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Abstract

»Auf dem Rennplatz von Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das Theater von Oklahoma aufgenommen! Das große Theater von Oklahoma ruft euch! Es ruft nur heute, nur einmal! Wer jetzt die Gelegenheit versäumt, versäumt sie für immer! Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Wer Künstler werden will, melde sich! Wir sind das Theater, das jeden brauchen kann, jeden an seinem Ort! Wer sich für uns entschieden hat, den beglückwünschen wir gleich hier! Aber beeilt euch, damit ihr bis Mitternacht vorgelassen werdet! Um zwölf Uhr wird alles geschlossen und nicht mehr geöffnet! Verflucht sei, wer uns nicht glaubt! Auf nach Clayton!« Seitdem ich diese Sätze, die Karl Roßmann in Amerika auf einem Plakat liest, kenne, sind sie für mich der Inbegriff dessen, was ich unter sozialer Utopie verstehe. Das liegt daran, daß sie von einer Welt erzählen, von der ich mir vorstellen könnte, daß sie mein Bedürfnis nach Schutz befriedigt-zum einen, weil sie als» Theater« apostrophiert wird, also bestimmten, prinzipiell durchschaubaren Spielregeln unterworfen sein dürfte, zum anderen weil in ihr jeder seinen Platz findet, zum dritten, weil Künstler werden darf, wer will, und ich ab einem bestimmten Alter immer Künstler werden wollte.