Academia.eduAcademia.edu

IFB-Rezension zu Carl Schmitt, Glossarium

EDITION 16-3 Glossarium : Aufzeichnungen aus den Jahren 1947 bis 1958 / Carl Schmitt. -Erw., berichtigte und kommentierte Neuausg. / hrsg. von Gerd Giesler und Martin Tielke. -Berlin : Duncker & Humblot, 2015. -XIII, 557 S. : Ill. ; 24 cm. -ISBN 978-3-428-14486-0 : EUR 69.90 [#4367] Die erste Veröffentlichung des Glossariums von Carl Schmitt im Jahre 1991 war damals eine Sensation. Denn die Nachkriegsaufzeichnungen von Schmitt erlaubten einen erstaunlich unverstellten Blick auf einen Autor, der sich selbst gern in verrätselnder Form der Öffentlichkeit und seinen Freunden präsentierte und undurchsichtig erscheinen wollte, was wiederum für manche Irritationen von anderer Seite führte. 1 Schmitts Persönlichkeit mußte irritierend wirken. Denn neben manchen scharfsichtigen Einsichten stand sein Jammern über seine Situation, aber auch eine nachhaltige antisemitische Einstellung, die sein Denken prägte und in jenen Aufzeichnungen immer wieder zum Vorschein kam (Belege dafür erspare ich mir hier). Schmitt etwa, um nur diese eine Stelle zu zitieren, hielt sich für einen auf die Straße geworfenen deutschen Rechtslehrer, der zugleich als solcher eine Illustration zu einem Ausspruch Schillers von 1795 darstellte, die da lautete: "Man wird in andern Weltteilen in dem Neger die Menschheit ehren und in Europa sie in dem Denker schänden." Schmitt bezog das auf sich und meinte, man habe die Menschheit in ihm geschändet -was nur noch dadurch überboten wird, daß Schmitt dann gleich noch Goethe anführt (S. 287). In der früheren Ausgabe des Tagebuchs waren indes zahlreiche Lese-und Druckfehler (auch bei griechisch geschriebenen Wörtern) enthalten, die die Edition insgesamt nicht hinreichend zuverlässig machten. Außerdem war die frühere Edition nicht vollständig, weil deren Editor gemeint hatte, in den letzten Heften eine abnehmende Qualität wahrnehmen zu können; eine Einschätzung, die von den Editoren der nun vorgelegten Ausgabe nicht geteilt 1 Siehe auch Ex captivitate salus : Erfahrungen der Zeit