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Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf, Niederösterreich

2006, Rebay, K. C. 2006. Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf, Niederösterreich. Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie 135. Bonn: Habelt.

Abstract

Das nahezu vierhundert Bestattungen umfassende früheisenzeitliche Gräberfeld von Statzendorf wurde in mehreren Kampagnen am Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Richard Pittioni hat für eine Untergruppe der osthallstättischen Kalenderbergkultur nach diesem und einem anderen bedeutenden Gräberfeld schon 1937 den Begriff Typus Statzendorf-Gemeinlebarn eingeführt. Wenn diese Untergliederung heute, so auch im vorliegendem Werk, umstritten ist, hat der Fundplatz in der Fachwelt doch immer größtes Interesse erweckt. Man erwartete sich von einer Auswertung vor allem eine präzisere zeitliche Umschreibung und bessere Einblicke in die Sozialstrukturen und Fernbeziehungen der Kalenderbergkultur. Dies umso mehr, als die Grabungsdokumentation von Statzendorf weitgehend verlässlich ist und zusammen mit dem reichen Fundmaterial eine viel versprechende Auswertung erwarten ließ. Allerdings waren vom Statzendorfer Gräberfeld bisher nur wenige Grabinventare näher bekannt, und diese bei weitem auch nicht durchgehend graphisch erfasst worden. Mehrere Anläufe zur Bearbeitung scheiterten an dem enormen Umfang der Grabbeigaben (rund 2500 Einzelstücke) und der Aufbewahrung in vier verschiedenen Sammlungen. Dazu kam, dass viele ursprünglich restaurierten Tongefässe wieder zerfallen waren und einer neuerlichen Präparation bedurften, um gezeichnet werden zu können. Um den großen Arbeitsaufwand für eine Gräberfeldvorlage zu bewältigen, war ein finanziertes Forschungsprojekt erforderlich. Im Oktober 1997 genehmigte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit einer großzügigen Unterstützung das von mir beantragte Projekt (P 12520). Damit konnte eine systematische Untersuchung und Auswertung des Fundstoffes ermöglicht werden. Diese Bearbeitung hat nun Katharina Rebay in sehr umsichtiger und kritischer Form im Rahmen ihrer Dissertation vorgenommen. Von großem Wert sind ihre dafür gewählten modernen Methoden der statistischen Auswertung, die zu detaillierten Aufschlüssen in kulturellen, chronologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen geführt haben. Da unsere bisherigen Kenntnisse von Gräberfeldstrukturen der frühen und älteren Hallstattzeit im nordalpinen Gebiet noch recht bruchstückhaft sind, bilden die nun aus Statzendorf gewonnenen Ergebnisse einen beachtlichen Fortschritt. Bis zu einem bestimmten Grad hilft dieses Wissen auch, die Welt der damals Lebenden zu erkennen und zu verstehen. Und dies ist ja auch eines der wichtigsten Ziele der Urgeschichtsforschung. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass die veröffentlichte Arbeit einen Meilenstein in der Erforschung der östlichen Hallstattkultur darstellen wird.