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Zusammenfassung Die Kompetenz, ethisch-moralisch zu handeln, wird im Rahmen von Kompetenzkatalogen für Lehrkräfte der Erwachsenen-und Weiterbildung als wichtiges Lernfeld ausgewiesen. Allerdings fehlt bisher Forschung, welche die Perspektive von Lehrenden auf eine Berufsethik für die Erwachsenen-und Weiterbildung genauer beleuchtet. Gegenstand des Beitrags ist eine qualitative Interviewstudie, welche Fragen nach ethisch relevanten Handlungssituationen, konkreten ethischen Fragen, pädagogisch-ethischen Überzeugungen und ethischen Orientierungen von Lehrkräften der Erwachsenen-und Weitbildung nachgeht. Um das Forschungsfeld zu erschließen, wird auf Basis der Studienergebnisse ein vierdimensionales Modell moralischer Probleme entwickelt.
Moralische Problematisierungen, oder: Wozu soll eine Ethnografie des guten Lebens gut sein?, in: Forme(l)n des guten Lebens. Ethnografische Erkundungen alltäglicher Aushandlungen von Glück und Moral, hrsg. von Jan Hinrichsen/Monique Scheer, Tübingen: TVV 2019, S. 5-41. , 2019
Moralische Problematisierungen, oder: Wozu soll eine Ethnografie des guten Lebens gut sein?, in: Forme(l)n des guten Lebens. Ethnografische Erkundungen alltäglicher Aushandlungen von Glück und Moral, hrsg. von Jan Hinrichsen/Monique Scheer, Tübingen: TVV 2019, S. 5-41.
Österreichische Zeitschrift für Soziologie
ZusammenfassungAusgehend von der ethischen Dimension in allen Variationen der Philosophischen Anthropologie wird angesichts der erneuten Aktualität des Begriffs „Hypermoral“ Arnold Gehlens letzte Monographie „Moral und Hypermoral“ (1969) im Hinblick auf das Phänomen einer „Überdehnung ethischer Prinzipien“ dargestellt. Das Buch enthält zwei einander opponierende Diskurse, nämlich einmal die Rekonstruktion von vier voneinander nicht ableitbaren Ethosformen, die in Spannung zu einander stehen. Damit widersprach er der Ansicht, dass es eine mehr oder weniger lineare Ausweitung ethischer Motive von der Familie bis in Weltmaßstäbe hinein existiere. Stattdessen werden Konfliktkonstellationen im Rahmen einer „pluralistischen Ethik“ behandelt, etwa zwischen dem „familienbezogenen ethischen Verhalten bis hin zum Humanitarismus“ oder einer zunehmend dominant werdenden „Ethik des Wohlbefindens und des Glücks (Eudaimonismus)“ im Gegensatz zum „Ethos der Institutionen einschließlich des Staates“...
in: J. Dierken, D. Evers (Hgg.): Politik und Religion. Historische und aktuelle Konstellationen eines spannungsvollen Geflechts, FS für Hartmut Ruddies (Peter Lang: Frankfurt a.M. u.a., 2016), 125-140, 2016
In this paper I argue that a reflective ethical standpoint cannot be merged into moralism, but has to take into account fundamental structures of reality which limit simple moralistic perspectives. I do that by focusing on an author who is commonly known for strong moral claims: Albert Schweitzer. However, Schweitzer also focuses on fundamental ethical conflicts that cannot be solved by mere moralism. From here, lines will be drawn to current socio-political problems. Albert Schweitzer kann zweifelsohne als prägende Kraft in den ethischen De-batten des 20. Jahrhunderts gelten. Öffentlichkeitswirksam ist er vor allem als Vorreiter der Tierschutzbewegung, später dann als Warner vor dem Atomkrieg sowie als Fürsprecher weltweiten Friedens in Erinnerung geblieben. Eine be-sondere Wirkung vermochte er nicht zuletzt dadurch zu erreichen, dass er sein eigenes Leben auf eindrückliche Weise dem humanitären Dienst unterstellte. Zum Sinnbild dieses Engagements ist die Gründung und Entwicklung des Tropenspi-tals in Lambarene geworden. Bis heute stellt er für viele Menschen ein Vorbild dar und wurde erst jüngst wieder als ein "Genie der Menschlichkeit" 1 gewür-digt. Bekanntlich hat Schweitzer aber nicht nur als Praktiker, sondern auch als Wissenschaftler gewirkt. In diesem Kontext hat er unter anderem umfangreiche geschichtlich-systematische Überlegungen im Bereich der Ethik angestellt, die ihren zusammenfassenden Begriffsausdruck in seiner Konzeption der ‚Ehrfurcht vor dem Leben' gefunden haben. Um diese Konzeption soll es im Folgenden ge-hen. Das vornehmliche Ziel der Ausführungen wird dabei in der Fokussierung einer Problematik liegen, die von Schweitzer im Rahmen seines ethischen Den-kens mehrfach hervorgehoben worden ist, die in der Schweitzer-Rezeption aber häufig etwas unterbelichtet blieb. Die Rede ist vom antinomischen Charakter, der Schweitzer zufolge allem sittlichen Bewusstsein und Tun geradezu unvermeidbar eignet. Um dies zeigen zu können, werden in einem ersten Abschnitt die Grund-linien der ‚Ehrfurcht vor dem Leben' nachgezeichnet, um in den anschließenden beiden Abschnitten jene Antinomik ins Auge zu fassen. Am Ende wird ein kur-zer Ausblick erfolgen, in dem Schweitzers Einsichten zur Anwendung kommen 1 Cf. Schorlemmer, Friedrich: Albert Schweitzer. Genie der Menschlichkeit. Aufbau-Verlag: Berlin 2009.
Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 2010
Natürlich gut. Aufsätze zur Philosophie Philippa Foots, Natürlich gut. Aufsätze zur Philosophie Philippa Foots, hrsg. von Thomas Hoffmann und Michael Reuter, Baden-Baden: Ontos Verlag, S. 105-119., 2010
Mit ihrer Theorie praktischer Rationalität grenzt sich Philippa Foot gegen den Subjektivismus ab. Ihrer Einschätzung nach konstituieren Wünsche nicht, was gut oder schlecht ist für eine Person ist. Ob ein Wunsch gut oder schlecht ist, ob er eine natürliche Qualität oder einen Mangel aufweist, bemisst sich ihrer Ansicht nach vielmehr an den Notwendigkeiten eines menschlichen Lebens, die unabhängig davon bestehen, welche Wünsche eine Person zufällig haben mag. Diese Notwendigkeiten, die wir als Tatsachen erkennen, geben der Person Zwecke vor, über die sie nur zum Preis der Irrationalität disponieren kann. Foot vertritt damit eine Konzeption praktischer Philosophie, die ihre Aufgabe nicht in der Rechtfertigung von Normen sieht. Die Philosophie begründet nichts, sie beschreibt vielmehr immer schon für uns bestehende Normen und die Art ihrer Entdeckung. Wie kann diese Position verteidigt werden? In diesem Aufsatz wird auf einige Schwachpunkte in der Argumentation von Foot hingeweisen und insbesondere gezeigt, dass ihre Kritik an der Position von Hume nicht überzeugend ist.
C. Neuhäuser and C. Seidel (eds.): Kritik des Moralismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp (pp. 406-421), 2020
Moralismus ist, allgemein gesprochen, ein Missbrauch oder zumindest falscher Umgang mit der Moral. „Moralismus“ ist deswegen ein Vorwurf. Aber es gibt verschiedene Formen eines falschen oder missbräuchlichen Umgangs mit der Moral und damit einhergehend verschiedene Moralismus-Vorwürfe. In diesem Essay werden vier Formen des Moralismus unterscheiden und in der Migrationsdebatte verortet.
2007
In der vorliegenden Untersuchung über die Ethik und das Drama bei Melanchthon wird Klarheit darüber erlangt, was Melanchthon eigentlich als Tugenden sieht und wie diese gestaltet sein sollten, damit ein gutes Leben geführt werden kann. Melanchthons Reflexionen über das Drama resultieren aus seinem Interesse an der aristotelischen Tugendethik, und er vertritt den Standpunkt, dass das antike Drama dem Leser und Zuschauer die Möglichkeit gibt, sich mit Tugendethik auseinander zu setzen. Es existieren Quellen, die wenig erschlossen sind, z. B. Melanchthons Terenz-Vorwort von 1545 und seine Prologe zu Sophokles. Das als Brief an Camerarius verfasste Terenz-Vorwort von 1545 ‘De Legendis Tragoediis et Comoediis’ ist abgedruckt in dem von HEINZ SCHEIBLE herausgegebenen Briefwechsel. STEFAN RHEIN verweist in seinem Aufsatz ‘Melanchthon and Greek Literature’ auf die neu entdeckten Prologe Melanchthons in dessen ‘Interpretatio Tragoediarum’
In diesem Dokument wird die erste deutsche und psychometrische validierte Version der Moral Attentiveness Scale von Scott J. Reynolds (2008) unter dem Titel „Fragebogen Moralische Achtsamkeit“ für Forschung und Lehre frei zur Verfügung gestellt. Jede kommerzielle Nutzung der Skala ist ohne Genehmigung der Autoren untersagt.
Rationalität, Realismus, Revision / Rationality, Realism, Revision, 2000
In den letzten)a h ren artikul iert sich zunehmcnd Kritik an dcr Prinzipienoricntierung In dcr Moral und in der Moralphilosophit:. Eine Revision dcr Moralphilosophie wird eingeklagt und vorangetricben. Mei11 Beitrag gehort in diesen Zusammen.hang; ich mochrc eine Konrroversc ana lysieren, in der es um Grundannal1men einer prinzipienorientierten Moral geht. Die Kontroverse wurde in den achtziger Jahren von zwei namhaften amerikanischen Philosophinnen gefiihrt-von Julia Annas und Marcia Baron-und sie rankt sich urn die Frage, ob Effi Briest, die bekannte Titelfigur a us Th. Fontanes Roman, das Opfer gelebter Kantischer Moral wurde. 1 Im Zentrum der Debatte steht die Prinzipienorientiertheit kantischer Moralauffassung. Doch es geht es hier nicht bloB urn kantische Moral, sondern darum, welche Rolle Prinzipien in der Moral spielen. Julia Annas hat mit ihrem Aufsatz ,Personal Love and Kantian Ethics in Effi Briest" die Kontroverse a usgelost. J. Annas' einleitende Feststellung ist erstaunlich: Moral in Kants Sinne, so meint sie, existiere heute nicht mehr, unser moralisches Universum sei ,dislocated and pluralistic". Ga nz so iiherlebr, wie J Annas es darsrellr, scheiut mir Kanrs Moral philosophic aJlerdings niche zu seiu. JedenfaJis gibr es namhafre zeitgenossische Philosophinnen und Philosophen, die cine kantische Mora l theoretisch vcrtrer.en. J. Annas' These class der Roman ,Effi .Briesr'' die Fragwiirdigkeit kantischer Moral zeigc, kaun deshalb auch von daher auf akrueUes Interesse zahlen. . Ich mochte zunachst kurz an die wichtigsten Geschehnisse in Fontanes Roman erinnern. Effi Briest wird als sehr junges Madchen, mit dem betrachtlich alteren Baron von lnsterren verheirarer. Die •ersten Ehejahre sind hart fiir Effi, denn Instetten ist schulmcisteclich, elugeiz.ig und ri.icksichtslos. Effi hat in dieser Zeit eine Affare mit einem Major Crampas. Nach sechs Jahren Ehe-die Geschichte mit Crampas ist lange beendet und Effi und Instetten haben zu einem konsolidierten Eheleben gefunden-finder Instetten zufallig Briefe, die ihm von den Geschehnissen Kenntnis geben. Instetten entschlieRt sich daraufhin, Crampas zu duellieren und sich von Effi zu trennen. Crampas wird im Duell von Instetten erschossen. Effi lebt nach der Trennung allcin und ausgesch losse.n aus der Gesellschaft. Instenen hingegen machr Karriere und lebt mir der gemeinsamcn Tochter; er is-r jedoch nicht gliicldich. Die Tochter erzieht er zur Ablehnung dcr Mutter. Fi.ir Effi ist das ein weirerer schwerer Schlag; sie wird .krank u.nd srirbt jung.
2023
1. Einleitung 2. Auseinandersetzung mit religiösen Fragen und religiöser Anspruch 3. Das Ethos der Böhsen Onkelz: Zwischen proletarischen Werten und Selbstoptimierung 4. Der Böhse Onkelz Social Club: Ein Lionsclub für Arbeiter?
Anthropologie der Theorie, 2017
Wenn man nach den anthropologischen Voraussetzungen der menschlichen Möglichkeit fragt, theoretisch zu denken, darf man wohl an Aristoteles' Konzept des bios theoretikos erinnern. Diese Lebensform stellt die höchste, ja die eigentlichste Verwirklichung menschlichen Lebens dar und damit eine im strengen Sinne ‚menschliche Praxis'. Bios als menschliche Lebensführung erringt in der theoria ihre Vollkommenheit und der Mensch kann darin sein eigentlich menschliches Vermögen im höchsten Grade verwirklichen. Anthropologie im gewöhnlichen Sinne verstanden, fragt allerdings viel weniger nach einem bios als vielmehr nach der zoe des Menschen, nach seiner innewohnenden Qualität als Lebewesen, die ihn zur T heorie, zum bios theoretikos befähigt. Ganz pragmatisch gesehen ist dem Menschen durch seine Geselligkeit das Fundament gegeben, sich theoretisch zu verhalten. Das zoon politikon Mensch schafft sich durch seine politische und d. h. mithin arbeitsteilige Geselligkeit die Möglichkeit, sich von seinen eigenen naturwüchsigen Bedingungen soweit zu emanzipieren, dass er sich dem theoretischen Vermögen hingeben kann. Eine Spannung zeichnet sich hier ab: Die gesellschaftliche Verfassung des Menschen als Lebewesen ist es, die es ihm möglich macht, sich so weit vom Lärm der Öffentlichkeit und den Zwängen des Haushalts zu enthalten, dass eine eigentliche theoretische -und das heißt hier auch eine Lebensform des Allein-seins -möglich wird.
Moralische Fragen neigen dazu Konflikte herbeizuführen: ob tatsächlich würdeloses menschliches Leben existiert; ob es eine höchste Autorität gibt die individuelle Menschenrechte außer Kraft setzen kann und darf; ob der Wissenschaftsfortschritt unsere grundlegenden moralischen Überzeugungen herausfordert oder, um es noch extremer zu formulieren: begeben wir uns in eine entmenschlichten Zukunft? Wir erörtern diese Fragen in kurzer Form und schlussfolgern, dass das Problem im Missverständnis folgender Konzepte liegt: der Person, des Lebens, der Werte, der Autonomie, der Euthanasie und des Paternalismus, wobei das Letztere nahezu immer von den "Verteidigern von Recht und Gerechtigkeit" nicht in der gebührenden Tiefe beachtet wird.
2015
Bereits vor rund fünfzig Jahren hat Theodor Adorno die ethische Dogmatik einer (mehr oder minder) theoretisch fundierten Ideologie in aller Schärfe kritisiert und davor gewarnt, das Moralische auf ein repressives, kollektives Ethos zu reduzieren. In den nachfolgenden Jahrzehnten scheinen seine mahnenden Worte, die unter dem Eindruck des Grauen des Nationalsozialismus entstanden sind, jedoch nahezu in Vergessenheit geraten zu sein. Als ob wir sie nie gehört hätten, erachten wir nach wie vor lediglich dasjenige Handeln als legitim, das sich kohärent auf ein (kulturelles) Gut rückführen lässt, oder fordern sogar die Unterwerfung unter ein westlich-liberales Vernunft- und Rechtsdogma, um Ansprüche sowie die dahinterstehenden Menschen selbst anzuerkennen. Während ich mich im Anschluss an Adorno dem repressiven Ethos und seinen Konsequenzen insbesondere hinsichtlich des Zwanges zur Kohärenz und Authentizität im ersten Teil des vorliegenden Artikels weitgehend analytisch nähere, bezieht sich der zweite Teil vornehmlich auf konkrete (moralische) Widerstandspraxen sowie deren Delegitimation durch die Nötigung zur permanenten Rechtfertigung innerhalb eines normativen (Rechts-)Rahmens. Gestützt durch die Argumentation des analytischen zeigt sich in diesem praktischen Teil alsdann auch die Aktualität und Dringlichkeit einer radikalen Umkehrung der Legitimationslinie von Ethik und Moral, wie sie dieser Artikel im Anschluss an Adorno anstrebt. Denn nur eine Moral, die gegenüber dem kollektiven Ethos – und das heißt auch gegenüber einem ethisch fundierten Recht – irreduzibel bleibt, kann als moralische Instanz im Sinne eines kritischen Korrektivs dienen. About fifty years ago Theodor Adorno already criticized the ethical dogma of a (more or less) theoretical funded ideology and warned against the reduction of morality to a repressive, collective ethos. But in the following decades his cautionary words – that arose under the impression of the horrors of the National Socialism – almost seem to be forgotten. As if we never heard them we still judge only those actions as legitimate, which are based coherently on a (cultural) good or even demand a radical subjection under the western-liberal dogma of rationality and lawfulness to recognize claims and the human beings behind them as recognizable. While in the first part of this article my approach to the repressive ethos and its consequences – especially concerning the dictates of coherence and authenticity – will be widely an analytical, in the second part I will refer primarily to concrete (moral) practices of resistance and their delegitimation due to the coercion to justify oneself permanently within a normative framework. Braced by the argumentation of the analytical part the more practical one will show the actuality and urgency of a radical inversion of the direction of legitimation of ethics and morality. Following the work of Adorno only a morality that stays irreducible to the collective ethos – which also includes an ethically founded law – may be called a moral authority in the sense of a critical corrective.
Ethiken, die ein Sollen proklamieren, müssen ein Allgemeines einfordern, müssen sich, um vielen oder allen Menschen ein gleiches Handeln zu empfehlen oder vorzuschreiben, über die individuellen Situationen individuellen Handelns individueller Menschen erheben, gleiche Menschen in gleichen Situationen voraussetzen und von ihnen gleiche moralische Vorstellungen erwarten, die für alle gleich zu begründen sein sollen. Nur so können sie Gutes mehr oder weniger allgemeingültig definieren, nur so können nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, Gruppen, Völker und Völkergemeinschaften und im Grenzfall die ganze Menschheit auf ein bestimmtes Gutes hin erzogen werden. Aber die Gleichheits-Voraussetzungen, wie weit sie sich auch erstrecken mögen, bleiben kontrafaktisch, tatsächlich nicht einlösbar; besteht man auf ihnen, droht die Gefahr des Realitätsverlusts. So stellt sich die Frage nach der Moral einer solchen Moralauffassung: Kann eine Moral, die Menschen und ihre Handlungen und vielleicht auch schon ihre Vorstellungen nach allgemeinen Kriterien von Gut und Schlecht oder Gut und Böse beurteilt, mit oft schwerwiegenden Folgen für die einzelnen Menschen, gerecht sein, wenn sie ihnen, den einzelnen Menschen, doch nicht gerecht werden kann, da sie von ihren individuellen Situationen prinzipiell absehen muss? Kann eine Moral moralisch sein, wenn sie die Individuen ihrem Allgemeinen und der Gesellschaft, die auf diesem Allgemeinen bestehen muss, opfert?
Zeitschrift für philosophische Forschung, 2010
Zeitschrift für Medienwissenschaft, 2020
Abstract (deutsch; English below) In diesem Aufsatz analysieren wir aus kommunikationstheoretischer und empirisch-datenbasierter Sicht ein Phänomen der Netzkultur, das wir mit dem Begriff des «konnektiven Zynismus» beschreiben. Damit verweisen wir auf ein sowohl medientechnologisches («phatische» Konnektivität auf Sozialen Medien) als auch ideologisches (zynischer rechter Populismus/Neue Rechte) Phänomen. Beide Aspekte haben zwar einen unterschiedlichen Ursprung, sind jedoch in Sozialen Medien eng miteinander verschränkt. Denn der in die Plattformarchitektur der Sozialen Medien integrierte operatorbasierte (Likes, Favs usw.) oder sich dort ausbreitendende sprachliche phatische Kommunikationsstil eignet sich sowohl zum ironischen Spiel mit rechtem Vokabular (wie im Fall des Protagonisten unserer YouTube-Analysen) als auch zur bewusst-propagandistischen Affirmation des Jargons rechter und rechtspopulistischer Milieus. Neben einer theoretischen Diskussion des Begriffs des konnektiven Zynismus zeigen wir unter Einsatz eines von uns entwickelten Tools anhand einer Reihe von datenbasierten Experimenten, wie sich auf Sozialen Medienplattformen (YouTube) die Neue Rechte konnektiv-zynisch über Vlogs und dazugehörige Kommentare sehr erfolgreich mit einem bestimmten Spektrum von rechtsaffinen aber sich als unpolitisch bezeichnenden YouTube-Influencern (in unserem Fall der Dresdner YouTuber Adlersson) algorithmisch und phatisch vernetzen. Abstract (english) Connective Cynicism, the New Right and Dresden-based YouTouber Adlersson In this article we look into a phenomenon on social media that we describe as «connective cynicism» from a theoretical and a data-analytical perspective. Connective cynicism has a media technological (i.e. «phatic» connectivity) and an ideological (i.e. the cynical stance of right-wing populism) dimension. Although both aspects have different origins, they are closely intertwined on social media. We argue that social media have integrated the operator-based (likes, favs, etc.) and the phatic communicative style employed by right-wingers and social media users alike into their platform architectures. In addition to a theoretical discussion of the concept of connective cynicism, we present results from data-based inquiries on the algorithmic and phatic connective relationship between actors of the New Right and Dresden-based YouTuber Adlersson, using a tool developed by members of our research team.
Der blaue Reiter, 2015
This German paper was published in Der blaue Reiter 37 (2015): 60-64.
2021
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