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Zur Etymologie von Seele

2018, Kerstin Kazzazi / Karin Luttermann / Sabine Wahl / Thomas A. Fritz (Hrsg.) Worte über Wörter. Festschrift zu Ehren von Elke Ronneberger-Sibold. Tübingen: Stauffenburg.

Abstract

Dt. Seele (germ. *saiwalō) ist keine Ableitung von germ. *saiwaz/saiwiz 'See', sondern geht auf die Bezeichnung einer urgermanischen Leichendämonin *saiwa-walō 'wütende Wiedergängerin' zurück. Die semantische Entwicklung von Seele geht damit parallel zu der von Geist (< germ. *gaista- 'Schreckgespenst')

Key takeaways

  • Für *saiwalō muss man dann aber eine Dissimilation *swai-> *sai-voraussetzen, die sonst bei diesem Anlaut selbst in labialer Umgebung im Germanischen nicht zu beobachten ist (ae.
  • Außerdem ist eben nicht *saiwalō, sondern *saiwiz entlehnt worden, und zwar nicht ins Frühostseefinnische (Finno-Saamische), sondern speziell ins Saami.
  • *saiwalō ‚Seele' zu germ.
  • Die Entstehung von *saiwalō aus *saiwa-walō würde damit zumindest einem gewissen Trend oder einer phonetisch begründeten Disposition folgen.
  • Semantisch beruhen die morphologischen Szenarien aus 4.2.1 und 4.2.2 auf der Annahme, dass die Bedeutung von *saiwalō sich parallel zum Geist-Wort (wgerm.