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Kalina Kupczynska Ohne Rückenwind. Über Kausalität in der Prosa von Clemens J. Setz Kausalität wird im Kontext literarischer Texte meistens als eine Ordnung definiert, die fiktionale Narrative in enger Verbindung mit deren zeitlichen Komposition strukturiert;1 häufig wird ‚Kausalität' analog zu ‚Logik' der Erzählung behandelt, so etwa bei Todorov und Barthes. Todorov und Barthes, wie auch die meisten Strukturalisten, betonten das Primat der Kausalität bzw. der Logik der Narrative gegenüber deren zeitlichen Ordnung; der Leser konzentriere sich viel stärker auf die erstere – so Todorov. In der kognitivistischen Erzählforschung wird das Phänomen der Kausalität in Narrativen im Verhältnis zu allgemein geltenden Gesetzen der Kausalität graduell aufgefasst: " CAUSE does not have the restrictions associated with physical causation, wherein one event is both necessary and sufficient for another event to occur. Causal relations in stories have a looser character, implying sufficiency rather than necessity. " 2 Kausalität umfasst so wichtige Aspekte fiktionaler Texte wie " die Spannung zwischen Motivation und Handlung, zwischen Word und Tat " , die Rolle von 1 1 Vgl. Tzvetan Todorov: " La causalité est étroitement liée à la temporalité; il est même facile de les confondre. […] Mais si presque tout récit causal possède aussi un ordre temporel, nous n'arrivons que rarement à percevoir ce dernier. La raison en est un certain état d'esprit déterministe, que nous attachons incosciemment au genre même du récit. ". Ders.:
Zwischen Einflussangst und Einflusslust. Zur Auseinandersetzung mit der Tradition in der österreichischen Gegenwartsliteratur. Hg. Joanna Drynda, Alicja Krauze-Olejniczak, Sławomir Piontek, 2017
dossieronline.at, 2021
Bildmedien. Materialität – Semiotik – Ästhetik, 2023
Bildmedien sind aus Clemens Setz' Erzähltexten nicht wegzudenken: Sei es die Medienkombination in der Autofiktion Indigo (2012), die Anleihen beim Computerspiel im Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre (2015) oder die in der Reihe der zahllosen intermedialen Bezüge zu Fotografie, Film oder Computerspiel fast schon anachronistisch anmutende zentrale Stellung der Plastik in der Erzählung Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes (2011) aus der gleichnamigen Sammlung-stets vermisst Setz sein Erzählen und dessen Weltentwürfe an der Leistung von Bildmedien. Dass aber Bilder, oder genauer: Fotografien ins Zentrum seiner realistischen Poetik führen, zeigen beispielsweise seine erste Tübinger Poetikvorlesung von 2015 oder die Interviewfiktion Bot: Gespräch ohne Autor von 2018. In der Auseinandersetzung mit einer Reihe als Funde des Alltags gerahmter Schnappschüsse formuliert Setz nichts weniger als seinen ganz spezifischen ästhetischen Realismus. Wenn Realismus in der Literatur-und Kunsttheorie mehr ein Problemkomplex denn ein Begriff ist (vgl. Berndt und Pierstorff 2019), dann ist die Fotografie dessen heimliches Zentrum. Ob als Leitmedium oder als Gegenbegriff-die Fotografie bestimmt als Bezugspunkt das Nachdenken über das Verhältnis von Welt und Darstellung, das seit dem neunzehnten Jahrhundert als Kardinalproblem des Realismus bezeichnet werden kann. Ihre Fähigkeit, die Wirklichkeit detailgetreu abzubilden, setzt neue Maßstäbe für die mimetische Funktion bildender Kunst wie Literatur-eine Herausforderung, auf die der programmatische literarische Realismus mit der Forderung nach ‚Verklärung' von Wirklichkeit als Kriterium für Kunst begegnet.¹ Doch selbst für einen ästhetischen Realismus, der nicht von einer Verklärung einer vorgängigen Wirklichkeit, sondern umgekehrt immer von der Darstellung ausgeht, ist die Fotografie in gewisser Weise privilegiert. Denn sie besitzt eine besondere ontologische Suggestionskraft, die mediengeschichtlich durch die Aufnahmetechnik analoger Fotografie zusätzlich beglaubigt wird (vgl.
2014
Mostly studies on Franz Kafka's writing disregard the essential aspect of ›cause‹, ›causation‹ and ›causality‹ in his poetics. By a close reading of the narration »Die Bäume«, this paper shows that Kafka’s ›immanent poetology‹ is based on ›causelessly caused‹ respectively ›unfounded founded‹ poetic writing and is formed by a ›performative-reflexive‹ causality. Kafka’s narration starts with a performative positing of an explanation of something that stays unnamed, thus leaving the ›cause‹, the explanation refers to, always defered. All following sentences of »Die Bäume« can be seen as a specific reflexive reaction on this paradoxical ›inception‹. According to this, the poetic process finds its ›cause‹, its ›foundation‹ and its ›ground‹ in itself and within a self-reflexive and self-referential mode of writing.
https://unipub.uni-graz.at/dossier/periodical/titleinfo/6635076, 2021
Dinge und Medien bei Clemens J. Setz andere Ball springt sofort umso höher, auch wenn er damit gegen den Griff nichts auszurichten vermag. Mit dem Gedanken, dass es eigentlich doch ein Spaß sei, solche Bälle im Zimmer zu haben, wirft Blumfeld den gefangenen Ball zu Boden und wundert sich, dass die fast durchsichtige Zelluloidhülle den Aufprall vollkommen unbeschadet übersteht. Sofort ist die regelmäßige Bewegung der beiden Bälle wiederhergestellt. Ein sehr offen zur Schau gestellter Versuch, das Treiben der Bälle zu ignorieren, nützt nichts. Blumfeld vermag seinen abendlichen Verrichtungen zumindest nicht mehr in der Weise nachzugehen, wie er es gewohnt ist. Aage A. Hansen-Löve hat darauf hingewiesen, dass "der hüpfende Wiederholungszwang" 2 der beiden Bälle nicht nur die Alltagsroutinen der Hauptfigur, sondern auch die Tektonik der Erzählung stört. Bewegung kommt in den Text. An einer längeren Stelle ereignet sich ein kleiner Exzess des Wörtchens "um", das schon im Namen der Titelfigur steckt. Hier ein Ausschnitt: "Blumfeld dreht sich unerwartet um, um zu sehn, wie die Bälle das zustande bringen. Aber kaum hat er sich umgedreht, beschreiben die Bälle einen Halbkreis und sind schon wieder hinter ihm und das wiederholt sich, sooft er sich umdreht." 3 Hansen-Löve, von dem die Hervorhebungen stammen, hat recht: Das hätte man auch ohne diese vielen umständlichen Wiederholungen ausdrücken können. Die Eigenbewegung der beiden Bälle bringt eine Interaktion mit den Bewegungen der Person, ja sogar mit deren Stimmungslagen zustande. Mit zu den Erfahrungen, die Blumfeld mit seinen Zimmergästen macht, gehört die Überzeugung, dass er sie, auch wenn sie vor ihm zurückweichen und ihn dann wieder hinter seinem Rücken verfolgen, jederzeit zerstören könnte. Dazu fehlt ihm jedoch noch die Entschlusskraft. Die beiden Bälle scheinen ihn auch nicht übermäßig reizen zu wollen. An ihren Bewegungen nimmt der Junggeselle eine gewisse Zurückhaltung wahr. So springen sie, als Blumfeld am Tisch sitzt, um die Zeitung zu lesen, nicht ganz bis zur Tischplatte hoch und vermeiden so den Lärm eines zweiten Aufpralls nach oben. Ihre Geräusche lassen sich mit einem Teppich dämpfen, den man ihnen unterlegt.
2005
Über viele Jahre hat David Humes (Hume 1777) Verständnis von Kausalität die Sicht der Psychologie dominiert. Hume hat angenommen, daß Kausalität aus früheren Erfahrungen mit ähnlichen Ereignissen herrührt. Im Gegensatz zu Hume hat der Psychologe Albert Michotte (1946) aus Leuven, in der Nachfolge von Kant (1781), mit zahlreichen Experimenten zu zeigen versucht, daß bestimmte Arten von Ereignissequenzen direkt und spontan als kausal verknüpft wahrgenommen werden.
Prosa: Theorie, Exegese, Geschichte
' 2018 erschienenes Buch Schattenfroh weist eine auffällige graphische Gestaltung auf. Die Hardcover-Buchdeckel sind in schwarzer Farbe gehalten und von weißen und kupferfarben glänzenden Linien durchzogen, die die Buchstaben des Buchtitels vom Untergrund abtrennen. Da die Buchstaben bis fast an den Rand des Buchdeckels reichen, wird der Eindruck von Flächigkeit verstärkt. Der Buchdeckel zeigt des Weiteren Autorname, Gattungsbezeichnung, Verlagsname und-logo sowie erneut den Buchtitel, ebenfalls in Majuskeln und weißer und kupferner Farbe, aber in kleinerer Schrift. Die kupfernen Lettern verlieren mit der Zeit bzw. dem Gebrauch des Buches ihre Farbe, wodurch sich der Titel zu zersetzen und zu verschwinden beginnt. Stilistisch erinnert die Buchgestaltung, die mit dem zweiten Preis der Stiftung Buchkunst honoriert worden ist, 1 an dadaistische oder der konkreten Poesie zuzuzählende Kunstwerke oder an die selbstzerstörerischen Arbeiten des Street Art-Künstlers Banksy. In erster Linie veranschaulicht sie aber, was Schreiben ist, nämlich eine graphische Anordnung von Zeichen in einer Fläche. Dass das Buch keinen Klappentext mit Inhalts-und biographischen Angaben aufweist, verstärkt noch den Fokus auf das Schreiben bzw. die Schrift. Der Haupttitel (recto 3) behält die Darstellung des Titels dem Buchdeckel entsprechend bei, allerdings in der Form eines Negativbildes, und die Gattungsbezeichnung »ROMAN« ist durch »EIN REQUIEM« ersetzt. Die Kategorie ›Roman‹ auf dem Umschlag hat zum einen eine verkaufsstrategische Funktion, die Dopplung zweier Kategorien, von denen eine (das Requiem) mehr als eine literarische Gattung bezeichnet, verweist zum anderen auf im Buch favorisierte Textverfahren wie die Reihung und minimale Verschiebung von Figuren, Namen und Motiven. Die Dopplung kann als Versuch interpretiert werden, mit Rückgriff auf eine tradierte Gattung einen Text zu beschreiben, der diese integrative Gattung paradoxerweise über-und unterschreitet: Der Bezug auf eines der Kernthemen des Buches (der Tod) charakterisiert den Text seinem Zweck entsprechend als Requiem. Intradiegetisch wird mit Blick auf das fiktive Buch Schat
Journal of Literary Theory
How ›literary mediation‹ is observed from the perspective of literature is discussed in this paper on the basis of Clemens J. Setz’ Bot. Gespräch ohne Autor. It is described here as a network of multiple operations and interconnections that take up excerpts of what has already been published and combine them with something new, and, at the same time, it is made recognizable as a fundamental moment of literature. What is reconstructed here on the basis of and from an exemplum is systematically relevant. The systematic connections that are of interest here, in turn, can only be made plausible by means of the text. This constellation is theoretically indissoluble. This paper discusses this using both the notion of ›epitext‹ and incorporating the concept of ›mediation‹ unfolded by Bruno Latour. It brings the two together and opens the theoretical territory of ›literary mediation and promotion‹. It follows that mediation is defined as an operation that transforms, that is, not conserves ...
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Rivista di Filosofia Neo-Scholastica, 2020
in: Elena Polledri, Luigi Reitani (Hrsg.): Il teatro di Kleist. Interpretazioni, allestimenti, traduzioni. Istituto Italiano di Studi Germanici: Rom, 2014
Pandaemonium Germanicum, 2005
Kleist-Jahrbuch 2016, S. 106-125.
Elemente der Naturwissenschaft 1/2003, Nr. 78, S. 178–193, 2003