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Auf die Straße! Sozialpastoral als Selbstverwirklichung der Kirche

Eine " Kirchenbank auf Reisen " 1 – so etwas hat es in den letzten Jahren in Deutschland an mehreren Orten gegeben: Gemeinden oder pastorale Institutionen lassen eine Kirchenbank durch ihre Stadt oder ihre Dörfer reisen, stellen sie in den öffentlichen Raum, in die Fußgängerzone oder auf den Bahnhofsvorplatz. Meistens verbunden mit dem Angebot, sich auf die Bank zu setzen und das Gespräch zu suchen. Die Kirchenbank als Symbol einer Welt, die normalerweise hinter den Kirchentüren versteckt ist, weihrauchgeschwängert und weltabgewandt, jetzt an einem Ort, an dem man nicht mit ihr rechnet: Verfremdungseffekt und Werbegag, gleichzeitig Info-Stand, Gesprächsangebot und das Signal: Wir gehen aus uns raus, wir sind gar nicht so weltfremd, wie es manchmal aussieht. Die Kirche gehört in den öffentlichen Raum. Nicht alle Menschen werden sich von der Kirchenbank auf Reisen angesprochen fühlen, aus biografischen, ästhetischen oder aus anderen Gründen. Sie scheint mir dennoch ein mögliches Symbol dafür zu sein, wie die Kirche auf die Straße gehen kann, aus sich heraus, mit dem Mut zur Verfremdung und zur Begegnung. Je nachdem, wo diese Bank zu stehen kommt, kann sie auch ein Beispiel für " Sozialpastoral als Selbstverwirklichung der Kirche " sein, wie ich sie heute vorstellen möchte: Als eine Kirche, die aus sich herausgeht. Nach einer ersten Vergewisserung, vor allem anhand aktueller Texte von Papst Franziskus, möchte ich ein biblisches und drei aktuelle Beispiele vorstellen, in denen es auf die Straße geht – in sehr unterschiedlicher Weise. Zuletzt werde ich diese verschiedenen Aspekte systematisch zusammenfassen, um zu zeigen, dass Sozialpastoral kein Sonderfall der Pastoral und kein zusätzliches Arbeitsfeld in der Kirche ist, sondern das Grundprojekt ihrer Selbstverwirklichung.