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2016, in: J. Jinek – V. Konrádová (eds.), For Friends, All Is Shared, OIKOYMENH, Prague
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Vergissmeinnicht – Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900, 2018
Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 30, pp. 37–67, 2024
Journal Phänomenologie, 39/ 2013), 9-16, 2013
Lachen bricht aus, schwappt über zu anderen, lässt den Körper sich wellenförmig aufbäumen, fließt horizontal gurgelnd und prustend zwischen den Gleichgesinnten. Lachen erschüttert und durchflutet die Verklammerung von Ich und Leib. Ist das Lachen erst einmal ausgebrochen, kann es schwerlich mit Vernunft oder Disziplin beherrscht werden. Subversiv lässt es die Lachenden abdriften vom festen Fundament, eintauchen in Sinneswellen, die noch nicht gefestigt, aber doch gerichtet dahinrollen. Trotz sozialer und kultureller Disziplinierungen verlieren wir bisweilen die Fassung: Wir lachen und haben unseren Leib und unsere Vernunftordnung nicht im Griff. Lachen steht für die »Unverfügbarkeit der leib-seelischen Existenz« 1 . Die Lachregulation ist Teil der politischen und gesellschaftlichen Körper-und Geisteskontrolle. Kulturgeschichtliche Betrachtungen offenbaren, dass besonders das Lachen der Frauen gesellschaftlichen Einschränkungen unterlag. Laut lachen war meist verpönt: »Sie möge wohltemperiert lachen, damit der Humor des Mannes deutlich würde.« 2 Das schlichte Mitlachen, womöglich ohne die Pointe eines Witzes verstanden zu haben oder nur um der gesellschaftlichen hierarchischen Ordnung -über die schlechten Witze eines Vorgesetzten unbedingt lachen! -zu genügen, ist somit ein falsches und entfremdetes Lachen. Wer nur aus Gehorsamkeit lacht, zeigt ein mehr oder weniger überzeugendes Lachverhalten, in dem die leib-seelische Existenz diszipliniert bleibt und die Gesichtsoberfläche sich kräuselt. Im Folgenden aber möchte ich das heitere, wirkliche, vielleicht subversive Lachen und den gezielten Witz im Zusammenhang von Wahrheit, Körper und Subjekt thematisieren.
Gesellschaft unter Spannung: Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020, 2021
Tabuwissen ist eine problematische Sorte von Wissen. Denn von ihm soll eigentlich nicht mehr bekannt werden, als dass man es nicht zu wissen habe. Dies stellt die Vermittlung von Tabuwissen vor eine Herausforderung. Anhand einer historischen Stadtplanreihe, die schwerpunktmäßig über sexuelle Dienstleistungen in bundesdeutschen Großstädten informierte, untersucht der Beitrag, wie die Stadtpläne mit dem Tabu umgehen, das ihr Wissen betraf. Dabei fällt als ungewöhnlichstes Element die Nutzung von Comicfiguren auf. Zwar werden auch sie genretypisch für Reiseliteratur in die Vermittlung des Was, Wo, Wann und Wie der örtlichen Optionen eingespannt. Aber die Einführung des Komischen in den Prostitutionskontext Anfang der 1970er Jahre hilft vor allem, die im Tabu angelegte Spannung zu lösen, einerseits von dem vermittelten Wissen angezogen, andererseits von ihm abgestoßen zu sein. Damit verhelfen die Stadtpläne ihren an sexuellen Dienstleistungen interessierten Benutzern nicht nur zu einem Können, sondern arbeiten zur Überwindung der Tabuschranke auch und zugleich unmerklich an ihrem Wollen und Dürfen. Dreßler, Arne (2021): "Das Komische als Spannungslöser: Zur Vermittlung von Tabuwissen." In: Blättel-Mink, Birgit (Hrsg.): Gesellschaft unter Spannung: Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020, https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2020/article/view/1417.
2008
Mit Gedichten und Karikaturen gegen die Staatsmacht Rumänien hat öfters einen »Sonderweg« in der Geschichte beschritten. Selbst innerhalb des Warschauer Paktes unterlag Rumänien, anders als die übrigen Staaten Osteuropas, einem geschichtlichen Paradox. Ceausescu war der einzige Staatspräsident eines Mitgliedslandes des Warschauer Paktes, der sich 1968 öffentlich gegen den Einmarsch der Roten Armee in Prag äußerte und ihr die militärische Unterstützung seines Landes verweigerte. Der Westen sah deshalb in dem neuen rumänischen Präsidenten kurzzeitig einen hoffnungsvollen Träger demokratischer Ideen. Dabei hat man übersehen, daß Ceausescus Kritik gegenüber den Sowjets sich nicht gegen deren Ideologie, sondern lediglich gegen das Einmischen in die Angelegenheiten eines ›Bruderstaates‹ richtete. Seine Innenpolitik entsprach ebensowenig den Verheißungen seiner nach Westen hin vertretenen Liberalisierungspolitik. Im Inneren des Landes wuchs im Laufe der Jahre das Ausmaß des Terrors leise an: Die Geheimpolizei Securitate war allgegenwärtig, selbst Durchschnittsbürger bespitzelten einander. Zudem war die Bevölkerung mit Alltagssorgen konfrontiert, die der rumänische Schriftsteller Patapievici als »falsche Probleme« bezeichnet: Vor dem Sturz Ceausescus »bestanden unsere Probleme darin, wie wir uns am besten vor den anderen verbergen, wie wir eine möglichst wirksame Doppelsprache entwickeln, wie wir schwänzen können, ohne daß man es sah, wie wir uns durch Betrug eine größere Ration Zucker, Öl oder Wurst ergattern als die, auf die wir gemäß des Plan zur sogenannten ›rationalen Ernährung‹ offiziell ein Anrecht hatten«. Rumänien entwickelte sich seit Ende der 70er Jahre immer mehr zu einer totalitären, sprich entpolitisierten Gesellschaft. Widerstandsbewegungen gegen das kommunistische Regime gab es zeitversetzt in Ungarn, in der Tschechoslowakei und in Polen. In den restlichen Satellitenstaaten machte sich eine Auflockerung der Regime spätestens infolge der Perestrojka-Politik bemerkbar. Eine unerbittliche Zensur behinderte dagegen in Rumänien in allen Kunst-und Kommunikationsformen den freien Meinungsaustausch. Selbst die Lektüre politischer Denker wie Platon, Spinoza oder Hegel konnte als politischer Widerstand mißdeutet werden. In einem solchen autoritären und rigiden Umfeld konnte sich Kultur nicht anders als politisiert darstellen, so der Philosophieprofessor Gabriel Liiceanu, Herausgeber des 1983 erschienenen »Tagebuchs von Pãltinis«. Dieses Buch beinhaltet Gespräche seines Mentors Constantin Noica mit »ausgewählten Studenten« über (politische) Philosophen. Pãltinis, ein Kurort in den Karpaten, war damals der Treffpunkt der Gruppe. Während Noica in der Zwischenkriegszeit keine unbekannte Größe in Rumänien war, sollte er später aufgrund der scharfen kommunistischen Zensur zumindest für eine gewisse Zeit in Vergessenheit geraten. Seine Freundschaft mit Mircea Eliade und Emil Cioran in der Zwischenkriegszeit mißfiel den Kommunisten nach ihrer Machtübernahme 1945 so sehr, daß sie ihn mit größerer Intensität überwachten. Die jungen Journalisten Cioran und Eliade gehörten in den dreißiger Jahren zum antisemitischen elitären Kreis Junimea unter der Leitung des Philosophieprofessors Nae Ionescu. Das bei der Junimea institutionalisierte Modell der Gesprächsrunde über philosophische Texte entsprach dem platonischen Diskussionskonzept: Der Philosoph ist nach Platon nicht im Besitz der Weisheit, er ist sich vielmehr seines Mangels an Weisheit bewußt und erlangt diese erst im offenen, fragenden Streitgespräch und Dialog. Obwohl die Mitglieder der Junimea mit der Ideologie der Eisernen Garde,
Erschienen in: Maske und Kothurn 4 (2006), S. 30-40. Haben Sie in letzter Zeit einmal gelacht? Jede und jeder von Ihnen wird dies wohl mehr oder weniger bejahen können. Lachen wie Komik sind ein wesentlicher Teil unserer Lebensrealität, ja wir können gar nicht anders, als dann und wann einfach mal zu lachen. Ob nun zu Hause oder im Büro, im Kino, im Theater oder im Kabarett -überall wird gelacht, auch wenn sich Formen des Lachens weitreichend unterscheiden ebenso wie die Lachanlässe und komischen Begebenheiten. Das Komische stellt ein Ereignis dar, das stets auf eine Wahrnehmungsform, eben auf das Lachen ausgerichtet ist. Die signifikante Wechselbeziehung von Komik und Lachen ist vielfach betont worden und gilt als unbestritten, während das, was die Komik und das Lachen selbst auszeichnet, wie sie funktionieren und welche Funktionen und Bedeutungen sie haben, sehr unterschiedlich und kontrovers bestimmt wurde. Eine Dimension des Komischen ist indes der Zusammenhang von Komik und Scheitern. Stolpern, Versprechen oder Fallen, jene Mißgeschicke, die sich konträr zu den avisierten Handlungen und Intentionen verhalten und zugleich eine Fremdbestimmtheit offenbaren, 1 ob sie nun bewußt inszeniert oder unfreiwillig geschehen, gelten geradezu als Paradebeispiele des Komischen. Das Scheitern stellt aber nicht nur einen zentralen Topos des Komischen dar, sondern mit dem komischen Geschehen wird auch eine Verletzung und Kritik von sozialen, ästhetischen, moralischen und anderen Normen und Vorstellungen verbunden, also ein momentanes Aussetzen oder Versagen von normativen Werten. 2 Allerdings, so scheint mir, haftet auch dem komischen Ereignis selbst etwas Krisenhaftes, etwas Scheiterndes an, können Komik wie Lachen selbst ins Schlittern, ja in eine Krise geraten. Denn so oft wie wir lachen müssen, können wir auch manchmal einfach nicht lachen, obgleich wir lachen sollten. Jede und jeder hat ebenso schon erlebt, daß Witze nicht ankommen, Ironie nicht bemerkt wird, kleine Späße, Lästereien oder Frotzeleien für manche gar nicht komisch sind, oder man sich schlicht und ergreifend dem Lachen verweigert, weil man sich dazu gezwungen sieht. Oder jene Situationen, bei denen das Komische plötzlich ins Unkomische kippt, einem das Lachen quasi im Halse stecken bleibt und eine Unsicherheit und Ungewißheit bezüglich der Situation aufkommt, ja die Komik selbst in Frage stehen kann. Im weiteren möchte ich dieser Krisenhaftigkeit der Komik folgen, wobei ich zunächst
2023
Vorliegende innovative Studie zur Komik zeichnet sich durch eine neue Betrachtungsweise des Phänomens aus. Im Gegensatz zu den meisten traditionellen Theorien wird nicht nur ein deskriptiv-essentialistischer Katalog dessen was komisch wirkt, angestrebt. Die Studie setzt sich mit einigen klassischen Ansätzen und Überlegungen zu Ursachen komischer Wirkung auseinander (Freud: Affektbezogenheit und Verkürzung im Witz, Bergson: mécanique plaqué sur du vivant, Pirandello als Doppelbödigkeit des Komischen, Bachtin; Karnevalisierung als Ursprünge komischer Verfahren), legt den Schwerpunkt allerdings auf die Komikproduktion und das Komikverständnis als Verfahren. Die Komik wird im Wesentlichen als kognitiver Prozess analysiert. In einem von einem Sprechakt gesetzten Aussageakt wird bewusst ein Defizitäres als auslösender Effekt eingesetzt. Dies erzeugt im Empfänger zuerst einmal eine leere Überraschung. Zugrunde liegt ein menschliches Universal, dass er in jeglichem kommunikativen Akt von der Wirklichkeitssupposition ausgeht, also ein mentales Verständnis des Gesagten im Sinne einer Wahrnehmung als verständlich automatisch aktiviert ist. Der Komiktrigger setzt hier ein Fragezeichen. Es erfolgt aber bald das Verständnis einer Sekun-därebene: der Komiktrigger wird als bewusst gesetzt erkannt und damit beginnt ein Verständ¬nis einer Metaebene. Es ist dann nicht mehr primär der denotative Gehalt der Erstaussage, der zur Weltorientierung erkannt werden muss, sondern durch den Bezug zu kulturell geprägten semantischen Hallräumen im Rezipienten eine neue zweite Aussage induziert, ein Verstehen als komisch. Diese neue Aussage hat dann wieder eine Aussagekomponente, die als Ausge-schlossenes Drittes bezeichnet wird, also eine wieder verständliche Aussage, die die Erstaus-sage zwar als thematische Bestimmung verwendet, durch sie indirekt bestimmt ist, sie aber aufhebt, perspektiviert, oder einfach inhaltlich oder als Sprechweise veralbert. Dieses Ausgeschlossene Dritte kann auch auf der Ebene einer reinen Vorstellung möglich sein, die einen Wirklichkeitsbezug ausschließt. Auf jeden Fall ist selbst in Fällen wie der Unsinnspoesie oder dem Absurden Theater eine kognitive Komponente der Weltorientierung enthalten.
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Der Witz als Waffe. Spott und Lachen als Triebkraft der öffentlichen Meinung in der frühen Neuzeit, 2011
Komik der Integration Grenzpraktiken und Identifikationen des Sozialen , 2019
Antike und Abendland
(Un)Komische Wirklichkeiten. Komik und Satire in (Post-)Migrations- und Kulturkontexten
Soziologiemagazin, 2019
transcript Verlag eBooks, 2004