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Seit der mehr oder weniger zufälligen Entdeckung der Spiegel-Neuronen in den 90er Jahren (vgl. Rizzolatti et. al. 1996) ist das Interesse an der einschlägigen Forschung stark gestiegen. In seinem kritischen Artikel Against Empathy: Critical Theory and the Social Brain spricht Slaby sogar von einem Empathy Boom (unveröffentlicht, S. 6). Der Grund dafür ist, dass Experimente an Primaten gezeigt haben, dass motorische Neuronen auf zweierlei Weise aktiviert werden: Zum einen, wenn das Tier selbst eine bestimmte Bewegung ausführte, und zum anderen, wenn das Tier die Bewegung beobachtete. Dieselbe Funktion wurde beim Menschen festgestellt. Das heißt, wenn wir eine Bewegung beobachten, betrachten wir diese nicht nur "von außen", sondern wir erleben diese Bewegung gewissermaßen "von innen" mit (vgl. Gallese und Goldman, 1998). 2 Somit scheinen die Spiegel-Neuronen nur ein altes philosophisches Problem wieder ins Leben gerufen zu haben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Theorie der Einfühlung von Theodor Lipps, die einen großen Einfluss auf die Ästhetik ausübte und nach langer Zeit der Vergessenheit und Diskreditierung heute wieder eine gewisse Aktualität erlangt hat (vgl. Stueber 2006 und Curtis/ Koch 2008).
Die Evolution der Empathie, 2013
Evolution der Empathie Ein Essay Zusammenfassung: Befunde aus der Verhaltensforschung, der Säuglings-und Kleinkindforschung, der Bindungstheorie und der Entwicklungspsychologie, zeigen, dass die menschliche Fähigkeit des wechselseitigen Verständnisses und der Kooperation auf den empathischen Fähigkeiten der Säugetiere aufbaut. Innerhalb der Primaten nehmen diese Fähigkeiten mit steigender Intelligenz zu und ermöglichen immer komplexere Formen sozialer Interaktionen. Im Vergleich zu Menschenaffen kommt beim Menschen eine besondere Form sozialer Kognition hinzu, die seine spezielle Art zu lernen, zu lehren und zu kooperieren ermöglicht. Während Empathie ausschliesslich auf den anderen gerichtet ist, geht es auf dieser höchsten Stufe auch darum, sich über den eigenen psychischen Zustand Klarheit zu verschaffen, um, von sich selbst auf den anderen schliessend, in Beziehung zu treten. Diese Fähigkeit zu mentalisieren bildet die Grundlage für das menschliche Sozialleben und die daraus entstandene Kultur. Ein sich auf Ergebnisse der Evolutions-und Verhaltensbiologie stützendes Verständnis der Empathie eröffnet wichtige Erkenntnisse für den psychotherapeutischen Prozess, die im Bereich der Gegenübertragung und der Supervision zum Tragen kommen.
cultura & psyché
ZusammenfassungDie Empathie zählt zu den paradigmatischen Untersuchungsgebieten der Psychologie. Im zeitgenössischen Diskurs macht sich dennoch vermehrt ein Bewusstsein breit, dass die geschichtliche Aufarbeitung des Empathiediskurses mangelhaft ist, was sich auch heutzutage noch in theoretischen Engpässen bemerkbar macht. Die vorliegende Untersuchung stellt einige historische Hintergründe bereit und nimmt Einteilungen vor, die den Empathiediskurs überschaubar machen sollen. Zunächst wird die Begriffsgeschichte von der „Einfühlung“ über „empathy“ hin zu der „Empathie“ betrachtet. Anschließend wird die Ideengeschichte in eine vorgeschichtliche Betrachtung der Romantik und des britischen Empirismus, eine geschichtliche Betrachtung von Vischers Ästhetik und Lipps Psychologie und eine zeitgenössische Betrachtung von Theorie‑, Simulations‑, Hybriden- und phänomenologischen Theorien untergliedert und entwickelt.
Zunächst einige eher historische Anmerkungen: Empathie ist als Begriff aus den USA nach Europa zurückgekehrt, nachdem -Anfang des 20. Jahrhunderts -Lipps (1907) Begriff der Einfühlung in den USA mit "empathy" übersetzt worden war. Einfühlung wurde zwar schon sehr viel früher als Begriff benutzt, jedoch selten auf diese frühe Quelle zurückgeführt. Es war Johann Gottfried Herder, der bereits Ende des 18. Jahrhunderts in seinem Werk Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit von Einfühlung sprach ). Bei ihm ging es um das Verstehen fremder Kulturen. Wir sind in der Lage zu verstehen, warum Menschen so leben, wie sie leben, auch wenn sie anders sind als wir und selbst wenn wir ihnen gegenüber Hassgefühle empfinden oder sie verurteilen. Diese Möglichkeit setzt die Existenz eines Vermögens voraus, das Herder Einfühlung nannte. Herder hat auch erstmals nachdrücklich deutlich gemacht, dass das Bedürfnis, einer menschlichen Gemeinschaft anzugehören, ein menschliches Grundbedürfnis ist und genauso stark wie das Bedürfnis nach Essen, Trinken, Wärme und Sicherheit. Er war dabei entschieden antinational und antiimperialistisch. Er erkannte Menschenrechte als universal an -im Gegensatz zu einem kulturrelativistischen Standpunkt. Interessanterweise ist 2010 eine Art update von Herder erschienen, und zwar in Form Jeremy Rifkins Die empathische Zivilisation. Dort wird die Frage gestellt, ob es möglich sei, dass Menschen ein vollkommen anderes, nämlich ein empathisches Wesen haben und dass alle anderen als primäre Triebe angesehenen Charakterzüge wie Aggressivität, Gewalttätigkeit, Egoismus und Habgier sekundäre Triebe sind, deren Ursprung in der Unterdrückung unseres -empathischen -Wesens liegt. Empathie Im Vergleich zu traditionellen Vorstellungen in der Psychoanalyse als Ein-Personen-Psychologie -alles spielt sich im individuellen seelischen Innenleben ab -nimmt die relationale Psychoanalyse die Position einer Zwei-Personen-Psychologie ein, das heißt, man versteht sämtliche psychischen Phänomene als interpersonal, abhängig von den jeweils 1 interagierenden Partnern. In der Intersubjektivitätstheorie wird diese Sichtweise durch den Begriff des Kontextuellen erweitert. Damit ist die Kontextabhängigkeit jedes psychischen Phänomens im Individuum gemeint.
T. Breyer (Hrsg.), Grenzen der Empathie, 2013
Hinter dem Ausdruck ‚Empathie' verbirgt sich ein schillernder Begriff mit einer nicht minder schillernden Begriffsgeschichte. 1 Als Rückübersetzung aus dem Englischen breitet er sich seit dem Ende der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der deutschen Alltagssprache aus und hat den älteren Ausdruck ‚Einfühlung' weitestgehend abgelöst . Allerdings hat der Begriff auf dem Umweg über das Englische neue Konnotationen hinzugewonnen. Längst steht ‚Empathie' nicht mehr ausschließlich für das innere Nachvollziehen der Gefühle, das Lipps (1907) in seiner Einfühlungstheorie beschrieben hat. Längst umfasst Empathie auch mehr als die direkte Erfahrung des Anderen wie sie etwa ) und Scheler (1923 in kritischer Auseinandersetzung mit Lipps zu fassen versuchten. Wird ein Mensch als empathisch bezeichnet, so ist in der alltagsüblichen Verwendung vielmehr gemeint, dass er feinfühlig mit Anderen umzugehen vermag. Während sich Einfühlung also noch deutlich als epistemischer Begriff zu erkennen gab, beschreibt der heutige Empathiebegriff auch ein -äußerst positiv konnotiertes -Verhalten gegenüber anderen Personen.
Zeitschrift für philosophische Forschung, 2013
Feministische Studien, 1993
Person, 2000
In diesem Artikel befasse ich mich mit dem empathischen Verstehen von Personen in ihrer konkreten Arbeitssituation oder in ihrer beruflichen Umwelt, sei es als Einzelperson, als Team oder als gesamte Organisation. Ich bin der Überzeugung, dass dieses empathische Verstehen ein zentraler Punkt ist, der Veränderungsprozesse in Supervisionen ermöglicht und in Gang setzt. Empathie ist sicher nicht die einzige "Methode", die zu Veränderungen führt, aber gerade aus klientenzentrierter Sicht scheint mir dieser Zugang zur realen Wirklichkeit von Personen und Organisationen ein entscheidender zu sein. Die Empathie ist zudem eine Form des Verstehens, die mir persönlich wahrscheinlich am nächsten ist. Vorab eine kurze Begriffsbestimmung durch Carl R. Rogers (1959a, 37): Der Zustand der Empathie oder des Empathisch-Seins bedeutet, "den inneren Bezugsrahmen eines anderen möglichst exakt wahrzunehmen mit allen emotionalen Komponenten und Bedeutungen, gerade so, als ob man die andere Person wäre, jedoch ohne jemals die ‚Als-ob-Position' aufzugeben." Folgende Punkte sollen deutlich werden: 1. Supervision zielt immer auf den ganzen Menschen in seiner Beziehung zur konkreten Arbeitswelt ab und nicht nur auf bestimmte, für den Arbeitsprozess wichtige Anteile des Menschen, so wie ja auch Psychotherapie immer auf den ganzen Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt abzielt. 2. Empathisches Verstehen meint in der Supervision immer den Menschen und seinen inneren Bezugsrahmen sowie das Verstehen über die Entstehungsbedingungen dieses inneren Bezugsrahmens und ebenso die Bedingungen seiner aktuellen Aufrechterhaltung unter besonderer Berücksichtigung der momentanen Arbeitswelt und der sich daraus ergebenden Wechselwirkung. 3. Empathisches Verstehen in der Supervision heißt immer auch ein Verstehen der konkreten Arbeitswelt und deren Entstehungsbedingungen, in Abhängigkeit von den Personen, die diese Arbeitswelt gestalten. 4. Um dieses Verstehen zu ermöglichen, empfiehlt sich ein Vorgehen "von außen nach innen". 5. Empathisches Verstandenwerden leitet einen Veränderungsprozess -im Sinne eines Entwicklungsprozesses -bei der konkreten Person ein. 6. Das System, das Team, die Organisation, die gesamte Arbeitswelt beginnt sich zu verändern, wenn sich die konkreten Personen verändern. 1. Supervision zielt immer auf den ganzen Menschen in seiner Beziehung zur konkreten Arbeitswelt ab und nicht nur auf bestimmte, für den Arbeitsprozess wichtige Anteile des Menschen, so wie ja auch Psychotherapie immer auf den ganzen Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt abzielt. Manchmal wird man als Supervisor mit psychotherapeutischer Grundausbildung mit dem Vorwurf konfrontiert, dass man einen zu "subjektivistischen Blickwinkel" in der Supervision habe, dass man das Verständnis der Person über das Verständnis der Organisation oder des Systems stelle. Aus meiner Sicht ist dieser Vorwurf insofern nicht berechtigt, als gerade Psychotherapeuten wissen, dass wirkliches empathisches Verstehen einer Person immer nur dann möglich ist, wenn man diese Person in ihrem phänomenalen Feld begreift. Karl Sommer (1992,
Orthopädie & Rheuma
Ein "neues", universelles Heilmittel mit fantastischen Eigenschaften macht gerade von sich reden. Es hilft bei praktisch allen Krank heiten, hat keine Nebenwirkungen und kostet nichts. Die Droge verbessert das Arzt-Patienten-Verhältnis, schützt den Arzt vor Haftungsklagen und erspart sinnlose Behandlungskosten. Bekannt ist das Mittel schon seit der Antike. Jetzt belegt auch die Forschung seine Wirksamkeit: Es geht um die ärztliche Empathie. E motionale Kompetenz ist das Fundament ärztlicher Tätigkeit. Entscheidend dabei ist die Empathie, die Fähigkeit, emotional teilzunehmen und dies dem Patienten verbal oder nonverbal zu zeigen. Für solche Gespräche braucht man Zeit. Doch die wird für Ärzte immer knapper-mit ernsten Konsequenzen: Das Fundament des Vertrauens zwischen Arzt und Patient bekommt Risse. Zerrüttetes Vertrauen Dieser Vertrauensverlust ist nicht nur hypothetisch, sonst müsste die kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nicht mit einer 2013 lancierten, teuren Imagekampagne das ins Wanken geratene Vertrauen zur Institution Arzt wieder ins Lot bringen. TV-Spots, Plakate und Flyer versichern, dass sich der Arzt in erster Linie nur um seine Patienten kümmert. Wirklich? Dass überhaupt so eine Kampagne
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includes English Chapter summaries, 2013
Breyer, T. & Hussain, S.T. 2014, Empathie. In: Jüttemann, G. (ed.), Entwicklungen der Menschheit. Humanwissenschaft in der Perspektive der Integration. Pabst Science Publishers: Lengerich, 257-264.
In: Schmetkamp, S. and Zorn, M. (eds.), Variationen des Mitfühlens. Empathie in Musik, Literatur, Film und Sprache, Steinmeier, 2018
Gregor Maria Schubert, Johann Süß und Kenneth Hujer (Hg.): Das Andere Kino. Texte zur Zukunft des Kinos, 2021
Feministische Studien , 1993
soziales_kapital, 2012
Feministische Studien, 2004