politische Wissenschaft: Sie ist zum Ersten ein Teilgebiet der Politikwissenschaft und der politischen Soziologie, weil sie sich mit ihrem Fokus auf einen Akteurstyp ausrichtet – soziale Bewegungen, mobilisierte Zivilgesellschaft und Aktivist*innen – und mit Fragen von Macht und der Herstellung verbindlicher Entscheidungen befasst; ihr Gegenstand ist also politisch. Sie ist es auch, zweitens, weil ein nicht unerheblicher Teil der Forschenden diesen Gegenstand aufgrund eigenen Engagements wählt und zumindest Teilen des Forschungsfeldes mit Sympathien gegenübersteht. Am deutlichsten wird das bei denen, die die eigene Forschung explizit in den Dienst der Bewegung(en) stellen, sei es als kritisches Reflexions- oder als strategisches Handlungswissen. Protestforschung ist, drittens, politisch, weil sie – etwa in der Medienfigur der Protestforscher*in – zur gesellschaftlichen Konstruktion ihres Gegenstands beiträgt. Die akademische Würdigung von Protest hat auch zu seiner Normalisierung als akzeptierter Form politischer Partizipation beigetragen. Viertens ist Protestforschung politisch, weil ihr Tun immer wieder als Politikum empfunden wird. Protestforscher*innen sind immer konfrontiert mit Erwartungen und Einflüssen unterschiedlicher gesellschaftlicher Felder (Wissenschaft, Politik, Protestierende, Medien u.a.), die teilweise diametral entgegengesetzt sind und sich gelegentlich auch konflikthaft entladen: Auf der einen Seite vermuten wissenschaftspolitisch Verantwortliche, dass mit der Förderung der Protestforschung die Revolution finanziert werde.1 Auf der anderen Seite lehnen auch manche Aktivist*innen Protestforschung mit der Begründung ab, sie diene als Produktion von Herrschaftswissen der Einhegung von Protest. Protestforscher*innen sind damit nolens volens Teil einer politischen Auseinandersetzung. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zur Reflexion und Positionierung. Während die Diskussion über die politischen Implikationen der Protestforschung das Feld schon immer begleitet hat, stellen sich in den letzten Jahren neue Fragen. Das Bekanntwerden des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und die Konjunktur völkischer Proteste wie etwa bei Pegida hat ein neues Interesse an sozialen Bewegungen von rechts geweckt. Schon vorher hatte sich mit dem Extremismusparadigma in Behörden und Ministerien die Vorstellung durchgesetzt, dass zwar der Rechtsextremismus gut erforscht sei, es aber an Erkenntnissen zum „Linksextremismus“ fehle. Mit diesen Entwicklungen hat sich der Blick auf Protestforschung verändert und es entstanden neue Institutionen, die das Feld mit politischem Auftrag in den Blick nehmen.
AUS POLITIK UND ZEITGESCHICHTE, Heft "Wissen", 2021
Sociologia Internationalis 56(2), 2018
Zusammenfassung: In diesem Aufsatz argumentiere ich, dass die soziale Zuschreibung von Protesten ein ent-scheidendes Moment in der sozialen Konstruktion sozialer Bewegungen darstellt. Dieser As-pekt ist in der Literatur nicht ausreichend behandelt worden. Dies zeige ich mittels der Dis-kussion dreier Traditionen – dem politischen Prozessmodell, der Systemtheorie und der kultu-rellen Pragmatik – auf: Um dieser geringen Aufmerksamkeit zu begegnen, entwickle ich eine Konzeptualisierung von Zuschreibungsprozessen, die zwei Teilprozesse der Konstruktion von Bewegungsprotesten unterscheidet: Protestofferten und Protestrezeption. Ich diskutiere die-ses Konzept an zwei relevanten Kontexten, in denen Proteste gesellschaftlich konstruiert werden: bewegungsbezogene Gegenöffentlichkeiten und massenmediale Öffentlichkeiten. Mein Plädoyer dafür, die kommunikative Konstruktion von Bewegungsprotesten als soziolo-gisches Forschungsthema ernst zu nehmen, mündet in der Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens für zukünftige Forschung. Abstract: In this paper, I argue that the social attribution of protests to social movements is a crucial moment in the social construction of social movements. This issue has not yet been sufficient-ly addressed in theory and research. I demonstrate this shortcoming by discussing three theo-retical frameworks: The political process model, systems theory and cultural pragmatics. In order to address this gap, I develop a conceptualization of attribution processes that distin-guishes two sub-processes of the construction of movement protests: protest messages and protest reception. Furthermore, I discuss two relevant contexts in which protests are socially constructed: movement-related counter-public spheres and mass media public spheres. I plead for taking the communicative construction of movement protests as a research topic seriously. To this end, I develop a conceptual framework for future research.
Eine soziologische Annäherung an Pegida ipb working papers | Berlin, Februar 2015 Die ipb working papers werden herausgegeben vom Verein für Protest und Bewegungsforschung e.V. Sie erscheinen in loser Folge. Die Initiative für Protest-und Bewegungsforschung (ipb) hat eine Konsolidierung dieses Forschungsfeldes zum Ziel. Ihre Aktivitäten sind unter http://protestinstitut.eu dokumentiert. Alle Texte aus der Reihe sind auf dieser Internetseite abrufbar. Protestforschung am Limit
Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 2019
Der Essay nimmt jüngere Angriffe auf die Protestforschung, sie sei staatliche „Gegnerkunde“, zum Anlass einer Analyse des Forschungsfeldes. Er geht der Frage nach der Berechtigung des Vorwurfs in zweierlei Hinsicht nach: Erstens werden die verschiedenen Beziehungsmuster zwischen den „Protestforscher*innen“ und ihrem Feld, die sich auf die Art der Wissensproduktion auswirken können, dargestellt. Entlang der Dimensionen „Positioniertheit“ und „Bewertung“ werden drei Grundtypen von Protestforscher*innen (Interessierte, Engagierte, Distanzierte) sowie diverse Randphänomene vorgestellt. Zweitens wird gezeigt, wie sich Protestforschung im Hinblick auf ihren gesellschaftlichen Nutzen, der in den harschen Kritiken kaum Beachtung findet, begründen lässt. Dafür werden wissenschaftliche, progressiv-bewegungsnahe und liberale Argumente angeführt. Dieser Nutzen steht aber unter dem Vorbehalt der Beachtung forschungsethischer Herausforderungen, die aus den spezifischen Ambivalenzen des Feldes der...
musik im Protest sozialer Bewegungen imUSiK mACHeni d © Berlin | Hamburg | August 2009 | ISBN 978-3-935936-71-2 Assoziation A | Gneisenaustr. 2a | 10961 Berlin | tel 030-695 829 71 www.assoziation-a.de | [email protected] | [email protected] Satz und Umschlaggestaltung: kv | Druck: Winddruck Siegen FOTOS hks 13
ipb working papers, 2015
Der Aufsatz führt in ausgewählte Problemstellungen der gegenwärtigen Forschung zu Sozialen Bewegungen und Protest, insbesondere den Zusammenhang von sozialen Bewegungen und Demokratie, ein. Zunächst wird der Begriff der sozialen Bewegung und der Bewegungsgesellschaft im Hinblick auf den Gesellschaftsbezug und die Selbstverhältnisse kollektiver Protestakteure erläutert. Im zweiten Abschnitt wird die Bedeutung sozialer Bewegungen in der Diskussion um die 'Krise der Repräsentation' und die 'Demokratisierung der Demokratie' herausgearbeitet. Drittens wird anhand aktueller Bewegungen (Occupy, Mahnwachen für den Frieden/Montagsmahnwachen, Pegida) gefragt, ob sich in postdemokratischen Verhältnissen ein bestimmter neuer Bewegungstyp herausbildet, der insbesondere von immenser politischer Entfremdung und spezifisch Web-2.0-geprägten Subjektivitäten gekennzeichnet ist. Diese Bewegungen werden als dreifacher Ausdruck postdemokratischer Verhältnisse begriffen: als Reaktion auf die Postdemokratie, als Kritik an der Postdemokratie und als Verkörperung postdemokratischer Strukturen. Viertens werden einige Herausforderungen für soziale Bewegungen analysiert, die sich aus autoritären Krisenbewältigungsstrategien und dem gegenwärtigen polizeilichen Umgang mit Protest ergeben. Im Fazit wird kurz auf weitere Forschungslücken und theoretische Herausforderungen für die Protestforschung eingegangen.
2012
Im folgenden Beitrag wird die grenzüberschreitende Diffusion einer radikalen Protestmethode am Beispiel offener Feldzerstörungen in der europäischen Anti-Gentechnik-Bewegung analysiert. Die Zerstörung von mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bepflanzten Feldern coram publico bildet die radikalste und konfrontativste Methode dieser Bewegung. In der französischen Anti-Gentechnik-Bewegung waren offene Feldzerstörungen von entscheidender Bedeutung und hatten entscheidenden Anteil an der Reform der französischen Biotechnologiepolitik. Im Beitrag wird die Übernahme dieser Methode durch AktivistInnen in Spanien und Deutschland analysiert, um die Frage zu beantworten, inwieweit nationale Grenzen für soziale Protestbewegungen an Bedeutung verlieren.
European Journal of Sociology, 2011
Eine soziologische Annäherung an Pegida ipb working papers | Berlin, Februar 2015 Die ipb working papers werden herausgegeben vom Verein für Protest und Bewegungsforschung e.V. Sie erscheinen in loser Folge. Die Initiative für Protest-und Bewegungsforschung (ipb) hat eine Konsolidierung dieses Forschungsfeldes zum Ziel. Ihre Aktivitäten sind unter http://protestinstitut.eu dokumentiert. Alle Texte aus der Reihe sind auf dieser Internetseite abrufbar. Protestforschung am Limit
In: Barrikade. Tools for Action, Ausstellungskatalog, 2016
Kleine Medien- und Kulturgeschichte der Pariser Barrikaden von der Julirevolution 1830 bis zum Pariser Mai 1968. Im Heft zur Ausstellung BARRIKADE der Künstlergruppe Tools for Action, im Haus der IG Metall, Berlin, vom 21. Juli bis 2. September 2016.
2024
Gesundheit, Klima, Wohnen – die „soziale Frage“ lässt sich schon lange nicht mehr auf Ausbeutung durch das Fabrikregime begrenzen. Neben der Verschränkung von Produktions und Reproduktionssphäre bekommen es Aktivist:innen mit der räumlichen Vielschichtigkeit ihrer Kämpfe zu tun. Die Beiträge des Bandes liegen im Schnittfeld von Forschung und Aktivismus. In Analysen zu gewerkschaftlichen Kämpfen, feministischen Streiks und migrantischer Selbstorganisation beleuchten sie die Bedeutung des Raums für soziale Bewegungen. In Interviews kommen Aktivist:innen zudem selbst zu Wort.
Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 2012
Ereignet sich etwas tiefgreifend Neues, so tritt das Bisherige unter Umständen vollständig in den Hintergrund und die neue Realität wird nicht für wahr gehalten.
In der akademischen Wissenschaft werden Beiträge, die von bewegungsnahen SozialwissenschaftlerInnen oder gar von AktivistInnen aus den Bewegungen selbst produziert werden, oft vernachlässigt oder als unwissenschaftlich und politisch deklassiert. Solche Beiträge haben jedoch oft den Vorteil, im Prozess der Bewegungen, Proteste und Revolten selbst entstanden zu sein und erlauben somit einen tiefgreifenderen Einblick in das Geschehen. Hier werden zwei Bücher vorgestellt, die meiner Ansicht nach für die Erforschung sozialer Bewegungen und Proteste zentral sind (Birke und Henninger 2012; Bayat 2012). Es gilt, den Zusammenhang von wirtschaftlicher Entwicklung und Protest, Revolte, auch Revolution zu verstehen, ohne dabei in mechanische Erklärungsmuster zu verfallen.
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