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Ein praktisches Verständnis von Silben im Deutschen zu entwickeln ist für Lerner japanischer Muttersprache kein leichtes Unterfangen. Die bekannten japanischen Gedichtformate Haiku und Tanka bieten jedoch interessante Möglichkeiten. Für japanische Lerner bietet die, teilweise auch problematische, Gleichsetzung, japanischer Moren mit Silben im Deutschen überraschendes Potenzial. Der Lerner entwickelt im DaF-Unterricht ein praktisch-kognitives Verständnis von Silben vermittels des Schreibens von Haiku und Tanka auf Deutsch. Mit ihren festen Strukturen von 5-7-5 Moren bzw. Ersatzweise Silben (Haiku) und 5-7-5-7-7 (Tanka) bieten diese Gedichte eine gute Ausgangsbasis für die spielerische Manipulation von Sprache – besonders kommunikativer Chunkstrukturen, die integraler Bestandteil des Lehrwerks sind – in einem fest begrenzten Rahmen. Sie ermöglichen somit auch die Annäherung an Silbenstrukturen und erleichtern das Realisieren von Silbengrenzen im Deutschen. Poetische Freiheiten bei der Verkürzung oder Verlängerung von Silben und gesprochensprachliches Einfügen von Modalpartikeln und Pronomina und Klitisierung sind auch und gerade für japanische Anfänger interessante Felder des praktischen Entdeckens und Kennenlernens rhythmischer Strukturen der Zielsprache Deutsch. Insbesondere ermöglichen sie das behutsame aber sukzessive Loslösen von der, besonders die extreme Limitierung des Vokalphoneminventars betreffenden folgenschweren, Repräsentation der phonetisch-phonologischen Realität des Deutschen mittels des japanischen Silbenalphabets katakana. Anhand von Beispielen aus der Unterrichtspraxis werden Grenzen und Möglichkeiten dieses Ansatzes und auch das Potenzial für den Einsatz in anderen ausgangssprachlichen Kontexten illustriert und erörtert.
Il presente contributo analizza alcune caratteristiche temporali di due lingue appartenenti a classi ritmiche diverse: l'italiano (isosillabico) e il tedesco (isoaccentuale). In particolare, si esaminano tre gruppi di parlanti (nativi, non-nativi e bilingui), formulando per i parlanti bilingui due ipotesi contrastanti: i) essi mostrano in tutte e due le lingue un ritmo di tipo 'nativo'; ii) essi parlano con un ritmo 'intermedio' che riflette in ciascuna lingua le caratteristiche dell'altra lingua. I risultati emersi da tre metriche diverse (velocità di eloquio, variabilità delle durate di intervalli vocalici e percentuale degli intervalli sonori) indicano che i bilingui sembrano in effetti collocarsi tra i parlanti nativi e quelli non-nativi, ovvero in una posizione intermedia dello spazio ritmico.
2019
Larisa Schippe! Gesprochenes Rumänisch l. In seinem Beitrag zur Festschrift für Hugo Steger, "einem der wichtigsten Protagonisten der Gesprochenen-Sprache-Forschung" 1 , stellt Rainer Rath die Frage, was aus der Erforschung der deutschen Sprache geworden sei und verweist allein mit dieser Fragestellung auf eine langjährige Forschungstradition in der Germanistik, besonders in Freiburg. Zu den Ergebnissen zählen u.a. das Freiburger Korpus "Texte gesprochener deutscher Standardsprache" und die theoretischen Positionen um die Redekonstellationstypen. Rath kommt schließlich zu der Feststellung, daß es einerseits in den achtziger Jahren eine Fokusverschiebung hin zur Schrift und Schriftlichkeit gegeben habe, und andererseits haben sich bereits "in den siebziger Jahren(...) neue Forschungspbiete entwickelt, die unmittelbar mit gesprochener Sprache zu tun haben". Hier werden dann die Untersuchungen von Therapiegesprächen und zur Interaktion in der Schule, zu Sprache in Institutionen, die linguistischer Erzählforschung und zum ungesteuerten Spracherwerb aufgezählt. Der von Rath mehrfach zitierte Forschungsbericht von Anne Betten (1977/78) weist aus, welche Ergebnisse die germanistische Gesprochene-Sprache-Forschung vorgelegt hat. Schließlich wird auch auf die Diskussion um den Status der GS eingegangen. Stichwortartig sei darauf nur verwiesen: sprachliche Varietät (Coulmas) oder Differenzierungen, die "als Abwahlregularitäten erklärbar sind" (Steger), 3 also die Frage nach der Systemhaftigkeit der Mündlichkeit. Für die Romania legen sich Koch/Oesterreicher in ihrer Darstellung des gesprochenen Französisch, Italienisch und Spanisch auf einen varietätenlinguistischen Ansatz fest und erheben gleichermaßen den Anspruch, einen R. Rath, "Was ist aus der Erforschung der gesprochenen deutschen Sprache geworden? Anmerkungen zur Geschichte eines Wissenschaftsgebietes, in:
Zusammenfassung: Diese Studie geht der Frage nach, in welchem Zusammenhang sprachrhythmische Fähigkeiten mit der Rechtschreibund der Leseleistung stehen. Vierzig Dritt-und Viertklässler absolvierten eine sprachrhythmische Aufgabe, bei der ein Satz ausgewählt werden sollte, dessen Betonungsmuster zu einem vorgegebenen Rhythmus passte. Die Leistungen in dieser Aufgabe korrelierten mit Lesesowie mit Rechtschreibleistungen und insbesondere mit dem Erwerb der Vokallängenmarker. Eine Teilgruppe von 24 Kindern nahm an einer zweiten Aufgabe teil, bei welcher kurze Sätze explizit rhythmisch gesprochen und die dabei entstehenden Rhythmen synchron auf einem Graphiktablett geklopft wurden. Die Leistungen in dieser Aufgabe korrelierten mit Rechtschreib-jedoch nicht mit Leseleistungen. Diese Ergebnisse werden diskutiert im Hinblick auf die verschiedenen sprachrhythmischen Fähigkeiten, die in Rhythmusübungen zur Geltung kommen können und die offenbar von unterschiedlicher Relevanz für die Entwicklung der beiden schriftlichen Modalitäten sein mögen.
This draft paper describes Welsh as a severely endangered network language and refers to its poor health
2002
Bu calismada cocuklarda dil edinimi surecinin ozellikle baslangic safh~si ele alinmistir. Bilindigi gibi cocuklar genellikle 12. aydan itibaren cevrelerindeki cisimleri adlandirmaya ve 12.-20. ay arasindaki -donemde ozellikle nesne isimleri basta olmak uzere bir ya da iki kelimeli ifadeleri uretmeye baslamaktadirlar. Bu surec basta Jean Piaget olmak uzere bir cok arastirmaci tarafindan ele alinllU§, ancak tam ve kesin olarak aciklanamamistir. Bu calismada bu alanda ileri surulen degisik gorus ve kuramlarin cocuklarin dil edinimi surecini ne sekilde acikladigi, ozellikle Piaget'in gelisim psikolojisi cercevesinde ileri surdugu nesne devamliligi ve sembol islevi kavramlari, Erich Lerineberg'in ileri surdugu biyolojik gelismeyle baglantili yiiklasmu, Noam Chomsky'nln uretimsel- donusum dilbilgisi teorisi cercevesinde ileri surdugu gorus, psikolojik yaklasim gibi en temel kuramlarin cocuktaki dil edinim{ olgusunu ne sekilde ele aldigi ozetlenmekte ve bu gorusler cercevesinde...
Improvisation. Kultur- und lebenswissenschaftliche Perspektiven, 2009
Matices en Lenguas Extranjeras, 2007
In diesem Beitrag sollen einige ausgewählte Episoden gezeigt werden, wie im akademischen Deutschunterricht die Sprache schnell und `nachhaltig´ zu lernen ist, wenn die Aufmerksamkeit auf reale Interessensgebiete gelenkt wird, wenn sich die Studierenden mit Themen und Aufgaben konfrontieren, die ihren Hochschulansprüchen gerecht werden wie, und ebenso selbst agieren können: Autonom lernen, authentische Texte bearbeiten und ihr sprachliches Handeln reflektieren. Nach einer allgemeinen Definition werde wenige Beispiele einer praktischen „Immersion“ aufgeführt; es werden aber auch die Schwierigkeiten gezeigt, die beim immersiven Ansatz auftreten. Diese sind keine methodischen Schwierigkeiten, denn eine Methode im praktischen Sinne gibt es nicht, sondern bei einer veränderte Haltung gegenüber dem Lernen und bei den Lernenden; eine Veränderung, die in Deutschkursen auch außerhalb Italiens zu erörtern wäre.
1998
The starting point of this thesis is the unsatisfactory situation concerning the consideration of early language-acquisition from a possible pedagogical point of view: On the one side pedagogics, if it is an theoretical construction as well as an institutional practice concerning language-acquisition, uses the results of an scientific consideration of the phenomenon (collate: theories of language-acquisition from Loch, Oevermann, Göppner, Bittner or the practical concept of Kolonko). On the other side there are also systematical problems within the relation between (formal) education and language, if the concept of education is in the centre of a pedagogical thinking: Proved as an example in the (classical) theory of education of Humboldt, there is a form - substance problem within the consideration of language as a subject of education, there is the problem of the status of consciousness in relation to language and the aspect of a possible outside-determination an alienation of the...
2002
Es ist eigentlich um das Sprechen und Schreiben eine närrische Sache; das rechte Gespräch ist ein bloßes Wortspiel. Der lächerliche Irrtum ist nur zu bewundern, daß die Leute meinen -sie sprächen um der Dinge willen. Gerade das Eigentümliche der Sprache, daß sie sich bloß um sich selbst bekümmert, weiß keiner.
Im Rahmen des vorliegenden Beitrags wird die syntaktische Ebene eines Gesprächs analysiert. Nach einigen Grundgedanken zum Begriff gesprochene Sprache wird in einem zweiten Schritt die kommunikative Situation des zu analysierenden Gesprächs umrissen. Im Anschluss daran werden die syntaktischen Merkmale des Gesprächs genauer untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse vergleichen wir mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen. Im abschließenden Teil ist ein Zusammenhang zwischen unserer Analyse und der bisherigen Forschung gesprochener Sprache herzustellen. Als gesprochene Sprache wollen wir "frei formuliertes, spontanes Sprechen aus nicht gestellten, natürlichen Kommunikationssituationen" (Schank/Schoenthal 1983: 7) verstanden wissen. Das Syntagma gesprochene Sprache evoziert automatisch ein weiteres Syntagma: geschriebene Sprache. Im Zusammenhang damit wird häufig gefragt, ob geschriebene oder gesprochene Sprache den Vorrang hat, ob gesprochene Sprache als Quelle aller möglichen Normabweichungen in der betreffenden Sprache zu betrachten ist und ob geschriebener und gesprochener Sprache ein und dasselbe Sprachsystem zugrunde liegt. Klein (1985) geht davon aus, dass in bestimmten Fällen von zwei verschiedenen Sprachsystemen die Rede sein kann, für das Deutsche trifft das jedoch nicht zu. Obwohl in den Grammatiken üblicherweise eine vor allem an der Schriftsprache orientierte Beschreibung der jeweiligen Sprache angeboten wird, sind sich die Linguisten einig, dass gesprochener Sprache ein besonderer Platz einzuräumen ist (vgl. Saussure 2001; Martinet 1982: 2/14; Klein 1985; Wittmann 2002). Aber erst mit dem Aufkommen der Geräte zur Aufnahme und Wiedergabe der gesprochenen Sprache wurden die technischen Voraussetzungen 1 Philosophische Fakultät in Osijek (Kroatien), E-Mail-Adresse [email protected].
2011
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel ein theoretisches und methodisches Fundament für die Erforschung leiblichen Empfindens am Beispiel des leiblich-affektiven Spracherlebens in einem monolingual habitualisierten Feld zu bilden. Ausgang wird zum einen von der in der Phänomenologie begründeten Theorie der Leiblichkeit Maurice Merleau-Pontys genommen, welche den Leib als das Medium der Wahrnehmung und des Bezugs zur Welt erkennt. Zum anderen wird eine Mehrsprachigkeit von SprecherInnen im Sinne eines versatilen Einsatzes sprachlicher Mittel und somit ein lebensweltlicher Multilingualismus konstatiert. Zusammen mit Letzterem bildet ein habitualisierter Monolingualismus, welcher sich in und durch Sprachideologien einsprachiger Ausrichtung gründet, ein Spannungsfeld, in dem das leibliche Erfahren von Sprache zu betten ist. Das leibliche Erleben ist als ein sinnlich-sinnhafter Entwurf zur Welt zu verstehen, welcher über Strukturen und Funktionen verfügt, und folglich ein aufschlussreiches ...
2017
Schon bei den Besuchen in Italien, dem ‚Land der Integration' in den 1970er Jahren, gab es Diskussionen der deutschen ‚Integrationstouristen' mit den Gastgebern darüber, dass sie die individuellen funktionellen Besonderheiten der neuen Mitschüler in der Klasse zum Thema machten. So wurde z.B. eine Unterrichtseinheit vorgestellt, in der einer Grundschulklasse an Hand der Geschichte eines Raumschiffschwarms, dessen koordinierendes Zentralraumschiff beschädigt wurde, ein Verständnis für die Spastiken ihres Mitschülers gegeben werden sollte, was zu massivem Widerspruch und dem Vorwurf der ‚Stigmatisierung' dieses Schülers führte.
Journal für Psychologie, 2021
In diesem Beitrag wird Bühlers Sprachtheorie vom Standpunkt eines Linguisten gelesen. Einigen noch aktuellen und noch nicht vollständig ausgeschöpften Themen der Sprachtheorie wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt: a) der Kritik am segmentalen phonologischen Modell; b) dem von Bühler benutzten physiognomischem Modell und dem Gesichtspunkt der Gestalt bei der Diskussion der Lautform der Sprache und der damit erneuerten Sicht auf den Begriff der Relevanz; c) der Theorie der zwei Felder und der Kooperation zwischen dem symbolischen und dem deiktischen Feld; d) der Kritik am Argument von der »Armut des Stimulus«; e) der Rolle des Hörers; und f) dem Begriff des »Sprachspiels«.
Emerita, 2006
Lesbisch scheint eine besondere Rolle unter den griechischen Dialekten zu spielen. Einerseits ist es durch eine große Menge epigraphischer Denkmäler bezeugt, andererseits kommt es auch als literarische Varietät in der lyrischen Orginalliteratur von Sappho und Alkaios vor. Diese bis zu einem bestimmten Ausmaß in dem Vernaculardialekt geschriebene Poetik scheint einen großen Einfluß auf die anderen poetischen Werke ausgeübt zu haben, vor allem auf die archaische Dichtung, dann auch auf die hellenistische Periode-vgl. die drei in literarischem Lesbisch verfaßten Idylle des Theokrit-, dann auch auf die römische Literatur, die das äolische Metrum und äolische Motive übernimmt. Die Epigramme von Balbilla, die im lesbischen Dialekt verfaßt sind, bezeugen, daß dieser noch im 2. Jh. nach Christus populär war. Diese ständige Wechselwirkung zwischen epigraphischer und literarischer Tradition hat auch im Lexikon ihren Niederschlag gefunden (vgl. Hodot 1990, Ss. 66-69). Die Quellen des Lesbischen umfassen zunächst 500 Dialektinschriften, die vom 7. Jh. vor bis zum 3. Jh. n.Chr. bezeugt sind. Sie stammen aus den Gebieten von Lesbos (Mytilene, Methymna, Eressos, Antissa), Nesos, Tenedos und aus der äolischen Region Kleinasiens, z.B. aus Assos, Kyme oder Myrina. Archaische Inschriften sind äußerst selten, sie tragen aber ohnehin wenig zur Lösung von Fragen des Lexikons bei 1. Die Mehrheit der Dokumente stammt aus dem Zeitraum zwischen dem 3. und 2. Jh. v.Chr. und aus der römischen Periode (464 Dokumente von der Gesamtzahl von 524; vgl. Hodot 1990, S. 18). Es ist mithin zu vermuten, daß man immer mit der Möglichkeit eines Einflusses der koin» zu rechnen hat, und die Dokumente aus der Kaiserzeit bieten Formen, die als Ergebnis archaisierender Tendenzen zu Hadrians Zeiten angesehen werden können. Die Dialektismen scheinen eher Zeugnisse einer Stilisierung nach dem literarischen Dialekt zu sein und sollten nicht als Zeugnisse der lingua uernacula jener Zeit betrachtet werden (Hodot 1990, S. 19). Bei der Beschreibung von verschiedenen griechischen Dialekten wurde die lexikalische Ebene oft beiseite gelassen. Das lexikalische Material, das in den epigraphischen Quellen, in der Anthroponymie und in den Glossen vorliegt, hat kaum die ihm gebührende Beachtung gefunden. Das liegt zum Teil daran, daß die meisten der in den Inschriften belegten Formen nur als "normale griechische Wörter" zu betrachten sind, bei denen nur die Phonetik und seltener die Morphologie ihren dialektalen Charakter erkennen läßt. Es scheint aber, daß das Studium der dialektalen Lexik speziell zur Erläuterung der interdialektalen Beziehungen und sogar der Herkunft der griechischen Dialekte beitragen kann,
Sprach-Spiel-Kunst, 2019
Sprach-Spiel-Kunst im Dialog Wort-und Sprachspiel als seriöses Thema? Verbreitung und Popularität von Wort-und Sprachspielen in der Alltagskommunikation können als unbestritten gelten: Sie erscheinen bei schlagfertigen Repliken in der Alltagskommunikation und sind ein wichtiges Gestaltungsmittel bei privaten Festreden. Kinder entdecken im Zuge des Spracherwerbs die Materialität von Sprache, spielen mit Klängen und Strukturen und erfreuen sich an der Manipulation und Verfremdung bekannter Wörter. Bereits auf dem Schulhof und bei Kindergeburtstagen versprechen das Erzählen von Witzen und der Austausch von Sprachspielen Unterhaltung und Anerkennung. Ebenso gewährt im Erwachsenenalter die Gewandtheit im sprachlichen Ausdruck einschließlich der souveränen Beherrschung spielerischer Verfahren und ihrem angemessenen Einsatz sozialen Erfolg. Die Liste von möglichen Begegnungsorten mit Wort-und Sprachspiel in privaten Kontexten ließe sich noch lange fortsetzen. Darüber hinaus sind Wort-und Sprachspiele auch ein Teil des öffentlichen Lebens. Sie sind in neuen Medien und in neu entstandenen Textsorten und Diskurstraditionen wie etwa Twitter, der Chatkommunikation oder Internet-Memes ein wichtiges Gestaltungsmittel, das virale Wirkung entfalten kann. Ebenso werden Wortund Sprachspiele in der Werbung und Presse vielfach angetroffen, wo sie die Aufmerksamkeit von Leserinnen und Lesern, Zuhörerinnen und Zuhörern erregen und die Memorierung der Botschaften verbessern können. Neben klassischen Printmedien und elektronischen Medien ist die große Präsenz von Wortspielen in sprachlichen Landschaften 1 zu erwähnen, in denen Wortspiele-über Werbeplakate und andere Werbebotschaften (die Bäckertüte, ausliegende Flyer usw.) sowie andere Manifestationen von Schrift im öffentlichen Raum (etwa wortspielerische Graffitibotschaften)-allgegenwärtig sind. Ebenso kann an Werbung im Fernsehen und Radio gedacht werden, wo spielerische Verfahren darüber hinaus auch anderweitig anzutreffen sind (beispielsweise, um Botschaften wie Staunachrichten im Radio interessanter zu machen). Ein großer und sehr vielseitiger Bereich ist schließlich die Verwendung von Wortspielen in künstlerischen Kontexten-etwa in der Literatur im Allgemeinen, wo sie häufig als 1 Vgl. die neu entstandene Forschungsrichtung, die sich mit Manifestationen von Schrift im öffentlichen Raum-den Linguistic Landscapes-befasst (vgl. Landry und Bourhis 1997; Auer 2010). 2 Die genaue Entstehung dieses "Festtags" konnte nicht vollständig geklärt werden; häufig wird die Einführung dem Cartoonisten und Blogger Bastian Melnyk zugeschrieben und auf das Jahr 2009 datiert (vgl. https://www.kuriose-feiertage.de/tag-der-schlechten-wortspiele/, letzter Zugriff am 12.08.2018). 3 Anzumerken ist, dass das französische Wort calembour, das die Ausgangsform des deutschen Wortes darstellt, keine entsprechende negativ-wertende Dimension aufweist. 4 Wissenschaftliches Netzwerk WI 3826/1-1, vgl. wortspiel.uni-trier.de (letzter Zugriff am 12.08.2018). Das Projekt sieht als Arbeitssprachen neben dem Deutschen auch das Englische und Französische vor.
Die Erscheinungen der Sprache bieten sich dem Menschen in einer schier unerschöpflichen Fülle und Mannigfaltigkeit. Sie zu erforschen, bleibt ein immer lohnendes, wenn auch in Generationen nie zu Ende gehendes Bemühen. (Meier, 1967, S. VII) Vorwort Anlässlich Deines 60. Geburtstages möchte ich Dir zu Deinem nie zu Ende gehenden Bemühen, Sprache mannigfaltig zu erforschen, gratulieren. Dieser Beitrag ist Dir gewidmet, mit der daran angeknüpften Bitte, dass Du weiterhin bei der Analyse der unerschöpflichen Fülle der Sprache aktiv bleibst! Einleitung Das Bemühen, die Erscheinungen der Sprache in ihrer Vielfalt zu verstehen und zu beschreiben oder ansatzweise zu erklären, ist in der Tat ein nie zu Ende gehendes Forschungsunternehmen. Denn über Generationen, d.h. über die Lebensspanne ('life span'), ist eine andauernde Veränderung des Wortschatzes bei jedem Menschen zu erwarten. In diesem Sinne lohnt sich die Erforschung sprachlicher Veränderungen hinsichtlich einer Erweiterung oder auch eines Abbaus des Lexikons im Generationenvergleich aus verschiedenen Perspektiven.
Von den Werken der Sprache, 2015
Und sieh! und sieh! an weißer Wand Da kam's hervor wie Menschenhand. Und schrieb und schrieb an weißer Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. Wenn Gott dem Belsazar eine Botschaft zukommen lassen will, warum schickt er dann eine Hand, die Buchstaben schreibt, die der König und all seine Weisen nicht deuten können? Zur Zeit des Belsazar war die Schrift schon lange erfunden, aber wenig gebräuchlich, und wir ahnen in der Geschichte etwas von dem Besonderen, Geheimnisvollen, Mächtigen, das ihr anhaftet. Etwas aufschreiben, heißt nicht einfach, etwas Gesprochenes in eine andere Erscheinungsform überführen. Es gibt der Mitteilung und dem Mitgeteilten einen andern Status. Sprechen und Hören sind dem Menschen selbstverständlich; sie kommen so selbstverständlich wie die Fähigkeit, aufrecht zu gehen. Die Schrift hat sich der Mensch ausgedacht. Etwas Geschriebenes hervorzubringen, ist eine Kunst, die er lernen muß und die nicht jeder beherrscht. Eine Kunst ist auch die Deutung des Geschriebenen: sie ist uns nicht von Natur aus gegeben, und in der Geschichte von Belsazar beherrscht sie nur der Prophet. Die Schrift macht das Ausgedrückte unabhängig von dem, der es ausgedrückt haben wollte: es ist nun einfach da, wenn auch nicht jedem zugänglich; es hat eine objektive Existenz gewonnen. Das Aufgeschriebene ist nicht flüchtig wie "Schall und Rauch"; es bleibt erhalten und hat eine andere Kraft und Verbindlichkeit als das gesprochene Wort. Die Sprachwissenschaftler haben ein merkwürdiges Verhältnis zur Schrift und zur geschriebenen Sprache. Sie sehen sie zumeist als etwas Abgeleitetes an. Der eigentliche Gegenstand der Sprachwissenschaft ist die gesprochene Sprachedas Verhältnis von Laut zu Bedeutung und die Eigenschaften der mündlichen Kommunikation. Die Schrift ist lediglich ein Substitut für die Laute, dessen Erforschung nicht uninteressant, aber doch von nachgeordneter Bedeutung ist. Dazu steht in bemerkenswertem Gegensatz, daß die konkrete Erforschung der Sprache, abgesehen von der Phonetik, weitgehend von Vorstellungen bestimmt ist, die sich aus der geschriebenen Sprache herleiten. Fast alle uns bekannten Grammatiken sind Grammatiken der geschriebenen Sprache; sie orientieren sich am Sprachgebrauch "der besten Schriftsteller" oder auch neuerdings weniger guter. Selbst wo sich die Sprachwissenschaft der Erforschung gesprochener Sprache zuwendet, arbeitet sie -meist ganz selbstverständlich und unbewußtmit Begriffen und Kategorien, die der Betrachtung geschriebener Sprache entstammen. Dies hat viele Gründe, von denen der wichtigste sicher ist, daß man die gesprochene Sprache viel schlechter betrachten kann. Die geschriebene Sprache Wolfgang K folgt ontogenetisch und phylogenetisch der geschriebenen nach, aber sie geht ihr als Objekt der wissenschaftlichen Untersuchung voraus. Man kann die Schrift und die geschriebene Sprache unter zwei ganz verschiedenen Aspekten betrachten -zum einen nach ihren strukturellen und funktionalen Eigenschaften, zum andern nach ihrer Bedeutung für eine Gesellschaft und für den Einzelnen. Die erste Perspektive wird meist von Linguisten und Psycholinguisten eingenommen, die zweite von Soziologen, Ethnologen und Pädagogen. Die Beiträge dieses Hefts durchbrechen diese Arbeitsteilung: es sind Beiträge von Linguisten, die sich aber weniger mit strukturellen Aspekten der geschriebenen Sprache befassen als mit der Schriftlichkeit -mit der Bedeutung, die Schrift, Verschriftlichung und geschriebene Sprache für die Gesellschaft haben. Dabei spielen allerdings strukturelle Eigenschaften der Sprache eine größere Rolle als in ähnlichen Untersuchungen von Soziologen und Ethnologen. Drei der Beiträge sind historisch; sie umspannen ein Jahrtausend deutscher Sprachgeschichtevom Beginn der deutschen Schriftsprache bei Otfried (Günther) über das ausgehende Mittelalter (Maas) bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Knoop). Umrahmt werden sie von zwei systematischen Beiträgen (Klein und Coulmas). Das vorliegende Heft ist eine Art Gegenstück zum vorausgehenden "Lesenhistorisch". Aber ebensowenig wie Schreiben und Lesen symmetrisch sind, ist es die Forschung auf diesen beiden Gebieten. Dies und einige Zufälligkeiten sind die Gründe dafür, daß sich die beiden Hefte nur teilweise entsprechen. Zwei Beiträge (Günther und Knoop) sind auf einer Tagung der Reimers-Stiftung (Bad Homburg) vorgetragen worden. Ich möchte mich bei Brigitte Schlieben-Lange und bei Florian Coulmas für ihre Unterstützung bedanken. Der Schreibtisch, an dem ich dies schreibe, ist alt, und als ich ihn gekauft habe, fand ich ein paar Briefe darin, die sich unter einer Lade verklemmt hatten, Liebesbriefe von einer Frau an einen Mann, der nicht der ihre war, in einer Schrift, die zeigt, daß sie sicher nicht viel geschrieben hat. Ich habe sie verbrannt, nachdem ich zwei davon gelesen hatte. Nichts ist schlimmer als die Schrift, die uns die banalen aber lebendigen Gefühle tot bewahrt.
Reihe Berichte aus der Kommunikationstechnik
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