Academia.edu no longer supports Internet Explorer.
To browse Academia.edu and the wider internet faster and more securely, please take a few seconds to upgrade your browser.
Texte österreichischer Schriftsteller und Teilnehmer über den Spanischen Bürgerkrieg
Magazin, 2006
Magazin. Revista de Germanística Intercultural, 2006
Eine Einführung von GÜNTHER SCHMIGALLE Der Spanische Bürgerkrieg dürfte wohl das in Geschichtsschreibung, Publizistik und Literatur am häufigsten dargestellte und analysierte, am heftigsten diskutierte und umstrittene Ereignis des 20. Jahrhunderts sein. Auf etwa 25.000 wird die Zahl der selbständigen Publikationen (Bücher und Broschüren), die ihn ganz oder teilweise zum Gegenstand haben, geschätzt. Wir groß ist dann wohl die Zahl der literarischen Werke, die vom Spanienkrieg handeln? Maryse Bertrand de Muñoz, eine der besten Kennerinnen der Materie, hat erklärt, ihr seien mehr als 2000 literarische Werke ("obras de creación fiteraria"), die sich ganz oder teilweise auf dieses Thema beziehen, bekannt 1 . Sie bezieht sich dabei jedoch nur auf die "klassischen" literarischen Gattungen. Wenn wir einen erweiterten Literaturbegriff zugrunde legen, der auch die Testimonialliteratur mit einbezieht (d.h. den weiten Bereich von Erlebnis-und Augenzeugenberichten, in Buchform vorliegenden Reportagen, Lebenserinnerungen usw.) -was sich bei diesem Thema geradezu aufdrängt -so kommen wir leicht auf eine Zahl von etwa 3000 Büchern. Wie kann man sich in dieser Flut von Texten orientieren? Wie soll man dieses Material gliedern? Konventionelle Gliederungen nach literarischen Gattungen, nach Nationalität und Sprache der Autoren wären denkbar, Im folgenden haben wir uns, was die Globalstruktur angeht, zu einer Gliederung nach historisch-politischen Gesichtspunkten entschlossen und stellen in den Abschnitten 1-3 die profranquistische Literatur, die Literatur der Volksfront und die Literatur der sozialen Revolution vor, wobei wir in allen drei Abschnitten die spanische und die ausländische Literatur des Bürgerkriegs unterscheiden. Dabei gehen wir von folgender Überlegung aus. Der Spanische Bürgerkrieg war nicht nur ein Konflikt zwischen dem franquistischen und dem republikanischen Lager und ihren jeweiligen internationalen Verbündeten. Der Konflikt innerhalb der spanischen Republik, zwischen den Anhängern einer bürgerlichen Demokratie (Republikaner, Rechtssozialisten, Kommunistische Partei), die sich um das Volksfrontprogramm scharten, und den Vertretern der sozialen Revolution (Anarchisten, Linkssozialisten, POUM), ging über den Rahmen eines bloßen Machtkampfs (wie er sich auch in der franquistischen Zone abspielte) weit hinaus und hatte (obwohl er sich nur zeitweise in offenen bewaff-1 Bertrand de Muñoz, La guerra civil española... I,5. Günther Schmigalle: Die Literatur des Spanischen Bürgerkriegs 78 neten Konflikten ausdrückte) den Charakter eines "Bürgerkriegs im Bürgerkrieg" Es ist -von Felix Morrow über Pierre Broué bis Andy Durgarn immer wieder argumentiert worden, daß die Existenz und der Verlauf dieses inneren Bürgerkriegs letztlich auch entscheidend dafür waren, daß Franco den Krieg überhaupt gewinnen konnte: durch die Rückgängigmachung (Zerschlagung) der sozialen Revolution, bei der die KP die Hauptrolle spielte, wurde jene Begeisterung des Volkes zunichte gemacht, die das Pronunciamento Francos im Juli 1936 zunächst scheitern ließ und die auch weiterhin der stärkste Trumpf der Republik im Kampf gegen Franco hätte sein können. So bestechend diese Argumentation ist, so muß sie doch, wie alle derartigen Überlegungen, spekulativ bleiben. Tatsache ist jedoch die innere Spaltung der Republik durch einen internen Bürgerkrieg, der in den Straßenkämpfen in Barcelona (Mai 1937) und in der Unterdrückung des POUM (Juni 1937) ihren Höhepunkt fand. Und damit ist es auch Tatsache, daß man die gesamte Bürgerkriegsliteratur, soweit sie während oder unmittelbar nach dem Konflikt entstanden ist, einem jener drei Lager zurechnen kann: dem des Franquismus, dem der Volksfront oder dem der sozialen Revolution. Das bedeutet auch, daß man in fast allen diesen Werken zwei grundlegende thematische Elemente findet: die Selbstdarstellung des eigenen Lagers und die (explizite oder implizite) Polemik gegen die beiden anderen. Die literarischen ebenso wie die nichtliterarischen Texte des Spanischen Bürgerkriegs lassen sich nur im Kontext der internationalen Meinungsschlacht, die dieser Konflikt entfachte, adäquat interpretieren. Für den Literaturhistoriker ist es freilich von größtem Interesse, wie weit es den einzelnen Autoren gelungen ist, Selbstdarstellung und Polemik in Richtung auf die Darstellung allgemeinmenschlicher Probleme und Werte zu transzendieren. Möglicherweise wird man zu dem Schluß kommen, daß dies, im Verhältnis zu der großen Gesamtzahl doch nur in relativ wenigen Werken gelungen ist -in einer Handvoll von "Klassikern", die auch dem späteren Lesepublikum, das keine einschlägigen Erfahrungen und Vorkenntnisse mehr besitzt, auf einer bestimmten Ebene unmittelbar zugänglich sind. Das durch den Bürgerkrieg und mit Hilfe Hitlers und Mussolinis etablierte Francoregime bestand bekanntlich noch bis zum Jahre 1975 und versuchte bis zuletzt mit allen Mitteln, die Spaltung Spaniens in Sieger und Besiegte, im Lande geduldete und ins Exil verbannte, aufrechtzuerhalten. Noch bis in die sechziger Jahre gibt es daher in der spanischen Bürgerkriegsliteratur eine deutliche Spaltung in profranquistische und prorepublikanische Autoren und Günther Schmigalle: Die Literatur des Spanischen Bürgerkriegs 79
Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 1998
Kriege sind schrecklich und haben schon immer eine Geisel der Menschheit dargestellt, auch wenn sie manchmal notwendig waren oder unschuldigen Völkern aufgezwungen wurden. Wer Kriege führen muß, sieht sich meist einer auswegslosen Situation gegenüber, auf die man nur noch mit militärischen Maßnahmen zu reagieren vermag. Zwar hat es immer Befürworter des Krieges gegeben, Säbelrassler und Eroberungslüsterne, Ideologen und Fanatiker, und manchmal haben sich die Massen, psychologisch aufgepeitscht, voll Begeisterung in den Krieg gestürzt, aber überwiegend haben sich die Menschen zu allen Zeiten gegen den Krieg bzw. den Kampf als Lösung für Konflikte und Meinungsunterschiede ausgesprochen und alles darangesetzt, Frieden als Grundlage für gesellschaftliche Existenz innerhalb einer Gemeinschaft anzustreben. Der große Schatz von Sprichwörtern, der uns aus allen Zeiten überliefert ist, liefert einen überzeugenden Beweis dafür, daß die Erfahrung des Krieges als etwas Schreckliches angesehen und dementsprechend verurteilt wurde. 1 Philosophische, politologische, religiöse und kulturhistorische Betrachtungen waren stets noch gegen den Krieg gerichtet. 2 Selbst wenn eine betroffene Seite als Sieger aus dem Krieg hervorkommt, gibt es letztlich doch nur Verlierer, nämlich Tote, Verletzte, Witwen und Waisen. Krieg führt allemal noch grauenhafte Zerstörung und maßloses Leid mit sich und mündet in ein alle treffendes Elend, auch wenn die Kriegspropaganda auf beiden Seiten zu insinuieren bemüht gewesen sein mag, daß durch die militärischen Strategien ein bedeutender Erfolg errungen wurde. Die Bewertung
300 Jahre "Robinson Crusoe"
Robinsonaden in der Literatur der österreichischen Aufklärung Unter "Literaturder österreichischen Aufklärung" verstehe ichinmeinemBeitrag die literarische Produktion, die um 1760 in der HabsburgerM onarchie einsetzt und bis in die "Biedermeierzeit" reicht.Ich postuliere also im Kontext der österreichischen Literatur eine Epocheneinheitvon etwa 70 Jahren, ganz im Gegensatz zu den gängigen germanistischen Epochenkonstruktionen, die (immer noch)gern vonA ufklärung-Sturmu nd Drang-Klassik-Romantik-Vormärz sprechen. Meinen Beitrag hätte ichd aher auch "Österreichische Robinsonaden um 1800" nennen können. Dieser Titel ist allerdings schon vergeben: Adolf Haslinger hat ihn für einen 1979 publizierten Aufsatz verwendet.¹ Haslinger fragted amals, warum um 1790 plötzlich eine kleine Welle österreichischer Robinsonaden einsetzte, ob sich eine österreichische Variante des Robinson-Grundmodells rekonstruieren lasse und ob die österreichischen Robinsonaden "historische, regionale und aktuelle Bezügen" zeigten. Vondiesen Fragen lasse ich mich ebenfalls leiten, und meine Antworten werden sich vonH aslingers Erkenntnissen nicht fundamental unterscheiden. Unter "Robinsonaden" verstehe ich Romane,d ie den "Robinson" im Titel tragen, ohne, wie in der Forschungsgeschichte geschehen, zwischen "eigentlichen" und Pseudorobinsonaden zu differenzieren.² Ob die Texte also dem Defoe'schen Prototyp mehr oder wenigera kkuratf olgeno der ob der Robinsontitel vielleicht nur als Kundenköder verwendet wurde, ist für mich irrelevant. Näher werde ich mich mit vier solchenT exten auseinandersetzen. Drei davonh at auch Haslinger untersucht.D ie Zeit reichte nicht,w eitere Romane zu berücksichtigen. Ein größeres Textcorpus könntem eine Vermutungen durchaus bekräftigen, aber möglicherweise auch falsifizieren. Warume sn ach 1790 zu einerK onjunktur vonR obinsonaden in der österreichischen Literatur kam, hat Haslinger plausibel mit seinem Verweis aufd ie maria-theresianische Schulpolitik und die josephinische Literaturpolitik beantwortet.D ie "erweiterte Preßfreiheit" erlaubte die Entstehunge inesl iterarischen
2017
Seit 1968 lebe ich in Spanien, seit 1974 beschäftige ich mich beruflich (im Suhrkamp-Verlag) und aus Leidenschaft (wann immer sich eine Gelegenheit bietet-auf Universitäts-Symposien, Kongressen, in zahl reichen Artikeln, Materialienbänden, Anthologien oder bei der Organi sation diverser Veranstaltungen) mit der Vermittlung der spanischen, portugiesischen und lateinamerikanischen Literatur und Kultur nach Deutschland, versuche mitzuhelfen, damit möglichst viele Brücken zum gegenseitigen Verständnis (aus-)gebaut werden. Über bald 30 Jahre konnte ich so viele Informationen und Erfah rungen Zusammentragen, und kontinuierlich kommen neue Einsichten oder Fakten hinzu, so dass ich die wichtigsten Aspekte dieses Themas stets mit neuen Varianten und Zusätzen wiederholen muss. Auch der heutige Beitrag ist eine Erweiterung, eine zusätzliche Pirouette. 1984 habe ich für die Stadtbücherei Dortmund im Rahmen der dortigen Aus landskulturtage, die erstmals Spanien gewidmet waren, eine (damals relativ vollständige) Bibliographie Spanische Literatur des 20. Jahr hunderts in deutschen Übersetzungen zusammengestellt. Es war eine Sisyphos-Arbeit-und ein Schock: Das Ergebnis war derart armselig, die Liste der Lücken so gewaltig und oft unverständlich (im Vergleich zu den anderen großen europäischen Kulturnationen England, Italien, Frankreich, Russland), dass man den Eindruck gewann, hier müsse ein fach alles getan werden.
2000
Die Arbeit beschäftigt sich mit der faschistischen und kommunistischen Propaganda im Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939. Beschrieben werden rhetorische Verfahren zur Erzeugung von Feindbildern. Die Analyse bezieht sich sowohl auf literarische Produkte als auch auf andere Medien wie Film, Reportage und Bild. Das Ergebnis des Vergleichs kommunistischer und faschistischer Propaganda ist eine weitestgehende Identität in der Anwendung manipulativer Verfahren
2017
The study analyses Cold War discourses in Austrian post-war literature, a subject that so far has been neglected in Austrian literary history. Through extensive research, 50 mainly unknown or little acknowledged novels, stories, plays and scenes were discovered which discuss phenomena of the Cold War that defined the first post-war decades. The theoretic focus on New Historicism allows an analysis of a broad spectrum of thematic clusters, images, discursive constellations and narratives which are contextualised both in national and international Cold War discourse. The intended references of literary text to cultural fields highlight exchange processes between literary and non-literary texts, and extend beyond national (Austrian) literary historiography. In 15 chapters, the study discusses, for example, discursive patterns, such as constructions and imaginations of borders, fictive travels behind the Iron Curtain, the Gulag, and metaphors of disease and narratives of espionage, which are positioned in the context of the Cold War.
Der Kalte Krieg wirkte auf vielfältige Weise auf die deutschsprachige Literatur der Nachkriegszeit und betraf sie in all ihren Dimensionen. Das reichte von den Lebens- und Schreibbedingungen der Autorinnen und Autoren über die Themen und die ästhetischen Verfahren der Texte, ihre Publikations- und Verbreitungsmöglichkeiten bis hin zu ihrer Rezeption und dem ihr zugeschriebenen politischen Potential. Das vorliegende Buch versammelt die Beiträge eines internationalen Symposions an der Universität Wien und nimmt das Thema aus den Perspektiven der Literatur- und der Politikwissenschaft, der Geschichts- und der Buchwissenschaft in den Blick. Es behandelt Fragen des Literaturbetriebs und seiner politischen Instrumentalisierung im Kalten Krieg ebenso wie die politischen Positionen einzelner Autorinnen und Autoren und ihr Agieren als ›Public Intellectuals‹, das kritische Potential literarischer Texte und ihr Aufgreifen brisanter zeitgeschichtlicher Themen ebenso wie die damit verbundenen literarischen Strategien. Der Fokus liegt auf der Zeitspanne von 1945 bis 1968 und damit auf Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Ingeborg Bachmann, Ulrich Becher, Volker Braun, Milo Dor, Friedrich Dürrenmatt, Ernst Jünger, Robert Neumann und Friedrich Torberg . Dazu kommen Untersuchungen zu spezifischen Verlags- und Publikationsstrategien und zu den noch kaum erforschten Versuchen, wenigstens im Feld der Kultur einen konstruktiven Ost-West-Dialog zu etablieren.
2013
Im Unterschied zu Deutschland hatte Österreich nie eine gemeinsame Grenze mit Litauen, und noch weniger gab es ein Gebiet wie das ehemalige Ostpreußen, in dem sich die Sprachen und Kulturen beider Länder überschnitten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich österreichische Städte und Landschaften, österreichische Geschichte und Gesellschaft nicht in dem Maße in der litauischen Literatur widerspiegeln, wie man das für Deutschland feststellen kann. Dennoch sind die Beziehungen litauischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu Österreich und die Spuren Österreichs in ihren Werken seit der Neugründung des litauischen Staates im Jahr 1918 erheblich intensiver als im deutschen Sprachraum oder selbst in Litauen bekannt ist.
Lettre, 2008
Wie vielen Begriffen ergeht es auch dem hier im Titel gewählten 'Balkan', wenn er seine Wirkungsmacht richtig entfaltet: Was ursprünglich ein Gebirge in Bulgarien bezeichnete und immer noch bezeichnet, steht heute für eine Problemregion, die sich vom eigentlichen Ort schon lange losgekoppelt und für ein Trauma Europas steht, deren Verarbeitung erst in der jüngsten Literatur einsetzt: Es geht um die Ende des 20. Jahrhunderts in Europa nicht mehr für möglich gehaltenen kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien. 'Balkan' wird metaphorisch gebraucht und hier mit Bedacht auch so verwendet, denn-so fragt Peter Handke-"welch erwachsener Leser verbindet heutzutage überhaupt noch etwas Wirkliches mit solch einem Wort?" 1 Was mit dem Prädikat 'balkanesisch' (ebd., S. 17) versehen wird, entspricht einem kulturellen Konstrukt, das sich in einem Abgrenzungsprozess ausformte, welcher in einem ersten Schub während der beiden Balkankriege 1912 und 1913 entstand, aber erst Ende der 80er Jahren in der Diskussion um 'Mitteleuropa' fortgesetzt wurde und sich während dem Zerfall Jugoslawiens nochmals verstärkte. Die bulgarischstämmige Historikerin Maria Todorova geht in ihrer bewusst gewählt provozierend-ironischen Schreibweise hingegen wieder so weit, den jüngsten Kriegen der 90er Jahre die Zuschreibung 'Balkankonflikte' abzusprechen, da alle übrigen Länder der Balkanhalbinsel wie Albanien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien im Unterschied zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht daran beteiligt waren. 2 Der 'Balkan' unterliegt folglich hochgradig Stereotypisierungen und Stigmatisierungen. Dabei ist die Fremdwahrnehmung, der Blick von außen entlarvend; eine Hauptrolle spielt die deutsche Literatur-im Unter
Geschichte Spaniens. Von der Frühzeit bis zum 21. Jahrhundert., 2022
Spanien blickt auf eine Besiedelung zurück, die vor mindestens 1,5 Millionen Jahren begonnen hat. Hier entstand in der Bronzezeit das erste staatliche Gebilde Westeuropas, seine natürlichen Reichtümer machten es zum Ziel der Begehrlichkeiten von Phöniziern und Griechen, Kelten und Karthagern, Römern und Germanen. Die Zeit von al-Andalus prägte das Denken und die Wissenschaften in ganz Europa für Jahrhunderte, die koloniale Expansion bescherte dem Land unermessliche Reichtümer und kulturellen Glanz – und legte gleichzeitig die Saat zum Absturz: Wirtschaftliches Elend und religiöse Despotie sind ebenso verbunden mit Spanien wie der Höhenflug zur Weltmacht. Bis heute ist der Vielvölkerstaat Spanien keine geeinte Nation – die politischen und kulturellen Konfliktlinien zwischen dem zentralistischen Einheitsanspruch und den Eigeninteressen von Basken oder Katalanen treten immer wieder deutlich zutage. Holger Ehling zeigt in seinem Buch die historischen Entwicklungen auf, die für das Verständnis des Landes unabdingbar sind und Spanien bis heute prägen.
Kapitel 2. Die Juden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 41 Das Judendekret des Basler Konzils - Die Berücksichtigung der spanischen Verhältnisse - Das Erbe des Don Pablo de Santa María - Die spanischen Konzilsväter jüdischer Abstammung. a) Das Studium des Hebräischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 48 Der Sprachenkanon des Basler Konzils und seine Folgen - Der erste fahrende Hebraist: Flavius Mithridates alias Guillermo Ramón de Moncada - Augustinus Ricius, ein Schüler des Abraham Zacut - Der Hebräischlehrer der Reformatoren: Mateo Adrián aus Huesca. b) Grammatik und Lexikographie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56 Die Bewunderung der christlichen Hebraisten für die Sprachwissenschaft der Hispanohebräer - Die Grammatik des Moses Qimhi - Die Grammatik und das Lexikon des David Qimchi - Fragmentarischer Druck aus dem Werk des Joseph Qimhi. c) Hebräische Exegese ........................... 59 Die Bibelkommentare des David Qimhi - Abraham ibn Ezra - Buxtorfs Biblia Rabbinica von 1618 und die darin enthaltenen Kommentare spanischer Gelehrter - Die Übersetzung der hispanojüdischen Exegeten durch Konrad Pellikan. d) Talmudische und halachische Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 63 Der Druck des Talmud in Basel - Die Initiative des Casiodoro de Reyna - Der Mischnakommentar des Maimonides - Ascher ben Jechiel - Jacob ben Ascher - Josua Boas und sein Register zum Talmud - Das Talmudkompendium des Isaak Alfasi - Isaak ben Reuben aus Barcelona und Jona Girondi aus Gerona. e) Philosophie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 68 Die Sentenzen des Jehuda al-Harizi - Die Logik des Moses Maimonides - Der Führer der Verirrten in Buxtorfs Übersetzung - Die innerjüdische Kontroverse um das Werk des Maimonides in einer Basler Briefantologie - Die Ausgabe des Kuzari des Jehuda Halevi - Der Briefwechsel zwischen Hisdai ibn Schaprut und dem König der Kazaren - Die Geschichtsphilosophie des Kuzari - Buxtorfs Beschäftigung mit dem Werk des Isaak Abravanel- Die Dialoghi di amore des Judah Abravanel. f) Die Kabbala. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 76 Johannes Pistorius und seine Sammlung kabbalistischer Schriftsteller - Guillaume Postel und seine Übersetzung des Zohar - Exzerpte aus dem Zohar in einigen Basler Drucken - Die pseudoepigraphischen Zoharzitate des Pablo de Heredia - Die jüdischen Kabbalisten aus Spanien: Moses de Leon, Samuel ibn Motot, Abraham Saba und Abraham ben Eliezer. g) Historiographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 81 Abraham ben David Halevi und sein Buch über die Tradition - Das Reisebuch des Benjamin von Tudela - Die «Wiederentdeckung» der zehn verlorenen Stämme in Amerika: Antonio de Montezinos und Menaseh ben Israel. h) Naturwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 84 Abraham bar Hiyya's Sphaera mundi - Die mathematischen Kapitel aus dem Sefer ha' iqqarim von Joseph Albo. Die Bibliotheca Rabbinica des Jacob Roman - Ein Basler Druck des Isaak Lupercio? - Uriel da Costa und sein ExempIar humanae vitae.
Eisler-Mitteilungen, 2022
The article deals with an bundle of papers that Eisler brought back from wartime Spain to Paris in 1937 and kept until the end of his life. The text source, which has hitherto been overlooked by scholars, contains drafts and clean copies of six poems that Renn wrote in Spain in the first months of the Spanish Civil War. These poems can be divided into three distinct groups: two poems are Kampflieder lyrics about the anti-fascist struggle of the German interbrigadists in Spain, two are ironic recollections of lile in (Nazi) prison, and two are personal poems about Renn's feelings and fears at the time regarding his homosexuality. These literary works shed light on significant aspects of cultural life within the German Thälmann Battalion of the International Brigades, as well as on Renn's biography. The documents are kept today in the Hanns-Eisler-Archiv in Berlin, catalogued as "Nicht vertonte Texte”.
Pandaemonium Germanicum, 2021
Der Beitrag vergleicht verschiedene Europa-Konzeptionen prominenter österreichischer Schriftsteller der Zwischenkriegszeit, die ganz unterschiedlich begründet sind: Während Hugo von Hofmannsthals Diagnose in erster Linie ästhetisch argumentiert, sind Stefan Zweigs Europa-Essays primär gesinnungsethisch motiviert. Demgegenüber bemüht sich Robert Musil um eine anthropologisch-verantwortungsethische Beweisführung.
2016
An die Lehrer im Deutschen Kaiserreich wurde immer wieder die Erwartung herangetragen, die Erziehung an den Zielen des Staates auszurichten. Aufgrund der politischen Verhältnisse im Kaiserreicheine starke Sozialdemokratie stand monarchistisch-konservativ orientierten Eliten gegenüberwaren politische Stellungnahmen von Lehrern jedoch ein heikles und umstrittenes Thema, politische Äußerungen im Unterricht verboten. Unter den vielen Themen, die zwischen den beiden genannten politischen Lagern umkämpft waren, hatte der Imperialismus/Kolonialismus eine besondere Stellung inne. Wie schwierig dieses Thema war, zeigt sich unter anderem daran, welchen Raum es in den Schulbüchern einnahm. Politisch nicht unumstritten, wurde Kolonialismus zum Beispiel im Geschichtsschulbuch erst in der Zwischenkriegszeit umfassend als Phantomschmerz diskutiert; vor 1914 tauchte er vor allem in Erdkundebüchern und Werken für den Deutschunterricht auf.[1] Doch wie verhält es sich mit der blutigen Begleiterscheinung des Kolonialismus, den Kolonialkriegen? Denn Krieg, so unterstellen es Teile der Forschung zur Militarisierung im Kaiserreich, war ein beherrschendes Thema für den Geschichtsunterricht. Die personenzentrierte Darstellung und die Hervorhebung von (aufopferungsvollen) Heldentaten sollten nicht nur der männlichen Jugend Vorbild sein, damit diese ihr Leben und ihre Leistung in den Dienst des Vaterlandes stellte. Gerne wird für diese Argumentation auf den kaiserlichen Erlass von 1890 verwiesen, der die Betonung der Neueren und Neuesten Geschichte, mit Schwerpunkt auf den Kriegen seit 1792, im Geschichtsunterricht forderte. Dieser kaiserliche Wunsch wurde vom preußischen Bildungsministerium aufgegriffen und war Thema zweier Schulkonferenzen.[2] Dabei beschränkte sich die Darstellung der modernen Kriege in den Schulbüchern nicht nur auf die europäischen Kriegsschauplätze. Der Erwerb der Kolonien durch die anderen Großmächte wurde den Schülern immer wieder exemplarisch als ein Grund für deren machtpolitischen Aufstieg genannt. Und es gab Kolonialkriege im weiteren Sinne, derer man im Reich gern gedachte, wie die Ostasienexpedition unter Alfred Graf von Waldersee 1900/01. Andere Militäreinsätze waren zeitgenössisch umstrittener. Den Militäreinsatz gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904/05 kritisierte der Reichstagsabgeordnete des Zentrums, Matthias Erzberger, im Reichstag; die Debatten
Slowakische Zeitschrift für Germanistik, 2015
1. Poesie und Geschichtserfahrung in Heinrich Heines Werk Das Engagement für die soziale Emanzipation der Gesellschaften und Individuen verleiht Heinrich Heines Werk Einheit. Die charakteristische Art und Weise, wie Heine seine Ideen durch die Kunst mitteilte, ist von besonderer Bedeutung bei der Lektüre seiner Texte. In seinem Werk übt er, wie K. Fingerhut (1992: 109) unter anderen Autoren bereits pointierte, ein "ironisches Umkehrspiel", indem er die Wahrheit unter der Maske der poetischen Schönheit zeigt. Bei diesem Spiel wird das Ideal der heldischen und sozialen Utopien, die die romantische Literatur seiner Zeit darstellte, mit Ironie und Sarkasmus in die unschöne Wirklichkeit zurückgeführt, die nach Heine eine Transformation durch die Prinzipien der Französischen Revolution brauchte. Trotz seiner Überzeugung von der Wichtigkeit dieser Prinzipien setzte sich der Schriftsteller für ein Literaturverständnis ein, in dem es keinen instrumentellen Zusammenhang zwischen Wort und Tat, zwischen Poesie und Politik, zwischen Geist und Macht gab. Für den engagierten Dichter war die Autonomie von Kunst, Wissen und Politik wesentlich. Heine misstraute der "Tribunalisierung der Kunst und der Doktrinalisierung des Wissens" (Habermas 2000: 83) und kritisierte, dass "das ‚Kunstinteresse' bloß in Dienst […] für das politische Interesse des Tages" gestellt wurde (Habermas 2000: 81).
Zagreber Beiträge, Beiheft, 2022
Der Beitrag skizziert mehrere Problemfelder in Handkes jugoslawischen Reiseberichten: In ihrer strategischen Einseitigkeit beschönigen sie die Fragen der organisierten Gewalt in Bosnien und insbesondere den Völkermord von Srebrenica, anstatt etwas anderes zu enthüllen.Zweitens entwickelt Handke Balkan-Stereotypen als Traumwelt, um eine Ersatzzugehörigkeit für seine zerrissene Identität zu schaffen. Schließlich werden Handkes Positionen im Zusammenhang mit der österreichischen ›Unfähigkeit zu trauern‹ dekonstruiert, indem sie mit einer der Urszenen der Zweiten Republik in Verbindung gebracht werden: dem Skandal rund um den Präsi- dentschaftskandidaten Kurt Waldheim im Jahr 1986.
Loading Preview
Sorry, preview is currently unavailable. You can download the paper by clicking the button above.