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2019
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The paper deals with various perspectives on war and reasons for war in Political Science & Peace Research
Das Phänomen des Zufalls, für Kosellek ein Unterscheidungskriterium in der Gegenüberstellung von antiker und moderner historischer Methodik, ist für die antike Historiographie noch nicht erschöpfend aufgearbeitet worden. Am Beispiel von Herodot wollen wir zeigen, dass eine mit fiktionalen Elementen arbeitende Historiographie zum Ausdruck bringt, dass historische Konsistenzbildung immer schon Konstruktion ist und mit einer komplexen Theorie geschichtlicher Urteilsbildung in fast ‚modern' anmutender Weise aufwartet. Herodot weist dem Zufall und dem Kontingenten eine wichtige heuristische Funktion bei der historischen Urteilsbildung zu. An markanten Stellen seines Werks beschreibt Herodot ‚zufällige' Koinzidenzen geographisch getrennter Ereignisse (die Schlachten von Salamis (Griechenland) und Himera (Sizilien) fanden 480 v.Chr. am selben Tag statt, ebenso wie die Schlachten bei Platää und Mykale 479 v.Chr., diese darüber hinaus auch beide an einem Demeter-Heiligtum). Er verschränkt hierbei die Perspektive der Akteure mit der ex post-Perspektive des Historikers, und seine ἱστορίη macht oft genug deutlich, dass Ereignisse, die den ins Geschehen Involvierten unerwartet und überraschend und nur als Zufall erscheinen mögen, aus der Distanz des geschichtlichen Rückblicks ihre Sinnhaftigkeit oder doch eine strukturell wichtige Weichenstellung zu erkennen geben. Was dem mit dem ,Zufall' konfrontierten Akteur als solcher erscheint, überführt der Historiker in ein strukturbildendes (also narrativ sinnvolles) Element seiner Darstellung. Der Zufall wird durch die historiographische Perspektive ex post seines bloß zufälligen Charakters entkleidet und zur geschichtlichen Frage.
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
Herodot von Halikarnassos (490/480-430/420 v. Chr.) ist in der alttestamentlichen Wissenschaft ein gern gesehener Gast. Die vielfältigen Rekurse auf seine Historien erstrecken sich von einer realienkundlichen Auswertung im Kontext geographischer, ethnologischer, kulturgeschichtlicher, zoologischer oder auch historischer Sacherklärungen über einen konzeptionell-strukturellen Vergleich mit der alttestamentlichen Geschichtsüberlieferung bis hin zu einer theologischen Erschließung der »transzendenten Tiefendimension«1 seines Werkes. Auslegungen des Esterbuches gilt Herodot als ein »ständiger Zeitzeuge«,2 mit dessen Hilfe politische, rechtliche und kulturellen Verhältnisse im Achämenidenreich erläutert werden. Darstellungen der historischen Landeskunde und der Geschichte Israels bedienen sich seiner Beschreibungen Palästinas (hist. 1,105; 2,104.106; 3,91; 4,39; 7,89)3, des am Sirbonischen See gelegenen mons Cassius (hist.
Das 'Rolandslied' des Pfaffen Konrad, entstanden um 1170 und in der Stofftradition der altfranzösischen Chanson de geste den Kreuzzug thematisierend, erzählt die herausragende Todesszene des titelgebenden Helden: Roland, der stellvertretende Heerführer Kaiser Karls, zieht sich nach der Niederlage der Christen erschöpft vom Schlachtfeld zurück. Die darauf folgende Todesszene wird anhand der zwei Objekte, die Roland bei sich trägt, in ihrer Signifikanz herausgearbeitet. Das Horn Olifant und sein Schwert Durndart, welches Karl von einem Engel erhielt und das nun in Rolands Besitz ist, werden hier von Anzeigern einer heroischen Exorbitanz zu Gegenspielern des Helden. Beide Artefakte sind zunächst materielle Möglichkeitsbedingungen des Heros und stellen schließlich in ihrem letzten Gebrauch eine eigene agency außerhalb seiner Handlungsmacht aus. Im Zuge dessen wird das Sinnpotential der primär militärischen Artefakte auf Basis ihrer Materialität deutlich, das non-verbale, ambivalente Konzepte transportiert und einen Helden zu konturiert, dessen Rolle sie durch eine eigene Handlungskraft unterlaufen und mit seiner christlichen Existenz kollidieren lassen. In Wahrnehmung der Interaktion zwischen Rolands Körper und seinen militärischen Artefakten, sowie anderen Arten der Zirkulation von Eigenschaften zwischen Objekt und Träger können die Strategien, eine extrem dualistisch geformte Erzählung brüchig zu machen, in den Fokus gerückt werden. Nicht zuletzt können Zuordnungen von militärischen Artefakten als reine Attribute hinterfragt werden und ein Beitrag zur Erschließung einer mittelalterlichen Erzählung von den Objekten her geleistet werden.
Großerzählungen des Extremen
ISIS und der Westen erzählen scheinbar sehr unterschiedliche Geschichten über den Dschihad bzw. den »War on Terror«. Während die Forschung sich bereits intensiv mit der diskursiven Formation des »War on Terror« beschäftigt hat (Jackson, 2005; Jarvis, 2009; Spencer, 2010), erscheinen die Narrative von ISIS über den Dschihad weit weniger Beachtung zu finden. Dieses Kapitel möchte sich dieser Lücke widmen und insbesondere die Erzählungen untersuchen, die ISIS über sich selbst erzählt, um sich gegenüber potenziellen Unterstützern zu legitimieren. Wir zeigen, dass, obwohl sich die Erzählungen des »War on Terror« und des Dschihads unterscheiden, ISIS interessanterweise westliche Erzählstrukturen und Genres nutzt, um eine Geschichte über den Dschihad und seine eigene Rolle in diesem Konflikt zu erzählen, die viele Elemente einer klassischen romantischen Geschichte beinhaltet. Um dies zu illustrieren, werden wir im ersten Teil des Kapitels, basierend auf Einsichten aus der Literaturwissenschaft und Narratologie, auf das Konzept des Narratives eingehen und zeigen, was ein romantisches Narrativ ausmacht. Der zweite Teil des Kapitels illustriert diese Behauptungen durch die Analyse eines Bekennervideos eines kanadischen Konvertiten, der sich ISIS im Jahre 2012 anschloss. Durch die Herausarbeitung der romantischen Elemente im Narrativ dieses Videos wird deutlich, dass sich die kulturelle Ausdrucksform von ISIS in Form seiner Propagandamaterialien westliche Sehund Erzählgewohnheiten zu eigen macht, um die Geschichte eines Helden zu entfalten, der nach einem Erweckungserlebnis gegen einen ungerechten Feind und für eine moralisch überlegene Ordnung kämpft. Die Transformation von einem ›normalen‹ Kanadier zu einem vorbildlichen Märtyrer geht einher mit dem Verlassen einer vordergründig heilen westlichen Welt und dem
Mehr als ein halbes Jahrhundert ist seit dem Erscheinen von Kenneth Waltz' Man, the State and War vergangen. Bis heute rekurriert die Kriegsursachenforschung überwiegend auf das darin entwickelte Klassifikationsschema: Erklärende Variablen werden (1) der Ebene des Individuums, (2) des Staates/der Gesellschaft oder (3) des internationalen Systems zugeordnet. Kein anderes Klassifikationsschema verschafft mit ähnlich einfachen Mittel so viel Orientierung im Dickicht der Erklärungsangebote. In der Forschungspraxis ist die Separierung in drei "Schubladen" hingegen von Nachteil. Das wird inzwischen immer deutlicher. Man kann sowohl den Band von Levy und Thompson als auch die Monographie von Vasquez als Auseinandersetzung mit dieser Herausforderung lesen -einmal in Form einer Rekapitulation und Diagnose, das andere Mal als Synthesevorschlag. Causes of War von Jack S. Levy und William R. Thompson bietet in erster Linie ein fundiertes und doch ausgesprochen gut lesbares Resümee des aktuellen ZfAS bei facebook: www.facebook.com/zfas.de 2
2018
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Druck und Bindung: CPI books GmbH, Birkstraße 10, D-25917 Leck / Printed in the EU. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
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Studies in honour of Klaus Geus on the occasion of his sixtieth birthday, 2022
Herodot. Historien. Buch III Studienkommentar, 2022
Traumata der Transition. Erfahrung und Reflexion des jugoslawischen Zerfalls, 2015
Ordines Militares. Colloquia Torunensia Historica, 2013
will be published in: Peter Mauritsch (ed.), Krieg in den Köpfen, Graz 2014, 2014
Language and Prehistory of the Indo-European Peoples: A Cross-Disciplinary Perspective, 2017
in: Hans Neumann, Reinhard Dittmann, Susanne Paulus, Georg Neumann und Anais Schuster-Brandis (eds.), Krieg und Frieden im Alten Vorderasien, 52e Rencontre Assyriologique Internationale, Münster, 17.–21. Juli 2006, AOAT 401, Münster 2014, 381-390, 2014
Forum der Psychoanalyse, 2010
Schüren eBooks, 2007
Zwischen Kontinenten und Jahrtausenden, 2022
Lili-zeitschrift Fur Literaturwissenschaft Und Linguistik, 2012
Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft 130, 2019