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Der Beitrag wurde auf der Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung anlässlich des 100. Jahrestages der Russischen Revolution von 1917 gehalten. Er fokussiert auf Lernen aus der Geschichte.
Springer eBooks, 2021
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Selbst in Werken, die den marxistischen um ein Jahrhundert vorgehen, wird die prähistorische, Zeit vor der Zivilisation als eine aufgefasst, die „frei“ oder noch nicht befreit vom Privateigentum ist. Ob es Jacques Rousseaus ist, der eine Gesellschaft asozialer Individuen vorstellt,1 David Hume, der Gerechtigkeit nur in eine Gesellschaft des mäßigen Mangels versetzt (und eine Gesellschaft des Überflusses ähnlich wie verschieden Utopisten, Sozialisten und später Kommunisten als eine ohne für uns typische Konflikte beschreibt)2, oder Thomas Hobbes, für den in diesem Naturzustand das Naturrecht „aller auf alles“ und ein Krieg „aller gegen alle“ vorherrscht, die Vorstellung einer Phase der gesellschaftlichen Entwicklung vor dem Privateigentum ist nicht marxistische Dogmatik, sondern verbreitete Annahme.
Gegenwärtig intensivieren sich die ökonomischen und politischen Widersprüche der gesellschaftlichen Praxis: In den westlichen Ländern konsolidiert sich eine riesige Sockelabeitslosigkeit. In Osteuropa halten grundlegende wirtschaftliche Funktionsstörungen an. Für die Dritte Welt ist eine weitere, explosive Steigerung des Massenelends zu erwarten. Die nächste Zukunft wird neue ökologische Katastrophen, tiefgreifende weltwirtschaftliche Störungen und Kriege gegen die erwachenden Völker bringen. Die destruktiven Tendenzen schlagen auch noch auf die kleinsten menschlichen Lebensäußerungen durch und erzeugen ein Klima der Angst. Es entwickelt sich aber auch zunehmend ein gesellschaftliches Bedürfnis und teilweise schon die bewußtere politische Anforderung nach einer grundsätzlich neuen ökonomischen Politik. Praktisch stellt sich das Problem so, daß ein dritter Weg jenseits der schlechten Alternative von Plan-und Marktwirtschaft gefunden und der Abhängigkeit gesellschaftlicher Entwicklung vom Weltmarkt ein Ende gemacht werden muß. Gibt es auf diese Herausforderung aber auch angemessene theoretische Antworten?
transcript Verlag eBooks, 2015
Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-Böll-Stiftung seit Langem. Als wir vor acht Jahren die ersten neugierigen Blicke auf die Commons geworfen haben, ahnten wir noch nicht, auf welch lange Reise wir uns begeben würden. Auf diesem Weg ist neben der politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Commons vor allem eine vertiefte Beschäftigung mit Kulturanthropologie nötig geworden. Wir haben entdeckt, dass die Commons und das Commoning überall in der Welt eine eigene Geschichte und spezifische Ausprägungen haben. Darin liegt auch ihr völkerverbindendes Potential, das auf neokoloniale Gedankenwelten und Politik genauso verzichten kann wie auf den Export von Demokratiemodellen, Institutionsformen und Patentrezepten für Entwicklung. Wenn sich Commons und Commoners Entfaltungsraum erkämpfen können, dann ist das ein großer Schritt für eine demokratische Entwicklung. Unsere Commons-Arbeit ist Teil eines Erkenntnisprozesses und einer Suche. Wir wollen unter anderem wissen: Wie könnte eine gerechte Wirtschaft und Gesellschaft aussehen, die eine sozialökologische Transformation in den planetarischen Grenzen ermöglicht? Wer treibt mit uns gemeinsam die Überlegungen voran, wie wir künftig miteinander leben wollen? Wer denkt nicht nur über Zukunftsfragen nach, sondern probiert hier und heute bereits Neues aus? Commons und Commoning sind Theorie und Praxis zugleich. Deshalb widmen wir beiden besondere Aufmerksamkeit als eine von mehreren möglichen Antworten auf die oben gestellten Fragen. Zu ihrer theoretischen Fundierung tragen wir seit Jahren bei und haben eine Trilogie geplant, deren erster Band im Frühjahr 2012 erschienen ist: Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Er wurde breit rezipiert. In vielen Diskussionen und Netzwerktreffen der letzten beiden Jahre entstanden Ideen für diesen vorliegenden zweiten Band: Die Welt der Commons-Muster gemeinsamen Handelns. Uns ist es wichtig, mit anderen an einer Vision zu arbeiten, die nicht nur Altbekanntes reformieren will, sondern einen wirklich transformativen Charakter hat. Wir unterstützen diesen Prozess, weil wir überzeugt sind, dass daraus Räume für eine andere Logik, eine neue Sprache und neue Denkkategorien entstehen. Solche Räume können sich nur losgelöst vom politischen Alltagsgeschäft und dessen Pragmatismus entfalten. Einen wichtigen Anstoß, in Commons-Theorie und alternative Formen der Wirtschafts-und Gesellschaftsgestaltung in unserem eigenen gesellschaftlichen 3 | Siehe zum Thema Lebendigkeit auch den Beitrag von Andreas Weber am Ende dieses Bandes auf den Seiten 354 ff. (Anm. der Hg.). Kapitel I-Begründen 34 Abbildung 8: Schema einer 4-Stufen-Pyramide mustertheoretischer Forschungsarbeit Muster der Commons und des Commoning Vor der Commons-Bewegung liegt eine Entwicklung, die mit einer weiteren Mobilisierung und Verbreitung des Wissens, das in der Bewegung beziehungsweise in ihren Akteurinnen und Akteuren lebt, verbunden sein muss. Die Situation erscheint komplex, vor allem durch die Vielfalt von historischen und aktuellen Erscheinungsformen von Commons in allen Kulturen. Es ist eine Herausforderung, aus dieser Vielfalt einen Grundstock von Begriffen als Modelle für alle Commons-Projekte ausfindig zu machen. Als wäre das nicht Anspruch genug, stellt sich zusätzlich die Aufgabe, wichtige Problemstellungen der Gegenwart, z.B. den Klimaschutz, als Gemeingut-Projekte zu verstehen und zu Lösungen zu finden. Die Situation ist nicht einfach und doch lässt sich sagen: Die notwendi gen Konzepte und Methoden existieren bereits, und es wird intensiv daran gearbeitet, die Theorie der Muster mit der Praxis der Commons zu verbinden.
zfwu Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 2019
Praktisch-philosophische Aspekte tragfähiger ›Gemeinwohl-Ökonomie‹ Im Namen des Gemeinwohls zu sprechen fällt leicht, aber seinen normativen Gehalt im Kontext der modernen Gesellschaft zu klären ist schwierig. Der Beitrag versucht, ihn in den drei Dimensionen der praktischen Philosophie zu erhellen und auf dieser Basis zu prüfen, wie weit Christian Felbers Entwurf einer ›Gemeinwohl-Ökonomie‹ den von ihr erhobenen Anspruch zu erfüllen vermag.
Die Arbeit reflektiert die Selbstverständnisse und Denkgrundlagen verschiedener Commons-Diskurse zu Beginn des neuen Jahrtausends. Ausgangsthese ist, dass die Robustheit und Fruchtbarkeit der Commons für das Neudenken des Ökonomischen unter anderem davon abhängt, ob entsprechende Denkansätze konsequent in soziale Praktiken eingebettet und situativ gestaltbar bleiben. In diesem Zusammenhang werden verschiedenen Autor*innen reflektiert (Elinor Ostrom, Yochai Benkler, M.Bauwens/V. Kostakis, Friederike Habermann, M.Hardt/T. Negri, Acksel et al.) . Es wird gefragt, was ihrem Denken vorausgeht und ihren Analysen und Vorschlägen somit implizit ist. Der Text untersucht mithin die Art, wie ausgewählte Commons-Autor*innen auf ihren Gegenstand zugehen und entwickelt die Analyse entlang folgender Struktur: Historische Einbettung Geistesgeschichtliche Verortung Problembeschreibungen und Erkenntnisinteressen Menschenbilder Kategoriale Bestimmungen Metaphern Paradigmatischer Boden Die Reflexion des in den verschiedenen Commons-Texten zu Grunde gelegten Menschenbildes führt zum Vorschlag des "reziproken gesellschaftlichen Selbst", als Menschenbild des Commons-Diskurses. Ein KOnsens diesbezüglich zeichnet sich jedoch genauso wenig ab wie ein festumrissener Forschungskonsens. Die nähere Betrachtung von Menschenbildern, Kategorien und paradigmatischen Grundlagen legt nahe, dass derzeit von unterschiedlichen Entwürfen für Commons-Ökonomien statt von „der“ Commons-Ökonomie auszugehen ist. Allerdings zeigt die große Zahl gemeinsamer Ankerpunkte, Grundannahmen und Problemwahrnehmungen an, dass sich ein Bewusstsein dafür herauskristallisiert, dass eine moderne Commons-Ökonomie ihrer theoretischen Konzeption und Ausformulierung harrt.
1979
An Economic Theory of Democracy" 1 hat der Politik-und Wirtschaftswissenschaft eine neue Theorievariante beschert. Sie nennt sich "Ökonomische Theorie der Politik" 2 , "Ökonomische Theorie des politischen Wettbewerbs" 3 , "Neue Politische Ökonomie" 4 oder "Moderne Politische Ökonomie" 5. Trotz der begrifflichen Uneinheitlichkeit 6 ist das Anliegen dieser Forschungsrichtung eindeutig: sie will die als bewährt geltenden Instrumente des neoklassi
Zweimal Deutschland. Soziale Politik in zwei deutschen Staaten - Herausforderungen, Gemeinsamkeiten, getrennte Wege, 2020
Das Soziale und dementsprechend die Sozialpolitik sind originär ökonomisch-wie auch das Ökonomische originär sozial. Trotz ihrer jeweiligen Eigengesetzlichkeit und Eigendynamik sind sie untrennbar miteinander verbunden. Beide Aspekte prägen soziale Aktivitäten in der Geschichte überhaupt-sei es die Armenpflege der europäischen Städte und der christlichen Kirchen, die spezifischen Formen der Fürsorge in der islamischen Welt, die Sozialreformen unter Bismarck oder das schwedische "Volksheim". Es ging bzw. geht immer um die Stabilisierung von Eigentums-und entsprechenden Machtverhältnissen sowohl in Politik wie in Wirtschaft. Bis heute geht es um die Frage, ob eine soziale Politik möglich ist, die sich nicht in den Grenzen des Bermuda-Dreiecks von Privateigentum, Markt und Konkurrenz bewegt. Diese Frage beschreibt den Ausgangspunkt der Sozialpolitik in der DDR und die damit verbundenen Möglichkeiten und Grenzen. 1 Mit dem Zerbrechen der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung konnte man Formen der sozialen Absicherung (etwa die Sozialversicherungsträger, Kinderbetreuung, gesundheitliche Versorgung usw.) übernehmen. Ihre Ausrichtung musste sich jedoch verändern, wenn man über einen gut organisierten bürgerlichen Sozialstaat hinausgehen wollte. Für die proletarische und auch bürgerliche Linke waren soziale Forderungen vor allem Element des Schutzes der ArbeiterInnen und der Schwachen in der Gesellschaft überhaupt gewesen. Es war ein Kampf um einen größeren Anteil am gesellschaftlichen Reichtum. Der Sozialdemokratie erschien dies als Klassenkompromiss, der in einem Verteilungssozialismus auslaufen sollte, der kommunistischen Strömung als Klassenkompromiss auf dem Weg zur Klärung der Eigentums-und Machtfrage. Beiden Richtungen war gemein, dass Sozialpolitik über den Staatshaushalt und über Gesetzesprojekte gedacht wurde, die ihrerseits 1 "Möglichkeit" ist eine der unverständlicherweise wenig und wenn dann ungenau genutzten Kategorien gerade auf dem hier zu betrachtenden Feld. siehe Dietrich Wahl: Ernst Bloch über die Möglichkeit und linke Diskurse, in: Utopie kreativ, 195 (Januar 2007), S. 63-72.
Vortrag im Rahmen des Herbstworkshops "Commons" der HfWU Nürtingen-Geislingen am 07.11.2014
Die Welt reparieren, 2016
Dies ist eine Synthese der zehnjährigen Arbeit und Forschung zu den vielfältigen Praktiken neuer Produktionsgemeinschaften sowie ethischer Unternehmenskoalitionen im Umfeld der P2P-Stiftung. Er richtet sich an die Peerto-Peer-/Commons-Community und wurde anlässlich der Uncommons Konferenz in Berlin am 23. Oktober 2015 verfasst. 10-Nutze Kreditsysteme auf-Gegenseitigkeit! Wir können uns nicht vom Geld extraktiver Banken abhängig machen und müssen Kredit systeme auf Gegenseitigkeit wesentlich ausbauen.
Dieses Buch liest sich wie eine Befreiung. Ja, doch, es gibt Alternativen zum Kapitalismus und zum untergegangenen Staatssozialismus, zum übermächtigen Markt und Staat. Sie sind menschen-und naturfreundlich. Sie befriedigen Bedürfnisse und produzieren Verbundenheit. Sie sind so alt wie die Menschheit und gleichzeitig so modern wie neueste Computertechnologien. Sie sind überall auf dem Globus präsent, und doch kennen sie nur wenige. Es handelt sich um die Commons. Manche sagen dazu auch »Gemeingüter«, doch das ist unzulässig verkürzt. Woran liegt die seltsame Unsichtbarkeit der Commons? Viele Wirtschaftswissenschaftler stecken noch in der überholten Vorstellung von der »Tragödie der Gemeingüter« fest. Sie haben für Commoning keine Begriffe-und kein Verständnis dafür, dass es beim gemeinsamen Produzieren, Nutzen und Teilen nicht auf Geld-und Machtvermehrung ankommen könnte. Commons machen im Wortsinne sprachlos, weil sie mit den gängigen ökonomischen und juristischen Begriffen nicht zu fassen sind. Der große Einwand gegen Commons lautet gewöhnlich, sie seien zu klein, um Klimakrise, Armut und andere Weltprobleme zu bekämpfen. Die befreiende Botschaft dieses Buches: Es geht. Gerade die kleinteilige Selbstorganisation birgt die Rettung. Durch Commoning werden Lebensmittel angebaut und verteilt, Wälder geschützt, Wohnraum geschaffen, Menschen gepflegt, Traktoren entworfen, Schulbücher verfasst, gemeinwohlorientierte Kreditsysteme geschaffen und vieles mehr. Commoning ist ein lebendiger sozialer Prozess, in dem Menschen selbstorganisiert ihre Bedürfnisse befriedigen. Drei Beispiele: Gemeinschaftlich genutztes Ackerland, Weiden, Wälder und Gewässer gehören zu den ältesten und größten Commons: Laut einem Bericht der International Land Rights Coalition sind bis zu 2,5 Milliarden Menschen auf Gemeinschafts-und indigenes Land angewiesen. Der niederländische Pflegedienst Buurtzorg besteht aus lauter kleinen selbstverwalteten Teams. Diese pflegen Kranke schneller gesund als hierarchische Dienste-nicht obwohl, sondern weil dort niemand die Minuten pro Verbandswechsel abrechnen muss. »Wiki-House« ist ein Internet-Designbaukasten für die Schaffung von einfachem, günstigem und energiesparendem Wohnraum. Er ermöglicht eine »kosmo-lokale Produktion«, bei der Menschen »leichte« Dinge wie Wissen und Design über das Internet weitergeben, um vor Ort »schwere« Dinge wie Häuser zu produzieren. Mit einem großen theoretischen und empirischen Aufwand haben Silke Helfrich und David Bollier die Ergebnisse der Commons-Forscherin und Nobelpreis-Jahr Anzahl der SoLaWis
Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat
Peer-Vision (P2P) für Wirtschaft und Gesellschaft basiert nicht auf einem utopischen Ideal; sie besteht vielmehr in der Verallgemeinerung jener Formen von Peer-Produktion, Peer-Governance und Peer-Besitz, die derzeit schon im Entstehen sind. 1 Die Vision einer neuen Zivilisation und eines neuen Wirtschaftssystems beginnt mit der Analyse der grundlegenden Fehler dessen, was ist. Die Kritik an den Fehlfunktionen des gegenwärtigen Wirtschaftssystems lässt sich in drei wesentlichen Punkten zusammenfassen:
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, 1982
Einen Wohlfahrtsstaat zu schaffen, der den inneren sozialen Krieg der Nationen auf immer beenden sollte, wurde im Verlauf des II. Weltkrieges zum innenpolitischen Kriegsziel Nummer 1 der Alliierten. Die Idee eines Wohlfahrtsstaates, in dem Not, Krankheit, Unwissenheit beseitigt und eine »soziale Demokratie« auf der Basis gleicher sozialer Grundrechte für jedermann verwirklicht sein sollte, gehörte zum Pathos dieses Krieges und wurde zum politischen Kampfbegriff der nichtkommunistischen Linken im Nachkriegseuropa. Dieser Kampf- und Wertbegriff stand und steht unter Ideologieverdacht. Ideologieverdächtig war die Rede vom Wohlfahrtsstaat, weil dies neue Schlagwort der politischen Sprache zusammen mit seinen zahlreichen, schmückenden Parallelausdrücken - wie »Social Service State«, »Social Security State«, »Full Employment State« usw. - ein epochemachendes Programm umschrieb, das die Legitimation des bürgerlichen »Rechtsstaates« auf eine neue, verbreiterte Basis stellen sollte ( vgl. Kr...
Frei, fair und lebendig - Die Macht der Commons, 2020
Commons im Staat Wir haben gesehen, wie eine kreative Nutzung des Eigentumsrechts und historischer Rechtsgrundsätze konventionelles Eigentum neutralisieren und in Folge den modernen Markt-Staat in die Schranken weisen kann. Was aber wäre möglich, wenn die Staatsmacht Commoning und beziehungshaftes Haben sogar aktiv unterstützte? Könnten bewusste Selbstorganisation und die Muster sorgenden & selbstbestimmten Wirtschaftens mit Mitteln des Staates vorangetrieben werden? Wäre eine Unverkäuflichkeitsdoktrin für gemeinsam genutztes Vermögen rechtlich durchsetzbar? Könnten wir Rechtsregime, Infrastrukturen und Programme entwerfen, die Commoning fördern? Das sind viele Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt, doch an einer Auseinandersetzung mit dem Staat-dem Begriff, den Institutionen, den Vorstellungen und der Macht-führt kein Weg vorbei. Allerdings ist dabei strategische Vorsicht geboten. Die meisten Politikerinnen und Politiker der rund 200 Nationalstaaten dieser Welt, egal welcher Couleur, ob Demokratinnen oder Autokraten, sind sich einig, dass anderes wichtiger ist: Überall hat das Wirtschaftswachstum Priorität. Die Politik glaubt (und wir oft auch), dass unsere Bedürfnisse nur durch ununterbrochene Kapitalakkumulation bzw. Wachstum befriedigt werden können. Daher gilt die Aufmerksamkeit der Politik den Märkten (und ihrer Ausweitung), der Ausbeutung natürlicher »Ressourcen« (selbst im Mariannengraben und auf dem Mars) und der Ankurbelung des Konsums, auch wenn dafür zunächst funktionstüchtige Waren verschrottet und neue Bedürfnisse künstlich geweckt werden müssen. All das hält die kapitalistische Maschinerie am Laufen und sorgt für sprudelnde Steuereinnahmen. Verständlicherweise gibt esim Markt-Staat-eher kein Interesse an Commons. Wir sollten uns deswegen keine Illusionen über die Natur staatlicher Macht und ihrer Verknüpfung mit Kapital und Märkten machen. Wer heute in staatlichen Institutionen Entscheidungen trifft, wird im besten Fall zwiegespalten reagieren, wenn die Unverkäuflichkeit unseres Natur-oder Kulturvermögens verteidigt werden soll. Die Politik will jede Gelegenheit nutzen, um Investitionen »anzulocken«, um aus Investitionskapital politisches Kapital schlagen und Marktaktivitäten fördern zu können. Und selbst dort, wo dies dem Wortlaut nach anders klingt, setzt sich letztlich dieses Grundmotiv durch. Wie wir in Kapitel 7 gesehen haben, führte die internationale Gemeinschaft 1979 den Rechtsgrundsatz des »gemeinsamen Erbes der Menschheit« ein. Rechtsrah
In: Bauer, Otto. 2024. Der Kampf um Wald und Weide. Studien zur österreichischen Agrargeschichte und Agrarpolitik. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Lisa Francesca Rail. 7-58. Wien & Berlin: Mandelbaum., 2024
This is my introductory essay to the re-publication of Otto Bauer's "Der Kampf um Wald und Weide". (The attached document is an extract made openly accessible by the publisher). "Der Kampf um Wald und Weide" was first published in 1925 and is a historical essay tracing the development of property in land on the territory of the republic of Austria. Interpreting his own historical findings, Otto Bauer additionally makes suggestions for how a socialist agarian program should deal with the question of property in and the distribution of land. In my introduction I situate the text in its historical and political context and ask which aspects can productively be taken up again for dealing with current struggles over land and the constitution of food systems.
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