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Y - Zeitschrift für atopisches Denken, 2022
Das zentrale Problem der lévinasschen Philosophie ist der Status des Anderen und seine Beziehung zum Selben. Dabei wurde ihm von Seiten lacanianischer Philosophie, namentlich Žižek, vorgeworfen, den Anderen zu "fetischisieren". Worin genau diese Fetischisierung besteht, lässt sich durch einen Blick auf das lévinassche Verhältnis zum Witz besser verstehen. Lévinas hegt eine gewisse Aversion gegen den Witz und fordert stattdessen den "strengen Ernst der Güte". Im Witz zeichnet sich aber eine soziale Beziehung ab, die die Grundlage der ethischen Relation mit dem Anderen bildet, ohne ihn zu fetischisieren. Das heißt: Eine Beziehung, in der der Andere selbst immer schon in zwei Instanzen gespalten ist-In das, was Lacan den imaginären und den symbolischen Anderen nennt. Erst die Anerkennung dieser zwei Instanzen verhindert, dass der Andere zu einem quasi-göttlichen Meister oder einem bloßen Objekt meiner Verfügung wird. Der strenge Ernst der Güte braucht den Witz des Anderen.
In: Natalia Blum-Barth und Christine Waldschmidt (Hg.): Celan-Referenzen. Prozesse einer Traditionsbildung in der Moderne. Göttingen 2016, 253–265.
Gegen Ende seines Essays »Die Aufgabe des Übersetzers« spricht Walter Benjamin von Übersetzungen, die selbst unübersetzbar sind, weil der Sinn nur lose an ihnen haftet. Als Beispiel führt er Hölderlins Sophokles-Übersetzungen an, wo die »Harmonie der Sprache so tief [ist], daß der Sinn nur noch wie eine Äolsharfe vom Winde von der Sprache berührt wird«. Daher bergen sie die ungeheure und ursprüngliche Gefahr aller Übersetzungen: daß die Tore einer so erweiterten und durchwalteten Sprache zufallen und den Übersetzer ins Schweigen schließen. Die Sophokles-Übersetzungen waren Hölderlins letztes Werk. In ihnen stürzt der Sinn von Abgrund zu Abgrund, bis er droht in bodenlosen Sprachtiefen sich zu verlieren. 1 Besonders aufschlussreich an dieser Stelle ist der Kontrast, den Benjamin zwischen den Stürzen des Sinns von Abgrund zu Abgrund und den bodenlosen Sprachtiefen bildet. Was aber heißt es, dass der Sinn von Abgrund zu Abgrund stürzt? Worin besteht der Unterschied zwischen dem einen und dem nächsten Abgrund? Wie kann ein Sturz von einem Abgrund in den anderen den ultimativen Absturz in die bodenlosen Sprachtiefen vollziehen und gleichzeitig abwenden? Auf diese Fragen habe ich keine Antworten, und mir bleibt keine andere Wahl, als sie offen zu lassen. In ihrer Offenheit spiegeln sich diese Fragen jedoch in meiner Lektüreerfahrung von Paul Celan, dem Dichter und dem Übersetzer, wider. Bei keinem anderen Autor habe ich jemals dieselbe aufwühlende Erfahrung gemacht, dass sich unter mir immer und immer wieder die Untiefen des Bo-1
Das Wort über dem Dorn: Dichtung von Paul Celan als Zeugnis, 2023
В статье исследуется творчество Пауля Целана в контексте религиозной феноменологии.
Wege der Germanistik in transkultureller Perspektive, Akten des XIV. Kongresses der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG) , 2022
The reception of literature written in German in the Czech Republic after the Second World War was and still is in a hybrid position between aversion to historical events that still resonate in the Czech cultural society and interest due to the intensive cultural contacts and exchange projects between Germany and the Czech Republic. Recording the works of Paul Celan was all the more complicated because Jewish issues were by and large undesirable under the communist regime. The regime was officially only anti-Zionist, but de facto, as is well known, meant anti-Semitic. In this article, attention is drawn to a neglected aspect of the surprising history of the reception of Celan's poems in Czechoslovakia between the years 1945-1989 (with a brief excursion into the years 1990-2020) - namely, the "mediating function" of paratexts in the totalitarian regime. The first part briefly describes the definition of the term “paratext” and the function of this type of text (taking into account the specific situation in which the literature found itself in socialist Czechoslovakia). The following illustrates the “mediating function” of paratexts in the Czechoslovak and Czech editions of Celan's poems.
Celan-Perspektiven, ed. by Bernd Auerochs, Friederike Felicitas Günther, Markus May, Winter Verlag, 2020
Im Jahr 2002 veröffentlichte der Münchener Hörverlag ein einzigartiges Tondokument: Paul Celan liest Gedichte von Sergej Jessenin und Ossip Mandelstam. Die fast einstündige Einspielung umfasst eine Auswahl der 1967 durch den Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln aufgenommenen Übertragungen Celans aus dem Werk der zwei russischen Autoren in dessen eigenem Vortrag. Diese literatur-wie übersetzungswissenschaftlich noch nicht verwertete Quelle soll hier als Grundlage dafür dienen, das in den letzten Jahrzehnten vielfältig analysierte translatorische OEuvre Paul Celans 1 unter einem neuen Blickwinkel-als auditive Performance-zu betrachten. Der Fokus auf der stimmlichen Darbietung des Übersetzers Paul Celan erlangt von beiden Disziplinen her seine Berechtigung: In der Literatur(wissenschaft) firmiert Celan als "die bedeutendste Stimme der deutschsprachigen Nachkriegslyrik", ja "vielleicht die einzige, die aus dieser Generation heute zur Weltliteratur gezählt wird"; 2 der Poet selber hat der "Stimme" in seiner Meridian-Rede 3 und somit in seinem Werk eine eminente Bedeutung zugewiesen, ja er hat diesem poetologischen Kernterminus eigens ein Gedicht (Stimmen im Band Sprachgitter) gewidmet. 4 In der Übersetzungsforschung gehört die "Stimme des Übersetzers" bereits zum festen begrifflichen Inventar. Seit seiner Emergenz durch Theo Hermans klassischen Aufsatz über die "Translator's Voice" 5 sowie durch Lawrence Venutis Standardwerk The Translator's Invisibility 6 erfreut sich dieser Begriff einer nachhaltigen Aufmerksamkeit in translatologischen Studien, die sich in großer perspektivischer Bandbreite-reichend von der rhetorisch-theatralischen Dimension der "Stimme im Text" 7 bis hin zur soziologischen Präsenz und Hörbarkeit der Übersetzerstimme in der Öffentlichkeit-damit beschäftigen. Die vorliegende Auseinanderset-1
2024
Paul Celans prominente Selbstbeschreibung als einsprachiger Dichter und die markante Mehrsprachigkeit sowohl seiner Lebenswelt als auch seines literarischen Schaffens sind als zwei Seiten seiner Schriftstelleridentität untrennbar miteinander verbunden. In der Öffnung seines Schreibens auf sprachliche Diversität und Alterität bei gleichzeitigem Festhalten an der deutschen Muttersprache liegt eine der Hauptquellen des »schicksalhaft Einmaligen«, das er für seine Dichtung beanspruchte. Wie kaum ein anderer Schriftsteller fühlte sich Celan auf existenzielle Weise an das Deutsche gebunden, andererseits griff er in seinem Schreiben wie selten ein Dichter vor ihm auf eine Vielzahl von Sprachen zurück. Seine Übersetzungen und Selbstübersetzungen, sein exophones Schreiben, das in vielen veröffentlichten und nachgelassenen Texten zu beobachtende Code-Switching sowie vielfältige sprachliche Inter- bzw. Transferenzen veranschaulichen eine für sein gesamtes Schaffen grundlegende Polyglossie. Die Bedeutung von Celans Schreiben ›zwischen‹ den Sprachen lässt sich direkt aus seinem Werk herleiten und anhand vieler Textbeispiele sowohl poetologisch als auch linguistisch veranschaulichen. In unterschiedlichen Formen und auf verschiedenen Ebenen sind dabei über ein Dutzend Sprachen in Phänomene des Sprachwechsels, der Sprachmischung und der Sprachreflexion involviert. Unter Rückgriff auf translatorische Verfahren, postdadaistische Schreibtechniken und in Anlehnung an die jüdische Sprachmystik benutzt der Dichter Mehrsprachigkeit zur Erzeugung einer »Vielstelligkeit des Ausdrucks« mittels sprachlicher Superposition und translingualer Mehrfachcodierung. Auf diese Weise wird das Deutsche als Trägersprache der Judenvernichtung ›anreichert‹, verfremdet und dekonstruiert. Im Medium der Lyrik wird Celans multilinguale Schreibpraxis zum Ausdruck eines distanziert-kritischen, ja aporetischen Verhältnisses zur Muttersprache. Mit der vorliegenden Studie wird erstmals der Versuch unternommen, Paul Celans Mehrsprachigkeit in ihrer ganzen Breite und Tiefe darzustellen. Neben einer umfassenden Typologie der verschiedenen Schreibverfahren im Kontext seiner poetologischen Positionen – auf Basis zahlreicher Textbeispiele und Stellenkommentare – sowie einer exemplarischen Gesamtinterpretation des Gedichts »Huhediblu«, wird an ausgewählten Beispielen dargestellt, wie Celans Poetik und Praxis der ›Wortöffnung‹ zu einem der prägenden Einflüsse einer translingualen Gegenwartsliteratur wurde. Word Openings: On Paul Celan’s Multilingualism Paul Celan's self-portrayal as a monolingual poet and the profound multilingualism, embedded in both his life and literary practice, form an indissoluble tapestry of his identity as a writer. The act of opening up his writing to linguistic diversity and alterity, while steadfastly embracing his German mother tongue, stands as a pivotal source for the ‚fateful uniqueness‘ he attributed to his poetry. Like hardly any other writer, Celan felt existentially tied to the German language, yet simultaneously, unlike few poets before him, he extensively drew upon a large variety of languages in his writing. His translations and self-translations, his exophonic writing, the code-switching observed in numerous published and posthumous texts, as well as diverse linguistic inter- and transferencies, vividly illustrate a foundational polyglossia throughout his entire oeuvre. The significance of Celan’s writing »between« languages can be directly derived from his work and exemplified both poetically and linguistically through various examples. On different levels and in diverse forms, more than a dozen languages engage in the phenomena of language change, language mixing, and language reflection. Leveraging translational methods, post-dadaist writing techniques, and drawing inspiration from Jewish language mysticism, Celan wielded multilingualism as a tool to create a ‚versatility of meaning‘ through linguistic layering and translingual multicoding. In this way, German, as the language of Jewish extermination, undergoes a process of ‚enrichment,‘ foreignization, and deconstruction. Within the realm of poetry, Celan's multilingual writing practice turns into the expression of a distanced and critical, even aporetic, relationship with his mother tongue. This book attempts, for the first time, to present a nuanced and thorough exploration of Paul Celan's multilingualism in all its facets. In addition to a comprehensive typology of various writing techniques in the context of his poetic positions – based on numerous text examples and annotations – and an exemplary overall interpretation of the poem ‚Huhediblu,‘ it reveals how Celan’s poetics and his practice of „word opening“ became seminal influences in shaping translingual contemporary literature.
Celan-Handbuch. Ed. by Markus May, Peter Goßens, Jürgen Lehmann. Stuttgart: Metzler 2008, 299-301, 2008
Sketches the influence which Rilke's work had on Paul Celan.
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Gideon Stiening/Udo Thiel (eds.), Johann Nikolaus Tetens (1736-1807). Philosophie in der Tradition des europäischen Empirismus, Berlin/Boston: de Gruyter 2014, 27-44.
Studia theodisca 29 (2022)
Germanistische Beiträge, 2020
Pandemonium Germanicum
Chiara Adorisio, Carmela Lorella Bosco (Hg.) Zwischen Orient und Europa Orientalismus in der deutsch-jüdischen Kultur im 19. und 20. Jahrhundert, 2019
Naharaim - Zeitschrift für deutsch-jüdische Literatur und Kulturgeschichte, 2009
Paper in: Estudios Filológicos Alemanes. Sevilla, 2008, . , 2008
P. Goßens, J. Lehmann, M. May (ed.) : Celan-Handbuch, Zeit-Person-Werk, Suttgart : Metzler, 2008, p. 350-354., 2008
Analele Universităţii de Vest din Timişoara, 2023
P. Goßens, J. Lehmann, M. May (ed.) : Celan-Handbuch, Zeit-Person-Werk, Suttgart : Metzler, 2008, p. 27-30., 2008