Academia.edu no longer supports Internet Explorer.
To browse Academia.edu and the wider internet faster and more securely, please take a few seconds to upgrade your browser.
2017, Zeitschrift für Ideengeschichte
…
8 pages
1 file
Oldenburger Jahrbuch für Philosophie 2021/2022, 2024
Marx hat keine systematische Abhandlung zur Moral und Moralphilosophie verfasst. Gelegentlich er-wähnt er sie zusammen mit anderen sozialen Teilbereichen, Institutionen oder Bewusstseinsformen, denen er den „Schein der Selbstständigkeit“ (MEGA² I/5, 136) nehmen will, indem er sie auf den Stand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse bezieht. Moral wird hier in einem Atemzug mit Geset-zen, Religion, Metaphysik, Wissenschaft, Familie und Kunst genannt (vgl. ebd., 135, MEGA² I/2, 264, MEW 4, 480). Die Stoßrichtung ist stets dieselbe: „Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, & das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß.“ (MEGA² I/5, 136) Nicht um die Spezifik der Moral und Moralphilosophie geht es hier, sondern um das allgemeine Verhältnis von mate-rieller und geistiger Produktion oder von Basis und Überbau. Eine Analyse dieser und vergleichbarer Passagen würde folglich nur in einer weiteren Abhandlung über den Historischen Materialismus mün-den. Stattdessen möchte ich mich den Stellen widmen, in denen Moral und Moralphilosophie ein be-sonderer Gegenstand der Betrachtung sind. Dabei wird sich zeigen, dass der frühe Marx der Moral und Moralphilosophie nicht etwa kritisch gegenüberstand, weil er Determinist gewesen wäre (1.), sondern weil er ihre Existenz als Symptom entfremdeter Verhältnisse deutete (2.). Beim späten Marx findet sich diese soziologische Fundamentalkritik nicht mehr. Vielmehr geht er mit spezifischen moralphilosophi-schen Vorstellungen und Prinzipien ins Gericht – wie in seiner Auseinandersetzung mit Proudhons Kapi-talismuskritik (3.) oder leistungsbezogenen Sozialismusvorstellungen (4.). Marx begibt sich hier implizit auf das Terrain der normativen Ethik und gibt sich als relationaler Egalitarist und ethischer Perfektionist zu erkennen. Nach einem Rekurs auf die Entfremdungstheorie des frühen Marx (5.) werde ich dafür argumentieren, dass ihre normativen Prämissen auch für den späten Marx noch verbindlich waren (6.). Abschließend werde ich dem Vorwurf entgegentreten, Marx sei nicht nur sozialontologischer Holist, sondern auch sozialethischer Kollektivist gewesen.
Dialectus, 2020
Die metatheoretische Charakterisierung der Marxschen Verfahrensweise repräsentiert vielleicht die wichtigste Problematisierung der Wissenschaftlichkeit seiner Ökonomiekritik. Trotz der großen Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Paradigmen in der Marxschen Methode kann man etwas Gemeinsames in allen diesen Lektüren finden: die gemeinsame Anerkennung der Darstellung der politischen Ökonomie als Kritik. Die Analyse der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Kategorien sollte nach Marx vor allem in einer kritischen Weise durchgeführt werden. Somit ist die Kritik nicht nur eine Bezeichnung der Darstellung, sondern eine wesentliche Komponente ihrer Wissenschaftlichkeit. Die theoretische Rekonstruktion der Wissenschaft bei Marx findet in Hegels Kritik-Auffassung ein grundlegendes Instrument für die Entwicklung einer gegenständlichen Dialektik. So ist unser Beitrag eine Untersuchung über die Rekonstruktion der kritischen Darstellung. Unsere Diagnose zeigt, dass die kritische Darstellung der Wertformen auch eine kritische Übernahme der kritischen Darstellung der Metaphysik reproduziert. Die Realabstraktionen der Marxschen Darstellung versuchen eine eigentümliche Logik zu erörtern, die die Erscheinungsformen als Produkt des menschlichen Verhältnisses versteht. Um die "Realität" bzw. "Eigentümlichkeit" dieser realen Abstraktionen aufzufassen, muss man nicht nur die Darstellung als kritische Aufgabe verstehen, sondern auch die Weise dieser Darstellung als gesellschaftliche Reproduktionsprozess ihrer Kategorien. Die Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft ist die Kritik an ihren Formen, welche für die Nationalökonomen als naturwüchsig gegebene erscheinen. So ist die Aufgabe des Kapital und anderen Spätwerken die Darstellung der Anatomie der bürgerlichen Erscheinungsformen in einer verketteten, systematischen Weise. Für die Analyse der politischen Ökonomie ist der Wert die abstrakteste Form aller Erscheinungen, insofern er die einzige Form ist, welche subjektlos und beziehungslos erscheinen kann. Er ist die dünnste Vorstellung der ganzen Wirtschaft und gleichzeitig die Zellenform der gesamten kritischen Darstellung des kapitalistischen Reichtums. Abstract:
2019
Hintergrund der Debatte ist die Diagnose einer ‚Krisis der Wissenschaften‘, deren Funktions– und Strukturwandel zur Forschung eine Legitimations– und Identitätskrise der Philosophie nach sich zieht, welche ihrerseits bis heute mit den erfolgreichen Einzeldisziplinen um ihre spezifische Kompetenz konkurriert. Dabei lässt sich die Erfolgsgeschichte der Natur- und Geisteswissenschaften ebenso als Krisengeschichte ihrer theoretischen Fundamente und praktischen Folgen schreiben, sodass die philosophische Reflexion hier ihr bevorzugtes Einsatzgebiet findet, nachdem die Systemstelle für Metaphysik unbesetzbar geworden zu sein scheint.
Tobias Keiling (Hrsg.) „Phänomenologische Metaphysik. Konturen eines Problems seit Husserl“ Tübingen, Mohr/Siebeck, 2020
Heideggers Philosophie setzt sich immer wieder mit klassischen Fragen der Metaphysik auseinander, versteht sich aber, abgesehen von einer kurzen Phase Ende der 1920er Jahre, selbst nicht als Metaphysik. Sie lässt sich vielmehr als ein nicht endender Denkvollzug beschreiben, der sich an metaphysischen Problemen, allen voran der Frage nach dem Sein, abarbeitet, dabei aber kein metaphysisches System anstrebt, sondern im Gegenteil die traditionelle Metaphysik kritisiert. Die zentrale Motivation für Heideggers Kritik am metaphysischen Denken ist die Frage, wie die Stellung des Menschen im Ganzen der Welt zu verstehen ist. Das betrifft insbesondere auch die Frage nach der Freiheit, die auf das Verhältnis von Mensch und Welt bezogen ist, wie es sich etwa auch bei Kant findet, der die Möglichkeit der Freiheit des Menschen als ein zunächst kosmologisches Problem ansieht. (KrV A444/B472-A451/B479; A532/B560-A558/B586) Die entscheidende Schwäche bisheriger Metaphysik besteht für Heidegger darin, dass sie kein plausibles Verständnis der Welt hervorgebracht habe. Insbesondere dürfe die Welt laut Heidegger nicht als geschlossene Totalität und Inbegriff der seienden Dinge begriffen werden. In der Welt zu sein bedeutet nicht, dass wir uns etwa in einem großen Behälter befinden, den wir uns dann kognitiv erschließen. Die Welt erscheint vielmehr als ein unhintergehbarer Horizont vorgängigen Sinns, der zwar alles Verstehen ermöglicht, den wir aber verstehend nicht einholen können. Das hat nicht nur Konsequenzen für unser Verständnis als frei handelnde Menschen. Der Versuch, sich über die eigene Position in der Welt klar zu werden, kann sich nicht (mehr) auf ein System metaphysischen Wissens oder metaphysischer Gewissheiten stützen. Im Ausgang von dieser Metaphysikkritik entwirft Heidegger in verschiedenen Anläufen eine besondere existenzielle Haltung (die der Inständigkeit oder des Wohnens), die positiv auf die Unmöglichkeit einer systematischen Metaphysik bezogen ist. Heideggers Werk lässt sich so als der Versuch verstehen, die Kritik an einem metaphysischen Weltverständnis auszuführen und eine Alternativkonzeption zu entwickeln.
Jungel World, 2022
Der Essay resümiert zum 10. Todestag von Robert Kurz drei Stränge, die sich in den 90er Jahren in Deutschland um den Marx'schen Wertbegriff profilierten. On the 10th anniversary of Robert Kurz's death, this essay sums up three strands that were profiled around Marx's concept of value in Germany in the 1990s.
2011
Die Arbeit untersucht die ästhetische Funktion von Banalität, Trivialität und Kitsch in der Literatur. Banalität, Trivialität und Kitsch werden nicht wie bisher phänomenologisch aufgefasst, sondern als Diskursbestandteile. Auf diese Weise lassen sich die drei begrifflich bislang nicht überzeugend getrennten Phänomene voneinander unterscheiden. Ich gehe von dem gemeinsamen Aspekt der leichten Zugänglichkeit aus, die ich in drei Teildiskursmodellen in Bezug auf Banalität als soziale Zugänglichkeit, für Trivialität als kognitive Zugänglichkeit und für Kitsch als emotionale Zugänglichkeit ausdifferenziere. Banalität, Trivialität und Kitsch erweisen sich darüber hinaus als Pole in einem Kontinuum in diesen drei verschiedenen Zugänglichkeitsdiskursen, denen die Gegenpole Exklusivität, Komplexität und Kunst zugeordnet werden. Sind die für Literatur relevanten Kategorien Exklusivität, Komplexität und Kunst Werte, die in Relation zu Banalität, Trivialität und Kitsch stehen, so lautet ein Ergebnis dieser Arbeit, dass die Banalitäts-, Trivialitäts- und Kitschforschung, die sich seit den 1970er Jahren wissenschaftlich etabliert hat, nicht als ein Sonderbereich der Literaturwissenschaft aufzufassen ist. Vielmehr sind Banalität, Trivialität und Kitsch als Bestandteile eines größeren Systems zu betrachten, in dem sie als Gegenpole der Pole Exklusivität, Komplexität und Kunst eine wesentliche Rolle für das Literatursystem insgesamt spielen. Versteht man Banalität, Trivialität und Kitsch als Werte eines Kontinuums, die fließend in Exklusivität, Komplexität und Kunst übergehen, so lassen sich anhand dieser Wertgrößen vielmehr grundlegende Fragen der Literaturwissenschaft aufzeigen,wie z.B. die nach der Konzeption von Autorschaft. Generell lassen sich im Diskurs über Banalität, Trivialität und Kitsch zwei Pole in Bezug auf Autorschaft ausmachen, die durch kontinuierliche Übergänge miteinander verbunden sind. Dem Autor als „Garant“ von Exklusivität und Qualität steht die "Unwichtigkeit“ von Autorschaft bei Banalität, Trivialität und Kitsch gegenüber.
Wiener Jahrbuch für Philosophie, 2019
Der Terminus Hass wird in Heideggers Hauptwerk überhaupt nicht erwähnt, geschweige denn als Existenzial aufgefasst. In diesem Beitrag wird ergründet, weshalb sich Heidegger erst in der Zeit der sogenannten „Kehre“, die eine Wende von der Orientierung am Dasein zum Sein selbst darstellt, mit dem Begriff des Hasses intensiv befasst hat und aus welchen Gründen dieser Be- griff so wichtig für die Erschließung des Seins war.
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 1993
Mit den folgenden kurzen, einleitenden Bemerkungen soll der Leser auf das eingestimmt werden, was dann durch das Abwägen von drei Darstellungen zur Erschließung ausargumentiert wird. Heideggers Darstellung von Erschließung ist sehr anregend, aber überladen. Er überstrapaziert die Idee und schwächt sie dadurch zu stark ab. Habermas' Kritik an Heideggers Darstellung von Erschließung scheint so ernüchternd, daß die transformativen und subversiven Qualitäten von Erschließung praktisch neutralisiert sind. Während Heidegger das Phänomen der Erschließung zu einem alles verschlingenden Basiskonzept aufgebläht hat, verengt Habermas es-zu ausgleichend-auf den ästhetischen Rand der sozialen Praktiken. Deweys Darstellung fängt genaugenommen die transformativen und subversiven Qualitäten von neuartigen Erschließungen ein, ohne ihren Wert bis zur Unglaublichkeit zu übertreiben. Mehr noch, Dewey bestimmt die Bedeutung und die Notwendigkeit solcher Erschließung für eine radikal demonkratische Kultur. Zunächst soll klargestellt werden, daß die großen Unterschiede zwischen diesen drei Darstellungen von Erschließung vor dem Hintergrund einiger fundamentaler Ubereinstimmungen zu sehen sind. Alle drei Theoretiker stimmen voll hinsichtlich der Natur dessen überein, was die Erschließung erster Ordnung genannt werden soll. Heideggers Analyse des "In-der-Welt-sein", Habermas' "Lebenswelt" und Deweys Analyse der "Situation" sind im wesentlichen gleiche Versuche aufzuzeigen, daß man sich selbst-immer schon-in einer Welt befindet, die in charakteristischer Weise durch ein präreflexives, holistisch strukturiertes und grammatikalisch reguliertes Vorverständnis gebildet ist. 1 Beschreibbar als eine referentielle Totalität, geschaffen durch ein Netzwerk von Beziehungen, durch ein implizites * Eine frühere Fassung dieses Artikels wurde als Vortrag auf dem Treffen der Gesellschaft für Phänomenologie und Existenzphilosophie im Oktober 1992 vorgestellt. Der Artikel enthält Diskussionen zu zentralen Themen einer umfangreicheren Studie: "Disclosure, Decentration, and Reconstruction: dimensions of Novel Experience and Meaning-Change" 1 Es sollte angemerkt werden, daß Habermas' Reformulierung des phänomenologischen Begriffs von Lebenswelt eine Reihe sozio-kultureller Weiterentwicklungen einführt. Insbesondere versucht Habermas, einen Schritt weiter als Heidegger oder Dewey zu gehen, indem er eine überzeugende Darstellung der Rationalisierung der Lebenswelt liefert. Vgl. J. Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Band 2, Frankfurt/Main 1985.
Akademie Zeitschrift für Führungskräfte in Verwaltung und Wirtschaft , 2012
Vor einiger Zeit versuchte eine Studie zu ermitteln, welche Forscher, Manager und Denker das wirtschaftliche Handeln nachhaltig beeinflusst haben. Unter den Wirtschaftstheoretikern schnitt Karl Marx (Rang 5), weit vor Adam Smith (12), John Maynard Keynes (18), Milton Friedman (19) oder Joseph A. Schumpeter (30) am besten ab (vgl. Scholtissek, 2004, S. 178) lm Folgenden werden Marx' Leben und Werk kurz skizziert Abschließend erfolgt eine kritische Würdigung. Some time ago, a study set out to determine which researchers, managers, and thinkers have had a lasting influence on economic practices. Among economic theorists, Karl Marx ranked notably high, securing 5th place—far ahead of Adam Smith (12th), John Maynard Keynes (18th), Milton Friedman (19th), and Joseph A. Schumpeter (30th) (cf. Scholtissek, 2004, p. 178). The following provides a concise overview of Marx's life and work, concluding with a critical evaluation.
Loading Preview
Sorry, preview is currently unavailable. You can download the paper by clicking the button above.
junge Welt, 2024
Journal of the History of Philosophy, 1968
Falko Schmieder/Christine Blättler (Hg.): In Gegenwart des Fetischs. Dingkonjunktur und Fetischbegriff in der Diskussion. Berlin/Wien: Turia & Kant , 2014
Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie 4, 2018
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG eBooks, 2022
Philosophy and Society, 2021
Materialistische Dialektik bei Marx und über Marx hinaus, 2017
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 70(4), 2022
Literaturkritik — Anspruch und Wirklichkeit, 1990
Literatur als Interdiskurs, 2016
Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie, 2011
Kategoriale Kritik. Zur Bedeutung von Kategorie und Begriff in der dialektischen Methode bei Marx, 2023
Hölderlin Jahrbuch , 2020