Georg Zoëga und Christian Gottlob Heyne

2020

Orbis Litterarum, 1967

In der Abhandlung))Die unmittelbaren erotischen Stadien oder das Musikalisch-Erotischecr, die sich in Smen Kierkegaards Roman))Entweder-Odercc unter den Papieren des Asthetikers A. befindet, taucht der Name Hotho drei-ma1 auf. In dieser Analyse der Don Juan-Gestalt als Idee, so wie sie in Mozarts Oper zum Ausdruck koinmt, ist Hotho der einzige Interpret der Oper, auf den Bezug genommen wird. Allerdings Iasst sich A. auf eine breitere Debatte mit Hotho nicht ein. Es bleibt bei periphiren Fragen. A. ist vie1 zu stark davon beansprucht, auf eigenen Wegen zu seinem Ziel zu gelangen, als dass er sich auf grossere prinzipielle Diskussionen mit anderen einlassen konnte. Er hat reichlich damit zu tun, sein spekulatives, logisch-historisches Gebaude urn den vergotterten mozartschen Don Juan zu errichten. A. erforscht in diesem Aufsatz den vor-reflektierten Zustand des asthetischen Stadiums, indem er sich an dessen mythisch wohl reinsten Vertreter, Don Juan, wendet. Wenn auch Hotho in Kierkegaards Text keine grossere Rolle spielt, so fragt sich doch, ob er nicht zu dessen Entstehen in starkerem MaPe beigetragen hat, als dies ohne weiteres ersichtlich ist. Der Autor, urn den es sich hier handelt, ist Dr. H. G. Hotho, und sein Buch, das uns in diesem Zusammenhang interessiert, nennt sich nVorstudien fur Leben und Kunstcr und \var 1835 erschienen. Hotho, um etwa zehn Jahre alter als Kierkegaard, ist uns heute hauptsachlich als Herausgeber von Hegels))Vorlesungen uber Asthetik(r, die 1835 in drei Banden veroffentlich wurden, bekannt. Sein Fach war Kunstgeschichte, doch galt sein besonderes Interesse den literarischen Aspekten der Kunstgeschichte und den Bereichen der asthetischen Theorie, die den Ausblick auf die Dichtung offneten. Hotho hielt sich bis ins letzte an das philosophische System seines Lehrers und Freundes Hegel und gab sich nicht damit ab, dessen Ideen u eiterzuentwickeln. Hothos spezielles

Jüdische Religionsphilosophie als Apologie des Mosaismus, 2016

Meine Überlegungen zum Thema der Schüler-Lehrer Beziehung zwischen Rosenzweig und Cohen beschäftigen sich mit Rosenzweigs Deutung Cohens im Licht seiner eignen, d.h. der rosenzweigschen, Bildungsgeschichte und deren Folgen. Was hier zur Sprache kommt, ist die Tatsache, dass Rosenzweigs phantasievoller Versuch, Cohen für das Zeitalter des „neuen Denkens“ einzunehmen, eigentlich den gegenteiligen Effekt hatte, dass Cohen weitgehend zum alten Eisen gelegt wurde. Rosenzweig, der die Philosophie des Philosophen einmal als die „einer Lebensanschauung entsprechende Weltanschauung“ bezeichnet hat, verstand Hermann Cohen als jemanden, der mithilfe eines immer vorwärts drängenden Denkens seine Weltanschauung langsam aber sicher der ihm ursprünglich angemessenen und nur zeitweilig in jugendlichem Überschwang oder aufgrund einer vorübergehenden Verblendung verdrängten Lebensanschauung wieder annäherte, wobei allerdings auch der letzte literarische Ausdruck dieser Annäherung noch an der Blässe der philosophischen Diktion krankte, die der Philosoph nicht ganz überwinden konnte.

Christian Gottlob Heyne. Werk und Leistung nach zweihundert Jahren, 2014

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Am Hofe von Urbino, an dem Baldessare Castigliones Buch Il Cortegiano (Der Hofmann) spielt, war die "schöne Lüge" erlaubt und gehörte zum gesellschaftlichen Spiel. Der "freie Herr Knigge" verbietet sich und anderen auch noch die barmherzige Lüge und schon gar die Schmeichelei. Der moderne Mensch geht über diese Verpflichtung zur Wahrheit noch hinaus, indem er unter dem Banner der "Ehrlichkeit" seiner Rücksichtslosigkeit freien Lauf lässt. "Die höfische Lüge war ein buntes Kleid, die moralische Wahrheit immerhin noch ein Korsett, die psychologische Ehrlichkeit ist jenseits aller Mode."

Arnold Zweig und Magnus Hirschfeld (Berlin und Palästina), 2023

The poet Arnold Zweig and the sexologist Magnus Hirschfeld, two German-Jewish atheists, are compared in their views on the emancipation of Jews and homosexuals in the 20th century. Without knowing about each other, the two visited Palestine in 1932, where they grappled with Zionism and the idea of a Jewish state. Zweigʼs reflections on Palestine are expressed in his 1932 novel »De Vriendt kehrt heim,« while Hirschfeldʼs »Weltreise eines Sexualforschers,« published in 1933 in Swiss exile, formulated his ambivalent, ultimately negative attitude toward Zionism. Zweig lived and worked in Palestine, despite all his reservations, until the founding of the State of Israel. Hirschfeld, who was almost twenty years older, died in France in 1935. Hirschfeldʼs lifelong fight against the persecution of homosexuals was supported by Zweig in many ways, but in the last decades of Zweigʼs life, as a member of the Jewish community in East Berlin, he almost completely faded into the background of his cultural-political activities.

2014

In den naiven Wandfresken des im Juni 1990 frei gelegten Bunkers der SS-Fahrbereitschaft der Reichskanzlei in Berlin stilisiert der unbekannte Künstler SS-Männer als militärische und sportliche Helden. 1 Dabei war die Verknüpfung sportlichen und militärischen Heldentums keine Erfindung der SS. Sie gehörte spätestens seit dem Ersten Weltkrieg zum Repertoire der bürgerlichen Sportbewegung. Wenn es im Folgenden um zwei Sportler, Soldaten und Helden bei den Schutzstaffeln der NSDAP geht, erscheint es sinnvoll zunächst den nationalsozialistischen Heldenbegriff zu konkretisieren. Im Anschluss werde ich kurz auf die Rolle des Sports im Allgemeinen und die des Leistungssports in der SS im Besonderen eingehen. 2 lm Zentrum der Betrachtung sollen jedoch Reinhard Heydrich und Hermann Fegelein stehen. Beide sind bisher überwiegend durch ihre politischen und militärischen Funktionen im Nationalsozialismus bekannt. Heydrich der insbesondere aufgrund seiner Mittäterschaft bei der so genannten .,Endlösung der Judenfrage" in die Geschichtsschreibung einging, hatte seit 1931 den Sicherheitsdienst in der SS aufgebaut und nach 1933 die Leitung der Bayrischen Politischen Polizei übernommen. 1936 wurde 1 Vgl. Kernd'L (1997). Wandbilder im FabrerbWlker auf dem Gelände der ehemaligen Neuen Reicbskanzlei, Berlin-Mitte. In Ley and Scboeps Hrsg.) Der Nationalsozialismus als politische Religion. Bodenheim b. Mainz. 2 Bei der Thematik des SS-Sports handelt es sieb um ein Desiderat der ForscbWlg. Bi her vor allem: Bernett. (1983). Der Weg des Sports in die nationalsozialistische Diktatur. Die Entstehung des Deutschen (Nationalsozialistischen) Reichsbundes for Leibesübungen. Schorndorf: K.

Johannes Trithemius (1462-1516). Abt und Büchersammler, Humanist und Geschichtsschreiber (Publikationen aus dem Kolleg "Mittelalter und frühe Neuzeit", 4), hg. von K. Arnold – F. Fuchs, Würzburg 2019, 97-119 , 2019