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Streib, erschienen im Deutschen Pfarrerblatt, Ausgabe: 11 / 2016 "Spiritualität" ist zu einer Art Containerbegriff geworden: er enthält semantisch enorm viel, wird dadurch aber auch unüberschaubar und fast schon unbrauchbar. Heinz Streib ist es gelungen, mittels empirischer Untersuchungen die Semantik von "Spiritualität" zu profilieren und auch auf ihren religions-und kirchenkritischen Bezug hin abzuklopfen. "Viele Menschen sind von etwas ergriffen, was sie unbedingt angeht; aber sie fühlen sich jeder konkreten Religion fern, gerade weil sie die Frage nach dem Sinn ihres Lebens ernst nehmen. Sie glauben, daß ihr tiefstes Anliegen in den vorhandenen Religionen nicht zum Ausdruck gebracht wird, und so lehnen sie die Religion ab "aus Religion"."(1) Dieses Zitat geht auf den Artikel "The Lost Dimension" zurück, den Paul Tillich am 14. Juni 1958 in der Saturday Evening Post, einer amerikanischen Wochenzeitschrift, veröffentlich hat. Freilich spricht Tillich hier nicht von "Spiritualität", sondern von "Religion als Leben in der Dimension der Tiefe". Tillich problematisiert die konkretistische Zerstörung der religiösen Symbole, die eben diese Tiefendimension repräsentieren, sowie deren Präsenz in Kunst, Literatur und Philosophie. Gleichwohl finde ich es angemessen, ein halbes Jahrhundert später an Tillichs Rede von der verlorenen Dimension zu erinnern und daran anzuknüpfen-mit Blick auf die erheblichen Veränderungen in der Semantik im religiösen Feld durch die zunehmende
»Auflösung der Natur Auflösung der Geschichte«, 2001
2.2 Die religiöse Dimension 2.2.1 Relativitätstheorie und christliches Weltbild. Biblische Vorstellungen von Raum und Zeit Die Relativitätstheorie wurde infolge einer merkwürdigen Psychose nach dem Weltkrieg gleichzeitig gerühmt und angefochten. Viele vermuteten in ihr eine Herabsetzung der Moral oder der staatlichen Autorität, sogar der Religion.! (Rudolf Lämmel) 1921 erschien in der Neuen Rundschau unter dem Titel "Soziologische Gedanken zur Relativitätstheorie" ein Artikel, der sich eingehend mit den Folgen der Relativitätstheorie für Weltanschauung und Religion auseinandersetzte. Der Mensch sei, hieß es dort einleitend, nicht nur "biologisches Individuum" und "wirtschaftliches Subjekt", sondern immer auch "Metaphysiker" bzw. ,,gläubige Seele,,2. Über die "Gesamtwirkung dieser Bestimmungselemente" habe sich im Laufe der Menschheitsgeschichte der "ideologische Gehalt der Gesellschaft: Religion, Wissenschaft, Weltanschauung" herausgebildet-der sich gegenwärtig von der modemen Physik in höchstem Maße provoziert sehe. Schwer wiege vor allem die In-Frage-Stellung der herkömmlichen "absolutistische[n] Denkweise", die bislang alle "Lebens-und Kulturgebiete" dominiert habe, allen voran die Religion: In jeder Kulturreligion ist Gott, als höchstes Wesen, als absoluter Urgrund des Seins, über alle Relationen erhaben. Sämtliche menschliche Handlungen werden auf ihn bezogen. Diese Absolutität wird auf die Einrichtungen übertragen, ! Lämmel: Die moderne Naturwissenschaft und der Kosmos, S. 198.
Spiritual Care, 2016
2020
Über Spiritualität zu sprechen statt Spiritualität zu (er)leben impliziert, anscheinend unvermeidlich, vergegenständlichende Distanz. Auch wenn man sich einfühlsam und respektvoll nähert: Vermutlich kann aus argumentativem, also der Nüchternheit verpflichtetem Blickwinkel die Erfahrung der Überschreitung weltlicher Grenzen, oder die Sehnsucht danach, niemals recht spürbar werden. Natürlich kann diese Erfahrung oder Sehnsucht ihrerseits thematisiert werden: Aber dies objektiviert sie ihrerseits-das damit verbundene Empfinden kann so wiederum nicht recht eingefangen oder ausgedrückt werden. Man könnte dies das "Qualia"-Problem des Nachdenkens über Spiritualität nennen. Diese Unvermeidlichkeit kann natürlich auch die vorliegende Edition nicht vermeiden. Etwas von dem, wovon Spiritualität handelt, ist oder geht verloren, wenn man über sie spricht. Über Spiritualität geordnet nachzudenken kann, bei allem Respekt, das je individuelle Bekenntnis ernstlicher Ehrfurcht oder Sehnsucht nicht ausdrücken. Man könnte das bedauern, zum Beispiel aus der Sorge, dass Unvoreingenommenheit zur sozialen oder individuellen Erosion dessen, was sie da so nüchtern erwägt, am Ende beiträgt; dieser Sorge scheint die Nähe von "wertfrei" zu "wertlos" gefährlich groß. Aber man kann die un ver meidliche Distanzierung ebenso begrüßen, in der Sorge eben, dass das Bekenntnis, also die Festlegung auf den eingenommenen Standpunkt, ein das Für und Wider unvoreingenommen abwägendes Argumentieren erschweren wird. Diese Sorge freilich wäre, unvermeidlich, ihrerseits Bekenntnis einer wertenden Position. Wie man es auch ansieht-man sieht es aus einer, und also nicht einer anderen, Perspektive an: Loyalität und Fairness neigen zur Divergenz. Das gilt offenbar für die soeben angestellte Erwägung nicht minder: auch sie konstatiert ein Dilemma, anstelle in ihm Stellung zu beziehen. Ein Trost für die, die die Stellungnahme, das Bekenntnis vermissen, mag die Einsicht sein, dass auch der Metastandpunkt einer ist: Auch wenn ich die Wahl habe zwischen engagierter Positionierung und neutraler Erwägung, habe nicht die Wahl, zu wählen oder nicht-und die Entscheidung, die Wahl selbst zu thematisieren, drückt natürlich ihrerseits eine getroffene Wahl aus: wiederum für die Nüchternheit. Derartiges Für und Wider führt niemals an die Tür eines Auswegs: an einer Entscheidung führt kein Weg vorbei.
2020
In meinen ethnologischen Forschungen interessieren mich die Alltagspraxen von Menschen aus ihrer erfahrenen Innensicht und die darin verborgenen Wissensarchive und ihre Imaginationen, die sich u.a. in der Mythologie, in der Spiritualität und kulturell unterschiedlichen Vorstellungswelten finden und vielfach über die sakrale Globalisierung und Migrationsbewegungen verbreitet werden. Einen besonderen Stellenwert bilden dabei für mich die Künste in ihrer Materialisierung von Religion und die Wahrnehmung dar, wie sie in der Anthropologie der Sinne thematisiert wird. In diesem Blog-Beitrag gehe ich auf den kollektiven Rückzug ins Private und den damit einhergehenden neuen spirituellen Praxen in der aktuellen Pandemie ein, die eine veränderte ethnologische Feldforschung erforderlich macht.
cultura et psyche, 2020
Der Aufsatz beschreibt kulturelle und gesellschaftliche Pragekrafte der Religionen, die Einfluss auf die Identitatsbildung des Einzelnen nehmen und damit psychologisch relevant sind. Weil religios-spirituelles Erleben und Verhalten aber psychologisch wenig erforscht ist und dennoch oft hohe Heil(ung)serwartungen damit verknupft sind, hat sich ein alternativer Gesundheitsmarkt etabliert, der Wirkweisen weniger wissenschaftlich als weltanschaulich begrundet. Nach Begriffsklarungen werden die wachsende Bedeutung einer kultursensiblen Einbeziehung religioser und spiritueller Bedurfnisse dargestellt und Merkmale und Wirkprinzipien zur Aktivierung von religios-spirituellen Ressourcen beschrieben. Sowohl die Theorien des religiosen Copings, der Positiven Psychologie als auch die therapeutischen Effekte des Vergebens bieten gunstige psychologische Anknupfungspunkte, um Religiositat und Spiritualitat besser zu verstehen.
Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften, 2022
Der Beitrag untersucht das Verhältnis der christlichen Sozialethik zu Theologie und Spiritualität innerhalb des Raums des Mundanen (als Alternativbegriff zum Raum des Öffentlichen). Dazu werden drei Thesen formuliert und ausgeführt. Erstens ist eine theologische Sozialethik ohne spirituellen Impetus nicht sinnstiftend, so wie Spiritualität ohne soziale (sozialethische) Bezüge nicht sinnvoll ist. Zweitens wird gezeigt, dass der Ort des Spirituellen im Raum des Öffentlichen, d. h. in der Sphäre des sozialen Umgangs miteinander, zu finden ist. Drittens wird vorgeschlagen, anstelle vom Raum des Öffentlichen, um der besseren Einordnung willen, die Beschreibung des Raums als einen des Mundanen zu verwenden, wird doch damit die Charakteristik des Raums präziser. Der Ort des Spirituellen ist der Raum des Mundanen, d. h. der Raum einer Kommunikation mit sich überschneidenden und nicht voneinander separierbaren Wert-und Glaubensvorstellungen. Die Konkretionen des spiritual care oder auch der Work-Life-Balance zeigen, wie praktisch Spiritualität sein kann, d. h. wie sehr sie sich nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf den Anderen bezieht. Die Gesamtdisziplin Theologie ist relevanter Bezugspunkt der Sozialethik und umgekehrt. Dies wird paradigmatisch am ekklesiologischen Communio-Gedanken skizziert, der über den klassischen Volk-Gottes-Begriff (ad intra) hinaus als communio in und mit der Welt (ad extra) zu deuten ist.
Natur Als Revolution, 1994
Nachdem sich die Frage nach der Darstellungsintention des Empedokles-Dramas ein Stiick weit klaren liefi, ist es im folgenden unsere Aufgabe, tiber den geistesgeschichtlichen Ort, den Wahrheitsanspruch und die mogliche Aktualitat der dem Trauerspiel zugrundeliegenden »Totalempfindung« Rechenschaft zu geben. Gehen wir dabei nochmals von der im Atna-Sturz-Motiv symbolisierten Urbedeutung des Trauerspiels aus, von jener Ernpfindung und intellektualen Anschauung eines allumfassenden Stirb-und Werde-Zusamrnenhangs, deren Gehalt wir am unmittelbarsten im Hyperionim Abschiedsbrief Diotimas und in den Schlufsworten des Romans-expliziert fanden (s. o. S.7f). Bei der Lektiire dieser Stellen und entsprechender Partien der Empedokles-Tragodie drangt sich, wie bereits vermerkt, der Verdacht auf, daIS die Faktizitat der Todes hier verharmlost wird. In der Tat ist ja im Hyperion einmal vom »sogenannten Tod-die Rede (3,122), und an einer andem Stelle heifit es geradezu: »Sterblichkeit ist Schein« (3,74). Handelt es sich bei dieser vermeintlichen Oberwindung der Sterblichkeit, so kann man fragen, nicht urn eine realitatsfremde Schwarmerei, die fruher oder spater einer schmerzlichen Emtichterung weichen mull? Und gibt Holderlins Romanheld nicht selbst von der Notwendigkeit einer solchen Emtichterung Zeugnis, wenn er auf die Worte »aus dem Bunde der Wesen schwindet der Tod, und Unzertrennlichkeit und ewige Jugend beseeliget, verschonert die Welt« das Eingestandnis folgen lalSt: Auf dieser Hohe steh' ich oft, mein Bellarmin! Aber ein Moment des Besinnens wirft mich herab. Ich denke nach und finde m ich, wie ich zuvor war, allein, mit allen Schmerzen der Sterblichkeit (3,9)?
Die Zwei Himmel, 2017
Es kann und darf keine Überlappung der Sphären von Spiritualität und Wissenschaft geben. Einmal ist es in der Argumentation unsauber, denn es gibt für die Wissenschaft nur materialistische Gründe und für die Spiritualität nur spirituelle. Der einzig legitime Grund einen spirituellen Weg zu gehen ist der spirituelle Ruf, der Sprung in den Glauben, das Abbrechen der Sicherheitsleinen materialistischer Erklärungen. Wir geben uns dem Höheren hin, ganz, wie immer wir es nennen. Wir verzichten auf Definition im wortreichen Geklingel des Materialismus. Wer Erleuchtung kennt, der hat per se keine Worte dafür. Oder wie es bei Lao Tse heißt: Das Tao, das erklärt werden kann, ist nicht das Tao.
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Theologisches Gespräch, 2023
Heinrich Schmidinger; Michael Zichy; edd.: Tod des Subjekts? Poststrukturalis¬mus und christliches Denken. Salzburger theologische Studien 24, Innsbruck – Wien: Tyrolia 2005, 213-242
Studien zur Theologie der Spiritualität, 2019
Die spirituelle Dimension in Coaching und Beratung, 2012
Wegbegleiter für den Nachfolger Christi, 2016
Zeitschrift für Religionswissenschaft, 2005
Karl Baier (Hrsg.): Handbuch Spiritualität. Zugänge, Traditionen, interreligiöse Prozesse. Darmstadt, 2006
Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien, 2015
Elikal Ial'borcales, 2019
Zeitschrift f�r Gerontologie und Geriatrie, 2004
Evangelische Theologie, 2005